Tagebuch einer Coastertour, Ausgabe China 2013
Dieses Tagebuch ist anders als die bisherigen. Natürlich haben wir unsere wirren Gedanken nach den Parktagen wieder auf altmodischem Zellstofffilz in Notizblockform festgehalten und auch die gezeigten Bilder sind nicht wirklich Fotos, sondern geknipste Momentaufnahmen, bei denen wir das Mittel des Stehenbleibens zur Erhöhung der Ablichtungsqualität strikt ablehnen, wenn der nächste Coaster lockt.
Dennoch, wir hatten diesmal nicht stundenlange Autofahrten, sondern nur relativ kurze Fahrten im Bus zur Verfügung, unser Computer ist nach dem Abtippen der Zeilen zwischenzeitlich zusammengebrochen (ohne eine digitale Sicherheitskopie des Getippten zu haben) und mußte eingesandt werden und auch der onride Editor hat uns viele graue Haare gekostet.
Im übrigen ist China sowieso anders. In vielerlei Hinsicht. Nehmt euch viel Zeit und laßt euch überraschen.
29.07.2013
Es geht wieder los, diesmal zuerst Richtung Osten!
Diese Reise wird uns nicht nur coastertechnisch, sondern auch kulinarisch weiterbringen! Eine erste Kostprobe erfahren wir beim Zwischenstop in Dubai. Kamelmilchschokolade, Safran in allen mögichen Verpackungsformen, XXL-Zimtstangen und alle erdenklichen und unerdenklichen Gewürzmischungen regen unseren Appetit an. Hier treffen wir auch auf die ersten Mitglieder des
European Coaster Club, der diese Reise organisiert hat.
30.07.2013
Ankunft in Hongkong
Bei der Ankunft in Hongkong bekommt Anita erstmal eine vermeintliche Pistole zwischen die Augen gehalten, die sich jedoch als Fieberthermometer herausstellt. H5N1 und H7N9 machen's möglich. Abends machen wir nicht nur Bekanntschaft mit weiteren Mitreisenden, sondern auch mit unserer ersten Nudelsuppe und mit dem wirklich leckeren Tsing Tao Bier.
Wir können es nicht fassen, wir sind in Hongkong!
01.07.2013
China hat seine eigenen Gesetze. Die Jacke zieht man beim Betreten und nicht beim Verlassen eines Gebäudes an. Regenschirme werden aufgespannt, wenn die Sonne scheint, zum Frühstück isst man gedämpften Reis, Misosuppe, Wan Tans und Dim Sums und so werden wir noch im Laufe des Tages unsere manifestierten Coastergrundsätze über den Haufen werfen.
Ein würdiges Frühstück für den Beginn einer Chinatour
Disneyland Hongkong - Disney baut geile Achterbahnen!
Heute wir ein schrecklicher Tag werden! Wir besuchen Disney, ergo werden wir uns mit horrenden Wartezeiten, quengelnden Kindern, drängelnden Eltern und fürchterlichen Achterbahn herumplagen müssen! So denken wir zumindest bis kurz vor Betreten des Parks.
Disney. Viele Menschen. Werden wir genauso viel wenig Spaß haben wie bei unseren bisherigen Parkbesuchen aus dem Hause der erfolgreichen Maus?
Sonnen- und Regenschutz in einem. Ein Schirm ist hier doppelt gut.
Im Park angekommen verlaufen sich die überwiegend beschirmten Menschenmassen. Wir können daher nicht nur nach 5 Minuten Wartezeit den
RC Racer, sondern auch nach gleicher Zeitspanne den
Big Thunder Mountain Runaway Minetrain Cars fahren. Und sind völlig von den Socken! Was für eine geile Bahn!
Der beste Coaster im Park: Big Grizzly Mountain Runaway Mine Cars
Trotz der Angst, doch noch durch eine Zweibeinerflut in die Ein-Stunden-Plus Wartezeit gedrängt zu werden, schließen wir eine weitere Fahrt auf diesem völlig überraschenden Coaster an. Und nicht nur
Mystic Manor ist ein Knaller,
Space Mountain ist es auch. Und zwar gleich 15mal! Die Singleriderqueue macht es möglich.
Der beste Darkride, den wir kennen, zumindest aus dem Bereich der Belustigungsdunkelfahrten ohne Brillen- und Waffenzwang.
Was für uns als Coasterpärchen eigentlich ein No-Go ist, nutzen wir hier zu Verhaltensforschungszwecken. Während Anita sich Schrei- und Jauchzduelle mit chinesischen Familienvätern liefert, wundere ich mich über das Coasterverhalten der weiblichen Vertreter dieser Landsleute.
Auf einer von einer Familienmutter begleiteten Fahrt auf
Space Mountain kann es dem europäischen Ohr passieren, dass es zunächst eine halbe Minute lang stark beschallt wird, um anschließend Stille zu vernehmen. Ein Blick zur Seite offenbart den Hintergrund: Die Angst hat überhand- und die Dame des Hauses für den Rest der Fahrt die aus Flugsicherheitsbelehrungen bekannte Absturzhaltung eingenommen. Die Hände gehen vorne an die Griffstange und der Kopf wird so weit wie möglich zwischen die Knie eingeklemmt. Am Ende der Fahrt lachen sie aber trotzdem.
Man scheint hier derartige Achterbahnen eben nicht gewohnt zu sein. Nicht umsonst steht am Eingang der Bahn ein Parkmitarbeiter und ruft im Zwanzigsekundentakt die magische Erklärung in sein Mikrofon: "
High-Speed Rollercoaster inside!"
Der beste Coaster im Park: Space Mountain
Gerne würden wir noch eine Fahrt auf der Bärenbergachterbahn absolvieren, aber eine Taifunwarnung der Stufe drei zwingt uns zurück in den Weltallberg wo wir uns Runde um Runde um Runde bis zum unvermeidlichen Abschied aufhalten.
Gimpfahrten des Tages: Big Grizzly Mountain Runaway Mine Cars, Space Mountain, Mystic Manor
02.07.2013
Während wir in der Rush Hour mitten in Hongkong feststecken, erklärt uns Justin (unser Reiseführer), dass wir heute ein vom Park straff durchorganisiertes Programm zu absolvieren haben.
Ocean Park - Fluch oder Segen?
Im Eingangsbereich des Parks erhalten wir alle ein VIP-Bändchen und eine Beschreibung aller Attraktion samt Tagesagenda und als wir nach dem Gruppenfoto losmarschieren, werden wir nicht mal frei über unsere Austretzeiten verfügen können. Die Kulisse ist atemberaubend, während die Füße des Ocean Parks direkt ins Meer reichen, thronen auf dem Gipfel in gefühlten hunderten Metern gleich mehrere wunderbare Stahlkrönchen.
