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Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
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Verfasst am Donnerstag, 23. Dezember 2004 21:11 Themenersteller |
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Wormser Zeitung, 23. 12. 04
Offensive der Freundlichkeit
Wormser Schaustellerverband zieht Bilanz
Vom 23.12.2004
Ob Pfingstmarkt, Backfischfest oder Weihnachtsmarkt, wo gefeiert wird, ist auch der Wormser Schaustellerverband Wonnegau e.V. zu finden. Die WZ sprach mit seinem Vorsitzenden Emil Lehmann.
WZ-Interview
FRAGE: 2004 war ein wirtschaftlich schwieriges Jahr. Auch für das Schaustellergewerbe?
LEHMANN: Es gab für uns keine positiven konjunkturellen Entwicklungen. Auch wir bekamen zu spüren, dass die vorausgesagte Wachstumsrate nicht erreicht wurde. Ich bedaure es in diesem Zusammenhang sehr, dass unsere zurzeit nicht besonders positive Lage durch negatives Denken noch negativer geredet wird.
FRAGE: Brauchen wir eine Offensive der Freundlichkeit?
LEHMANN: Ja. Die Schausteller sind ein gutes Beispiel. Den Zusammenhalt angehend kann keine andere Berufsgruppe mit uns mithalten. Die Erkenntnis, dass wir alle mehr oder weniger aufeinander angewiesen sind, hat auf deutschen Festplätzen eine Gesellschaftsform entwickelt, die unserem Staat, den Ländern und Kommunen als Vorbild dienen könnte. Dem nachzueifern wäre für viele ein guter Vorsatz.
FRAGE: Welche Wünsche haben Sie an die Politik?
LEHMANN: Zunächst einmal hat uns die Politik geholfen, und die Schaustellerfahrzeuge von der streckenbezogenen Lkw-Maut befreit. Für uns Schausteller war dies eine gute Nachricht, denn wir werden in den nächsten Jahren dadurch eine Menge einsparen.
FRAGE: Wird sich dies auf die Preisgestaltung auf den Festplätzen auswirken?
LEHMANN: Unsere Kosten sind an einem Limit angekommen, das wir nicht überschreiten dürfen, weil viele Betriebe am Rande des Existenzminimums stehen. Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist es uns jedoch nicht möglich, diese Kosten an die Volksfestbesucher weiterzugeben. In diesem Zusammenhang appelliere ich an meine Kollegen, die Preisgestaltung aller Betriebe zu überdenken. Wir müssen den Kunden motivieren, wiederzukommen. Damit wir dies leisten können, müssen Verwaltungen, Kommunen und Städte mit uns an einem Strang ziehen.
FRAGE: Sind Sie mit dem Weihnachtsmarkt, so wie er sich auf dem Obermarkt präsentiert hat, zufrieden?
LEHMANN: Das unser Schaustellerverband auch ein Garant für einige Erfolge ist, zeigt sich am schönen Weihnachtsmarkt. Ich danke allen Beteiligten, vor allem Bürgermeister Büttler, der mit mir und dem damaligen Zweiten Vorsitzenden Volker Klemmer vor sechs Jahren den Weihnachtsmarkt vom Schlossplatz auf den Obermarkt verlegt hat. Wir sind seinen Vorstellungen, wie der Markt dort aussehen soll, gerecht geworden.
FRAGE: Welche Wünsche haben Sie mit Blick in die Zukunft Ihres Verbandes?
LEHMANN: Was mir Sorge bereitet, ist das Thema Zulassungskriterium. Die Überbetonung der Attraktivität als alleiniges Existenzkriterium führt in die Sackgasse.
FRAGE: Sie plädieren für Bekanntes und Bewährtes?
LEHMANN: Ohne eine verlässliche Zahl von Standplätzen ist kein Unternehmen in der Lage, die von den Banken geforderte Finanzierung sicherzustellen. Es muss den Veranstaltern weiterhin unbenommen bleiben, langjährige, zuverlässige und vertragstreue Bewerber in einem gewissen Maße bevorzugt vor anderen Bewerbern zuzulassen.
FRAGE: Ist diese Forderung nicht ein Verstoß gegen die Marktfreiheit?
LEHMANN: Nein. Viele Unternehmen haben sich feste Stammplätze erarbeitet - hierdurch sichern sie ihre Existenz. Im Rahmen einer natürlichen Fluktuation ist ohnehin sichergestellt, dass das Angebot auf Schaustellerseite nicht erstarrt. Die Zulassungsrichtlinien sollen ein wohl ausgewogenes Konzept zwischen den berechtigten Interessen der Stammbeschicker, wie auch einer realistischen Zulassungschance von Neubewerbern erhalten.
Das Gespräch führte WZ-Redaktionsmitglied Klaus Kipper
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