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Wie Mutter das letzte Mal Achterbahn fuhr
Auf einmal sind die Windeln weg
W ir waren neulich auf der Deutzer Kirmes, den staunenden Enkel an der Hand. Da wirbelte die "Wilde Maus", der "Fliegende Holländer" jagte uns Schauer über den Rücken, und die stählerne Achterbahn riss unsere Köpfe zitternd in die Höhe.
Da musste ich an damals denken, an das erste Oktoberfest an der Venloer Straße in der Nachkriegszeit, als meine Mutter und ich für 50 Pfennige Karten an der hölzern ratternden Achterbahnen erstanden. "Jetzt oder nie", rief meine Mutter erwartungsfroh. Wir bestiegen herzklopfend die wartende Gondel und fanden vorne in der ersten Reihe Platz. Hinter uns drängten sich andere, die verwundert auf den hochschwangeren Babybauch meiner Mama starrten. Zuvor hatten wir ein umfangreiches Wäschepaket für den zu erwartenden Nachwuchs bei Woolworth gekauft, der eingeklemmt bei meiner Mutter unter den Beinen lag. Und jetzt ging es los!
Die Bahn ruckte an, nahm Fahrt auf, stieg und sauste Schwindel erregend durch die Kurve. Wir legten uns schräg, lachten, schrien, krallten uns fest. Dann, hoch oben auf der Höhe angekommen, ging es in rasendem Tempo bergab! Schrei: "Meine Babysachen!" Das in Packpapier verschnürte Bündel hatte sich selbständig gemacht und war plötzlich weg. Ich wusste gar nicht genau, wie das wann passiert war, und meine Mutter befürchtete das Schlimmste. Kreidebleich kletterte sie schwerfällig nach dem endlichen Halt aus dem engen Gefährt und blickte ratlos umher. "Hier, jute Frau, is dat üch?" Ein Mitfahrer von der letzten Bank zog unseren wertvollen Einkauf aus der hinterletzten Ecke hervor, wo er sich glücklicherweise vor dem Absturz verklemmt hatte. Ein breites kölsches Grinsen im Gesicht, klopfte der Mann meiner Mutter aufmunternd auf die Schulter: "Dat is noch eens joot jejange. Allet jute för dat Blaag!"
Die Windeln waren gerettet, mein zukünftiger kleiner Bruder hatte keinen Schaden genommen, aber meine Mutter war für immer vom Achterbahnfahren kuriert.
"Willst du auch mal?", fragte mein Mann unseren Severin. Der schüttelte ängstlich seinen blonden Kopf. "Nur mit Omi", sagte er zögernd. Aber Omi wollte auch nicht mehr. So sind wir noch gemütlich ein paar Runden mit dem Riesenrad gefahren, das trotz aller Blinklichter und Computer-Monstermusik nicht viel anders als früher war.
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