da der Desert Race Artikel gut ankommt und ich von höchster Stelle eingeladen wurde, euch auch den (etwas älteren) Bericht über Big Loop zu präsentieren, folgt nun also der etwas aufgefrischte Technikbericht. Auch dieser Artikel wurde mit der Genehmigung des Heide Parks verfasst und es gelten dieselben Bedingungen für die Nutzung der Bilder wie beim Desert Race Bericht.
Tagesablauf am Big Loop
Morgens heißt es erstmal, so wie in allen anderen Jobs auch, aufstehen. Da der Park um 9.00 Uhr für seine Gäste öffnet, müssen die Bediener spätestens um 8.45 an den zugeteilten Fahrgeschäften sein. Vorher muss man sich noch im Büro der Fahrgeschäftsleitung anmelden und mit einem Blick auf die große Magnettafel seine zugeteilte Attraktionen herausfinden.
Der Park und seine Attraktionen sind in drei große Bereiche eingeteilt, welche jeweils von einem „Bereichsleiter“ geleitet werden. Meistens arbeitet man in einem Bereich, manchmal wird bei Bedarf aber auch gewechselt.
Für jede Attraktion, die man bedienen muss, braucht man einen „Führerschein“. Dazu gehört das Wissen über die Abläufe an dem Fahrgeschäft (Be- und Entladen, Warteschlangenmanagement etc.), die Kenntnis der TÜV Bedingungen für Fahrgäste, die Bedienung des Steuerpults und das Verhalten im Notfall oder bei Betriebsunterbrechungen.
Wenn man also sein Fahrgeschäft zugewiesen bekommen hat geht man in das Büro der Supervisor und holt sich den Schlüssel für das Häuschen und das Bedienpult sowie ein Tagesprotokoll der Attraktion.
Nachdem ich am Tag XY am Big Loop eingeteilt war bin ich mit dem Protokoll und dem passenden Schlüssel zu der „Vekoma – Oma“ (sehr positiv gemeint) gegangen. Die Großattraktionen werden jeden morgen von den Mechanikern und Technikern des Heide Parks überprüft, gewartet und in Betrieb genommen. Als Bediener kommt man also am Morgen an die Bahn und bekommt sie betriebsbereit übergeben.
Nach einem kurzen Gespräch mit dem Mechaniker geht man dann selber noch mal die wichtigsten Sachen an der Bahn ab, wobei man sich an das Tagesprotokoll hält und die wichtigsten Dinge abhaken muss. Dazu gehören unter anderem eine Sichtprüfung des Zuges, der Bügel, der Kupplungen, der Bremsstrecke, des Bedienpults, der Schließtore und des gesamten Wartebereichs. Wenn einem am Morgen oder während des Betriebs irgendetwas auffällt, muss man Bescheid geben und darf die Anlage nicht starten.
Sichtkontrolle des Lifthills. Wichtig ist, dass keine "Dinge" auf der Kette und Umgebung liegen oder etwas anderes den Betrieb beeinträchtigen kann.
Die Bremsstrecke wird einmal abgelaufen und einer Sichtprüfung unterzogen. Wichtig ist auch hier, dass nichts den Betrieb beeinträchtigen kann. Wenn einem etwas auffällt, wird sofort die Fahrgeschäftsleitung informiert.
Im Anschluss wird der gesamte Wartebereich gesäubert und die Warteschlange auf den kürzesten Weg umgeschlossen. Bis zum Eintreffen der ersten Gäste wird die Zeit genutzt und alles um die Bahn herum auf Vordermann gebracht. Der Wartebereich gehört auch mit zum Fahrgeschäft und wird mit gesäubert. Wumbo freut sich schon auf die vielen Besucher und weist auf die Mindestgröße hin.
Leider werden auch die nächtlichen Bauten der achtbeinigen Tiere an dem zweiten Zug entfernt, auch wenn sie hier eine gewisse Ästhetik haben...
Nach Abschluss aller Arbeiten wartet der Zug und der Bediener auf die ersten Fahrgäste
Die erste Fahrt mit Gästen wird im Protokoll vermerkt, so dass die Betriebszeiten der Fahrgeschäfte erfasst werden können. Während des Betriebs muss der Zug so schnell wie mögliche ent- und beladen werden und auf die Strecke geschickt werden, um die Wartezeit für die Fahrgäste so kurz wie möglich zu halten. Im Zweizugbetrieb hat man sogar nur ca. 25 Sekunden Zeit für diese Prozedur, damit der Bahnhofsblock nicht besetzt ist und die Züge in der Schlussbremse stehen bleiben.