Wären wir hier als Mitglieder des Freundeskreises Roll- und Fahrtreppen e.V. so wäre dies "The Capital of Escalators". Doch zum Gipfel des bodenlosen Achterbahnspasses geht es gar nicht auf berollten Stufen, sondern im drei Jahre jungen Tunnel, dessen Zug sich samt Station aus Jule Vernes'
20.000 Meilen unter dem Meer materialisiert zu haben scheint. Kaum haben wir Käpt'n Nemos Gefährt verlassen, freuen wir uns auf eine Fahrt im Haarsträuber.
Hair Raiser, der erste "große" Coaster
Keine Ahnung, was der Coaster mit einem macht. Bei Nicole werden tatsächlich die Haare gehoben, bei den anderen Fahrgästen scheint dies mit irgendwelchen körpereigenen Substanzen zu geschehen, den Gesichtsausdrücken nach zu urteilen.
Und hier ist es abermals die fantastische Aussicht, die diesen Fahrspaß zu etwas ganz besonderem macht. Gerne hätten wir uns hier den gesamten Vormittag die Haare zu Berge gecoastert, doch unsere beiden süßen Parkvorturnerinnen drängen uns zu den weiteren Programmpunkten.
Sie ist süß, sie hält mir den Schirm, aber ... sie bringt uns nicht schnell genug zum nächsten Coaster!
Dieser Park trägt seinen Namen wirklich zu Recht!
Der Park lädt uns zu einem Mittagessen mit vier Gängen und dem halben Management ein. Salat, Chefingenieurgespräche, Suppe, Zukunftsplanungen, Lachs oder Steak, CEO-Begrüßung, warme Schokoladentorte, Fotoshooting mit den Parkmaskottchen und dazu reichlich Getränke sind die Zutaten für ein gelungenes, aber für unseren Geschmack viel zu ausgedehntes 5-Sterne-Mahl.
Am Nachmittag punktet der rostfarbene
Minetrain nicht nur mit seiner herausragenden Aussicht, sondern auch mit verblüffend gutem Fahrkomfort. Der quietschbunte Arrowlooper schafft es dagegen auf den vorletzten Platz der bisherigen Tour Top Ten und wir sind immerhin schon neun Bahnen gefahren!
Besser als erwartet, ...
... der Minetrain.
Hübscher lackiert als erwartet, fährt sich aber genauso wie erwartet.
Abends erkunden wir nicht nur den nahegelegenen 7-eleven, sondern auch einheimisches Bierzubehör in Snackform.
Interessante Snacks im 7-eleven, die sauer eingelegten Hühnerfüsse sind uns allerdings zu interessant. Wir werden sie daher nicht probieren.
Lecker hingegen sind die an Hotelbar zum Getränk gereichten getrockneten und geschredderten Tintenfische!
Gimpfahrten des Tages: Hair Raiser, Mine Train
03.07.2013
Zhongshan Park- Endlich China!
Litschi und andere exotische Bäume säumen den Weg durch eine wunderschöne Parkanlage, die uns nach dem Aussteigen aus dem Tourbus vom ersten Kleinpark der Tour trennt. Dort angekommen kämpft sich unsere Tourleitung zunächst durch den scheinbar undurchdringlichen Ticketdschungel.
Nach Erhalt von dünnen und wenig bedruckten Papierzettelchen steht nichts mehr zwischen uns und unserer ersten Fahrt auf einem drehenden Goldenen Pferd. Von Ferne gleichen die Wagen den Exemplaren der Münchener Brückenbauer auf's Haar.
Spinning Coaster vom Golden Horse
Beim Einsteigen offenbaren sich jedoch kleine Unterschiede: Der Bügel öffnet sich nur gefühlte fünf Zentimeter und das Hauptrückhaltesystem ist ein Dreipunktegurt für jeden Passagier, daher reicht für die Sicherung des Schoßbügels eine einfache Kette. Die Fahrt selbst ist entgegen aller Befürchtungen recht spaßig.
Das Drachencoasteroval kann dieses Belustigungsniveau bei weitem nicht halten. Die mit großem Abstand beste Lachflashinduktionsmaschine ist der Tagada. Dieses Exemplar stupst die Mitfahrer nicht nur am höchsten Punkt dieses Rundgummisofas, sondern auch links und rechts. So wird die Hälfte aller aufgenommenen Frühstückskalorien schon bei einer einzigen Fahrt auf diesem Spielzeug für erwachsene Kinder aus Europa verbrannt.
Tagada, das hüpfende Sofa hat einen Haufen europäischer und amerikanischer Erwachsener wieder in das Kindesalter versetzt.
Auch sonst gibt es hier viele Attraktionen, die uns so noch nicht bekannt waren.
Interaktives Karussel für Kinder. Aus dem Vulkan in der Mitte werden Tischtennisbälle geblasen und der Nachwuchs kann, sollte oder muß -je nach Erziehungsstil- möglichst viele davon mit dem Kescher (nicht im Bild, wohl aber in der Hand des Kindes) auffangen.
4D-Kino. Ist bestimmt das Beste seiner Art. Wir haben es trotzdem nicht besucht.
Die beiden Onriderinnen haben hier auf diesem motorisch betriebenen 3D-Rhönrad ihren zweiten Lachflash des Tages
Zeit für eine Ballerfahrt durch den Dschungel.
Tomb Raider meets Bambi
Qiushuishan Park - Leichte Schläge auf den Hinterkopf...
Der zweite Park des Tages steht im Hinterhof des gleichnamigen Hotels. Als Achterbahnfans steuern wir natürlich als erstes den "Rollercoaster made in China" an. Äußerlich wirkt er wie eine schlechte Kopie eines Arrowloopers. Fahrtechnisch ist er eine gute Kopie dieser Kategorie Achterbahn mit üppigem Radspiel. Auch die zweite Bahn, diesmal vom Typ Oval mit Kleinstinnenhelix, kann uns nicht wirklich überzeugen.
Rollercoaster made in China (das steht übrigens sogar seitlich auf den Wagen geschrieben)
Das Highlight ist hier ein interaktiver Autoskooter mit Bestrafungsmechanik. Die kreisrunden Wagen mit Platz für zwei Personen besitzen neben je einem Pedal für Vor- und Rückwärtsfahrt und einem natürlich unentbehrlichem Lenkrad vor allen Dingen über den Sitzen angebrachte Schaumstoffhämmer. Außerdem sind eine Laserwaffe, Ziele an Bug und Heck und Punktezähler vorhanden.
