Zum gefühlten zwölften Mal im noch recht jungen Jahr 2008 war das schöne Belgien Ziel unseres heutigen kurzen Tagesausfluges. Wir drei, bestehend aus dem Countologen-Duo Dennis und Tim sowie meine Wenigkeit machten uns gegen 16.45 Uhr spontan, (ja, sehr spontan) in Duisburg auf den Weg nach Geel, was im flämischantwerpischen Teil Belgiens liegt, unweit vom Bobbejaanland.

Wie sollte es auch anders sein, war die Reise dorthin schon einige Lacher wert. Dass es an wirklich jeder Ecke in Belgien Fressautomaten mit 22° warmen Brot, Restfrikandeln von der EM 2000 und Sandwiches gibt, sollte selbst bis Castrop Rauxel durchgedrungen sein. Dass sich allerdings die Leute neuerdings ihre Automaten in den Vorgarten stellen, war für uns natürlich schon wieder Highlight des Tages. Es hatte tatsächlich jemand einen Cola-Automaten im Vorgarten stehen. Nicht vor dem Haus, nein, mitten im Vorgarten, Zugang nur über die Einfahrt. Und das nicht gerade an einer belebten Einkaufsstrasse. Sondern absolut im Nirgendwo. Vorteil: So hat man es morgens nicht weit zum Einkaufsbummel und trifft beim Shoppen wohlmöglich gelegentlich die Nachbarschaft. Top!

Nach ingesamt 1 1/2 Stunden ziemlich guten durchkommens an der Kirmes angelangt, geschickt nach alter Düsseldorfer Schule einen Parkplatz definiert, schlenderte man also über den wahrlich schönen Platz in der wahrlich schönen Ortschaft Geel. Gefahren wurde von uns dreien der (Mini-)Big-Apple sowie ein guter alter Hully Gully, von Tim's Seite zusätzlich noch ein zamperlicher Drache. Alles der Reihe nach. Der grosse Apfel hatte es aber in sich. Zu dröhnenden Technobeats (kennt man es überhaupt anders auf belgischen Plätzen?) gab es Nebel ohne Ende von dem sich der grüne Laser direkt angesprochen fühlte und uns ein schickes Kabinettstückchen bot. Diesem wurde noch von weiteren tollen Lichteffekten Nachdruck verliehen, wie sie für ein herkömmliches -im deutschen Fachjargon- Pisskarussell mehr als unüblich wären. Als wir dann den Zug nach dem Chipkauf enterten, standen plötzlich doppelt soviele Leute an der Bahn, als noch einige Minuten zuvor. Auch der echt lockere Ride-Operator wusste unsere Anwesenheit zu schätzen und so war es Sachverständiger Cartman, der nach der Fahrt kurzerhand Webadressen austauschte. Der gute Operator war völlig angetan, als Tim ihm eine onride-Visitenkarte reichte (Dirk, ich brauch auch einen Stapel) und er erfragte, ob wir in einer 'Achtbaan-Gemeinsaft' sind. Solche Schausteller braucht das Land! Riesenbegeisterung dann auch auf unserer Seite, als er uns wissen ließ, daß die Bahn sogar einen Internet-Livestream besitzt. Tja, manchmal sind die kleinsten doch die grössten. Weiter ging es zum Dragon von Torf mit dem Tim noch eine Rechnung offen hatte. Die Krönung des Tages war aber ein Hully Gully namens Frisbee No. 1. Nachdem wir die Bahn in Mol wegen unserem menschlichen Versagen vor einigen Wochen bereits nicht fahren konnten, hatten wir heute endlich die Gelegenheit dieses Höllengerät zu besteigen. Schlussfolgerung: Gäbe es in Belgien einen TÜV und nur annähernd deutsche Richtlinien, die Anlage würde wohl im Technik Museum München vor sich her stauben. Wie zum Teufel kann man einen Hully Gully mit Stehplatzloge aufbauen, aus den man wenn man sich nicht richtig festhält rausfliegen kann? Antwort: Belgien. Muss man aber definitiv einmal im Stehen gefahren sein. Einiges an Airtime, teilweise auch unangenehm weil man sich die ganze Fahrt über konstant exzessiv an die Brüstung krallt oder gegen diese gedrückt wird.

Das war es im Grunde auch schon. Auf dem Weg zum Auto wurde die Zeit noch damit vergeudet, sich über belgische Sicherheitsstandards zu mokieren. Zum einen wäre da erstmal der Afterburner der maximal einen Meter an einer Hauswand vorbei schwang. (Aus mehreren Sichtperspektiven von uns überprüft. Definitiv ein Meter!). Kann man im Video ganz gut sehen. Zum anderen der New Crazy Dance der wie schon in Tienen ohne Rückwand zum ordnungsgemässen runterfallen einlud. Und ausserdem noch die Krake wo ich beinahe über die Anhängerkupplung des Kassenhäuschens gestolpert bin, als ich durch den Sucher schauend mich fortbewegte. War aber auch so zu gefährlich, gerade für Kinder, die ihre Augen beim Laufen über einen Rummelplatz sicher nicht am Boden haben. Das und die anderen genannten Sicherheitsfeatures muss man live erlebt haben. Man wird seinen Augen nicht trauen. Gezwungen frühes Abbauen am letzten Tag hin oder her. Auf Kosten der Sicherheit darf das nicht sein. Blöd war auch bei einigen Fahrgeschäften, daß die komplette Beleuchtung samt Spots (z.T. ganze Traversen) bereits abgebaut war. (Um welches Geschäft es sich handelt kann ich nicht sagen, da auch die Beschriftung bereits abmontiert war, aber ist Video aber dokumentiert.)

