Hallo zusammen,
ich war gestern - gemeinsam mit fünf Freunden - das erste Mal im Bobbejaanland. Leider konnte ich nicht viele Photos machen, weil die Akkus meiner Digitalkamera defekt zu sein scheinen: obwohl sie voll geladen waren, hielten sie nur kurze Zeit. Aber es war ohnehin kein richtiges Photowetter, also werde ich mich auf einen ausführlichen Erfahrungsbericht beschränken.
ANKUNFT
Wir sind pünktlich um halb zehn in Kasterlee angekommen und wurden von den Parkplatzeinweisern zentimetergenau in die Parklücke eingewiesen, was sich dann später bei der Abfahrt auch als notwendig erwies. Auf dem Weg zur Kasse wurde unsere Vorfreude nur von den dunklen Regenwolken gedämpft, die sich zu diesem Zeitpunkt genau über uns sammelten. Die Schlangen an der Kasse waren überschaubar und so dauerte es keine zehn Minuten bis wir unsere sechs Eintrittskarten und zwei Parkmünzen gekauft hatten und zum Eingang weitergehen konnten. "Eintrittskarten" ist in diesem Zusammenhang jedoch nicht genau der passende Begriff, denn zu unser aller Überraschung, bekamen wir gar keine richtigen Karten, sondern nur eine Art Kassenbon, was ein wenig schade ist, weil eine Eintrittskarte ja mitunter auch ein nettes Andenken ist.
Nachdem wir den Parkeingang passiert hatten, wurden wir erst mal von ein paar Parkmaskottchen abgefangen, die uns zu einem Gruppenphoto überreden wollten. Da sich inzwischen der Frühstückskaffee seinen Weg gebahnt hatte, und einige von uns ziemlich dringend auf Toilette mußten, versuchten wir, dieses Angebot abzulehnen, was sich jedoch gar nicht als so einfach erwies. Wir machten uns also zielstrebig auf die Suche nach der nächsten Toilette, wo man uns 20 Cent pro Person abknöpfte. Dies fanden wir alles andere als toll, denn wir erwarten eigentlich, daß die Betriebskosten für die Toiletten in den Eintrittspreis einkalkuliert werden. Ständig Kleingeld bereit halten oder gegebenenfalls wechseln zu müssen, kann ganz schön nerven.
Nachdem wir unsere menschlichen Bedürfnisse erledigt hatten, überlegten wir, welche Attraktion wir als erstes besuchen wollten. Wir wußten bereits, daß im Bobbejaanland viele Attraktionen erst etwas später öffnen.
Bob Express lief aber bereits, und so entschieden wir uns, zunächst das schmalere, nördliche Seeufer abzulaufen. Gerade als wir das Statiensgebäude von
Bob Express erreicht hatten, fing draußen ein leichter Sprühregen an. Wir setzten uns dennoch in den Zug, mußten aber nach einigen Minuten feststellen, daß die Ride Ops offenbar den inzwischen stärker gewordenen Regen abwarten wollten. Da ein Ende des Regens für uns nicht absehbar war, entschieden wir uns, den Zug wieder zu verlassen und durch den Regen zu einer der benachbarten Indoor-Attraktionen
El Paso Special und
Indiana River zu spurten. Da
El Paso Special noch nicht geöffnet hatte, wurde
Indiana River zu unserer ersten Fahrt an diesem Tage.
INDIANA RIVER
Die Indoor-Wildwasserbahn
Indiana River ist bereits von außen recht gut thematisiert. Zwar handelt es sich bei näherem Hinsehen nur um eine große Blechhalle, aber durch ein aufgemaltes Steinrelief und einige Vorbauten erkennt man sofort, daß es sich um eine Art Maya-Tempel handeln soll. Drinnen wartet eine typische
Intamin-Baumstammrutsche, die zwar nur drei relativ niedrige Vorwärtsdrops enthält, aber dafür sehr detaillreich und liebevoll thematisiert ist. Eine Warteschlange gab es nicht, so daß wir direkt bis zum Einstieg durchlaufen konnten.
Ich hatte eigentlich erwartet, daß es sich "nur" um eine große Halle mit Dschungelpflanzen handelt, aber in Wirklichkeit ist die Halle durch ein künstliches Felsmassiv in mehrere Abschnitte unterteilt und die Streckenführung verläuft immer wieder durch Felstunnel mit stimmungsvollen Lichtinstallationen. Man hat jedenfalls entgegen meinen Befürchtungen zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, durch eine Halle voller Kunstplanzen zu fahren. Trotz der relativ niedrigen Drops kann man recht naß werden. Wir waren schon vor der Fahrt durch den Regen etwas vorgenäßt, aber als wir wieder rauskamen, hatten zwei von uns klatschnasse Hosenbeine (obenrumm waren wir ohnehin alle mit Regencapes ausgerüstet).