Wichtig ist dabei die Größe der Gäste zu kontrollieren. Leider gibt es sehr viele Besucher, die ihre Kinder mit in die Bahn nehmen wollen, obwohl sie noch kleiner als 120 cm sind. Oft hört man dann solche Ausreden wie „Drücken sie doch mal ein Auge zu“, „ich übernehme die Verantwortung“ oder sogar „Dann nehme ich mein Kind halt auf den Schoß“. Aus Sicherheitsgründen darf man aber keine Ausnahmen machen.
Wenn die Warteschlange zu lang wird ruft man den zuständigen Supervisor an und beantragt den zweiten Zug auf die Bahn zu rangieren. Bis auf die Schweizer Bobbahn dürfen nur die Supervisor die Bahnen rangieren und einen Zug dazu oder hinaus nehmen. Umgekehrt wird dann natürlich auch wieder bei zu geringem Andrang ein Zug hinaus genommen.
Wenn am Ende des Tages der Park schließt wird der Bahnhof leergefahren und die letzte Fahrt deutlich angekündigt. Danach muss der Zug noch einmal leer auf die Strecke geschickt werden und dann in der Parkposition eingebremst werden. Da die Strecke im Bahnhof abschüssig ist, muss der Zug über Nacht mit einem Stahlseil festgebunden werden. Die Bremsen arbeiten mit Druckluft, welche die Bremsen komplett schließen. Die Bremsen sind mechanisch immer geschlossen, die Mechanik kann den Zug jedoch nicht über längere Zeit festhalten. Sobald die Anlage komplett ausgeschaltet wird verlieren die Bremsen die Luft und die Mechanik würde den Zug langsam aus dem Bahnhof rollen lassen. Durch das geringe Tempo würde es der Zug aber nicht bis auf den Lifthill schaffen.
Der Zug mit seiner Sicherung, welche das Hinausrollen verhindert. Gut zu sehen ist hier auch einer der grünen Schalter an den Schienen, welche die Züge in den jeweiligen Blöcken an- und abmelden.
Wenn der Zug angekettet ist werden der DC Motor gestoppt und die Steuerspannung ausgeschaltet. Danach wird das Bedienerhäuschen abgeschlossen und der Hauptschalter im Keller der Bahn auf „Off“ gestellt. Der Schlüssel und das ausgefüllte Protokoll werden wieder im Büro abgegeben und ein Arbeitstag ist beendet.
Als Bediener soll man immer höflich und freundlich gegenüber den Gästen auftreten und diesen einen erlebnisreichen Tag bereiten. Bei den meisten Gästen fällt es einem auch sehr leicht und man ist selber froh, wenn sie aus dem Zug aussteigen mit den Worten „das war toll“, „noch mal“ oder „super Fahrt“. Auf der anderen Seite gibt es dann auch Gäste, die immer irgendetwas auszusetzen haben und versuchen, schlechte Laune zu verbreiten. Diesen Menschen muss man aber auch höflich gegenübertreten und sich seinen Teil dabei denken
Problematisch sind dann leider immer wieder größere Gruppen und Schulklassen, welche sich oft nicht an die normalen Regeln halten. Da muss man dann versuchen mit etwas Fingerspitzengefühl die Situationen zu lösen und keine Aggressionen aufkommen zu lassen. Zu 95 % hat man aber einen großen Spaß mit den Gästen und meistens trifft das Sprichwort: „So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“ zu.
Super! Ich bin wirklich sehr beigeistert über deine Berichte, es macht Spaß, aus dem MA Alltag im HeidePark zu erfahren und zudem technisches Hintergrundwissen zu erlangen. Gerne mehr
Viele Grüße
schrubber
Der frühe Vogel fängt den Wurm- aber die zweite Maus bekommt den Käse.
Die Strecke ist in drei Blöcke unterteilt: dem Bahnhof, dem Lift und der Bremsstrecke (dazu gehört der Bereich der freien Fahrt).
