Letzte Woche legten Volker und ich einen ganz anderen Stop im Phantasialand ein.
Ohnehin ist es schon langsam unheimlich, wie oft im Jahr wir und im Phantasialand einfinden. Uns war gar nicht wirklich bewusst, wie viele Neuerungen der Park in regelmäßigen Abständen seinen Fans liefert, so kommt man als Forenbetreiber & Fan ja kaum zu ausatmen.
Dieses mal sollte es ein schöner Fantissima Besuch sein, kombiniert mit einer Übernachtung im Themenhotel
Ling Bao.
Themenwelten
werden bekanntlich im Phantasialand sehr groß geschrieben. Da war natürlich der richtige Einstieg, einige Stunden vor unserem Fantissima Besuch, erst einmal in das parkeigene Themenhotel Ling Bao einzuchecken. Schon hier taucht man binnen weniger Momente aus dem Alltag hinaus, mitten die die schöne Umgebung dieses im asiatisch Stil gehaltenen Hotels. Im übrigen könnte ich mir ein ähnlichen Feeling auch im neuen Hotel Matamba gut vorstellen, hier kommt die Afrikanische Thematisierung zum Vorschein.
Check In, oder sind wir wirklich lauffaul?
An der Rezeption wurden wir freundlichst empfangen und nach einem Wunschtermin für den Shuttle Service gefragt. Ein sehr angenehmer Service, liegt das Fantissima Theater doch schon ein paar Gehminuten vom Park entfernt, die man in gepflegter Garderobe ggf. nicht durch Regen, Sturm oder Hitze laufen möchte.
Schließlich sind Volker und ich ja auch nicht mehr die jüngsten, so haben wir diesen Service natürlich gerne in Anspruch genommen.
Unser Zimmer
Unser Zimmer lag im zweiten Stockwerk des Hotels, mit einem schönen Blick auf den Park. Ohnehin eine schöne Atmosphäre, wenn man im Hintergrund noch das Kreischen der Parkbesucher hört, absolut unverständlich, wie Anwohner sich durch so etwas stören lassen können.
Auf dem Zimmer kann man dann noch ein paar schöne Momente relaxen und sich dann in Ruhe fertig machen.
Was zieht man denn an
Kleidungstechnisch wird zwar heutzutage alles sehr locker gehandhabt, aber trotzdem sollte man sich für eine Dinnershow ein wenig schicker anziehen, so wirkt der Abend auch für die anderen Gäste gleich viel netter. Ein Anzug muss es hier wirklich nicht sein, jeder Mensch hat ja auch seinen eigenen Stil, aber mit Sicherheit findet jeder auch das Richtige.
Der lange Transfer
Um 18:30 fanden wir uns dann am Haupteingang des Hotels ein, der Mercedes Kleinbus fuhr pünktlich vor, um uns dann nach kurzer Fahrzeit am Fantissima Theater abzusetzen. Dort winkte uns der Portier schon freundlich zu, keine Chance also, sich zu verlaufen oder wie andere Fans das gerne tun, sich unbemerkt zum heimlichen Fotoshooting in den Park abzusetzen.
Hereinspaziert
Das Theater liegt direkt neben dem Haupteingang zur Hollywood Tour, für uns war es neu in diese Richtung in das Gebäude zu gehen, kam ich doch früher immer nur aus der anderen Richtung aus diesem heraus.
Über einen roten Teppich führt der Weg direkt hinein in das große Theaterfoyer. Wow. Ab hier ist schon "Abtauchen" angesagt.
Wir waren ja schon früher beeindruckt, wie der Wintergarten gestaltet war, aber dieses wunderschöne Ambiente mit viel Glas, Messing und roten warmen Farbtönen ist schon etwas ganz besonderes.
Direkt am Eingang hat man die Möglichkeit, erst einmal seine Garderobe abzugeben. Danach wird man an einem kleinen Tresen nach seiner Eintrittskarte gefragt, diese wird dann gegen eine Tischkarte eingetauscht. Bevor das eigentliche Theater öffnet, hat man die Möglichkeit, einen Apperetiv oder Cocktail zu sich zu nehmen und es sich auf den zahlreich verschiedenen Sitzgelegenheiten gemütlich zu machen.
