Nunja, ich hatte ehrlich gesagt schlimmeres erwartet. Letztlich war die Reportage aber vergleichsweise harmlos. Warum die Zuschauer dann trotzdem im Netz die gezeigten Parks (und nur diese!) mit hetzerischen Kommentaren bombardieren und mit Boykott drohen, kann ich absolut nicht verstehen.

Das eigentliche Thema war ja die Sicherheit in deutschen Freizeitparks. Wurde ja uch gleich zu Beginn mit dem Unfall schön breitgetreten. Nur haben es die Undercover-Reporter wohl nicht geschafft, ein Praktikum bei den Technikabteilungen zu bekommen...
Stattdessen musste die Sicherheitsfrage indirekt über die Qualifikation und die Arbeitsbedingungen der Bediener gelöst werden. Dass das keine hochbezahlten "Ausruhjobs" sind, sollte eigentlich klar sein.

Da hat mich das Phantasialand sogar positiv überrascht. Bei dem Lohn selbst für die einfachen Ride-Ops kann ich verstehen, wo der horrende Eintrittspreis herkommt. Besonders im Vergleich zu Stukenbrock...
Vernünftig eingearbeitet und geprüft wurde die Reporterin ja wohl auch. Was soll man denn an einem Tretbootverleih noch alles machen?

Ebenso die Frau im Holiday Park. Sie hatte ja wohl schonmal dort gearbeitet. Warum sollte man da nochmal das komplette Einarbeitungsprogramm abziehen? Soviel wird sich in der Zeit nicht geändert haben, da reicht es doch wohl, wenn man nochmal kurz alles durchgeht? Und wenn sie sich nicht in der Lage fühlt, das Fahrgeschäft sicher zu betreiben, liegt es in ihrer Verantwortung dies zu sagen und den Einsatz abzulehnen, statt sich einfach hinzustellen und trotzdem zu übernehmen!

Auch das mit der Toilettenpause fand ich irgendwie lustig. Natürlich heißt es da "Beine zusammenkneifen", was hat sie erwartet? Ist bei mir ja auch nicht anders, wenn ich eine Störung habe und (alleine!) für den sicheren Zugverkehr sorgen soll. Da kann ich auch niemanden rufen, der mal eben übernimmt. Von Lokführern, Busfahrern und Co. will ich mal gar nicht erst anfangen.
Natürlich kann man ihr den Toilettengang nicht verwehren. Dann muss sie eben um eine kurze Vertretung bitten (hat sie das überhaupt mal versucht, oder nur auf den Kollegen vertraut, der sagte, dass eh niemand komme?). Wenn niemand kommen kann, wird das Fahrgeschäft eben kurzzeitig stillgelegt, basta! Sicherheit geht vor, so kann niemandem etwas passieren. Auch wenn das den Chefs nicht passen wird, aber wenn was passieren würde, wäre der Mitarbeiter in der Verantwortung.

Nunja, an der grundsätzlichen Sicherheit habe ich auch nach Wallraff keine Zweifel. Passieren kann immer etwas, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon recht gering. Und die Arbeitsbedingungen sind auch nicht schlimmer als in anderen Jobs. Im Grunde ist es ja egal, wie viel man verdient. Am Ende ist doch eh fast jeder der Meinung, es wäre zu wenig...

Zitat

Warum sollte man da nochmal das komplette Einarbeitungsprogramm abziehen?

Weil das Einarbeitungsprogramm ziemlich offensichtlich ein 11jähriges Mädchen das Leben gekostet hat und der Holiday Park der Reportage nach nicht seine Lehren aus der Sache gezogen hat.

Zitat

Soviel wird sich in der Zeit nicht geändert haben, da reicht es doch wohl, wenn man nochmal kurz alles durchgeht?

Die Dame hat 2 Jahre zuvor im Holiday Park gearbeitet und gerade nach so einem fahrlässig verursachten Unfall darf, nein muss ich davon ausgehen, dass die Abläufe im Sinne der Sicherheit geändert wurden.