BOB EXPRESS
Als wir wieder aus
Indiana River rauskamen, hatte zu unserem Erstaunen der Regen schon wieder fast aufgehört, so daß wir uns entschieden, noch einmal zu
Bob Express zurückzulaufen. Wie bekannt sein dürfte, hatte
Bob Express im Frühjahr einen Unfall und war anschließend mehrere Monate lang außer Betrieb. Bei unserem Besuch lief die Bahn aber endlich wieder. Dennoch sollte man nicht allzu viel erwarten: es handelt sich um einen relativ langen (520 Meter) Powered Coaster von
Mack, der wie üblich als Eisenbahn verkleidet ist, und einige Helixkurven über den vorderen Teil des großen Sees dreht, wobei die Strecke recht nett mit der Outdoor-Baumstammrutsche
Wildwater Slide verschlungen ist.
Apropos See: wie wir durch eine Infotafel erfuhren, dienen die beiden Seen des Bobbejaanlandes (der zweite See liegt unter der Hängebahn
Airrace) nicht einfach nur dem Landscaping, sondern erfüllen eine ernsthafte Funktion. Das Bobbejaanland ist auf einem ehemaligen Sumpfgebiet errichtet und die Seen dienen der kontinuierlichen Entwässerung des Geländes. Die Tiefe des großen Sees beträgt bis zu 8 m und durch den kontinuierlichen Wasserzufluß ist das Wasser relativ sauber und es gibt auch keine Probleme mit sinkendem Wasserpegel wie z.B. beim Märchensee des Phantasialandes.
Aber zurück zu
Bob Express: die Bahn fuhr (wie bei Powered Coasters nicht unüblich) zwei Runden, wobei die Strecke direkt mit einer relativ stark geneigten Aufwärtshelix beginnt. Bei der ersten Durchfahrt ist der Zug hier noch sehr langsam und die Kurvenneigung scheint im Verhältnis fast ein wenig zu stark zu sein. Am besten gefiel mir eigentlich die Abwährtshelix am Ende der Strecke, in der (für einen Powered Coaster) unerwartet hohe
G-Kräfte auftreten. Insgesamt handelt es sich eher um eine Kinderachterbahn, die sich dadurch auszeichnet, daß sie wirklich für alle Altersklassen geeignet ist. Nervenkitzel darf man hier jedoch naturgemäß nicht erwarten.
OKI DOKI
Nach unserer Fahrt auf
Bob Express liefen wir weiter zum hinteren Teil des nördlichen Seeufers, wo der Junior Coaster
Oki Doki auf uns wartete. Dafür, daß
Oki Doki offiziell eine Kinderachterbahn ist, ist die erste Abfahrt relativ hoch. Nachdem wir mitbekommen haben, wie ein kleineres Mädchen tränenüberströmt in der Station ankam, sind an der Kindgerechtigkeit dieser Bahn durchaus Zweifel angebracht. Mit kleineren Kindern würde ich jedenfalls eher
Bob Express empfehlen. Dafür ist die Bahn für ältere Parkbesucher umso besser geeignet, da es sich im Grunde genommen um die einzige klassische Achterbahn im ganzen Park handelt, und der Streckenverlauf wirklich gelungen ist. Nur die Beinfreiheit in den Wagen ist für größere Menschen etwas knapp, aber dies ist bei einem Junior Coaster auch nicht weiter verwunderlich.
AIRRACE
Nach unserer Fahrt auf
Oki Doki liefen wir am hinteren Seeende vorbei am Kinderland zum Eingang von
Airrace.
Airrace ist die berühmt-berüchtigte
Vekoma-Hängebahn, bei der die Gondeln als Flugzeuge thematisiert sind. Die Bahn ist insofern einzigartig, als daß weltweit nur zwei Exemplare gebaut wurden. Nach einer Fahrt wird aber auch schnell klar, warum: aufgrund anderer Erfahrungsberichte, hatten wir unsere Erwartungen schon deutlich runtergeschraubt, und dennoch konnte uns die Bahn nicht wirklich positiv überraschen. Enttäuschend ist vor allem, daß man von der freien Aufhängung der Gondeln praktisch nichts mitbekommt. Da es auch keine einzige wirkliche Abfahrt gibt, beschränkt sich das Fahrerlebnis darauf, daß man durch die zunehmende Geschwindigkeit immer stärker in den Sitz gepreßt wird. Diesen Effekt könnte man jedoch gewiß auch ohne aufwendige Hängekonstruktion erreichen.
Am Ausgang von
Airrace wird man über eine überdachte Brücke ins Kinderland des Bobbejaanlandes geführt. Das Kinderland ist in einem großen, recht abwechslungsreich gestalteten Gbeäudekomplex untergebracht. Ich muß jedoch gestehen, daß wir uns dort nicht lange aufgehalten haben, sondern mangels Kleinkindern auf dem kürzesten Weg wieder hinausgingen.