Autoscooterfahrzeug mit Bewaffnung und Erfolgs- und Mißerfolgszähler
Wird die 5-minütige Fahrt gestartet, so gibt es bei jedem Treffer Punkte auf's Gutkonto. Wird man selbst getroffen, so zählt nicht nur der Getroffenzähler hoch, sondern man wird auch mittels leichter Schläge auf den Hinterkopf an die Notwendigkeit der besseren Defensive erinnert. Hammer!
Malcolm zeigt uns hier, was passiert, wenn man getroffen wird.
Beschwingt durch die Begummihämmerung wagen wir noch eine Fahrt auf dem Starflyer made in China.
Starflyer aus dem Hause Nanfang Amusement machen genauso viel Spaß wie die in unseren Gefilden bekannten Kettenhochflugkarussels.
East Lake Park - Alles wie vorher
Der dritte und letzte Kleinpark bietet ein sehr ähnliches Portfolio wie seine beiden heutigen Vorgänger. Ohne exotische Ausreißer sind die zwei Stunden Aufenthalt mehr als ausreichend, um neben der mit chinesischer Musik beschallten Hochtretbahn auch das Riesenrad zu fahren. So bleibt uns noch Zeit, auf der in 5 Minuten Fußmarschentfernung befindlichen Sommerrodelbahn eine nicht ganz unfallfreie Gemeinschaftsrunde zu drehen.
Zu viert hintereinander mit Bremser vorweg, so wird das nie unsere neue Lieblingsrodelbahn
Auf dem Weg zum Bus werde ich noch von einem jungen Paar angesprochen und es ist zunächst nicht ganz klar, was die beiden so aufgeregt von mir wollen. Nach einer kurzen Hand- und Fußkommunikation stellt sich heraus, dass die süße Chinesin gerne mit mir fotografiert werden möchte. Wahrscheinlich möchte sie ihren Freundinnen zeigen, dass sie den größten Europäer der Welt getroffen hat. Wir wissen es nicht.
Gimpfahrt des Tages: Laser Bumper Cars
04.07.2013
Long Feng Villa Video Resort - Heirate mich!
Willkommen im Hochzeitspark! Dieses Resort dient in erster Linie eheschließungswütigen chinesischen Männchen und Weibchen als Hintergrundkulisse kaum gekünstelter Beweisfotos des schönsten Tags ihres Lebens. Den Weg zum Freizeitparkteil säumen schrullige Schlösser, schlappe Sonnenblumenfelder, kitschige Kutschen und Büsche mit angedengelten Plastikkirschbaumzweigen und -blüten gleichen Materials.
Willkommen im kitschig-bunten Hochzeitspark!
Hier lächelt man in erster Linie für die Kamera.
Der Freizeitpark ist eher von der Sorte, die man nicht heiraten möchte. Sehr lustig ist jedoch die hier beheimatete Dschungelmaus, sozusagen eine Chinakopie oder -interpretation einer Herschellmaus.
Jungle Mouse inklusive schön grünem Setting
Ähnlichkeiten zu lebenden oder gezeichneten Figuren sind rein zufällig ...
Allein geht es auf die Reise ...
... aber nach absolvierter Fahrt möchten wir zwar den Ausgang nutzen, jedoch nicht gleich ins Ausland geliefert werden! Es ist doch schön hier in China!
Toll finden wir bei dieser schienengebundenen Spitzenattraktion die in Griffweite befindlichen Litschis und Mangos, die hier omnipräsent sind. Auch direkt am Stamm wachsende Jackfruits finden sich hier. So sehr es uns reizt, Früchte zu essen und zu pflücken trauen wir uns nicht, denn genau dies wird mit der Zahlung von 200 Yuan bestraft. Oder mit 200 Peitschenhieben. Aber vielleicht bekommt man auch erst ab dem Genuss von 200 Früchten Bauchschmerzen oder einen Bräutigam. Wir wissen es nicht. Das Einzige für uns auf den in den Bäumen hängenden Schildern Entzifferbare ist die Zahl 200.
Das sieht interessant aus, ist aber erstens ziemlich weit vom eigentlichen Park entfernt und zweitens nach Auskunft unzuverlässiger Quellen geschlossen.
Den Top Spin made in China probieren zwei unserer Mitreisenden aus. Schlechte Idee! Das Ding rotiert dermaßen, dass der Magen von Steve eben genau das auch macht. Im Bus.
Knight Valley - Honey, I shrunk the Bruno
Es steht der Besuch des bisher zweitbesten Parks an. Zumindest wenn man zu der schon genannten Fraktion der Fahrtreppenfreunde gehört. Aus der Tatsache, dass wir Powered Coaster nicht zu den countbaren Achterbahnen zählen, lässt sich schon erahnen, dass wir nicht zur Fangemeinde der motorisch bewegten Hügelerklimmungserleichterungsmaschinen zählen. Wir sind ausschließlich wegen des Holzes hier!
Justin erklärt vorab, dass
Wood Coaster nicht täglich in Betrieb sei und so sind wir umso erleichterter, als wir den Zug über den wunderschön in den Hang bebauten Track rasen sehen. Prima, dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis wir den größten aller GCIs befahren können!
Hier geht's lang!
Wir sind fast am Ziel!
Denkste! Mit sehr enttäuschtem Gesichtsausdruck kommt uns Bjoern vom Ausgang entgegen und verkündet, dass diese Bahn nur Passagiere bis zu einer Maximalgröße von 1,90 Meter aufnimmt und er nicht fahren durfte. Ich liege drei Zentimeter oberhalb dieser magischen Grenze und nach Bjoerns Aussage wird nicht nur genau hingesehen, sondern auch im Zweifelsfall nachgemessen. Anita kann förmlich riechen, wie meine enthusiastische Vorfreude in latente Unentspanntheit umschlägt.
Aber wir sind nicht 11000km geflogen, um uns jetzt hier kampflos geschlagen zu geben! Also muss eine Strategie her! Da das objektive Verringern der Körperlänge ohne dauerhafte Entstellungen nicht möglich ist, versuchen wir zumindest die subjektive Körpergröße den Einsteigregeln anzupassen.
Während Anita sich also größtmöglich und langgestreckt zum Zug bewegt, verzichte ich auf jegliche Körperspannung und versuche, mich als menschlicher Mäander dem heißbegehrten Sofa auf Rollen zu nähern.
Dort angekommen schauen wir ängstlich zu, wie die strengen Ride Ops Messopfer aus der Queue herauspicken. Dirk und ein weiterer Mitfahrer müssen sich an die mit Filzstift auf Holz gekritzelte Messskala stellen. Beide werden mit dem Prädikat "Ausreichende Kürze" versehen und entgehen somit der Ausmusterung.
