Geschäftsgebaren der Lübecker Schausteller in der Kritik: Mafia-Methoden?
Lübecks Wirtschaftssenator zieht die Notbremse: Noch bevor der zuständige Beamte in Pension geht, soll ein neuer Chef die bisherige Vergabe-Praxis auf Lübecks Märkten unter die Lupe nehmen.
Die angeblichen "Mafia-Methoden" bei der Vergabe von Standflächen an Schausteller auf Lübecker Märkten und Großveranstaltungen ziehen jetzt auch personelle Konsequenzen nach sich. Nach Angaben von Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU) übernimmt bereits am kommenden Montag der Jurist Claus Strätz (53) kommissarisch den Bereich Märkte. Strätz soll zusätzlich weiterhin für den Bereich Wirtschaft, Häfen und Liegenschaften verantwortlich bleiben.
"Ich soll die Vorgänge auf dringende Bitte des Senators prüfen und in den kommenden Monaten für Aufklärung sorgen", sagte Strätz den LN. Peter Reinhardt, Chef der Lübecker SPD-Bürgerschaftsfraktion, hatte Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe-Praxis moniert und mit einem SPD-Bürgerschaftsantrag um Aufklärung gebeten. Der "Aufklärer" Strätz ist in Lübeck kein unbeschriebenes Blatt. Im März 2000 hatte der ausgewiesene Verwaltungsfachmann und Wirtschaftsexperte vorübergehend die Leitung des Koordinierungsbüros Wirtschaft in Lübeck (KWL) übernommen, nachdem dessen vorheriger Geschäftsführer, Uwe Mantik (SPD), als Staatssekretär ins Kieler Wirtschaftsministerium gewechselt war. Mantik wurde im Februar 2001 von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft angekündigt hatte, gegen den Staatssekretär einen Strafbefehl über umgerechnet rund 22 500 Euro beantragen zu wollen. Der Grund: Mantik wurde vorgeworfen, in den Jahren 1998 und 1999 millionenschwere Grundstücksverkäufe ohne Zustimmung des KWL-Aufsichtsrates abgewickelt zu haben.
Claus Strätz war seinerzeit maßgeblich an der Aufklärung des Falles beteiligt. Im Fall der Lübecker Märkte findet Strätz jetzt Unterstützung in Kerstin Prüßmann, zurzeit mit verantwortlich für Sonderaufgaben im Fachbereich Wirtschaft und Soziales.
Den Stein ins Rollen gebracht hatten Vorwürfe einzelner Schausteller gegen die Spitze des Schaustellerverbandes. Händler würden unter Druck gesetzt, weil sie sich weigerten, anteilige Werbekosten zu zahlen, für die es keine vernünftigen Abrechnungen gebe. "Es muss wohl einiges aufgearbeitet werden. Deshalb begrüße ich, dass zwei anerkannte Verwaltungsfachleute für Aufklärung sorgen", erklärte Reinhardt. Der bisherige Bereichleiter Helmut Häffner (62) ist offiziell noch bis zum 31. März in Amt und Würden. Bis dahin befindet er sich allerdings im Urlaub. Häffner bestätigte auf Anfrage der LN, dass nicht auszuschließen sei, dass er künftig nach seiner Pensionierung für den Schaustellerverband tätig sein werde. Häffner: "Ich bin offen in allen Fragen."
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