Show-Einlass & erste Getränke
30 Minuten vor der Show ging es dann los. Der samtrote Vorhang wird geöffnet und die Gäste können an den runden Tischen Platz nehmen. Diese sind hochwertigst eingedeckt und machen definitiv Lust auf einen schönen Abend. Nach wenigen Minuten kam dann auch schon eine Kellnerin vorbei und stellte sich erst einmal freundlich vor. Ein Stil, der in Deutschland leider nur noch sehr selten vorkommt, in gehobener Gastronomie allerdings Standard sein sollte. Zuerst wurden wir mit Mineralwasser versorgt, selbstverständlich mit oder ohne Kohlensäure, nach wenigen Minuten folgte dann auch schon eine Weinauswahl.
Bei Fantissima hat man bei den Getränken mehrere Möglichkeiten, entweder bestellt man diese je nach Lust und Laune und zahlt diese am Ende der Show, oder man bucht sich das Sorglos Getränkepaket und hat dort fast alle Getränke inkludiert.
Speisen & Showbeginn
Hunger bekommt man in einem solchen Ambiente von ganz alleine. Da kamen also die nun gereichten Brotkörbe mit mehreren Dip-Saucen genau richtig. Zeitgleich begann auch schon die Show mit einem Feuerwerk von Musik und Tanz. Dies alles nach dem Motto "The Groovy 70s", man muss nicht in dieser Zeit geboren worden sein um die Musik zu kennen, fast täglich kann man diese Ohrwürmer den gemeinen Radiosendern entnehmen.
Während der ganzen Show sieht man in verschiedenen Konstellationen das
JB-Balett. Alle Tänzer haben klassische Ausbildungen, der Unterschied fällt einem direkt ins Auge:
Tempo - Tempo - Tempo:
Soul - Lady
Nach der ersten Showeinlage des Balletts kommen auch schon die beiden heimlichen Künstler ins Rennen. Eine Stimmengewalt die noch mehrmals am Abend für Gänsehaut sorgen wird, beginnen wir mit der bezaubernden
Zeeteah. Sie scheint den Soul in der Stimme gepachtet zu haben, daher stand sie auch schon mit namhaften Künstlern der internationalen Musik-Szene auf der Bühne. Angefangen bei Phil Collins, über Tom Jones, Michael Jackson, Simply Red bis hin zu Sting. Erfahrung, die man hört. Als Solo-Künstlerin führte Zeeteah mit dem Titel „Slide On The Rhythm“ die US-Charts an.
Soul Man
Aber die Soul-Lady ist nicht alleine auf der Bühne, zu ihr gesellt sich über den Abend noch ein anderen Stimmen-Wunder Namens
Robert Hatcher.
„Du siehst aus wie ein Star, Du singst wie ein Star und Du bist ein Star“ urteilte Jury-Mitglied Sharon Osbourne über Robert in der amerikanischen Ausgabe von "Das Supertalent“. Er ist der Sunnyboy, dem das Publikum zu Füßen liegt. Mit seiner vom Gospel und Soul gefärbten Stimme reißt der charismatische Sänger wirklich jeden mit.
Die Vorspeise - Es geht los
Bei all dem schönen Gesang und Start der Show meldete sich jedoch schon wieder uns Magen, als hätten es die beiden Propagandisten auf der Bühne erhört, sagten Sie auch schon den Beginn des Menus an, er folgt nun also die lang ersehnte Vorspeise: "Sie mögen keinen Fisch, dann mal schnell her mit ihrem Teller", das denkt man sich, wenn man die ersten Bissen dieser Komposition zu sich genommen hat.
Gourmet-Koch
Torsten Hoffmeister hat nach allen Regeln der Kunst eine Speisenfolge kreiert, die jeden Gast an diesem Abend noch mehrfach begeistern wird.
So erwartet uns zur Einstimmung ein Baramundaifilet, gebraten auf Staudensellerie-Tomatengemüse an rauchiger Wodka-Sahne.