Die Preise waren durch den Familientag ganz OK. Genau wie das Wetter. Familientag-Wetter halt. Arschkalt dafür aber trocken. Nach einer sehr grosszügigen Stunde Aufenthalt ging es dann mit hungrigen Mägen heim. Wir sahen uns schon wieder standardmässig im McDonalds Sevenum Mistkäfer an den Wänden zählen, da in Belgien wirklich alles zu hatte, was nur möglich war. Ausser natürlich ein Automatenhäuschen. Doch unsere Gebete wurde dann doch erhört. Kurz vor der Autobahn fanden wir eine Frittenbude mit humanen Preisen und gutem Essen.

Fazit: Über 300 Kilometer gefahren, für einen Minicoaster, einen Hully Gully und leckere Pommes. UMTS-Strahlung rockt!

Richtig coole Sau der Laser!

Wow. Die sehen ja fast echt aus.

Eine Schleife, ich vermute Marke Eigenbau. Leider ohne Panzer.

Hat mich in Tienen derbe enttäuscht. Keine zweite Chance!

Die Gondeln der Krake...

...hatten beim genaueren Hinsehen wohl doch ein Drehmoment...

...welche aber warum auch immer leider festgestellt waren.

In Puncto Standfestigkeit...

...weiss der Belgier sich zu helfen.

Keine Fotomontage.

Auf dem Weg zur Autobahn fanden wir dann glücklicherweise noch eine Frittenbude...

...nachdem der Rest Belgiens bereits alle Bordsteine hochgeklappt hat. Geschmeckt hat es hier dafür ganz gut.

Der Zahnbürstenautomat. Hängt überall dort wo es Zwiebel- und Knoblauchgerichte gibt.


Video: geel-18-03-08.wmv

Schöner Bericht, ich amüsiere mich stets köstlich.

Bilder sind zum großen Teil gut, ein paar etwas überbelichtet, kann aber passieren.

Zu den Stehgondeln: Na und? Warum nicht aus der Not eine Tugend machen. Es wird in Belgien/Niederlande eh fast alles im stehen gefahren, wo man stehen kann. Ob Breaker, Krake, Musikexpress oder was auch immer. Dann sind Stehgondeln auch nur folgerichtig.

Hallo!

Sehr schöner und lustiger Bericht!
So ein Hully Gully mit Stehgondel würde ich auch gerne mal fahren. Ich mag ja Achterbahnen und sonstige Geschäfte, die man stehend bewältigen kann (wie z.B. Shockwave oder Apocalypse in Drayton Manor). Deinem Bericht nach zu urteilen muß ich mich dafür aber wohl mal auf eine belgische Kirmes begeben.

Balmera

...

Die Gondeln der Krake...

...hatten beim genaueren Hinsehen wohl doch ein Drehmoment...

...welche aber warum auch immer leider festgestellt waren.
...

Könntest Du mich als Techniker aufklären, was Du in diesem Zusammenhang mit "Drehmoment" meinst? Meine Definition zu dem Wort passt hier nämlich nicht.

Bruno,
sollte nach Boris' und Bends' Berichten doch lieber die Kamera bei der Elchtour zuhause lassen.

Für Leute mit langen Beinen, zu denen ich den Polen-August einfach mal zähle, ist das aber ein ziemlicher Horrortrip. Sobald der A*sch über den Rand hinausragt, wird's unlustig. Ich erinnere mich noch dunkel an einen sich panisch festkrallenden Ralph Latotzki in Valkenswaard. Ich mit meine zwergenhaften 187 Zentimetern nebst Stumpenbeinen fand es dagegen nicht so schlimm.

Was der Herr Balmera, bekanntlich nur eine Handbreit größer als ein Türstopper, an dem Geschäft so gefährlich findet, will mir in diesem Zusammenhang nicht so ganz einleuchten. Kannst du eigentlich über den Rand der Gondeln schauen, Boris?

Schöner Bericht. Erinnert mich an meine jungen Jahre, als ich auch noch jeden Pissplatz mitgenommen habe. Mittlerweile bin ich Mitglied der Initiative,, also quasi des Country Clubs der Kirmes- und Parkszene ((c) 2008 Marc Spies) und lege gesteigerten Wert auf Premium.

Ich wünsche einen exquisiten Tag.

Tim

Ich glaube, das er meint, das die Gondeln drehbar gelagert sind, aber diese "feststehend" gemacht wurden.