Hiermit startet die zweite Selektionsphase, denn nicht nur die Körpergröße muss in genau definierte Ober- und Untergrenzen passen, auch das Alter ist in beide Richtungen relevant. Während ich noch im Zickzack zwischen die Gatter gefaltet bin, schätzen die Europäerunerfahrenen Ride Ops ein mitreisendes Pärchen älter als die zugelassenen 55 Jahre ein und wollen sie des Bahnhofs verweisen.
An dieser Stelle interveniert unser Reiseleiter vehement und schafft es schließlich trotz Sprachinkompatibilität, dass jetzt alle in den Zug einsteigen dürfen. Die Fahrt kann endlich losgehen! Ich entspanne trotzdem erst, als der Zug jenseits des Lifthills seine Beschleunigung aufnimmt und nun nicht mehr zu stoppen ist.
Was nun folgt, ist ein Ritt der absoluten Spitzenklasse! Hohe Geschwindigkeiten, ein langgezogener Airtimehügel, wilde Twists und eine Strecke deren einzig gerade Abschnitte der Flythrough und die Schlußbremse sind, katapultieren diesen Holzgiganten ganz weit nach oben in unsere Rangliste.
Einfach ein Traum, die Bahn!
Ich hab's geschafft, das Grinsen ist mir nur noch operativ aus dem Gesicht zu entfernen. Und Anita hat ganz schön mitgefiebert.
Wir finden die Bahn so gut, dass wir uns außer einer kurzen Essenspause keine Zeit nehmen, den restlichen Park zu erkunden. Lieber fahren wir wieder und wieder und wieder bis Parkschluss auf diesem Schmuckstück, dessen Last Drop tiefer geht als so mancher
First Drop anderer Bahnen der Gattung nachwachsender Rohstoff.
Da hat man sich doch einen leckeren Snack verdient und dieser freundliche Catering-Fachmann trifft genau unseren Geschmack was Würze und Scovillegrad angeht.
Einfach nur lecker!
Diese zwei Hupfdohlen, die wir beim Verzehr unseres Fleisches am Spieß bewundern, könnten auch deutlich leckerer wirken, wenn sie mal lächeln würden. Auch die Bühnendeko trägt eher nicht zur Musicaltauglichkeit des Dargebotenen bei.
Dann doch lieber wieder schnell zur meiner neuen Holz Nr.1 ...
... und den Rest des Tages hierbleiben!
Das Abendessen besteht heute mal aus im Supermarkt geangelten Spezialitäten. Die dort an der Fleischtheke gesehenen Entenzungen lassen wir allerdings lieber liegen und kaufen uns zur Befriedigung unserer kulinarischen Gelüste das in der Bildmitte befindliche mit "Pork" ausgezeichnete Brötchen. Nach Verzehr desselben müssen wir allerdings feststellen, dass das Brötchen süß ist. Mit einem Schweinekuchen hatten wir nicht gerechnet ...
Gimpfahrt des Tages: Wood Coaster
05.07.2013
Happy Valley Shenzhen - Gut aufgewärmt!
Das Venice Hotel Shenzhen, in dem wir bisher alle Nächte in China verbracht haben, bietet nicht nur den Vorteil, besonders komfortabel zu sein, sondern auch aus manchen Zimmern, wie z.B. dem unsrigen, eine tolle Aussicht auf den
Bullet Coaster und den SLC, sowie eine lauffaulfreundliche Entfernung von 5 Gehminuten zum Tor in diese Schienenwelt. Und heute sehen wir endlich, wie der Park von innen aussieht.
Sehr geile Kostüme begrüßen uns zur Parköffnung
Die Tatsache, dass der
Bullet Coaster bei rcdb.com noch als
under construction gelistet ist, deutet auf einen sehr ruhigen Parktag hin. Zumindest bis uns nach dem Gruppenfoto offenbart wird, dass heute um 11.00 Uhr dieser S+S Launcher öffnen wird. Also nehmen wir als Appetizer den
Babycoaster auf einem Gebäudedach zu uns und begeben uns mit einem Teil der Gruppe zum weißen Stahl amerikanischer Herkunft.
Trotz bereits langer Queue bleiben wir ganz entspannt. Eine Handvoll Parkmitarbeiter wartet bereits auf uns und bittet uns über den Ausgang Richtung Station der Bahn. Wir können es nicht fassen, die Bahn wird heute zum ersten Mal für das Publikum geöffnet und wir dürfen die ersten Fahrten machen!
Die noch andauernden Testfahrten geben uns die Möglichkeit, die Technik zu betrachten. Neben dem sehr stylischen Aussehen der Züge fallen uns insbesondere die große Spurweite des Tracks, der konsequente Leichtbau des Fahrwerks, die Aufhängung der Sitze auf Gummimetallelementen, die Stoßdämpfer zwischen den Wagen des Zuges und ein an die Schwarzkopf Shuttleloops erinnerndes
Catchcar ins Auge. Letzteres flitzt übrigens nach jedem Abschuss lustig wie an Gummibändern befestigt ein paar Mal hin und her.
Bullet Coaster beim Aufwärmen
Wie schon in Knight Valley werden uns hier vor dem Start jedes Mal vom Ride Op -vermutlich- die Sicherheitsvorschriften vorgelesen. Danach fährt der Zug auf die Launchposition. Hier gibt es noch -vermutlich- einen Countdown bis zum Start. Der Launch ist sehr intensiv und setzt vor allen Dingen sehr unvermittelt ein.
Das nun folgende Layout deutet auf eine Top Ten Platzierung der Bahn hin: Hoher Tophat, tiefer Drop in einen unterseeischen Tunnel, Umschwung a la EGF oder Piraten, non-overbanked Stengeldive (auf einem Airtimehügel ist die Schiene um 90° auf die Seite gekippt) und eine Abschlußhelix mit Sternchensehgarantie.
Leider schafft es die Bahn nicht einmal in unsere Top 40. Wie das? Obwohl die Lapbars dem Oberkörper maximale Freiheit bieten, ist der Bullet Coaster nicht mit den Armen nach oben zu fahren. Der Zug macht beim Absolvieren der Strecke ständig ruckartige seitliche Kippbewegungen, die den Coaster, wäre er mit Schulterbügeln ausgestattet, absolut unfahrbar machen würden. Schade! Trotzdem lädt die Bahn aufgrund des knackigen Abschusses zu Wiederholungsfahrten ein, wenn man sich an den befindlichen Stellen festhält und sich nicht zu relaxt anlehnt.
Positiv überrascht sind wir von
Snomy Mountain Flies The Dragon. Dieser Verkoma-
Inverter im Kumalilayout fährt sich verblüffend sanft. Und am Ausgang entdecken wir gar einen Hidden Track, an dem der Testsitz hängt.
