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Eine interessante Magisterarbeit über den Kreuznacher Markt
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SpießbratenMärker
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Einsteiger Alexander
Idar-Oberstein
Deutschland . RP
 
Avatar von SpießbratenMärker
Link zum Beitrag #316718 Verfasst am Dienstag, 22. August 2006 17:00
Themenersteller
Relax
Samstag kurz vor drei:
Spießbratenfest-Märker tappt mit Ordner und Kamera beladen zum 800. mal die Schoppestecherstroß auf dem Kreuznacher Jahrmarkt entlang und entdeckt an Becks China-Imbiss ein Fernsehteam vom SWR aus Mainz.
Eine Frau steht vor der Kamera und spricht.
Eine Schaustellerin vielleicht?Eine Umfrage?Eine Moderatorin?
Aus Rücksicht auf das genervte Fernsehteam verkneift es sich Spießbratenfest-Märker mal bei den beteiligten nach Thema und Sendezeit zu fragen.
Als er am Montag Abend "zappend" vor dem Fernseher sitzt beginnt in der Landesschau gerade ein Bericht ,d e r Bericht über eine Magisterarbeit....

Die Magisterarbeit scheint wirklich sehr interessant zu sein.
Bei Gelegenheit werd ich versuchen die Arbeit zu bekommen.

BERICHT DER HP DER STADT KREUZNACH ENTNOMMEN:
Professoren würdigen „ernorme Forscherleistung“:
Magisterarbeit über Kreuznacher Jahrmarkt

Diese Arbeit hat sich gelohnt: Das mühsame Recherchieren in Archiven, das Auswerten verschiedenster Quellen wie Festschriften, Protokolle des Jahrmarktsauschusses und die vielen Gespräche mit Schaustellern und Jahrmarktskennern wie Richard Walter oder Marktmeister Rainer Zimmermann. Andrea Steinbrechers Magisterarbeit über den „Bad Kreuznacher Jahrmarkt. Eine Untersuchung zu Entwicklung und Wandel historischer Festkultur“ wurde mit „besser als gut (1,7)“ bewertet. Professor Dr. Michael Simon (Uni Mainz, Deutsches Institut, Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde) würdigt in seinem Gutachten die „enorme Forscherleistung“ der 28 Jahre alten Studentin, die in Bad Kreuznach ihr Abitur machte und deren Eltern in Bad Münster am Stein Ebernburg wohnen. Für Juniorprofessor Dr. Timo Heimerdinger, der das Zweitgutachten erstellte, hat sich Andrea Steinbrecher „mit ihrer Untersuchung des Bad Kreuznacher Jahrmarktes eines für die Region wichtigen und bislang wissenschaftlich noch nicht ausreichend thematisierten Ereignis angenommen. Vor diesem Hintergrund ist ihre Arbeit als ein die bisherige Forschung schlüssig ergänzender Beitrag zu werten.“ Dem pflichtet Jahrmarktsdezernent Karl-Heinz Gilsdorf bei, der sich bei der jungen Wissenschaftlerin bedankt. „Die Magisterarbeit können sich Interessenten demnächst in unserer Stadtbücherei ausleihen“, kündigt er an.

Bei der Einleitung zur 142seitigen Magisterarbeit stützt sie sich auf Goethes Faust, der selbst dem Zauber des bunten Treibens eines Volksfestes erlegen war. „Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein. Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!“ Im weiteren Verlauf bildet ihre eigene Beobachtung des Jahrsmarktsverlaufes 2005 in Tagebuchform ein Schwerpunkt. Des Weiteren führt sie eine Besucherstatistik, wobei sie in Stichproben die Kennzeichen der Autos auf drei Festparkplätzen zählte. „Die Auswertung der fünf Abende ergab, dass der Bad Kreuznacher Jahrmarkt zu 61 Prozent von Personen aus dem Landkreis und der Stadt Bad Kreuznach besucht wurde.“ Die zweitgrößte Besuchergruppe, die per Auto den Jahrmarkt ansteuerte, stammte aus der Region Mainz-Bingen (10 Prozent), dann folgten Alzey (7 Prozent), Kirchheimbolanden (fünf Prozent) und Simmern (3 Prozent), Wiesbaden und Birkenfeld (jeweils zwei Prozent). Lesenswert auch die Trends und Entwicklungen bei den Fahrgeschäften, der Musik und den Speisen und Getränken von den 50er-Jahren bis in die heutigen Tage, etwa der Siegeszug der Pizza ab Beginn der 70er-Jahre. Nach einer Umfrage bei den Gastronomen „gewinnt die unschlagbare Currywurst jedes Mal das Rennen um die Gunst der Gaumenfreude.“ 1953 sorgte eine Variete-Schau mit Hypnoseversuchen für Aufregung. Die Beschwerde eines Dr. Möller sorgte für den Erlass der „Bekämpfung der Kurpfuscherei“ und letztendlich für das Verbot der Show. In der Arbeit sind noch eine ganze Reihe weiterer unterhaltsamer Anekdoten und Kuriositäten aufgeführt.

