Da ich so einen netten Thread mit Genesungswünsche gefunden habe, hier einmal ein ausführlicher Bericht, wie es zu dem Abbruch der
Südkorea/Japantourkam.
Die Tour stand für mich ohnehin nicht unter einem gutem Stern. Mein 95 jähriger Opa schwächelte schon sehr heftig, so dass ich in Asien täglich mit einem vorzeitigen Reiseabbruch rechnete.
Währen der Tour war soweit alles in Ordnung. Ich passte auf Grund meiner Erfahrungen immer schön auf wo ich hintrete und dass ich mich nicht blöderweise verletzte. So versorgte ich mich auch gleich, mit dem ultimativen
Vekoma und Asien Coaster Schutzkosten, womit mir kein SLC oder Schulterbügel etwas anhaben konnte:
Hello Kitty und der Krack
Am Tag 11 sollte es jedoch anders kommen. Noch am morgen kuschelte ich im Harmonyland mit Hallo Kitty
als es dann in den Kijima Amusent Park ging. Dort erlebte ich den ersten Holz Coaster Japans, der auch mit einer der größten Anlagen dieser Art ist. Der von
Intamin gebaute Coaster fuhr sich sehr rau, so ließ ich meine Hände auch brav unten und konnte unverletzt aussteigen.
Im Park gab es dann noch diesen Super Splash:
Eine normale Anlage konnte man meinen, die ich wegen dem Wetter und mangelnder Lust auf Nässe erst einmal ausgelassen hatte. Doch nach dem Essen entdecken wir dort die recht lustig aussehenden Boote. Da sich Japaner nämlich nicht gerne nass machen, wurden die Boote mit Plexiglas komplett verkleidet.
So entschieden wir Warmduscher uns spontan auf eine Fahrt mit der Bahn.
Komischerweise hatte ich auf Grund der offensichtlichen "Entschärfung" der Bahn so gut wie keinen Respekt vor der Gefahr. Wir stiegen total unangespannt ins Boot, eine Flasche Eistee wollte der RideOp mir noch nicht einmal abnehmen. Den doch recht breiten Haltebügel der Bahn zogen wir gar nicht richtig an, da neben mir Gregor saß, der meine, dass dies wohl fest genug war. Auch dieser "Dummeit" zog ich keine Wichtigkeit zu.
Ich fand das Boot so ulkig, dass ich auf der ganzen Fahrt nur Bilder machte, dadurch hatte ich die Hände auch nicht wirklich an dem Haltebügel.
Gregor, schau ruhig weg!
Brav Christoph, so sitzt man richtig!
oder so:
Nimm die Kamera weg!
Das Boot fuhr den Lifthill hinauf, fuhr eine Runde nach rechts und dann ging es auf die Abfahrt. Juhuuuu, ahhhhhhh, KRACK!
Das Boot fuhr derart tief ins Wasser, dass der Speed binnen eines Augenblicks fast auf 3-5 Km/h gebremst wurde. Mein Oberkörper prallte ungebremst auf den ca 15 cm entfernten Haltebügel, mir war dann sofort klar, dass ich mir eine heftige Verletzung eingefangen hatte.
Dirk kommt nicht hoch und raus aus dem Bett Meyoukey
Wir waren dann noch einige Stunden im Park, die Schmerzen wurden nach und nach immer heftiger. Wir hatten ja dann noch einen Bustransfer in ein anderes Hotel, hier war ein anheben meines Gepäcks schon nicht mehr möglich, ich konnte es gerade noch ziehen. Auf dem Zimmer legte ich mich dann auf das Bett. Einmal schaffte ich es alleine hochzukommen, anschließend nicht mehr. Tim musste mich wie einen alten Mann wieder zurückfalten, die Schmerzen waren kaum auszuhalten.
Hier entschied ich mich, ein Krankenhaus aufzusuchen. Wir haben die japanische Reiseleiterin aus dem Bett geklingelt und so fuhren wir zu dritt dann ins Krankenhaus.
Der Arzt ließ nicht lange auf sich warten und diagnostizierte sehr schnell eine Verletzung der Rippenmuskulatur. Ein Röntgen stellte er mir zur Wahl, dabei erwähnte er jedoch die Tatsache, dass Therapie und Diagnose ohnehin gleich sind, egal was auf dem Bild herauskäme. Dann stellte die Reiseleiterin die schreckliche Frage an den Arzt, ob ich denn den Trip mit Achterbahnen weiterführen könnte. Dies verneinte der Arzt ganz klar, er stellte mir ein Attest aus, dass mir das tägliche Koffertragen und Achterbahnfahren nicht mehr zumutbar ist und das war es dann. Wir überlegten dann noch ca 1 Stunde, ob ich den Trip nun weiter durchführen sollte oder ob ich abbreche. Ich habe mich dann sehr schnell zum Abbruch entschieden, mit diesen Schmwerzen macht es einfach keinen Spass und anderen beim Achterbahnfahren zusehen ist auch eher eine Qual.
