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Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
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Verfasst am Donnerstag, 26. Mai 2005 22:35 Themenersteller |
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Allgemeine Zeitung, 24. 05. 05
Zirkus Atlas steckt pleite am Hafen fest
Reifen mangelhaft, Fahrer ohne Führerschein/Schausteller lehnen Finanzhilfe der Stadt ab
Vom 24.05.2005
BINGEN Clowns, Dompteure und Akrobaten sind arbeitslos: Die Zirkus-Familie "Atlas" liegt am Binger Rheinufer fest. Grund: Gravierende Mängel an den Zugmaschinen, Kennzeichen-Betrug und Fahren ohne Führerschein. Die Stadt versucht zu helfen.
Von
Christine Tscherner
Eigentlich sollte das Bingen-Gastspiel von Zirkus "Atlas" nur bis zum 1. Mai dauern. Aber die Wohnwagen stehen immer noch am Industriehafen. Kamele, Pferd, Giraffe und Elefant schauen wie der Rest der Truppe einer ungewissen Zukunft entgegen.
Auf der Fahrt nach Bingen flog der Zirkus auf: Zwischen Heidesheim und Ingelheim stoppte die Polizei die Zugmaschinen auf der Autobahn. Neben der Fristüberschreitung der Reifen stellten die Kontrolleure "erhebliche weitere Sicherheitsmängel" fest. Keine Erlaubnis zur Weiterfahrt - die Lastwagen wurden abgeschleppt.
"Die Kennzeichen waren teilweise nicht für diese Fahrzeuge zugelassen", berichtet René Nauheimer, Pressesprecher des Mainzer Polizeipräsidiums, weiter aus dem Bericht der Kollegen vor Ort. Gleich mehrere Fahrer des kleinen Familien-Unternehmens hatten sich ohne Führerschein ans Lenkrad der Trucks gesetzt. Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft laufen.
Neben der Polizei, der Verkehrsdirektion Wörrstadt und der Mainzer Staatsanwaltschaft beschäftigt der Binger Zirkus derzeit Führerscheinstelle, Stadtwerke und Sozialamt. "Wir mussten 21 neue Reifen kaufen", bestätigt Zirkus-Chef Carlos Frank auf AZ-Nachfrage. "Jetzt fehlt uns das Spritgeld für die Weiterfahrt." Die Reparatur an den Zugmaschinen und neue Reifensätze überstiegen schlichtweg die Finanzkraft der 36-köpfigen Truppe. Der Binger Industriehafen ist darum erst einmal Endstation im Tournee-Programm.
"Wir haben dem Zirkus einen Drei-Tagessatz wie für Obdachlose und kostenlose Rechtsberatung angeboten", verweist Bürgermeister Thomas Feser (CDU) auf die städtische Hilfestellung. Der Zirkus-Chef habe dies jedoch zunächst ebenso abgelehnt wie einen Antrag auf Arbeitslosengeld II. Dazu hätte "Atlas" alle Personalien feststellen lassen und einen Nachweis für die Reparatur der Fahrzeuge erbringen müssen. "Mit den 600 Euro hätte ich gerade mal zwei Zugmaschinen betanken können", schüttelt Chef Carlos Frank den Kopf. Derzeit lebe die Gruppe mit 20 Erwachsenen und 16 Kindern von Spenden aus Pfarrhäusern und letzten Reserven. Wie es weitergehen soll? Schulterzucken.
Gestern Nachmittag signalisierte der Zirkus zunächst ein Einlenken auf die Offerte von Bürgermeister Feser. Die Aufnahme der Personalien durch zwei Sozialamts-Mitarbeiter vor Ort scheiterte aber entgegen der ursprünglichen Zusagen des Zirkus-Chefs erneut. Feser will weiter nach einer Lösung suchen, betont aber: "Ohne Bereitschaft zur Mitarbeit ist nicht zu helfen."
_______________________________________________________ First Public Flyer on Torre del Mar
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