Welch ein Genuss, leider fand sich kein Nachbar, der bereit war seinen Teller an uns abzutreten.
Das arme Rückrad
"Bitte machen sie dies zu Hause bloß nicht nach", würde es wohl heißen, jedoch muss ich da schmunzeln, komme ich doch mit meinen Fingerspitzen teils noch nicht mal auf den Fußboden. Ich habe schon viele Künstler gesehen, die ihren Körper nach allen Regeln der Kunst verbiegen können, aber diese Nummer versetze auch meinen Mund in teils dauergeöffneten Zustand.
Magdalena Stoilova[(i], (unter Künstlern wird solche Damen Kontorsionistinnen genannt), weiß es, die Zuschauer zu begeistern. Graziös windet sie sich durch alle möglichen und unmöglichen Positionen und geht dabei bis an die Grenzen des physisch Machbaren. Nach Erzählungen wurde die zierliche Schlangenfrau in Las Vegas im Rahmen einer großen, internationalen Kontorsions-Show
zum Publikumsliebling gewählt. Ich kann es verstehen.
Ab in die Lüfte oder "Tango in der Luft"
Bei Fantissima geht alles Step by Step, kaum lässt der tobende Applaus nach, folgt auch schon der nächste Programmpunkt, teils abwechselnd mit Auftritten der beiden Solokünstler und/oder dem Showballett. Das [i]Duo Mingalevsollte sich nun an einem Trapez auslassen. Auch hier neigt der gemeine Zuschauer zu denken, "ach, habe ich alles schon einmal gesehen". Pustekuchen. Ein Feuerwerk von Tempo und Adrenalin, gemischt mit tobender, rhythmischer Musik lassen einen das Blut in den Adern gefrieren. Ohne Sicherheitsleine greifen die beiden ineinander, umeinander, es wird schnell klar, der geringste Fehler in der Choreographie kann hier mit schwersten Verletzungen enden. Durch die geringe Höhe ist ein herabfallen eigentlich noch gefährlicher, da die Künstler sich kaum richtig schützend drehen können. Aber die beiden, die man unter anderen auch schon bei Flic-Flac bewundern konnte wissen da sicher selbst am besten.
Süppchen aus Samt und Zucker
Nach dieser Aufregung kommt ein kleines Zwischengericht in Form einer Samtsuppe von Zuckerschote und Romana mit Crépinettes vom Perlhuhn genau richtig.
"Sie fanden diese Nummer zu gewöhnlich? Sie sind ja auch ein gewöhnliches Publikum", oder der, der mit den Bällen tanzt
Das sind Künstler wie ich sie liebe. Nicht nur, dass sie ihre Kunst wie aus dem FF beherrschen, sie sind auch nicht auf den Mund gefallen.
Patrick Lemoine, er ist nicht nur Jongleur. Er ist Schauspieler, er ist Tänzer, er ist Moderator. Wer einmal Zeuge seiner Kunst war, der definiert das Wort Jonglage neu. Patrick Lemoine nimmt sein Publikum gefangen. Er hat den Schalk im Nacken, vereint Charme, Witz und Temperament. Egal, was er jongliert, er hat einfach alles im Griff, sogar seine Zuschauer. Patrick Lemoine war am Lido, Paris und in Monte Carlo. Er gewann den internationalen Artistenpreis und wurde beim Zirkusfestival in Paris ausgezeichnet. Alleine er ist ein Grund für uns, dort noch einmal einzukehren, hach war das schön.