P.S. Das Video ist übrigens super!

Wieder mal ein super Bericht von dir. Die lesen sich immer so flüssig und belustigend.
Das Video läd gerade, führe ich mir gleich mal zu Gemüte.

Bei den "Sicherheitsmankos" hast du noch den Kerl auf der Leiter vergessen, der bei voller Fahrt des Dragon, die
Rückwand entfernte, Junge Junge Junge Junge...

Der HullyGully(FrisbeeNo1) ist wirklich ein spitzen Gerät. Die Dinger machen im Sitzen schon viel Spass,
aber im stehen ist das der absolute Hammer. Kann ich jedem nur empfehlen, zumal man mit ca 1,94cm nicht
mehr wirklich in die Gondel passt und man quasi oben auf sitzt, bzw hängt. Da könnte man wirklich rausfliegen.

EDIT:

The Knowledge

Für Leute mit langen Beinen, zu denen ich den Polen-August einfach mal zähle, ist das aber ein
ziemlicher Horrortrip. Sobald der A*sch über den Rand hinausragt, wird's unlustig

Hast du gut erkannt, also festhalten war hier, zumindest mit einer Hand, immer Pflicht. Später bin ich in der Hocke gefahren,
die dachten bestimmt ich mach mir grad in die Hose
EDIT ENDE:

Von dem Big Apple war ich auch mehr als überrascht, kleine ganz Gross, schön.

In diesem Sinne : "Belgische Kirmessen rocken!"
Der Auge

Bends

Ich glaube, das er meint, das die Gondeln drehbar gelagert sind, aber diese "feststehend" gemacht wurden.

Jain -die Gondeln sind drehbar gelagert, haben aber eine Bremse, die die Gondel in genau dieser Position festhält und die man dann während der Fahrt lösen kann.

Keine Bilder vom Speedflip?

Naja, wenn du den meinst, mit abgebauter Rückwand und Schildern, die waren von anfang an nicht dran, wird sehr warscheinlich nachbearbeitet!
Lauwers junior wollte noch so einiges dran machen.

Gruß Dennis

ps: Video habe ich mir gespart, ca.400mb warscheinlich eh nur uninterresante Achterbahn und ein gaaanz wenig Kirmes! *g*

Da liegst du Faslch. Guck dir das Video an, da ist dann auch der Speeflip dabei
Waren doch eh nur 2 Bahnen auf dem Platz.

Gruss
Auge

Cybee

ps: Video habe ich mir gespart, ca.400mb warscheinlich eh nur uninterresante Achterbahn und ein gaaanz wenig Kirmes! *g*

Nein, von der Kirmes selbst habe ich leider nichts gefilmt, dafür aber viel von der Hinfahrt und wie wir Fritten gegessen haben. Pixelige Kirmesvideos von weiterentfernten belgischen Plätzen findet man schliesslich auch genug auf Youtube.

Grüsse

Hey dafür muss ich ja doch Runterlanden, damit der Traffic hoch geht!

@Auge: Danke für die info, dann werd ichs mir doch mal zu gemüte frühren!

Gruß Dennis

Toller Bericht

Einen Cola Automaten im Vorgarten hmm, jetzt weiss ich was ich mir zum Geburtstag wünsche. Aber den tollsten Automaten findet man immernoch in der Centraal Station in Antwerpen. Oder wo kann man schon Fertiggerichte, six-Packs Bier, Shampoo usw. aus dem Automaten holen

Tolle Kirmes btw. Ihr seit doch High Energy und Drop Zone gefahren? Bei meinen Fahrten hatten beide ein tolles Fahrprogramm.

Swissepfan

Oder wo kann man schon Fertiggerichte, six-Packs Bier, Shampoo usw. aus dem Automaten holen Smilie

Im 24 Std Automatenstore in Aalst(Belgien)

Mir ist sehrwohl bewusst, dass Aalst in Belgien ist Naja, dann gibts halt mehr als einen, aber das Konzept bleibt das selbe.

Es gibt auch ein Aalst in den Niederlanden

Wie gewohnt ein klasse Bericht, denn du dir da wieder aus dem Fingern raus gezogen hast. Kenne den Schausteller von dem Big Apple auch noch aus Opglabbeek. Der hat sich gegenüber mir genauso verhalten wie mit euch. Livestream Adresse habe ich auch bekommen, nur leider verlegt. Bin die Bahn nur letztes Jahr nicht gefahren, weil ich selten so einen Zweifel hatte, ob das Objekt was hier vor mir steht überhaupt eine Achterbahn ist. Naja im Nachhinein ist man immer schlauer.
Kann Tim und Dennis nur zustimmen, die Frisbee kann für große Menschen tötlich enden, wenn man sich nicht festhält!

Wirklich toller Bericht.

Aber ich hasse euch dafür, dass ihr ausgerechnet dann fahren musstet, wenn ich auf Geschäftsreise bin.

War natürlich nicht so ganz ernst gemeint.

Man sieht sich auf der nächsten Minikirmes
Norbert