HORSE PEDALO
Aufgrund der bis dahin nicht existierenden Warteschlangen hatten wir in kürzester Zeit schon die Hälfte der verfügbaren Achterbahnen abgeklappert, und so paßte es ganz gut, daß wir einen Ausläufer der Tretbahn
Horse Pedalo erspähten, von der meine Freundin schon vorab angekündigt hatte, daß sie unbedingt damit fahren wolle. Nachdem wir endlich den etwas versteckt gelegenen Eingang gefunden hatten, sahen wir uns das erste Mal mit einer kleinen Warteschlange konfrontiert. Es dauerte ca. zehn Minuten bevor wir die Gondeln besteigen konnten. Nach dem Verlassen der Station rastet man ziemlich unsanft in einen Kettenlift ein, der die Gondel ein paar Meter hochzieht, so daß man die ganze Strecke über ein leichtes Gefälle hat. Beim Einsteigen sollte man darauf achten, daß immer zwei etwa gleichschwere Personen in einer Gondel sitzen, da die Gondeln bei ungleichmäßiger Gewichtsbelastung offenbar deutlich langsamer sind: obwohl meine Freundin und ich wie die Weltmeister getrammpelt haben, kam unsere Bekannten hinter uns ohne großen Tretaufwand wesentlich schneller voran und mußten am Ende sogar bremsen, um eine Kollision zu vermeiden.
SPEEDY BOB
Nach dem
Horse Pedalo ging es weiter zum benachbarten
Speedy Bob, einer Wilde-Maus-Doppelanlage von
Mack, wo wir auch wieder 5-10 Minuten warten mußten, da nur eine Seite der Analage geöffnet war. Wie bereits häufiger geschrieben wurde, fährt diese Wilde Maus fast ungebremst, so daß sie trotz der hohen Verbreitung derartiger Anlagen rundum überzeugen kann. Nachdem die ganze Fahrt fast ungebremst abläuft, ist die Schlußbremse allerdings umso heftiger. Hier muß man wirklich aufpassen, wenn man sich nicht den Nacken verrenken will.
EL RIO
Vom Ausgang des
Speedy Bob ging es weiter zum Rapid River
El Rio. Auch dieser war wie schon der
Indiana River recht aufwendig in einer Art Maya-Stil thematisiert.
Apropos Thematisierung: das Bobbejaanland bezeichnet sich ja selbst nicht als Themenpark, sondern als "Family Park", und dementsprechend gibt es hier auch keine systematische Aufteilung in Themenbereiche. Der Park bietet zwar ein gelungenes Landscaping und ein ausgezeichnetes Wegesystem, aber echte Thematisierungen gibt es nur bei einzelnen Attraktionen. Vorherrschend ist hierbei Wildwest- und Maya-Theming, wobei auffällt, daß es keinen geschlossenen Wildwest- und Maya-Bereich gibt, sondern die beiden Thematisierungsstile willkürlich wechseln und immer mal wieder unthematisierte Attraktionen eingestreut sind.
Aber zurück zu
El Rio: wie bekannt sein dürfte handelt es sich um eine Hafema-Anlage mit Riesenradlift und dem typischen Hafema-Strudel. Der Riesenradlift und die anschließende steile Abfahrt war immer noch nicht in Betrieb (und wird vermutlich auch gar nicht mehr in Betrieb genommen werden). Stattdessen werden die Rundboote auf einer Ausweichstrecke unter dem dem Drop hindurchgeleitet und gelangen nach ein paar Kurven zu dem großen Strudel. Die Taktung der Boote war bei unserem Besuch so geschickt gewählt, daß man bei der Einfahrt in den Strudel das Vorgängerboot gerade hinabstürzen sieht.
Den Nässegrad von
El Rio sollte man nicht unterschätzen: wir sind insgesamt zwei Mal gefahren, und beide Mal schwappte nach der Abfahrt im Strudel eine große Welle in die Zwischenräume des Bootes, so daß jeweils zwei Personen triefend naß wurden. Die Welle war so groß, daß sich in der Bauchfalte unserer Regencapes große Pfützen bildeten und einer der Fußräume fünf Zentimeter hoch unter Wasser stand. Anschließend waren also nicht nur die Hosen (und Unterhosen!), sondern auch einige Schuhe klatschnaß. Da das Wetter ziemlich kalt war, beschlossen wir, erst einmal ein paar trockene Attraktionen zu besuchen, um uns nicht mutwillig zu erkälten.
