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Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
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Verfasst am Mittwoch, 24. November 2004 22:01 Themenersteller |
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Hamburger Morgenpost, 25. 11. 04
Der Ex-Domherr hebt ab
OLAF WUNDER
Nach Korruptionsskandal: Leopold plant jetzt Riesenrad für Berlin
Er stand im Mittelpunkt eines der größten Korruptionsskandale in der Hamburger Geschichte. Lange hatte man nichts mehr von ihm gehört. Mancher fragte sich schon: Was mag nur aus Ex-Domherr Eberhard Leopold geworden sein? Die Antwort: Der Mann, der 1999 wegen Untreue zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde, ist wieder tätig. Abermals im Schaustellergewerbe! In Berlin plant er den Bau des weltgrößten Riesenrades: Das "World Wheel" soll 175 Meter hoch werden.
Von der schillernden Vergangenheit Leopolds wusste in der Bundeshauptstadt niemand etwas - bis vor wenigen Tagen die "Berliner Zeitung" darüber berichtete. Stirbt jetzt das ehrgeizige Projekt der "World Wheel Berlin Holding GmbH", dessen Geschäftsführer Leopold ist? Die Nachricht vom Vorleben Leopolds hat die Berliner Stadtentwicklungsbehörde offenbar eiskalt erwischt. "Die jetzt bekannt gewordene Vorstrafe ist für das Vorhaben nicht unbedingt förderlich", sagte Sprecherin Manuela Damianakis.
Inzwischen soll Leopold seinen Rücktritt vom Geschäftsführerposten angekündigt haben, falls seine Vorstrafe dem Unternehmen schade. Der Berliner Projektmanager Dirk Nishen, der die Idee mit dem Riesenrad hatte, hält an Leopold fest: "Seine Fachkompetenz ist unbestritten." Leopold selbst kommentierte den Bericht in der "Berliner Zeitung" so: "Ich habe einen Fehler gemacht, für den ich bestraft worden bin."
Leopold hat angeblich kein eigenes Geld in das Projekt gesteckt. Seine Aufgabe habe sich darauf beschränkt, das technische Konzept für den holländischen Hersteller zu entwickeln und Anleger anzuwerben. Die 60 Millionen Euro, die für die Verwirklichung des Riesenrades nötig sind, sollen über einen geschlossenen Fonds zusammenkommen.
Die Nachricht über Leopolds neuen Job verblüffte gestern die Hamburger Schausteller. Sie sind es ja, die von ihm bis heute das veruntreute Geld zurückfordern. "Ich bin baff", sagte Bernd Klempe vom Landesverband des Ambulanten Gewerbes. Manfred Hell vom Hamburger Schaustellerverband zuckte mit den Achseln: "Für uns ändert das nichts. Einen vollstreckbaren Titel gegen Leopold haben wir nicht. Das Verfahren läuft noch."
Info:
LEOPOLD ZWEIGTE 150000 EURO AB
Eberhard Leopold war als Oberregierungsdirektor in der Wirtschaftsbehörde für das Dom-Referat zuständig. Nebenbei arbeitete er - ohne Genehmigung - für den "Verein zur Förderung der Volksfeste und Jahrmärkte in Hamburg", einer Werbegemeinschaft der Schausteller. 150 000 Euro vom Werbekonto des Vereins zweigte er zwischen 1993 und 1997 ab - erstellte Scheinquittungen, fälschte Belege, deklarierte Arbeiten an seinem Haus als Reinigung auf dem Heiligengeistfeld und so weiter.
Bis heute ist ein Zivilverfahren gegen Leopold anhängig Die Schausteller fordern von ihm die Rückzahlung der veruntreuten Summe.
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