Nach dem Rückzug des dänischen Unternehmens Tivoli wird jetzt ein neuer Investor gesucht
Karin Schmidl
Berlin muss erneut den Rückzug eines Investors hinnehmen: Das dänische Vergnügungsunternehmen Tivoli wird nicht in den Spreepark im Plänterwald kommen. "Tivoli hat uns mitgeteilt, dass unter den gegebenen Umständen kein Investor zu finden ist", sagte die Sprecherin des Liegenschaftsfonds, Irina Dähne. Das Geschäft sei vor allem daran gescheitert, "dass das Grundstück nicht frei verfügbar ist". Gemeint sind damit die Bewohner des Westerndorfes im Spreepark. Seit Monaten bemühen sich Liegenschaftsfonds und Insolvenzverwalter um deren Räumung. Der Eigentümer lehnt den Auszug ab. Ein Gericht soll entscheiden.
In Kopenhagen wollte man gestern zu Berlin eigentlich gar nichts sagen. Ein Tivoli-Manager, der namentlich nicht genannt werden wollte, stellte aber klar: "Der Hauptgrund für unseren Rückzug ist nicht das Westerndorf, sondern die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland." Alle Geldgeber fürchteten, dass sich ihr Engagement nicht rentiere.
Tivoli hatte erst im vergangenen Jahr sein internationales Geschäft stark heruntergefahren. Statt selbst Ableger des berühmten Vergnügungsparks zu bauen, werden nur noch der Name und ein passendes Konzept verkauft. Tivoli außerhalb Kopenhagens läuft nur noch als Franchise-Geschäft.
In Berlin ist die Enttäuschung groß. "Wir bedauern die Entscheidung, die rein unternehmerisch zu verstehen ist", sagte Manuela Damianakis, Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. Man hoffe sehr, dass sich doch noch ein Investor für einen hochwertigen Freizeitpark findet. So lange sitzt das Land weiter auf dem Schuldenberg, den die insolvente Spreepark GmbH von Norbert Witte Ende 2001 hinterlassen hat. Die Gesamtschulden betragen rund 15 Millionen Euro. Für etwa zehn Millionen, die Witte damals als Kredite aufgenommen hatte, bürgt das Land. Und das hatte so gehofft, mit der Marke Tivoli punkten zu können und zugleich seine Geldprobleme loszuwerden. Dafür wurden sogar breite Zufahrtsstraßen durch das Landschaftsschutzgebiet Plänterwald und ein Parkhaus für 900 Autos genehmigt.
Andere Interessenten mit fertigen Finanzkonzepten wurden abgelehnt. "Die Berliner Politik wollte immer nur Tivoli, dafür wurden wir auf kalte Art abserviert, das vergisst man nicht so leicht", sagte gestern Theo Rauh, Sprecher des französischen Unternehmens Grévin, das 14 Familienfreizeitparks in ganz Europa betreibt. Grévin war auch der bevorzugte Investor des Bezirks Treptow-Köpenick. Dort ist man wenig überrascht vom Tivoli-Rückzug. "Ein bisschen abgezeichnet hat sich die Entwicklung in den letzten Monaten, als Tivoli sehr zögerlich wurde", sagte Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD).
Ob Berlin jetzt erneut auf den abgewiesenen Bewerber aus Paris zugeht oder ob es für den Spreepark eine neue Ausschreibung geben wird, ist ungewiss. Man müsse jetzt erst mal die neue Lage beraten, hieß es beim Liegenschaftsfonds.
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