Durch die Aufteilung ist es möglich, Big Loop mit zwei Zügen zu fahren. Die Blöcke werden elektronisch überwacht und freigegeben, wenn der nächste Block besetzt ist kann kein Zug in den Block einfahren. Die Überwachung erfolgt über die kleinen grünen Schalter auf der Strecke, welche kontaktfrei über Metallschwerter auf der Unterseite der Züge betätigt werden. Vorn am Zug auf der linken Seite sind die Kontakte, mit denen er sich anmeldet, am Ende des Zuges auf der rechten Seite meldet er sich in dem jeweiligen Block ab.
Um einen Zug starten zu können müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Die Eingangstüren am Bahnsteig müssen geschlossen sein,
- Die Bügel müssen geschlossen sein und über einen separaten Schalter im Bahnhof verriegelt werden (kurz vor dem Lifthill befindet sich ein Schalter auf der Strecke, der dann die Bügel noch mal elektronisch kontrolliert),
- Der nächste Block muss frei sein,
- Der vorherige Zug muss den Bahnhof 60 Sekunden verlassen (wird über eine Zeitschaltuhr überwacht),
- Die Ausstiegsseite muss aus Sicherheitsgründen leer sein.
Durch Betätigen des Startknopfs wird der Zug freigegeben und rollt aus dem Bahnhof. Die Kette des Lifthill wird automatisch gestartet. Im Notfall kann sie sie jedoch manuell gestoppt und wieder gestartet werden.
Die Bremsstrecke besteht aus zwei unabhängigen Bremsen, den Niederdruck-, und den Hochdruckbremsen. Beide sind ständig geschlossen, können aber vom Bedienerpult aus geöffnet werden. Die Hochdruckbremse ist vor allem im Zweizugbetrieb wichtig, da sie das Einfahren des Zuges bei besetztem Bahnhof verhindert.
Wenn ein Zug in die Bremsstrecke einfährt muss der Bediener die Bremsen über einen Schalter öffnen (über einen Zeitschalter bleiben die Bremsen immer ein Zeitspanne geschlossen und könne dann erst geöffnet werden. Daher ist es unmöglich, einen Zug ungebremst durch die Bremsstrecke fahren zu lassen. Das merkt man daran, dass ein leerer Zug stärker abgebremst wird als ein vollbesetzter), um dann den Zug in den Bahnhof einfahren zu lassen. Dort werden dann die Bremsen im Bahnhof manuell geöffnet und der Zug vor den Toren abgebremst. Sobald der Zug steht werden die Bügel entriegelt, die Gäste können aussteigen und die Tore werden geöffnet für die nächsten Fahrgäste. Dann beginnt die Prozedur von vorne.
Das Bedienpult der "alten Dame". Auf der rechten Seite seht die schwarzen Drehschalter, mit denen der Zug in seine Position eingebremst wird. Die beiden oberen für die Schlussbremse, der untere für den Bahnhof. Oben rechts sind die Kontrollleuchten für die Blocksteuerung. In der Mitte liegt der Startknopf, links neben den Bremsschaltern liegt die Bügelentriegelung, Tore öffnen und schließen sowie Lift stoppen und starten.
Die Knöpfe auf der rechten Seite sind vor allem Kontrollleuchten für den Normalbetrieb und für den DC Motor. Wenn die rote Lampe unten links leuchtet wird es etwas stressiger, dann gibt es etwas mehr zu tun für den Bereichsleiter und Mechaniker
Die Winde des Abstellgleises. Mit ihr wird der Zug aus der Weiche auf das Gleis gezogen und in seiner Parkposition festgehalten. Daneben wird er noch zusätzlich mit einer Stahlkette gesichert, ähnlich der Parksicherung im Bahnhof.
Die Weiche in Normalposition. Gut zu sehen sind die Sicherungsbolzen und ihre Kontrollschalter. Nur wenn alle Schalter "geschlossen" melden funktioniert die Anlage, sobald einer einen Fehler meldet geht alles in Sicherungsunterbrechung.
Wenn ein Zug hinein- oder herausrangiert wird werden alle Bremsen geschlossen, die Bolzen entriegelt und die Weiche dreht sich um 180°. Dann kann der Zug auf das Abstellgleis fahren und die Weiche wird in Normalposition zurückgefahren und verriegelt. Dann kann der Betrieb fortgesetzt werden.