Nach Abschluss ihres Studiums befindet sich Andrea Steinbrecher auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Beworben hat sie sich um ein Volontariat bei Redaktionen von Fernsehsendern. Professor Simon hat die Talente seiner Schülerin entdeckt. „… man merkt der Verfasserin an, dass sie eigentlich lieber journalistisch als trocken wissenschaftlich formuliert.“ Beides miteinander verbinden möchte Andrea Steinbrecher aber dennoch. Denn auch eine Aufgabe beim Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn oder in Köln würde sie reizen. „Die regionale Identität wissenschaftlich aufarbeiten.“ Und dazu gehören natürlich Volksfeste wie der Jahrmarkt. Gelegenheit hat sie dazu wieder in diesem Jahr. Jahrmarktsdezernent Karl-Heinz Gilsldorf hat sie als Ehrengast für die Jahrmarktseröffnung am Freitag eingeladen.
hermann3003
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Aufsteiger Hermann Josef B...
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Avatar von hermann3003
Link zum Beitrag #317001 Verfasst am Dienstag, 22. August 2006 23:15 Relax
Andrea Steinbrecher hielt am Freitag 18.08.06 die Eröffnungsrede des Bad Kreuznacher Jahrmarkts. Anschließend wurde sie von der Stadt Bad Kreuznach, für ihre besonderen Leistungen, geehrt.
Habe dies durch Zufall, vor Ort, selbst mitbekommen.


Gruß
Hermann
Coastermaster
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Aufsteiger Volker

Deutschland . NW
 
Avatar von Coastermaster
Link zum Beitrag #317040 Verfasst am Mittwoch, 23. August 2006 07:32 Relax
Hab den Bericht im Fernsehen gesehen. War schon recht interessant. Aber was diese Haushaltswaren-Fuzzis auf so Jahrmärkten sollen, versteh ich in 100 Jahren nicht.
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Überheblichkeit ist keine Tugend sondern ein Laster
hermann3003
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Aufsteiger Hermann Josef B...
Ingelheim am Rh...
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Avatar von hermann3003
Link zum Beitrag #317051 Verfasst am Mittwoch, 23. August 2006 08:19 Relax
Hallo Volker,

man muß wissen, aus was so ein Jahrmarkt entstanden ist. Er war ursprünglich kein Rummelplatz.
Viele Jahrmärkte, so auch der Bad Kreuznacher, sind vor mehr als 200 Jahren entstanden, um den Bedarf an Haushaltswaren, Kleidung, Schuhe, Stoffe usw. derjenigen zu decken, die nicht in der Stadt wohnten.
Bauern, Tagelöhner, Waldarbeiter, die weit ab einer Stadt wohnten, kamen 1x im Jahr mit Pferdefuhrwerk oder auch zu Fuß auf den Jahrmarkt, um ihren Bedarf für 1 Jahr zu decken.
Erst im laufe der Jahre entwickelte sich, als nützliches Beiwerk, der Rummelplatz.
In Bad Kreuznach ist es heute noch Tradition, daß die Bauern aus dem Hunsrück und der Eifel, am Jahrmarktsonntag, zum Einkaufen kommen.
Der Hochheimer Markt war ursprünglich sogar nur ein reiner Viehmarkt.

Dies nur ein kleiner Einblick, wie die meisten Jahrmärkte entstanden sind.

Gruß
Hermann
Coastermaster
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Aufsteiger Volker

Deutschland . NW
 
Avatar von Coastermaster
Link zum Beitrag #317067 Verfasst am Mittwoch, 23. August 2006 09:07 Relax
Aha, man lernt nie aus. Also das des in kreznach eine Art Viehmarkt war konnte ich aus dem bericht noch aufschnappen. Aber dass das Ganze aus einem "Wochenmarkt" entstanden sit wusste ich nicht.

Danke Hermann
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