Frankenpost online, 08. 03. 05
TRAUER AUF VOLKSFESTPLATZ Zwei Kinder kommen bei Verkehrsunfall ums Leben / Stadt Hof wird auf Platzgeld verzichten
Schicksalsschlag für Schaustellerfamilie
Schon häufig war die Schaustellerfamilie Sperlich mit ihrem Kasperletheater in Hof. Bis zum Sonntag gastierte das „Kasperle“ wieder auf dem Volksfestplatz, doch vorerst wird die Familie Mario Sperlich nicht zum nächsten Gastspielort weiterziehen, sondern zu Hause in Riesa bleiben: Ein schwerer Schicksalsschlag hat sie getroffen.
HOF – Am vergangenen Donnerstag sind Georgio, 17 Jahre, und Liane Sperlich, 22 Jahre alt, bei einem Autounfall in der Nähe von Mannheim ums Leben gekommen. Die beiden der insgesamt drei Kinder der Familie waren in Mannheim beim Zahnarzt, um ihre Zahnspangen nachstellen zu lassen. Die Krankenkasse bezahlt Zahnspangen-Behandlungen – so war zu hören – nur, wenn stets der gleiche Arzt aufgesucht wird. Die Kinder befanden sich auf dem Rückweg, als der tragische Unfall passierte.
Beim Gastspiel in Hof seien zudem die Geschäfte schlecht gelaufen, so die Stadt Hof, so dass die Familie neben der persönlichen Tragödie nun auch noch in finanziellen Engpässen stecke. Aufgrund der kalten Witterung war das Puppentheater kaum besucht und habe deshalb seine Unkosten nicht mit dem Gastspiel decken können. Das Theater gelte als wirklich gerne gesehener Gast in Hof, mit dem es üblicherweise keine Probleme gibt. „Wir haben in den letzten Jahren mit dem Puppentheater nur gute Erfahrungen sammeln können, sie hatten auch immer die Kosten für Plakatierung und Platzüberlassung sowie Strom und Wasser ordnungsgemäß bezahlt, so dass wir im Gegensatz zu manch anderem Unternehmen keine Bedenken hatten, sie auch dieses Jahr zuzulassen“, ist seitens der Stadt zu hören.
Bürgermeister Eberhard Siller habe sich versichert, dass Pfarrrer Beck von der Lutherkirche mit den Angehörigen auf dem Volksfestplatz bereits Kontakt aufnimmt. Im Hofer Rathaus sei man sich einig darüber, die Familie ganz kulant zu behandeln.
Mit dem Bruder des Schaustellers Mario Sperlich, Henry Sperlich, wurde daraufhin gesprochen und ihm alle erdenkliche Unterstützung angeboten. Zugleich wurde ihm mitgeteilt, dass die Stadt Hof auf das Platzgeld verzichten wird. Unserer Zeitung gegenüber betonte Henry Sperlich in einem Telefonant, dass das Finanzielle nebensächlich sei, die menschliche Tragödie mache hilflos: „Wir holen unsere Familie erst einmal nach Riesa. Das ist alles so tragisch, da weiß man gar nicht, was man sagen soll.“ K. D.
Bei den winterlichen Witterungsverhältnissen machte das Kasperletheater der Familie Mario Sperlich keine guten Geschäfte in Hof. Nach dem schweren Schicksalsschlag ziehen die Schausteller nicht nach Bamberg, dem nächsten Gastspielort, weiter, sondern sie bleiben zu Hause in Riesa. FOTO: MICHAEL GIEGOLD