Japanische Tastaturen und gehessige Polizisten:
Im Hotel dann angekommen begab ich mich ins nächste Internetcafe, um dort nach Rückflugmöglichkeiten zu suchen. Ich hatte recht schnell einen Flug gefunden, dieser sollte 8 Stunden später vom 90 Kilometer entfernten Flughafen losgehen. Erst nach Osaka und dann mit der Lufthansa zurück nach Frankfurt. Buchen konnte ich diesen jedoch nicht, da die japanischen Tastaturen eine richtige Übertragung meiner Kreditkartendaten wohl nicht ermöglichen wollten. So war Volker so nett, mir via Telefon diesen 2200,00 Euro teuren Flug einzubuchen.
Damit Tim wenigstens ein wenig Schlaf bekommen sollte entschloss ich mich, schon direkt zum Flughafen zu fahren. Ich dachte, ich könnte mich dort bis zum Abflug aufhalten. Nach 90 Minuten und 20.000 YEN weniger, kam ich dann am Flughafen an. Der Taxifahrer lud mein Gepäck aus und nun stand ich da. Die große Türe zum Flughafengebäude blieb jedoch geschlossen. Ich drehte mich rum und ein japanischer Polizeiwagen machte mir mir klar, dass er etwas von mir wollte. Die beiden Polizisten stiegen aus und fragten mich, was ich denn dort wollte. Ich zeigte mein Ticket vor und durfte mir anhören, dass der Flughafen erst ab 6 Uhr öffnen würde. Die Polizisten deuteten mit einem Fingerzeig auf meine Kurze Hose noch an, dass es wohl sehr kalt werden könnte und zeigten mir den Weg zur EINZIGSTEN Bank in diesem Bereich.
Dann fuhren sie weg.
HALLO, NIEMAND DAAA?
Naggisch am Airport und tiefes Verbeugen
Da diese Bereich wirklich Menschenleer war, (ein Bereich so groß wie der Vorfahrbereich vom Flughafen Frankfurt) zog ich mir mitten auf der Gasse erst einmal eine lange Hose an. Wie ich die nächsten Stunden herumbekommen habe, weiß ich nicht mehr, mein iPhone hat geholfen.
Dann, ab ca 5:45 Uhr erwachte der Airport zum leben. Nicht zu glauben, aber ab 6 Uhr war es ein ganz normaler Flughafen mit richtig viel Betrieb, ich begab mich ins warme und taute auch langsam auf.
Nun ging es ans einchecken. Ich musste ja erst einmal einen StarAlliance Flug mir der ANA hinter mich bringen. Beim Einchecken versuchte ich ein kostenloses Upgrate zu bekommen und pokerte ein wenig mich dem Arztbrief und meinem Verband um die Brust. Man hatte dort auch Verständniss, jedoch konnte man mir keinen besseren Platz anbieten. Warum, war mir 2 Stunden später klar, als ich die 2 motorige Propellermaschine erblickte.
Richtig niedlich war jedoch der Empfang der Passagiere an dem Flugzeug. Als der Bus vorfuhr, standen dort die Piloten und die Crew sowie alle anderen Mitarbeiter die sonst um eine Maschine herumwuscheln in einer Reihe und verbeugten sich freundlich. Das nenne ich einen Empfang.
Als die Maschine dann rückwärtz Richtung Rollfeld gepusht wurde ein ähnliches Bild. Die Mitarbeiter auf dem Rollfeld standen in einer Reihe zusammen und winkten zum Abschíed, bis wir´außer Sichtweite waren. Der Flug nach Osaka war schnell und kurzweilig, auch weil mir mein japanischer Sitznachbar die Zeit mit Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg und den deutschen Erlebnissen verkürzte. Er erzählte dabei auch, dass Japaner nicht so gerne in Frankfurt ab dem Gate B29 abfliegen, da es sie an den Atombombenabwurf der Amerikaner erinnert.
Osaka und ein Dirk steht auf dem Gang:
In Osaka ging es dann zum CheckIn bei Lufthansa. Auch hier hatte ich wenig Erfolg auf einen besseren Platz, war die Maschine doch komplett ausgebucht. Aber immerhin eine nette Maschine:
Angekommen an Bord versuchte ich dann doch noch einen Anlauf. Ich fragte direkt nach dem verantwortlichen Perser an Bord, stellte mich diesem freundlich vor und änderte meine Taktik. Ich erwähnte, dass ich die Reise auf Grund eines Unfalles abbrechen musste und er doch schon jetzt bitte den Kollegen Bescheid gibt, dass ich mich wohl lange Zeit im Stehen aufhalten werde. Ich sagte ich kann wohl kaum richtig bequem und entlastend sitzen und sie sollen also über den "Rumsteher" nicht verärgert sein.