Relativ gut fahrbahr, der Schneeberg, der den Drachen fliegt
Der Testsitz hängt am Hidden Track
Hier kann man es sich gut gehen lassen
Wie überall in den bisher besuchten Großparks ist auch hier die Essensauswahl ein Traum. Es gibt gegrillte Tintenfische samt Tentakeln, Fleischbällchensuppe, gebratene Entenkeulen, Nudelsuppen, frisch aufgeschlagene Kokosnüsse mit Strohhalmen zum Trinken und vieles mehr. Unendlich lecker, ein Traum!
Lecker!
Gegen kurz nach halb eins sehen wir dieses tanzende Pärchen, das kann also nur ...
... die Flamingo-Show sein!
Weniger gut sortiert ist das Merchandise an den Ausgängen der Bahnen. Außer chinesischem Tand gibt es quasi nur Onridefotos, die aber umso lautstärker von Mitarbeitern beworben werden.
Der Minetrain hat das gleiche Layout wie sein Bruder in Walibi Belgien
In einem Land von deren Menschen wir annehmen, dass öffentliche Gefühlsregungen weniger zur Tagesordnung gehören, scheinen wir mit unseren westlichen Gesichtern für ordentliche Belustigung zu sorgen. Der gemeine Chinese hält es nämlich für nötig, sich auch bei über 35° bei Antritt eines Wasserrides komplett in ein Plastikcape inklusive Schuhverhüterlis zu hüllen.
Der gemeine Freizeitparkfan nutzt hingegen bei genannten Temperaturen diese Art von Ride als willkommene abkühlende Erfrischung und muss somit auf die hiesigen Mitfahrer entweder zu doof oder zu geizig wirken, sich mit entsprechender Schutzausrüstung auszustatten. Die erste uns abduschende Großwelle wird mit einem herzerfrischenden Gelächter eines mitfahrenden Familienpapas im Rafting quittiert.
Knoss Berry Faym? WTF???
Gesehen bei einem Wasserspielplatz im Park
Öhm, eigentlich hatte ich nicht vor, hier zu arbeiten, weder hart noch sonst irgendwie ...
Gegen drei Uhr stehen wir vor der Entscheidung, entweder mit einigen Mitreisenden zwei Kleinstparks mit je einer Coasterbohne zu besuchen oder nochmal dem
Bullet Coaster unsere Aufwartung zu machen. Nachdem wir von einer 90 minütigen Wartezeit an dieser übergroßen Luftpumpe erfahren, fällt uns die Entscheidung leicht: Wir bleiben natürlich!
Die Queue selbst ist zwar relativ eng, dafür aber bei den Großattraktionen des Parks löblicherweise mit Sitzbänken ausgestattet. Tolle Sache, das! Es ist übrigens nicht so, dass die Queue besonders lang wäre, die Abfertigung ist einfach nur besonders aufwändig.
Als wir irgendwann nach mehreren Vorwärtsschüben endlich in der Station ankommen, steigen aus dem gerade angekommenen Zug die Mitfahrer aus, nehmen ihre Wertsachen und verlassen den Bahnhof nicht. Denn erst nachdem auch der letzte Bulletabsolvent seinen Sitzplatz verlassen und sein Hab und Gut geschnappt hat, werden alle gleichzeitig gemeinsam in die Freiheit entlassen.
Die vor uns in der Reihe stehenden Gäste steigen jetzt durch den Zug, verstauen ihre Wertsachen, nehmen Platz und schließen den Gurt. Dieser wird bei jedem Mitfahrer geprüft, so dass nun endlich die Freigabe erfolgen kann. Zum Bügelschliessen. Nachdem diese nach unten gedrückt und kontrolliert sind, folgen noch die schon erwähnten Ansagen und dann ist der Zug ratzfatz weg. Endlich! Wir stehen vorne am Gate und können es kaum erwarten, in den Zug einzusteigen. Wir sind bereit!
Da denkt das Bahnhofspersonal jedoch anders. Damit wir wirklich "Bulletproof" sind, müssen wir jetzt, im Gegensatz zu unseren Sonderfahrten am Morgen, ein paar Gymnastikübungen zum Aufwärmen und lockern der Muskeln und Gelenke machen. Die auf der Ausstiegsseite befindliche Mitarbeiterin macht die Übungen vor und wir machen sie nach. Das Ganze unterstützt von Anfeuerungsrufen aus der Kontrollkabine.
Dieses Video wird direkt von youtube.com abgespielt. onride.de übernimmt keine Haftung für die dargestellten Inhalte.
Endlich können wir einsteigen und die Fahrt geniessen. Wir haben eine gute Stunde auf unseren Abschuss warten müssen. Bei einer Abfertigung wie bei El Toro @ SFGAdv und Zweizugbetrieb wären es vermutlich nur 10 Minuten gewesen.
Abends geht es noch ins japanische Nudelsuppenrestaurant ...
... mit Nudelsuppe ...
... und betentakelten Klößen. Lecker!
Gimpfahrt des Tages: Frontrow Bullet Coaster
06.07.2013
Shajiao Fort Haibin Park - Einmal die Standardplatte, bitte!
Man nehme eine große Betonplatte, stelle darauf eine der sehr spassigen Jungle Mäuse, einen Powered Drachencoaster, einen Top Spin, ein Haifisch-Wasserkarussel und andere Fahrgeschäfte chinesischer Herkunft und würze das Ganze mit chinesischer Englischlegasthenie und fertig ist der chinesische Standardpark.
Pine Forest Flying Mouse: Spaßgarant!
Sirate Phip: Ungewöhnlicher Name!
Binhai Amusement Park - Die N ... er haben's kaputt gemacht!
Spaßbremse Nummer 1 in China ist, wie in den USA, der Regen. Fällt diese achterbahnfeindliche Agglomeration von H
2O-Molekülen vom Himmel, steht hier alles still. Im Gegensatz zu uns, die wir gegenüber dem
Jungle Flying Squirrel wartend unsere Ungeduld nicht durch Bewegungslosigkeit besiegen können.
Das gute an den bisher erlebten Schauern in China ist, dass sie sehr schnell vorbei sind und somit die Bahnen relativ zügig wieder geöffnet werden. So auch bei der Jungle Mouse mit dem an
Pax erinnernden 3-Gurt-Schienenprofil.
Als die Bahn endlich wieder fährt, sind die Reibungskoeffizienten der Stationsbremsen ob ordentlicher Wasserschmierung noch in den unteren Regionen und die ersten Wagen fahren aufeinander.
