Rheinische Post, 12. 01. 2005
Spielwiese auch für Erwachsene
Florida: Spaß mit und ohne Mickey Mouse
Orlando (rpo). Disney World und Sea World: Wer denkt da nicht an Kinderspaß und Mickey Mouse? Doch das rieisige Vergnüngsreal in Zentralflorida in den USA ist auch eine Spielwiese für Erwachsene. Über 43 Millionen Gäste pilgern jährlich in die Vergnügungsmetropole in der Nähe von Orlando. Aber auch abseits von Disney bietet Florida mit dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral jede Menge Möglichkeiten.
Mit der Startgeschwindigkeit eines F16-Kampfflugzeugs stürzt der Wagen in die Tiefe. Lisa, Rick und ihre Tante krallen sich in den Sitzen fest. Der "Unglaubliche Hulk" schießt die gewundenen Schienenstränge entlang und macht spontane Drehungen. Für kurze Zeit hängen alle Insassen der Achterbahn kopfüber in der Luft und schreien ihre Angst heraus, die ihnen Vergnügen bereitet.
"Schreien hilft. Es nimmt den Druck und befreit", hatte Marc ihnen zugerufen. Seit "Islands of Adventure" vor fünf Jahren öffnete, arbeitet er im diesem Themenpark der Universal Studios von Orlando. Filmfiguren wie Popeye, Spider-Man und Sindbad sind hier genauso zu Hause wie die modernste Technik.
Dabei expandieren auch Disney World und Sea World ständig. Überall wird ausgebaut und verbessert. Neben 300 Seen und Flüssen locken hier in Zentralflorida mehr als 95 Attraktionen, 150 Golf- und 800 Tennisplätze, 4500 Restaurants und über 4,8 Quadratkilometer Einkaufsfläche. Nicht umsonst gilt Orlando als Trendsetter, wenn's um Spaß geht. Den Kick suchen nicht nur Kinder. Mit über 43 Millionen Besuchern jährlich verzaubert die Vergnügungsmetropole mehr Gäste als irgendeine andere Stadt der Vereinigten Staaten. Sie ist die größte Spielwiese auch für Erwachsene.
Alles Animation
Sicher führt Marc die kleine VIP-Gruppe durchs Gedrängel. Für einen Aufpreis kann jeder eine VIP-Karte kaufen. In der Hängeachterbahn "Duelling Dragons" sorgen Beinah-Zusammenstöße für erhöhte Adrenalinausschüttung. Später bei der Verfolgungsfahrt mit der 3-D-Brille auf der Nase und Spider-Man an der Seite glauben sie, plötzlich zehn Stockwerke in die Tiefe zu stürzen. Dann jagen sie durch eine Hauswand. Doch als Hydro-Man mit der Eisenstange zuschlagen will, greift Spider-Mans rettende Faust ein. Alles Animation. Nur der Preis dieser virtuellen Achterbahn ist real. Ein Wagen allein soll drei Millionen US-Dollar kosten. An der Warteschlange vorbei hat Marc die drei in "Doctor Doom's Angstfall" geschleust. Bevor es praktisch zum freien Fall kommt, werden sie raketenartig fast 60 Meter in die Luft katapultiert.
Noch wirklichkeitsgetreuer lässt sich dieses Gefühl nur 45 Autominuten östlich von Orlando an der so genannten Weltraumküste erleben. Neben Segel- und Surfwind, einsamen Sandstränden und einem riesigen Naturschutzgebiet mit 310 Vogel- und 25 Säugetierarten lockt dort das Kennedy Space Center. Auf dem Merritt Island in unmittelbarer Nachbarschaft von Cape Canaveral wird aus dem Spiel Ernst. Es ist die einzige in Betrieb befindliche Raumfahrtanlage, die Besuchern offen steht. Mehr als 1,5 Millionen Gäste kommen pro Jahr in das 1967 errichtete Center, das mit gut 56 000 Hektar sechsmal größer ist als Manhattan.
Shuttle aus der Nähe
Eine breite Schotterstraße führt sie ganz nah zum Launch Complex 39, der Startrampe für das Space Shuttle. Hier sind echte Astronauten in das Weltall gestartet wie Sam Gemar. "Dreimal war ich in den 1990ern im All", erzählt der fast 50-Jährige beim Fototermin. Denn wer will, kann ihn treffen. Lisa schüttelt ihm die Hand. Auch einen Brocken echtes Mondgestein darf sie berühren. Im Center findet sich alles über die Raumfahrt der NASA bis hin zum Souvenir. Da gibt es sogar einen Strampelanzug mit NASA-Logo. Auch hier sind 3-D-Animationen und Effekte im Einsatz, um den Abschuss einer Apollo-Rakete oder die erste Mondlandung von Apollo 11 zu simulieren.
Am eindrucksvollsten ist es aber, selbst einmal die Trainingsgeräte der Apollo-Astronauten zu benutzen. Interaktive Simulatoren gewähren einen echten Eindruck vom Aufenthalt im Weltraum, wie den Umgang mit der Schwerelosigkeit. Der "
G-Force-Trainer" simuliert das vierfache Körpergewicht, der Mercury Space Craft Simulator ermöglicht dem Nutzer, seine Reflexe zu überprüfen, und "Mission on Mars" lädt die Gäste zu einem virtuellen Trip über die steinige Oberfläche des Roten Planeten ein. Ein Start in der Enge eines Raumschiffs mit Rick als Kommandeur, Lisa als Pilot und den anderen als Besatzung ist dann doch wieder Spiel. Unbestritten gehört der Besucher-Komplex zu den populärsten Touristenattraktionen Zentralfloridas.
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