Da sind meiner Meinung nach aber wie gesagt auch die Mitarbeiter selbst in der Pflicht! Sie sind für die Sicherheit verantwortlich und wenn sie diese nicht garantieren können, weil sie keine richtige Einweisung bekamen, dann müssen sie sich weigern, den Dienst zu übernehmen.

Und ob man den Unfall mit einer besseren Einarbeitung hätte verhindern können, ist ja noch gar nicht bekannt...

Einarbeitung hin oder her, wenn es so verhält wie im Bericht, das ein Mitarbeiter dieses genannten Fahrgeschäftes, dieses gar nicht 100% überblicken kann und so mit die Gäste nicht im Blick hat.
Dann hilft in diesen Fall auch keine Einarbeitung mehr.
Dann muss mehr Personal oder mehr Technik her.
PS.: Wenn es sich so wie im Bericht verhält.

Gerade der Aspekt Technik und Überblick ist beim BD eigentlich gegeben, da der Operator vor dem Start um den ASR Breaker herum gehen MUSS und die Freigabe mit Knöpfen auf der anderen Seite des Geschäfts bestätigen muss.

Auf der Facebookseite vom Holiday-Park und der Internetseite vom Safaripark sowie beim Tierpark Bad Pyrmont wurden inzwischen Statements hochgeladen

Zitat

Gerade der Aspekt Technik und Überblick ist beim BD eigentlich gegeben, da der Operator vor dem Start um den ASR Breaker herum gehen MUSS und die Freigabe mit Knöpfen auf der anderen Seite des Geschäfts bestätigen muss.

Ist denn mittlerweile bekannt, ob das Eingangstor eventuell noch auf stand, und somit die beiden Fahrgäste in den Fahrbereich "huschen" konnten? Ich habe die Anlage jetzt nicht mehr so genau im Kopf. Kann man den Breaker überhaupten starten wenn das Tor auf ist?

Hallo,

hier mal kurz meine 2 ct.

1. Ich finde das PHL ist wirklich sehr gut weggekommen, wenn man bedenkt, dass der Skandalaufdecker im Prinzip nur das Pipi-Problem und die Unterkünfte (wo mir nicht klar ist, ob die eventuell über einen Subunternehmer vermietet werden oder nicht) aufdecken konnte.
Wenn Das alles ist, dann ist ja alle tutti!
Ich empfinde den Lohn für die Tätigkeit nicht unterdurchschnittlich, da wären andere Branchen froh, wenn Sie das bekommen würden.
Und es arbeiten nunmal keine promovierten Akademiker an den Bügeln!
Hut ab, dass Herr Kenter vor die Kamera getreten ist und er hat hervorragend pariert, wie ich finde. Allerdings wäre die Antwort:
Langsamer Elektromotor, da man sonst einen Führerschein benötigt sicher eloquenter gewesen.

2. Zu Tieren in den Park habe ich meine eigene Meinung - und es dürfte jedem einleuchten, dass ein Schimpanse als Herdentier vereinsamt, wenn er alleine lebt. Der Safaripark war für mich schon immer nur Kreisliga in allen Punkten.
(Ich frage mich seit Jahren wie der überlebt)

3. Was dann allerdings nicht mehr nachvollziehbar ist, ist die Tatsache, dass trotz Unfall "offensichtlich" keine ausreichenden Einarbeitungen stattfinden im HoPa. Es fangen dort nicht täglich hunderte von neuen Mitarbeitern an, also sollte doch eine halbe Stunde Einarbeitung durch einen "Vorturner" drin sein - insbesondere bei der Historie.

4. Last but not least - ein schönes Beispiel für die unterschiedliche Tatsachendarstellung im Beitrag gestern:
Wurde im HoPa bei den Barrels noch der zweite Mann als Allheilmittel für die Sicherheit gefordert, so wurde im anschließenden Teil bei den Tretbooten im PHL Unverständnis geäußert, warum nicht mal schnell der zweite Mann/Frau auf´s WC gehen darf.

