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Europa im Westentaschen-Format
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JUK
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Link zum Beitrag #159252 Verfasst am Freitag, 24. Juni 2005 12:27
Themenersteller
Relax
Handelsblatt, 23. 06. 05

Erfolgsgeschichte des "Freizeitpark Rust"

Europa im Westentaschen-Format

Von Elisabeth Rosenkranz

In Sachen Spaß ist er der Riese: Der Europa-Park in Rust bei Freiburg gilt als der größte saisonale Freizeitpark weltweit - und als Marktführer in Deutschland. 62 Mill. Gäste haben dieses Highlight der Freizeitindustrie seit der Eröffnung im Juli 1975 besucht. Hinter diesem Erfolg steht ein Familienunternehmen: die Mack KG.




RUST. Firmenchef Roland Mack hat den Europa-Park zu einem Synonym für unternehmerischen Erfolg gemacht. Vielfach wurde der 55-jährige gebürtige Freiburger geehrt und ausgezeichnet: als "Unternehmer des Jahres" und "Südbadener des Jahres". Er erhielt den französischen Staatsorden und jüngst, am 9. April, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Bei allem gerechtfertigten Stolz auf das Geschaffene: protziges Gehabe nicht Macks Sache. Der Grund dafür ist in den schwierigen Anfängen des Freizeitparks zu suchen, die Roland Mack als Schweißfachingenieur an der Seites seines Vaters, Franz Mack, erlebt hat. Der Senior, auf dessen ingenieurtechnische Ratschläge der Sohn beim Bau von Achter- und Wasserbahnen noch heute Wert legt, hatte in den siebziger Jahren die entscheidende Idee: Seit neun Generationen hatte die Firma Mack bereits als Wagen- und Karussellbaufirma Mack in Waldkirch bei Freiburg existiert. Für deren Erzeugnisse wollte nun Mack eine Art Produkt-Schaufenster einrichten. Und weil Grundstücke im ländlich geprägten Ortenaukreis zwischen Freiburg und Karlsruhe um das ehemalige Fischerdörfchen Rust herum günstig waren, ließ sich Vater Mack auch nicht davon beirren, dass niemand außer ihm und seiner Familie auch nur einen Pfifferling auf dieses gewagte Vorhaben gab.

"Mein Vater und ich sind bei Bürgermeistern und Behörden Klinken putzen gegangen, um für die Idee eines künftigen Freizeitparks zu werben, und um Grundstücke kaufen zu können", erinnert sich Roland Mack. Es sind jene steinigen Anfänge, die fest im Bewusstsein des heutigen Erfolgsunternehmers verankert sind. Auch die legendäre Schlagzeile "Pleitegeier kreist über Rust" zählt dazu.

Von viel öffentlicher Skepsis begleitet, ging der Europa-Park dennoch am 12. Juli 1975 mit drei Karussells, einer Achter- und Märchenbahn sowie einem Auto-Scooter an den Start. Dann schauten Besucher vorbei, Familien mit Kindern vor allem. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr. Auch in Rust bemerkte man schnell, dass dieser Freizeitpark wohl doch keine so spleenige Idee war. Zum einen wurde der Name Rust immer bekannter, zum anderen entwickelte sich das Mack sche Unternehmen zu einem veritablen Gewerbesteuerzahler.

Heute umfasst der Europa-Park 70 Hektar samt 100 Hektar Erweiterungsfläche. 3,7 Mill. Besucher jährlich rechtfertigten auch eine eigene Autobahnausfahrt, die die Anliegergemeinden von argen Verkehrsproblemen befreite. Immer wieder ist Roland Mack bedrängt worden, aus seinem Unternehmen eine Aktiengesellschaft zu machen. Immer hat er widerstanden. "Wir sind und bleiben ein Familienunternehmen und bestimmen über unser Kapital selbst", sagt er. Bis heute hat das Unternehmen 420 Mill. Euro investiert - ohne einen Cent aus staatlichen Fördertöpfen. Mit der bislang größten Einzelinvestition in der Park-Geschichte in Höhe von 45 Mill. Euro hat Mack im vergangenen Jahr das dritte Hotel-Resort im römischen Stil namens "Colosseo" eröffnet. Mit 1450 Betten in 325 Zimmern und 21 Suiten ist das 4-Sterne-Erlebnis-Hotel das größter Einzelhotel im deutschen Südwesten. Zusammen mit den bestehenden Hotels "El Andaluz" und "Castillio Alcazar", dem Gästehaus und dem Caravan-Stellplatz mit Tipidorf verfügt der Europa-Park über mehr als 4000 Gästebetten. "Das entspricht etwa der Kapazität von ganz Freiburg oder Baden-Baden", rechnet Roland Mack vor. Die Auslastung von 95 Prozent ist ein in der Region unerreichter Spitzenwert.

Mit 2800 Beschäftigten in der Saison zählt der Europa-Park auch zu den größten Arbeitgebern in Südbaden. In elf Themenbereiche gegliedert, sollen Kinder und Erwachsene die architektonische und kulturelle Vielfalt Europas erleben können. Für Portugal, den zwölften Themenbereich, wurde mit der neuen Wasserachterbahn "Supersplash" zu Beginn der Saison 2005 der Grundstein gelegt. Über 100 Attraktionen - darunter Europas größter Stahl-Achterbahn "Silver-Star" - und Shows mit 150 Künstlern aus 22 Nationen sollen von März bis November die Besucher locken. Auch das Wirtschaftsmagazin Forbes hat den Europa Park unter die zehn besten Themenparks der Welt gewählt: Direkt hinter dem kalifornischen Disneyland erreichte man Platz vier.

Roland Mack macht keinen Hehl daraus, dass der Park, dieses Stück Europa in Miniaturformat, sein Zuhause und seine Lebensaufgabe ist: Nicht umsonst hat er auch sein privates Wohnhaus an den Rand des Europa-Parks gebaut. "Was soll ich verreisen?" hat er einmal gefragt, "ich habe doch Europa vor meiner Haustür." Sorgen um seine Nachfolge muss sich Roland Mack nicht machen. Längst ist der Nachwuchs - zwei Söhne, eine Tochter - als zehnte Generation der ursprünglichen Wagenbaufirma Mack ins Geschäft eingeführt. Auch an Ideen und Plänen mangelt es dem Unternehmer nicht. Denn eines weiß Roland Mack genau: "Wenn wir keine Visionen mehr haben, können wir den Park schließen."


HANDELSBLATT, Donnerstag, 23. Juni 2005, 14:36 Uhr
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