Revue der Illusionen: Reisendes Schaustellerunternehmen gibt zu Saisonende auf – Steigende Kosten nicht ausgleichbar
ERBACH. „Heute sitzt den Leuten das Geld nicht mehr so locker in der Tasche wie noch vor wenigen Jahren“, sagt Gaby Reutlinger. Aller Illusionen beraubt ist die Chefin der Revue der Illusionen, die zum letzten Mal auf dem Wiesenmarkt zu Gast ist.
Reutlinger war vor zwanzig Jahren zum ersten Mal auf dem Volksfest, nämlich 1988. Damals nur als Mitwirkende, heute ist sie Chefin des Unternehmens. Am Ende der Saison schließt sie bis auf einen oder zwei Auftritte im Jahr dessen Tore, das Equipment wird am Standort Hamburg eingemottet und nur bei Bedarf – etwa zum Münchner Oktoberfest oder zum Düsseldorfer Schützenfest – wieder aus der Lagerhalle hervorgeholt.
Damit zieht das einzige reisende Illusionstheater Europas die Konsequenz aus einer allgemein beklagten Entwicklung im Schaustellergewerbe: Die Umsätze gehen drastisch zurück, den Kampf um die Existenz geben deswegen viele auf. Die ins Utopische entglittenen Kosten sind nicht mehr aufzufangen. Bestes Beispiel liefert das Illusionstheater selbst: Waren vor wenigen Jahren noch Eintrittspreise von drei Euro Gang und Gäbe, sind es heute ein Euro fürs Kind und ein Euro fünfzig für den Erwachsenen.
Eine Talfahrt, die angesichts der allgemein gestiegenen Kosten kaum nachvollziehbar ist. Reutlinger: „Verlangen wir mehr, spielen wir vor leerem Haus.“ Da erscheinen Standmieten von 1500 Euro wie in Erbach als kaum zu meisternde Hürde. Steigende Sprit- und Energiepreise tun ihr Übriges. Mit Stolz verweist Chefin Gaby Reutlinger trotzdem auf den einmaligen Charakter ihres Unternehmens, das sich auf die Pflege einhundertjähriger Schaustellerkunst beruft – fern jeglicher Computeranimation, die in diesem Genre sonst auf den heutigen Varietébühnen üblich ist. Auf dem Wiesenmarkt sieht der staunende Zuschauer ein viertelstündiges Programm, das schaurige Geschehnisse wie eine Frau ohne Kopf, eine Dame ohne Unterleib, eine Schöne ohne Schwerkraft umfasst und damit nicht nur Machos außer Rand und Band geraten lässt. Doch damit nicht genug: Da wird jemand zersägt oder gar geköpft und kann später wieder zusammengeflickt die Bühne verlassen.
Und auch damit ist die Schau noch nicht zu Ende: Eine Wahrsagerin erzählt dem Neugierigen, was ihm künftig geschieht. Wobei wirklich Schlimmes verschwiegen wird. Das auch, um einer alten Tradition Genüge zu tun. Leid tut es Gaby Reutlinger schon, dass damit gegen Ende des Jahres endgültig Schluss ist.
Immerhin ist sie seit vielen Jahren mit dem vier Personen umfassenden Ensemble, das bei Auf- und Abbau um zwei Arbeiter aufgestockt wird, landauf landab unterwegs. Die treuen Seelen, wie sie Reutlinger nennt, werden sich dann wohl in alle Winde zerstreuen und nur gelegentlich zu einem Auftritt wieder zusammenfinden. Sie hat sich damit abgefunden, auch wenn sie durchaus kritische Töne anschlägt. Unabhängig vom eigenen Schicksal verweist sie auf von der öffentlichen Hand hoch subventionierte Kunst und überhaupt nicht geförderte Volkskunst wie die in ihrem Betrieb, der zu allem Überfluss mit den behördlichen Auflagen (Steuern, Standgeld) der Garaus gemacht wird: „Da sollte der Schaustellerverband einmal tätig werden. Wünschenswert wäre eine indirekte Förderung über moderate Standgebühren und eben solche Steuern.“ Die eigentlich aus Bayern stammende Chefin hat das Leben nach Hamburg verschlagen, wo sie nächstes Jahr ihre Zelte endgültig aufschlagen wird, weil dort ihr Kind in die Schule geht. Aber noch ist die Saison nicht zu Ende.