Eine Nahaufnahme der Sicherungsbolzen, welche die Weiche verriegeln und elektronisch überwacht werden. Meldet ein Bolzen einen Fehler, geht die Anlage in Sicherheitsabschaltung.
Der Beweis, dass die Züge wirklich ein HUSS Produkt sind Hier seht ihr die Gelenke zwischen den Wagen und die Sicherungsseile, die selbst im Falle eines (unwahrscheinlichen) Gelenkbruchs die Züge zusammenhalten sollen.
Der Vierkantbolzen auf der rechten Seite ist für die manuelle Entriegelung, falls einmal Fahrgäste außerhalb des Bahnhofs aus dem Zug geholt werden müssen. Die grüne Stahlschiene ist die Ent- und Verriegelung im Bahnhof.
Eine Nahaufnahme eines Gelenks und der Achse mit den Lauf-, Führungs- und Sicherungsrädern zwischen zwei Wagen.
Der Motor auf dem Lifthill und das Umlenkrad der Kette. Über eine Welle sind beide verbunden. Das Bild zeigt noch den alten Hydraulikmotor, welche mittlerweile ausgetauscht wurde. Seitdem gibt es nicht mehr dieses bekannte (und geliebte) Geräusch des Motors, welches im ganzen Park zu hören war. Bis auf den Motor ist der Antrieb aber gleich geblieben.
Wow! Wieder ein super schöner Bericht mit tollen Bildern (Motiv, Perspektive, ) und interessanten Technik-News! DANKE!
Eine Frage zur Fahrgastkontrolle: man sitzt im Zug, die Bügel sind geschlossen und ein Mitarbeiter kontrolliert diese und drückt nochmal 2 Ticks nach. Der vorher angenehm sitzende Bügel drückt nun schön in die Magengrube. Jeder kennt das ja. Aber warum ist es so? Ich meine, selbst wenn ich am Bauch noch 5cm Spielraum hätte, würde ich nicht herausfallen bzw. durchschlüpfen können.
Oh doch, mir kommen die Vögel auf Coastern sogar zum Streicheln nah, obwohl mir das nicht so recht ist
Auch hier nochmal, besonders toller Bericht, endgeile Bilder besonders die außerhalb der Betriebszeit, hat etwas Atemberaubendes, super eingefangen. Respekt für deine Mühe und dein Einbringen. Der Bericht macht sowas von viel her, dankeschön dankeschön
WoW, die Sonnenuntergangsbilder sind ja der Hammer. Besonders das aus dem Bahnhof und das, wo Colossos im Hintergrund halb im Nebel ist! Geniale Pics und Bericht!
Ich habe bei Weight Watchers angerufen, aber keiner hat abgenommen! Rettet die Turbine!
Ich danke dir, dass du den Bericht über Big Loop reingestellt hast. Auch wenn ich ihn erst morgen lesen wollte, habe ich es nun doch getan. Ich konnte einfahc nciht mehr warten.
Wie der Bericht zu Desert "Rita" (*g*) ist auch dieser sehr aufregend zu lesen. Macht wirklich Spaß, und ist sehr interessant. Ich freue mich auf weitere Berichte von dir!
Nette Grüße
First Public Rider on Teststrecke! (Last Row Right) Last Rider on Galaxie Express (Space Center Bremen) WazzUp :-
Vor allem das Bild ist ja nun etwas, daß man als Besucher wohl nie sehen wird.
FALSCH.
In Chessington ist das möglich, allerdings wars da kein Fischreiher sondern eine Möve, es war auch kein Coaster sondern die Monorail, aber das Vieh ist sitzen geblieben bis wir ca 50cm vor ihr waren.
Ich hätte mich wegschreien können vor lachen.
Lol das scheint ja öfters zu passieren. Als ich mal da war, wurde auch einer mitgenommen und dann noch ein paar Meter durch die Luft geworfen. Naja schade um den Vogel aber gut, dass da noch nichts schlimmeres passiert ist.
Aber eigentlich gehts hier ja um den Bericht und der ist SUPER!!!
Danke dafür!
Ich durfte 2011 mit der Kamera dabei sein, als Andi Lohmann mit dem Kran die alten Züge von den Schienen holte.
Anscheinend wurde die Reportage an bild.de verkauft, aber immerhin kann man sie kostenlos noch mal sehen.
Wer mag:
bild.de freizeitpark-22983642.bild.html
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