Die Hauptsache, der Hauptgang, das Wesentliche, das Nebensächtliche
Jeder hat da seine eigenen Ansichten, wir jedenfalls haben uns nach dem gelungenen Auftakt der Vor- und Mittelspeise sehr auf den Hauptgang gefreut. Andere hingegen konnten von dem temporeichen Showangebot nicht genug bekommen, aber, was gab es denn überhaupt:
Zum Hauptgang wurde ein Kalbsrücken auf Krautgemüse in pikantem Rahm und Sesam-Süßkartoffelscheiben an Malzjus und Wildem Fenchelschaum gereicht. Alleine dieser Fenchelschaum veranlasste die Hälfte des Tisches, nach dem Rezept zu fragen. Ein Gedicht, aber seht selbst:
Wie geht das? The Liazeed
Was uns nach dem Hauptgang erwartete ist kaum in Worte zu fassen. Eine völlig neue Art der Equilibristik zeigen The Liazeed mit ihrem Hand-Balance-Akt. Omar, Zaida und Francisco scheinen die Schwerkraft mit Leichtigkeit zu überwinden. Die Südamerikaner gehören
nicht ohne Grund zu den festen Größen ihres Genre und haben bereits zahlreiche Auszeichnungen entgegen genommen, wie den "Horse of Liberty"-Preis beim Circus Festival in Monte Carlo. Das Trio beweist ein außergewöhnliches Balancegefühl auf Händen und versetzt sein Publikum immer wieder aufs Neue in Staunen.
Für mich ist es schwer umzusetzen, wie Gelenke so etwas mitmachen können, wie hier Menschen wie Federgewichte durch die Lüfte gehoben werden, einfach wunderschön ästhetisch anzusehen:
Nach der Kraft folgt der Klang
Immer wieder bestachen und die beiden Solokünster mit schönen belebenden Gesangseinlagen, teils auch als Duo gesungen:
Die Beine habe ich zuerst gegessen! Der Nachtisch
Ich habe ja selbst die gehobene Gastronomie von der Pike an gelernt. Schon immer hatte ich großen Respekt vor den Leistungen der Pattisserie, wie auch an diesem Abend im Fantissima. Als Dessert wartete eine Komposition aus Dôme von Erdnuss und Zartbitterschokolade, Cheesecake-Mango-Passionsfrucht-Eis und Frenchtoast von Banane und Ahornsirup, auf uns.
Einfach ein Gedicht:
Das traurige, aber schöne Ende
Auch nach dem Dessert ist bei Fantissima noch lange nicht Schluss. Ein Feuerwerk aus Musik & Tanz mit einem grandiosen Finale laden noch zum verweilen ein. Wirft man eien Blick auf die Zeit erkennt man, wie schnell 3,5 Stunden vergangen sind. Man fühlt sich rundum wohl, hat mit den Tischnachbarn nette Gespräche geführt und gönnt sich noch den einen oder anderen Drink, Espresso oder Kaffee. Man würde gerne noch mehr sehen, ist man doch tief gefangen in der Traumwelt von Fantissima. Umso schöner finde ich es, dass man auch nach der Show noch recht lange sitzen bleiben kann. Der eine oder andere Künstler lässt sich auch noch einmal sehen, es ist eine richtige familiäre Atmosphäre.
Schlaf gut, aber bitte mit Umweg
Natürlich geht man nach Fantissima nicht direkt schlafen. Der Finger drückt von ganz alleine den Knopf, der direkt in die Dragon Bar des Hotels Ling Bao findet, nach dem einen oder anderen Drink vielen wie dann gegen 4 Uhr rundum sorglos und zufrieden ins Bett.
Der Tag danach
Gute Weine machen nun einmal keine Kopfschmerzen, so konnten wir das leckere und umfangreiche Frühstücksbuffet im Hotel Ling Bao ausreichend genießen.
Fazit
Ich habe schon zig Dinnershows gesehen, aber Fantissima hat sich bei mir nach ganz oben geschoben. Nicht nur, dass hier Preis/Leistung mit großem Abstand gewinnen, es ist die Atmosphäre die hier punktet. Natürlich kann man auch in anderen Städten eine Übernachtung mit einer solchen Show kombinieren, aber hier ist es doch wirklich das Gesamtkonzept, dass einfach passt. Das Phantasialand holt auf, mächtig auf und ist im Bereich Entertainment kaum eine Angriffsfläche für Kritiker.
Fantissima, wir kommen wieder, ganz sicher sogar. Vielleicht auch einmal mit einem Haufen netter onrider in Begleitung, warum eigentlich nicht?
Liebe Grüße Dirk
liebe Grüße,
Dirk
Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, daß man sie ignoriert.
(Aldous Huxley, engl. Schriftsteller und Kritiker, 1894-1963)