Für Wehmut bleibt keine Zeit. Die Wohnwagen-Karawane der Illusionsschau zieht weiter, nach Heilbronn. Auf dem dortigen Volksfest macht sie vom ersten bis elften August Halt.
Ich finde das Echt Traurig, das die Revue der Illusionen unsere Deutschen Plätze verlässt . Wenigstens steht sie ja vielleicht noch auf der Düsseldorfer Rheinkirmes und auf dem Münchner Oktoberfest. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich vielleicht in Bad Kreuznach noch einmal in die Revue der Illusionen gegangen. Wenigstens war ich dieses Jahr in Zweibrücken noch in der Revue der Illusionen gewesen. Ich wünsche Reutlinger Trotzdem noch Viel Erfolg. Hoffentlich kommt bald mal so eine ähnliche Show wieder auf unsere Plätze. Jetzt ist schon Wieder ein ein schönes Geschäft verschwunden, hoffentlich geht das Nicht so weiter .
Es ist immer schade, wenn ein Geschäft unsere Plätze verlässt. Gerade wenn es sich um ein Einzelstück oder ein letztes seiner Art handelt, dann ist das ein Moment an dem unsere Kirmes-Kultur für die Zukunft an Vielfalt verliert.
Darf ich an dieser Stelle dann mal fragen, was in der öffentlichen Pre-Show noch passiert? Ich kenne immer nur das Stück wo die Frau auf der Pritsche mit dem "Blechkreuz" an Stelle des Kopfs wortreich vorgestellt wird. Mich hat das ehrlich gesagt nie zum längeren Verweilen motiviert, wo da ein lebender Mensch liegen kann ist ja offensichtlich. Wird da am Ende doch noch ein Trick gezeigt, der neugierig macht? Und der Apparatur auf (besser "neben") den Schultern der Akteurin vielleicht damit auch einen tieferen Sinn gibt?
Wird da am Ende doch noch ein Trick gezeigt, der neugierig macht?
Naja; Copperfieldsche Qualitäten bot die Revue weder in der Auswahl der Illusionen noch in der Präsentation. Die paar Male, die ich's mir angeschaut habe, war's doch immer recht lustlos runtergespult.
Irgendwie hat aber gerade das zum Charme der Show beigetragen - mit ein Grund, weshalb ich's mir tatsächlich jedesmal, wenn ich der Revue irgendwo über den Weg gelaufen bin, angeschaut habe.
Darüberhinaus fand ich's immer eine faszinierende Abwechslung, sich auf einer Kirmes nicht nur an Wurstbuden und in Fahrgeschäfte setzen zu können, sondern sich tatsächlich mal ne Viertelstunde hinsetzen und eine Show schauen zu können - und das für sehr moderaten Eintritt.
Solltest Du in dieser Saison nochmal irgendwo die Möglichkeit haben, Dir die Show anzusehen: mach das. Es lohnt sich.
Man sollte zwar nicht zu viel erwarten, aber unterhaltsam ist es allemal - und in der kurzen Zeit zeigen sie recht viele und zum Teil wirklich ganz ordentliche Illusionen.
In diesem Sinne,
crazyx
"Jeder Tag, an dem Du nicht hechelst, ist ein verlorener Tag!" (Bonzaii! Inc. 2004)
Revue der Illusionen wird diese Jahr nur noch 2 Gastspiele geben. 1x in Worms auf dem Backfischfest und 1x in München auf dem Oktoberfest.
Außerdem wurde mir zugesichert, daß die Show nicht ganz von der Bildfläche verschwinden wird. Ab 2009 wird es nur wenige Plätze geben, wo die Revue der Illusionen aufspielt.
Mehr kann und darf ich aus Deskretionsgründen nicht sagen.
Gruß
Hermann
Wer mit dem Kopf durch eine Wand will, muss wissen, dass die Wand das Spiel gewinnt. :ohno:
In dem obigen Artikel wird von 1 bis 2 Auftritten gesprochen. Dies stimmt so nicht. *Wenige Plätze* sind mehr wie 2 Plätze, wie mir Frau Reutlinger mitgeteilt hat.
Wer mit dem Kopf durch eine Wand will, muss wissen, dass die Wand das Spiel gewinnt. :ohno:
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