Ein interessanter Bericht über die Geschichte der Schautellerfamilie Roßkopf habe ich soeben gefunden:
Für drei Pfennig Karussell fahren
Familie Roßkopf mit Sitz in Simmertal ist seit mehr als 150 Jahren im Schaustellergeschäft
Von
Katja Hink
SIMMERTAL Das Unterwegssein ist ihnen in die Wiege gelegt. Sesshaft sein, jeden Tag ins Büro gehen, das wäre nichts für Familie Roßkopf aus Simmertal. Die Familie ist seit mehr als 150 Jahren im Schaustellergeschäft. Zurzeit ist Thomas Roßkopf in der fünften Generation mit Autoscooter, Karussell und zahlreichen anderen Attraktionen unterwegs. Und die sechste Generation steht schon in den Startlöchern: Sohn Dominik (9) hat sich fest vorgenommen, ebenfalls Schausteller zu werden.
Alteingesessen
Ursprünglich waren die Roßkopfs eine Handwerkerfamilie mit Sitz in Planig bei Bad Kreuznach. Aus einer alten Aufzeichnung geht hervor, dass der Gründer, Michael Roßkopf, Maurer war. Hier ist die Chronik übrigens nicht einheitlich: Im Familienstammbaum ist ein Heinrich Roßkopf als Gründer verzeichnet. Egal ob Michael oder Heinrich, er lernte Margarete Hamscher kennen. Sie erzählte ihrem Liebsten eines Tages, in Sprendlingen habe einer ein "Ding" aufgestellt, mit dem er am Tag 20 Mark verdiene - eine stattliche Summe Geldes. Das "Ding" war ein Karussell, das noch von einem oder zwei Pferden in Bewegung gehalten wurde. Michael Roßkopf kaufte so ein "Ding" und der Grundstein für die Schaustellerdynastie Roßkopf war gelegt. Das erste Karussell war die große Attraktion auf den Volksfesten und Kerben der Region. Dieses Karussell soll der Familienüberlieferung nach sogar noch existieren. Es sei in die USA verkauft worden, erzählt Klaus Roßkopf, Vater von Thomas Roßkopf.
1904 gab es bereits Elektrizität, produziert von einer Dampfmaschine. So pries nach einer Aufzeichnung der Planiger Bürger Michel Roßkopf 1904 seine "gefahrlose Prachtschaukel mit brillantem Lichte" an. Eine Karussellfahrt kostete damals drei Pfennig, Studenten zahlten sogar nur einen Pfennig.
Nach der Chronik waren die Roßkopfs seit 1865 auf dem Bad Kreuznacher Jahrmarkt vertreten. Seit 1952 sind sie von der Kirner Kerb nicht mehr wegzudenken. Dafür wurden sie 2003 während der Kerb sogar von der Stadt geehrt.
Was mit diesem Pferdekarussell begann, entwickelte sich zu einer Schaustellerdynastie mit Autoscooter - den schaffte Klaus Roßkopf in den 60er Jahren an -, Schießstand und vielen Attraktionen mehr. Thomas Roßkopf machte sich 1978 selbständig, im Jahr 2000 übernahm er die Fahrgeschäfte vom Vater.
Thomas Roßkopf ist überzeugter Schausteller. Der eigene Chef zu sein, die Unabhängigkeit, zählt er als Vorteile auf. "Das kriegt man in die Wiege gelegt", betont er. Als Schausteller muss er ein Multitalent sein: Mechaniker, Schweißer, Elektriker, Kaufmann. "Man muss fleißig sein", betont er. Und Sohn Dominik fügt hinzu: "Man muss geduldig sein."
Und Schausteller müssen mit dem Geld haushalten. "Der Euro macht uns schwer zu schaffen." Die Umsätze seien zwar nicht gesunken, aber die Kosten seien kräftig gestiegen. Da heiße es "zurückschrauben". Aber Familie Roßkopf nimmt auch schlechte Zeiten gelassen. "Man gibt sein Bestes und man wartet, was sich daraus entwickelt", sagt Ehefrau Carmen Roßkopf. Denn schließlich habe es schlechte Zeiten immer wieder mal gegeben. "Das gab´s schon immer und das wird es weiter geben."
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