REVOLUTION
Wie bereits erwähnt, waren wir nach
El Rio ziemlich durchnäßt und wollten uns daher erst einmal wieder etwas trocknen. Da es genau in diesem Moment wieder zu regnen anfing, bot es sich an, in die nahegelegene "Hall 2000" zu flüchten, in der sich auch der Eingang zum Darkcoaster
Revolution befindet. Die Vorhalle machte auf uns einen etwas heruntergekommenen Eindruck: die Dachkonstruktion erinnerte etwas an niederländische Gewächshäuser, wobei der die Scheiben allerdings zu aussahen, als seien sie von außen unregelmäßig mit weißer Farbe beschmiert worden. Innen drin gab es ein paar Imbißstände mit Tischen und Stühlen, sowie einige kostenpflichtige Spiele (ferngesteuerte Autos, Tennisballkanonen, etc.).
Da wir aufgrund des Regens einen Besucheransturm in der Halle erwarteten, gingen wir schnurstracks weiter zum Eingang von
Revolution. Hier gab es fast keinen wirklichen Wartebereich, sondern man gelangte über eine Treppe direkt in die größte Achterbahnstation, die ich je gesehen habe. Bekanntlich besitzt Revolution den größten zusammenhängenden Achterbahnzug der Welt und dementsprechend lang ist auch die Station: sie ist so lang, daß der Einstiegsbereich nicht wie üblich auf einer Geraden Platz findet, sondern stattdessen am vorderen und hinteren Ende des Zuges um die Kurve herumführt. In den insgesamt 30 Wagen sitzen jeweils zwei Personen nicht nebeneinander, sondern direkt hintereinander, ähnlich wie in einer Baumstammrutsche. Der Haltebügel ist dabei sowohl im Winkel als auch in der Länge verstellbar, so daß er sich bequem an alle möglichen Körperformen anpassen läßt.
Die Fahrt selbst ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, kann aber im Gegensatz zu Airrace durchaus überzeugen: der Zug fährt bereits in der Station mit relativ hohem Tempo an, so daß man in den (natürlich nicht geneigten) Kurven der Station ziemlich nach außen gedrückt wird. Nach ein oder zwei Linkskurven fährt der Zug dann in die große würfelförmige Lifthalle ein. Dieser Bereich wird oft als Spirallift beschrieben, jedoch ist dies nicht ganz zutreffend, denn der Zug fährt nicht wirklich im Kreis, sondern stattdessen immer an den Wänden der würfelförmigen Halle entlang, so daß man immer abwechselnd ein gerades Streckenstück und eine 90-Grad-Linkskurve passiert. Währenddessen wird ein Film mit einer rückwärts laufenden Uhr an die Hallendecke projeziert und ein Schwarm von weißen Lichtbällen gleitet über die Hallenwände. Dies ist auch die einzige Gelegenheit, bei der man die beeindruckende Länge des Zuges erkennen kann.
Nachdem man etliche Aufwärtsrunden später die Hallendecke erreicht hat, verläßt der Zug durch eine seitliche Aussparung den Liftbereich und die Abfahrt beginnt. Je nachdem, ob man vorne oder hinten sitzt, ist der Zug an dieser Stelle noch recht langsam, bzw. schon recht schnell. Auch die Abfahrt ist (wie bereits der Lift) ein ständiger Wechsel aus Geraden und Linkskurven, wobei der Zug etliche Lichteffekte passiert, die mit der Fahrt synchronisiert sind. Es gibt während dieser Abfahrt zwar einige kleinere Hügel, diese nimmt man aber kaum wahr, da der Zug aufgrund der immensen Länge und der damit verbundenen Trägheit mit immer höherem Tempo darüber hinwegfegt. Gegen Ende dreht der Zug dann noch einmal eine Runde über den Boden der Lifthalle, diesmal jedoch ohne Beleuchtung und landet schließlich in einer relativ weichen Schlußbremse, bevor er wieder in die Station einfährt.
Was sich in der Beschreibung vielleicht etwas langweilig anhört, ist in Wirklichkeit ziemlich spaßig. Insbesondere das Tempo des Zuges hat mich positiv überrascht. Gegen Ende der Fahrt erreicht der Zug wirklich eine wahnwitzige Geschwindigkeit, wobei dieser Eindruck durch passende Lichteffekte noch verstärkt wird. Schon während des Anstehens verspürt man Vibrationen im Stationsboden, die immer weiter zunehmen, je näher der Zug kommt. Obwohl die Strecke ausschließlich Linkskurven enthält, empfand ich die Fahrt als relativ abwechslungsreich. Das einzige Manko besteht darin, daß der Liftbereich endlos lang und die eigentliche Abfahrt im Vergleich recht kurz geraten ist.
SLEDGE HAMMER
Wenn ich wieder etwas Zeit finde, geht es weiter mit
Sledge Hammer.
Bis dahin alles Gute,
Wirbelwind