Macht nichts! Die Wagen sind an der Front mit zwei Stoßdämpfern ausgestattet und zumindest einer von beiden funktioniert meistens. Anders beim
Spinning Coaster, dieser funktioniert nach der ersten Transportfahrt mit vier Europäern nämlich gar nicht mehr. Die Norweger und Holländer haben ihn kaputt gemacht.
Jungle Mouse!
Geht immer!
Toll funktioniert hingegen der Feuerspeieffekt des Powered Drachen. Gut, eigentlich ist es kein Feuer, sondern eher Funken, die der Zug speit und sie kommen nicht aus seinem Maul, sondern aus der Kontaktzone zwischen Stromabnehmer und -schiene.
Feuerdrachen
Aprospos powered: Die bisher immer gleich aussehenden manpowered Hochtretfahrten sind hier mal designmäßig an die Einradmotorräder aus MIB III angelehnt. Schick!
Eine Neuheit für uns ist das Raketenfahrzeug, in dem man Tranangleich zu viert hintereinander sitzt und an einem Seil hängend erst rückwärts einen leichten Anstieg hochgezogen wird und dann wieder vorwärts Richtung Station fährt.
Rope-Rocket
Sieht irgendwie stylisch aus, fährt aber irgendwie nicht
Mysterious Island - Aufregungsmittel: Nicht Achterbahnfahren, Beruhigungsmittel: Achterbahnfahren
Wenig Zeit und eine noch nie gesehene Personalinkompetenz an einem völlig verwarzten Screaming Squirrel, bei dem nur einer von fünf auf der Strecke befindlichen Wagen gelegentlich zu funktionieren scheint, fördern nicht gerade unsere Begeisterung für diesen auf den ersten Blick nett aussehenden Park.
Schrottbahn + Schrottpersonal = Kein Spaß
Gegen eine solche unfähigkeitsinduzierte Coasterdepression hilft nur ein Mittel: Eine gute Achterbahn fahren! Viel, häufig, pausenlos und ausgiebig!
Skycar ist dafür eine sehr geeignete Bahn. Ein Intaminlauncher mit
Top Hat,
Looping, bodennaher 270° Kurve a la Piraten und zwei Bunnyhops. Mehr braucht es nicht, um unsere Mundwinkel wieder Richtung Ohrläppchen wandern zu lassen. Wir wollen als Achterbahnfans schließlich fahren und nicht nur eine Fahrt auf jeder Bahn absolvieren, um anschließend ein virtuelles Häkchen setzen zu können. Von daher sei es uns verziehen, dass wir zu diesem Park weiter nichts erzählen können. Unsere Skycartherapie läßt einfach keinen Spielraum für eine Parkdurchwanderung.
Tolle Bahn + ...
motiviertes Personal = ...
Spaß!
Gimpfahrt des Tages: Skycar Frontrow
07.07.2013
Quanlin Resort - Knoebels auf chinesisch
Der Parkplan offenbart ein chinesisches Standardprogramm, einen powered Drachen und eine der allseits beliebten Junglemäuse. Und um letztere nicht zu verpassen, machen wir uns als erstes sehr schnellen Schrittes auf zum Eingang dieser Bahn. Überall im Park prangt auf Plakaten allerdings noch ein Stahllooper, der, wenn man nicht genau hinsieht, aus dem Hause Arrow stammen könnte. Wir halten dieses Bild für einen der in diesem Land gerne benutzten Serviervorschläge und so ist es uns fast zu peinlich, die Parkmitarbeiter darauf anzusprechen.
Da aber auf unserem Ticketbon jeder Ride mit einem Foto abgebildet ist und diese Bahn mit Schienenaussenabstützung ebenfalls auf einem der vielen Kästchen zu finden ist, gebe ich mir die Blöße der Unwissenheit, zeige fragenden Blickes der Dame am Autoscooter diese orange-rote Schienenkonstruktionsabbildung und ernte statt des erwarteten Kopfschüttelns eine resolut angedeutete Richtungsangabe.
Sieht doch auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aus!
Diese zu Stahl gewordene Reinkarnation der ersten Loopingbahnen aus dem Jahre 1850 bis 1900 fährt sich genauso wie sie aussieht. Der Track setzt sich im Wesentlichen aus zwei Figuren zusammen: Gerade und Kreisbogen. Die Übergangsfunktionen zwischen diesen beiden Figuren sind hier nicht Klothoide oder Polynom dritten oder fünften Grades, sondern Schlagparabel und Schmerzhyperbel.
Beim genaueren Hinsehen fällt jedoch auf, ...
... der Looping hat eine Tropfenform. Die Form eines Tropfen, der bereits begonnen hat, auf den Boden aufzuschlagen. Und exakt so fühlt sich auch eine Fahrt durch diese Inversion an!
Der mitreisende Chris Sawyer meint hierzu: "
Fährt sich wie die Bahnen bei Rollercoastertycoon." Was beweist, das Chris wirklich ein sehr bescheidener Mann ist, denn seine Bahnen sind erheblich besser.
Das Haunted House ist auf dieser Tour unser erstes mit Liveschreckern. Naja, seien wir ehrlich, eigentlich sind es eher Mitarbeiter, die mit einem niedlich gesäuseltem "
Huuuuiii!" freundlich mit einem weißen Taschentuch winken und einem damit in den ohnehin nicht sehr dunklen Gängen den Weg weisen.
Taschentuchwedelschloss
Loopster bzw. Unicoaster auf chinesisch
Eine der gemächlichen Seilgeführten Aussichtsfahrten, ...
... die hier mittels dieses Serviervorschlags (Danke an Christoph für dieses Bonmot) beworben wird.
Zur Thematisierung der Fahrgeschäfte wird in diesem Lande gerne mal das Internet konsultiert. So findet man bei google passende Bilder zum Thema, die dann einfach vergrößert ausgedruckt und auf das Fahrgeschäft geklebt werden. Damit alles größenmäßig passt, wird die Figur dann einfach nur in eine Richtung skaliert (wie bei Jack Sparrow in der Bildmitte), ...
... oder man nimmt gleich die eher kugelförmigen Argumente der XXX-Piratinnen.
Jindouwan Resort Villas - Rudern, Kumpel!
Der Preis für die niedrigste Kapazität einer schienengeführten Attraktion wird vermutlich an
Surfing Rowing gehen. Auf einem Schienenoval befindet sich ein Wagen mit einer acht Personen fassenden Drehgondel. Zum Umrunden des Tracks muß der Wagen an einer Seite erstmal mittels Reibräder abwechselnd nach links und rechts beschleunigt werden, bevor er vielleicht eine Trackumrundung schafft.