Ca. 10 Minuten später kam der Herr dann zu mir und gab mir einen Zettel "Ich habe hier ihre neue Sitzplatznummer, 4B Herr Lather, gute Besserung und angenehmen Flug. In der Buissenes Class auf den schönen in 180 Arten verstellbaren Sitzen und tausendgang-Menu war der Flug dann doch erstaunlich angenehm. Danke Lufthansa, meine Wahl auf einen deutschen Rückflug war wohl richtig.
Taxi nach Hause oder die blöden Gepäckwagen:
Angekommen in Deutschland ging es dann zum Gepäckabholen. Ich kam mir vor wie ein alter Opa als ich mich sagen hörte: "junger Mann, können sie mir bitte mal kurz helfen, ich bekommen die Wagen hier nicht auseinander". Hier hatte ich mir der kaputten Rippe keine ´Chance.
Mein Koffer kam relativ zeitig an und nach 5 Metern neben dem Band herlaufen, hatte ich diesen auch runter vom Band. Nach wiederum 30 Sekunden war der Koffer dann auf dem Gepäckwagen und ich rollte am Zoll vorbei. Meinen vorbereiteten Spruch am Zoll "8 Stäbchen und 3 gebrochene Rippen" konnte ich leider nicht bringen und rollte Richtung Taxi.
"Das kost aber extra" schallte mir der Taxifahrer entgegen, als ich ihn fragte ob er mir den Koffer eine Etage nach oben bringen könnte. "Wo solls überhaupt hingehen" fragte er dann. Ich antwortete "ins ca 75 Euro entfernte Wehrheim, aber nicht mit ihnen. Ich stieg dann in das Taxi hinter ihm ein und genoss seinen blöden Blick. Ich wünschte ihm heimlich eine Fahrt zum 8 Euro entfernten Airport Hotel und formulierte dann meine Frage an den verdutzt schauenden neuen Taxifahrer anders. "Guten Tag, ich muss nach Wehrheim bei Usingen, habe aber leider eine gebrochene Rippe, währe es evtl. möglich dass sie mir meinen Koffer eine Etage nach oben tragen, ich kann es leider nicht selbst".
"Sehr gerne, natürlich" meinte der Taxifahrer und brachte mich gut nach Hause. Dort erwartete mich ein herzerweichender Brief meiner Kids und von Christina, der mich total aufbaute. Man bot mir sämtliche Hilfe an und bedauerte meinen Reiseabbruch ganz herzlich. Richtig mitgelitten haben die Kids, total süß. Christina hatte im Geschäft auch alles im Griff und bot lieb an, den Japan Trip mit ihr dann im nächsten Jahr abzuschließen.
Ab zum Arzt Teil 1 und Irnonie des Schicksals.
Am nächsten Morgen wollte ich einfach nur noch zum Arzt. Nach langem aufstehen fuhr ich gegen 7 Uhr los, um rechtzeitig da zu sein. Doch auf der Fahrt erreichte mich ein Anruf meiner Mutter. "Du Dirk, wo bist du? Auf dem Weg nach Bad Homburg? Gut, dann komme doch bitte zu Opa, er ist vor 2 Stunden friedlich eingeschlafen. Ihr glaubt nicht wie wertvoll es war, in diesem Moment bei und für meine Familie da zu sein und Abschied nehmen zu können, dies wäre ohne meinen Unfall nicht möglich gewesen. Die Reise hätte spätestens jetzt sein Ende gehabt.
Ab zum Arzt Teil 2:
Ich bin dann heute morgen zum Arzt und habe mein Gerippe röntgen lassen, es bestätigte sich eine Fraktur von 2 und die Prellung vin weiteren Rippen.
Als Therapie gibt es nun reichlich Schmerzmittel und der Rat, mich natürlich außerhalb von Sport und schwerem Heben so gut wie normal zu bewegen. Das versuche ich nun also, indem ich euch diesen Bericht schreibe.
Mein Gemütszustand ist total aus dem Ruder, ich bin wegen Opa natürlich traurig, bin aber auch glücklich das ich hier war, bin wütend über meine Dummheit mit dem Unfall, bin leer und habe teils zu nicht mehr Lust. Aber dieser für mich überraschende Post mit den Wünschen hat mich aber auch aufgebaut. Das wird also schon.
Danke auch an Tim, der mich wirklich lieb betreut hat in Japan und der mich ähnlich wie wir mit Cloud an dem ECC Trip weiter teilhaben lässt.
Bis denne,
LG Dirk
liebe Grüße,
Dirk
Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, daß man sie ignoriert.
(Aldous Huxley, engl. Schriftsteller und Kritiker, 1894-1963)