Die Leute haben ja im Allgemeinen die unterschiedlichsten Leidenschaften, seien es Spielekonsolen, Fußballvereine oder Bier. Und ebenso unterschiedlich wie die Leidenschaften sind, so unterschiedlich sind auch die Meinungen, was denn nun das jeweils Beste sei: Xbox oder Atari 2600, Bayern München oder Dynamo Dresden, Kölsch oder Sympator Doppelbock. Nur bei Coaster-Fans herrscht eine seltsame Einigkeit: Während den meisten
Airtime-Junkies die Namen "
Intamin" und "B&M" ein verklärtes Lächeln aufs Gesicht zaubern, weicht dieses einem schmerzhaften Zucken, wenn es um "
Vekoma" und "
KumbaK" geht. Wobei ich an dieser Stelle darauf hinweisen möchte, dass ich auf Schweizer Bahnen schon ebenso heiße Ohren kassieren durfte, wie auf ihren holländischen Pendants.
So wundert man sich zunächst, wie oft Parks wie Disney und in diesem Fall auch Efteling zu Produkten aus niederländischer Produktion greifen, wobei bei letzterem sicherlich auch ein gewisser Lokalpatriotismus eine Rolle gespielt haben mag. Dass die Entscheidung für
KumbaK nicht unbedingt die glücklichste gewesen ist, zeigt sich am immens verschobenen Eröffnungstermin – sie ist in meinen Augen aber auch der Grund dafür, dass der fliegende Holländer eine außergewöhnliche Attraktion geworden ist, aber eben keine perfekte.
Aber der Reihe nach. Wenn ich den Holländer charakterisieren sollte, so fallen mir erst einmal drei Wörter ein: "Themeing", "Themeing" und noch mal "Themeing". Die ganze Aufmachung der Bahn und vor allem die Ausgestaltung des Queue-Bereichs setzt Maßstäbe und liegt en par mit Top-Disney Attraktionen. Schon das Äußere der Attraktion am Pegasus-See ist umwerfend bis ins kleinste Detail ausgeführt und für Hobbyfotografen eine helle Freunde. Hier stimmt wirklich alles, wie man vielleicht auf den Bildern sehen kann.
Die wirklich schöne Anlage
Beeindruckendes Themeing
Der Drop-Turm von der begehbaren Gebäude-Front aus gesehen
Eigangsbereich
Grrrrr...
Die gesamte Anlage in der Totalen
Hier geht es rein...
Richtig bombastisch wird das Ganze dann in der Queue. Sobald man das Haus betritt, steigt man durch ein zerrissenes Bild in einen schummrig beleuchteten Geheimgang, in dem regelmäßig eine Art Pre-Show mit Sound- und Lichteffekten läuft (mehr wird nicht verraten).
Queue-Details I
Queue-Details II
Queue-Details III
Danach steigt man in ein Hafengebäude auf: hier hat man durch halboffene Fenster einen ersten Blick auf die beeindruckende Doppelladestation.
Einer der Queue-Räume
Ein erster Blick auf die Station
Diese ist schließlich vollkommen jenseits von Gut und Böse: Ähnlich wie im Hotel "The Venitian" in Las Vegas hat man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, sich in einem Gebäude zu befinden, sondern denkt, man stünde an einem nächtlichen Hafen. Super!
Stations-Details I
Stations-Details II
Stations-Details III
Stations-Details IV
Stations-Details V
Hat man sich für einen Loading-Bereich entschieden, nimmt man nach kurzer Wartezeit in den wirklich bequemen und wunderschön gestalteten Booten Platz. Die Sitzanordnung ist recht ungewöhnlich: Nach hinten höher werdend, bieten die 4 Reihen der Schaluppen abwechselnd je 3 oder 4 Passagieren Platz. Die Crew legt hier großen Wert auf eine möglichst komplette Beladung der Boote und sobald alle Platz genommen haben (Taschen kann man mit an Bord nehmen) setzen Reibräder den Kahn quietschend in Bewegung.
Und hier liegt mein einziger Kritikpunkt: die Illusion des sanften Gleitens kommt nicht auf, die Boote poltern geradezu über die Schienen. Das Ganze ist nicht wirklich übermäßig tragisch, aber nach so viel Perfektion in der Gestaltung fallen kleine Ungereimtheiten wie diese natürlich nochmals störender auf.
Was dann kommt, will ich nicht im Detail beschreiben. Es ist einfach außergewöhnlich und den Holländer als Dark-Ride zu titulieren ist eigentlich falsch, denn Darkride-typische Szenen fehlen völlig. Dafür kann der Ride etwas, das andere Dark-Rides nicht können: die Boote können tatsächlich fliegen und dieser Effekt ist überwältigend gut gelungen. Viel mehr will ich an diese Stelle nicht verraten, nur so viel: Viel Wasser. Noch mehr Nebel. Ganz, ganz viel Stimmung. Und eine beindruckend in Szene gesetzte Begegnung mit einem geisterhaften Segelschiff.
Der folgende Achterbahnpart selbst in kurz, aber gut gelungen. Rappelt nicht, schlägt (noch) nicht. Okay im
Horseshoe hat man ordentlich Hangtime, aber nichts, was wirklich unangenehm wäre.
First Drop
Der kleine Achterbahn-Part
Horseshoe, im Hintergrund sieht man die Pagode
Der Splashdown macht auch Spaß, ist aber wirklich nicht nass. Nicht ganz so gut gelungen ist der Part danach, da man hier wieder deutlich spürt, dass man nicht schwimmt, sondern auf Schienen fährt. Störend ist auch die Bremse nach dem Splash, mit der die Geschwindigkeit vor der Einfahrt in die 180° Kurve reduziert wird.
Freude am Splash I
Freude am Splash II
Nach Wiedereinfahrt in die Station hatten eigentlich alle Mitfahrer den gleichen Gedanken: Toll! Noch mal! Und das schaffen – Hand aufs Herz – die wenigsten Attraktionen.
Fazit: Der fliegende Holländer ist eine grandiose neue Attraktion für den Traditionspark Efteling. Er fügt sich ausgesprochen homogen in das vorhandene Angebot an Fahrgeschäften ein und verfügt über die Efteling-typische Thematisierungs-Qualität. Abzüge gibt es in der B-Note für die Achterbahn-Technik: Während die Fahreigenschaften außerhalb des Wassers solide sind, machen die Kähne, sobald ihr Fahrwerke unter die Wasseroberfläche getaucht sind viel von der Illusion kaputt.
Dennoch: Mit dem fliegenden Holländer ist ein einzigartiger Park nochmals besser geworden, und der ungebrochene Publikumszuspruch gibt dem Efteling recht. Immer wieder gerne!
Und weils so schön war, hier noch was fürs Auge:
Bei Einbruch der Dunkelheit ist die ganze Gestaltung sogar noch einen Hauch stimmiger
Und abends mit Beleuchtung
Splash vor Pegasus
Die Anlage abends
Bye Bye! Du bist mein drittliebster Halländer nach Rudi Carell und Pieter Peeters