Der während unserer ersten Fahrt einsetzende Regen macht das Schwert unter unserem Wagen allerdings so glitschig, dass die Reibräder es nicht mehr schaffen, den Wagen an den höchsten Punkt zu beschleunigen. Da Achterbahnfahren bei Regen in China sowieso zu unsicher ist, wird unsere Fahrt abgebrochen.
Auch nachdem alles wieder trocken ist, gestaltet sich eine komplette Umrundung als nicht so einfach. Nachdem wir die Hälfte geschafft haben, pendeln wir noch einmal auf der der Station gegenüberliegenden Senke aus, um danach oben in einer Kurve komplett zum Stehen zu kommen. Gemeinsames rhythmisches Schwingen und Rucken setzt den Wagen wieder sehr langsam in Bewegung. Jetzt müssen wir nur noch etwa achtmal auf der Stationsseite auspendeln und schon ist die gefühlt zehnminütige Fahrt zu Ende.
Ein Sturm zieht auf!
Danach ist wieder Flaute und wir müssen selber rudern.
Vom Rest des Parks gibt es nichts wesentliches zu berichten, außer, dass unsere
Surfing Rowing Fahrt von wirklich herrlich schrägen, auf einer nebenan liegenden Bühne dargebotenen Gesangsperformance untermalt wird. Und dass der Park einen sehr großen Zierkarpfenteich hat. Daher bekommt jeder Besucher gemeinsam mit dem Kombiticketpaket noch eine Tüte Fischfutter ausgehändigt.
Alpine Coaster Zuhai - Steil, aber schnarchig
Um es kurz zu machen: Mit dem Sessellift hochfahren und anschließend in einem 4-er Wagenverbund herunterfahren, wobei der vorausbremsende und -singende Mitarbeiter die Geschwindigkeit knapp über Einschlafniveau hält, ist eigentlich keinen Tagebucheintrag wert.
Sieht eigentlich nicht schlecht aus, ...
... die gelben Poloshirtträger verhalten sich aber sehr spaßmindernd.
Haibin Park - Zum Abhaken
Counten reizt das Klima. Und dass sich immer die gleichen Gesichter beim Ticketverteilen nach vorne drängeln, entlarvt so manchen "Achterbahnfan".
Gimpfahrt des Tages: In The Woods Flying Mouse
08.07.2013
Chuanlord Holiday Manor - Dunkle Inversionen
Ein Park mit beinahe zehn Achterbahnen und trotzdem haben wir bisher noch nichts von dem Park gehört oder gelesen. Vermutlich ist das dem Umstand geschuldet, dass es sich hierbei fast nur um Klein- oder Kleinstachterbahnen handelt und
Shenzhou Surfing eine Vierfachanlage ist. Beim Anblick des Quattrotracks denken wir sofort an unsere Abneigung gegenüber Butterflies, aber dies hier ist glücklicherweise was ganz anderes. Tire-Launched-
Bunnyhop-Shuttle-Coaster wäre eine angemessene Umschreibung.
Bei unserer ersten Fahrt in einer der sechssitzigen Chaisen, in der man nur durch einen Gurt gesichert ist, schaffen wir den Rückweg über den mittleren Hügel nicht. Macht nichts, auch diese Senke ist mit einem in beide Richtungen arbeitenden Gummibeschleunigungsantrieb ausgestattet. In weiteren Fahrten entlocken wir auch den anderen Spuren kleinste Unterschiede in Fahrtverlauf und -verhalten.
Quattro-Shuttle-Bahn
Der
Spinning Coaster erhält von uns den Award für die größte Verbreitung von Angst wegen massiver Sicherheitsbedenken. Das Fahrwerk und die Gondel haben so viel Spiel, dass sich unsere Chaise bei leichter Gewichtsverlagerung gefühlt bis zu 10° zu jeder Seite neigen kann. Und dabei haben wir den Bahnhof noch gar nicht verlassen!
Kurz vor Erreichen der ersten 180° Kurve wird die Gondel entriegelt, so dass sie jetzt frei drehen kann. Kurz nach Verlassen der ersten 180° Kurve wird die Gondel wieder verriegelt und jegliche Drehung um die eigene Achse bis zum Ende der Fahrt unterbunden. Heilfroh erreichen wir unversehrt den Bahnhof und sind bereit, uns noch größeren Herausforderungen zu stellen.
Gegenüber steht der noch recht neue
Longfeng Rollercoaster. Dieser "Rollercoaster made in China" besticht vor allen Dingen durch einen unglaublich hohen Drop gefolgt von zwei eher mickrigen Loopings und einer Double
Corkscrew.
Zunächst hat die Ride Opse Bedenken, mich aufgrund meiner Körpergröße mitfahren zu lassen, aber die anwesenden Mechaniker schlagen auf Intervention meinerseits vor, dass ich einfach mal Platz nehmen möge, um mir die Situation mit geschlossen Bügel anzuschauen. Als grünes Licht gegeben wird und wir dreifach gesichert -Gurt, Bügel, Gurt- den Lifthill erklimmen, haben wir doch Bedenken, die Bahn zu fahren. Immerhin sind wir erheblich höher als der obere Punkt der beiden Loopings, dafür ist das obere Ende der Kopfstützen deutlich tiefer meine Ohren.
Rollercoaster und Techniker made in China
Und so fährt sie sich auch: Man brettert mit so irrer Geschwindigkeit durch die beiden ersten Inversionen, dass einem beinahe die Lichter ausgehen und das Gehirn auf Sternchenmodus umschaltet. Der Rest der Strecke entspricht dem Standard-Arrow-Fahrgefühl.
Im Hintergrund: Der Lifthill
Im Vordergrund: Die beiden Loopings, die unmittelbar auf den First Drop folgen
Highlight in diesem Park ist wiederum eine Junglemouse, diesmal sogar mit einem echten Mauslayout (zahlreiche ungebankte 180° Kurven) mit Zweigurtrundschienen und Grinsekatzenchaisen, mit denen wir um die Wette grinsen.
Jungle Mouse mit dem Namen: Jungle Mouse
Wie fast überall hier ist die Grillspießauswahl fantastisch
Auch hier gibt es ein Surfing Spinboat.
Warum ein Kettenkarussel ein kopfschüttelnder fliegender Stuhl ist, hat sich uns noch nicht ganz erschlossen.
Tretboote mal als Limousine
Vor dem Looping-Tobbogan habe ich schon mächtig Respekt, ...
... aber zum Glück (oder leider?) ist er SBNO
Interessant sind hier einige der Örtlichkeiten gestaltet. Während Anita sich hockenderweise Fernsehprogramme auf in Schienbeinhöhe angebrachten Monitoren zur Verdauungsunterstützung ansehen kann und gleichzeitig akustisch durch Musik, visuell durch Blümchen und olfaktorisch durch Parfümangereicherte Luft geschmeichelt wird, kann ich beim kleinen Geschäft durch schmale Fenster nach draußen sehen, die aber in Wirklichkeit mit lebenden Fischen gefüllte Aquarien sind. Auf so etwas ist noch nicht einmal Disney bisher gekommen!