Aber so ist halt das TV - wenn es um Quote geht.

Gruß
Hans

Zitat

Ist denn mittlerweile bekannt, ob das Eingangstor eventuell noch auf stand, und somit die beiden Fahrgäste in den Fahrbereich "huschen" konnten?

Dem ist so.

Zitat

Wurde im HoPa bei den Barrels noch der zweite Mann als Allheilmittel für die Sicherheit gefordert, so wurde im anschließenden Teil bei den Tretbooten im PHL Unverständnis geäußert, warum nicht mal schnell der zweite Mann/Frau auf´s WC gehen darf.

Und es arbeiten nunmal keine promovierten Akademiker an den Bügeln!

Ich möchte nochmal sagen, das Geld verdienen nicht immer was mit Bildung usw zu tun haben muss und wenn ein Mitarbeiter gute Arbeit vollrichtet hat dieser auch durchaus mehr verdient.
Ich glaube nicht das ein Akademiker diese Arbeit, besser ausführt und nicht genau so fehler macht.
Immerhin geht es um Sicherheit und genau diese darf nicht unterschätzt werden.

Tja, das war es dann wohl für RTL in Sachen exklusive Coaster-Baudoku.

Wuzerama

Ist denn mittlerweile bekannt, ob das Eingangstor eventuell noch auf stand, und somit die beiden Fahrgäste in den Fahrbereich "huschen" konnten?

Das tolle bei der Reportage ist, dass die Skizze fehlerhaft ist. Wenn man die Spinning Barrels kennt, dann sieht man nämlich, dass die beiden durch den Ausgang auf die Attraktion gelangt sind. Ob die Quelle dafür die Mutter ist...?
RTL: "Das Karrussell liegt in einer Mulde. Der einzige Zugang führt über eine kurze Treppe, hinab durch dieses Eingangstor."

Die Eltern erzählen auch immer wieder was von einer Signalhupe vor dem Start, die es wohl nicht gab. Im Gegensatz zu den Kirmesversionen, die offen sind, sind die Spinning Barrels ja abgesperrt. Muss es da überhaupt eine Hupe geben?

Was ich mich frage: War der Beitrag überhaupt rechtens seitens von RTL? Stichwort Akreditierung.

Zitat

Wenn man die Spinning Barrels kennt, dann sieht man nämlich, dass die beiden durch den Ausgang auf die Attraktion gelangt sind.

Stand der Ermittlungen ist, dass Sie durch die offene Eingangstür gegangen sind.

razibo

Und hier direkt einen "qualifizierten Kommentar" auf YouTube. Kennt den jemand von euch?

Ja.

Das geführte Interview in voller Länge zum Unfall im Holiday Park findet man hier:
rtl.de das-interview-in-voller-laenge-ambers-eltern-im-gespraech-mit-guenter-wallraff-2433182.html

Hier wird wieder von offener Eingangstür gesprochen, zudem darf das Fahrgeschäft laut TÜV Auflage nur mit vorherigen Warnsignal gestartet werden. Das ist bekanntermaßen an dem Tag nicht geschehen.
Grund hierfür ist wohl die mangelnde Einarbeitung seitens des Parks. Interessant finde ich noch die Aussage, dass die Spinning Barrels nur noch aufgrund der Anweisung der Staatsanwaltschaft im Park stehen.

Ingo Wahlen

Was ich mich frage: War der Beitrag überhaupt rechtens seitens von RTL? Stichwort Akreditierung.

Berechtigte Frage! Aber auf sein Recht zu pochen bringt dem Park dann eher reichlich wenig. Der Beitrag ist gesendet und mit rechtlichem Säbelrasseln wird die öffentliche Wahrnehmung anschließend nicht besser.