Der Park besitzt auch einen Launchtower, ...
... es könnte aber auch ein Lanuchtower sein, man ist sich da wohl noch nicht ganz einig.
Nanhu Amusement Park - ... aber nicht mehr lange!
Der Nanhu Amusement Park ist der bisher heruntergekommenste Park der Tour. Laut rcdb.com gibt es hier einen Powered Coaster, der aber bereits abgebaut ist und einen großen Vekomalooper, der aber SBNO ist, wie die von der Vegetation zurückeroberten Schienen und Stützen mehr als belegen. Selbst der nicht abgesperrte Weg die Station hinauf ist nahezu komplett zugewuchert.
Starkregen
Starkbewuchs
Dem Gruppenzwang folgend fahren wir noch nach dem Nachlassen des Gewitters mit Starkregen die Zierentivolismallkopieplushelix und verlassen diesen Ort der Trauer vorzeitig.
Nur ein Count
Canton Tower - Kleiner, ganz groß
Nein, es geht hier nicht um die neue Generation Säulenlautsprecher aus Weilrod in der Nähe von Frankfurt. Auch Sightseeing ist das falsche Wort für den eigentlichen Besuchsgrund. Wir wollen den mit 30m Fallhöhe höchsten Freefalltower der Welt fahren!
Und der ist nunmal auf dem dritthöchsten Bauwerk der Welt zu finden, der außerdem die höchste außenliegende Besucherplattform der Welt besitzt. Die Aussicht in 488m ist auch wirklich atemberaubend.
Den auf der Entertainmentebene befindlichen Bubble Tram lassen wir aus. Wir bevorzugen windige Höhenfrischluft statt stickiger Kugelluft. Hauptattraktion sind die beiden je viersitzigen Freifallspuren von
Intamin, von denen wir zunächst die Sitdownvariante ausprobieren.
Trotz geringer Fallhöhe der eigentlichen Attraktion wird bei der Fahrt gehörig Adrenalin freigesetzt. Die schiere Höhe des Turms macht's möglich. Die zweite Spur ist eine Floorless-Standup Ausführung. Trotz einer soeben beim "Sitz-Nachbarn" verbratenen Adrenalinration fördert das Nach-vorne-ins-Nichts-Neigen eine gewaltige Zweitportion dieses Beglückungshormons ins Blut.
Anstrengender, aber auch befriedigender Abschluss des Turmbesuches ist das Begehen des Spiderwalks, bei dem man einen Spiralförmigen Weg 32 Stockwerke bergauf innerhalb der Gitterstruktur und teilweise über Glasböden den Turm besteigt.
Quietschbunt ist er beleuchtet, der Doppelellipsenturm ...
... und bietet neben einer einer fantastischen Aussicht (festgehalten auf einem wenig fantastischen Bild) ...
... eine externe Adrenalinpumpe in vertikaler Arbeitsweise ...
... und einen tollen Spiderwalk für laufunfaule Achterbahnfans. Gimp!
Gimpfahrt des Tages: Jungle Mouse
09.07.2013
Chimelong Paradise - Schön!
Früh aufstehen ist doof! Es sei denn, man kann dadurch einen Fensterplatz des im 39. Stock befindlichen Frühstücksraums eines Hotels im Zentrum einer Großstadt wie Guangzhou ergattern.
Die wahre Wachwerdehilfe ist jedoch eine angekündigte, unmittelbar anstehende ERS auf dem
Dive Coaster. Wie seine Geschwister in den USA ist auch dieses Exemplar einfach fantastisch zu fahren.
Dive Coaster
Erst stoppen, dann droppen!
Wir müssen aber zugeben, dass die Fahrten mit dem einheimischen Publikum noch spassiger sind als mit den Reisegenossen. Zwar ist hier die Absturzhaltung, wie wir sie auf Space Mountain erlebt haben, nicht möglich, aber trotzdem ist das Miterleben der Emotionen der chinesischen Mitfahrer das Tüpfelchen auf dem i dieser übrigens hervorragend abgefertigten Bahn.
Ein kleines Mädchen, das so gerade eben die 1,40m-Prüfung besteht, quatscht Anita, in der ersten Reihe neben ihr sitzend, die ganze Fahrt über auf chinesisch voll. Selbst -vermutlich- diverse Hinweise ihrer Mutter, dass Anita ihre Sprache -offensichtlich- nicht versteht, sowie vertikale Drops und Immelmänner können sie am Ausleben ihrer Logorrhoe nicht stoppen. Sehr süß!
Verallgemeinert würden wir die chinesischen Divemachine-Emotionen als begeisterte Angst oder ängstliche Begeisterung bezeichnen.
Fette Stütze!
Beim Mittagessen gibt es White-Fungus-Soup. Als Dessert! Anita überzeugt die Weißpilzsuppe nicht so sehr. Ich finde sie lecker. Hat irgendwie etwas von warmer Obstsuppe!
Rainbow-Shuttle. Einige Mitreisende bestehen darauf, dass das ein Coaster sei, obgleich die Attraktion nicht bei rcdb.com gelistet ist und fahren gleich alle fünf Spuren. Naja, wer's braucht. Wir nutzen die Zeit, um zu beobachten, welche Farbe am höchsten schwingt und fahren dann die rote Spur.
Der Youngstar Coaster besticht vor allen Dingen durch seinen kastrierten ersten Drop. Auf halber Höhe Richtung Boden endet die Berabfahrt und es geht auf einer horizontalen Geraden bis zu der Stelle, an der ein vollständiger Drop wieder bergauf gehen würde.
Kastrierter First Drop des Youngstar Coaster
Großschaukel
Ein Wiedersehen mit dem Boosterbike aus dem Toverland gibt es hier auch. Chimelongs Motorradbahn glänzt gegenüber dem holländischen Exemplar mit erheblich schönerem Setting. Man bekommt gar den Eindruck, das Layout dieses
Vekoma'schen Zweiradlaunchers wäre extra für diesen Park entwickelt. Überhaupt ist dieser Park wirklich wunderschön angelegt und er könnte auch Busch Gardens Guangzhou genannt werden. Tiere gibt es hier allerdings nur in gebratener, gedünsteter oder gegrillter Form.
Das Boosterbike in grüner Umgebung
Der 10-Inversion Rollercoaster ist heute außer Betrieb.
Macht nichts, wir haben sowas schon mal gesehen.
Gimpfahrt des Tages: Dive Coaster