Wer meinen Guide zu den
Universal Studios und den
Islands of Adventure gelesen hat, weiß, dass ich die beiden Parks zwar durchaus mag, mich aber nicht wirklich als glühenden Verehrer bezeichnen würde – zu auffällig wurde hier in letzter Zeit der Rotstift angesetzt. Neben dem Wegfall des kostenlosen Universal Express Passes, Reduktion der kostenlosen Nutzung der Schließfächer auf 25 Minuten (was faktisch nicht zu schaffen ist, danach werden sofort $2 fällig) empfinde ich die drastische Reduktion des Street-Entertainment in den Studios als besonders beklagenswert. Liefen einem vor einigen Jahren noch permanent Doc Brown, die Ghostbusters oder andere Filmfiguren über den Weg, haben solche „Begegnungen“ mittlerweile leider Seltenheitswert. Mal sehen, ob sich das mit der Eröffnung von
Harry Potter und
Rip-Rapp-Rubbel-Di-Dupp ändern wird. Die Frage, ob Universal nicht will oder nicht kann, beantwortet sich schnell bei einem Besuch der Halloween Horror Nights: Wenn der Park will, dann kann er auch! Und wie.
Die Halloween Horror Nights finden hauptsächlich im Oktober statt und zwar jeweils von Donnerstag bis Sonntag. An diesen Tagen schließt der Park um 17.00 Uhr, um um 18.00 Uhr wieder zu öffnen. Um die Halloween Horror Nights zu besuchen, benötigt man ein separates Ticket, wo bei es verschiedene Optionen gibt:
- Normale Tickets, die zum Besuch der Horror Nights berechtigen
- Vergünstigte “Stay and Scream“-Tickets, die nur in Verbindung mit einer „normalen“ Parkeintrittskarte gelten.
- “Frequent Fear“-Pässe, die zu mehreren Besuchen berechtigen
Darüber hinaus verkauft Universal noch spezelle Halloween Express-Pässe, die die Wartezeit in den teilweise sehr langen Queues auf 15 Minuten verkürzen. Deren Preis schwankt stark, je nachdem, ob man das Event Donnerstag/Sonntag oder Freitag/Samstag besuchen möchte. Die Pässe sind ausdrücklich anzuraten, denn es wird richtig voll. Gerade an Samstag Abenden füllen sich die beiden riesigen Universal Parkhäuser komplett. Die Queue-Wartezeiten stauen sich an solchen Tagen recht schnell auf 3 Stunden und mehr auf.
Der recht hohe Ticket-Preis für einen Besuch relativiert sich insofern ein wenig, als dass neben den Hallowenn-Attraktionen auch Mummy, Disaster! (Ex-Earthquake), Men in Black Alien Attack und die Simpsons geöffnet haben.
Fans der Bottroper Grusel-Gaudi stellen sich sicher die Frage, wie denn das Publikum in den Studios so ausschaut. Sagen wir es mal so: Gegen „krasse Checker“ made in America können die Vertreter aus dem Ruhrpott nicht anstinken. Dementsprechend ist auch die Sicherheitslage: Kostümierung ist Gästen verboten, am Eingang heißt es erst einmal durch den Metalldetektor und Abtasten. Vor jedem Maze stehen deutlich sichtbar Polizeibeamte samt Wagen und in jeder Szene steht ein Mitarbeiter der Universal Security. Selbstverständlich gilt eine strikte „No-Touch-Policy“.
Der Park bietet drei Arten von Attraktionen:
- Die drei Shows „Rocky Horror Picture Show Tribute“, „Bill & Ted’s excellent Halloween Adventure“ und „Brian Brushwood“.
- Die Acht Mazes
- Sechs Scare-Zones
Shows
Zu der „Rocky Horror Picture Show Tribute“ muss man sicherlich nicht viel schreiben. „Bill & Ted’s excellent Halloween Adventure“ ist mehr lustig denn gruselig. Der Humor ist allerdings für Nicht-Amerikaner nicht immer nachvollziehbar, da die Show sich sehr um zeitgenössische Pop-Kultur dreht. Brian Brushwood ist ein zu recht in Deutschland verhältnismäßig unbekannter Zauberer – die Show ist mäßig.
Mazes
Die Mazes, die sich teilweise hinter Men in Black, teilweise in den Studiohallen im Eingangsbereich befinden, sind freilich die Hauptattraktion der Horror Nights. Aufgrund des enormen Besucheraufkommens, laufen sie im „Endlosbetrieb“, wer stehen bleibt, wird sofort weiter gescheucht. Jedes Maze hat ein eigenes Thema, das teilweise sehr kreativ umgesetzt wird, wie z.B. „Scary Tales“, das Splatter-Versionen bekannter Märchen präsentiert, „Interstellar Terror“ mit einem Sci-Fi-Themeing oder „Body Collectors“, das den Besucher ins London zu Zeiten von Jack the Ripper versetzt. Die Szenen sind durchgängig sehr aufwändig gestaltet und die Scaracters agieren vergleichsweise subtil, aber sehr effektiv. Universal arbeitet viel mit Sound-Effekten und aufwendigem Make-Up. Richtig „fies“ beherrschen die Darsteller eine Zwei-Personen-Ablenkungs-Taktik, wobei einer der beiden die Aufmerksamkeit auf sich zieht und der andere aus einer dunklen Ecke auf den nichts ahnenden Besucher einstürmt. Die durch Special Effekts unterstützt Schock-Momente sind nicht ohne: da wird erbärmlich schreienden jungen Frauen die Wirbelsäule aus dem Rücken gezogen, andere unglücksselige Gestalten gehängt, geköpft oder verstümmelt, alles in allem nichts für schwache Nerven.
Scare Zones
Klar sind die Mazes echte „Kracher“. Mich persönlich haben aber die so genannten „Scare Zones“ noch etwas mehr beeindruckt: Hier werden Teile des Park-Wegensystems sehr aufwändig umthematisiert und mit fantastisch kostümierten und sehr souverän agierenden „Scaracters“ bevölkert. Das beginnt schon im Eingangsbereich im „Path of the Wicked“: Neben gruseligen Stelzengängern schwingen sich hier in unregelmäßigen Abständen Affenmenschen an Seilen schreiend über die Köpfe der Besucher hinweg quer über die Straße – eine riesige Show! Nicht minder faszinierend sind die Darsteller in den „Fractured Tales“: durchgeknallte, blutrünstige Märchenfiguren. Auch toll: das herrlich verrückte „Asylum in Wonderland“. Neben den Darstellern beeindrucken die Gruselzonen auch durch die gelungene Gestaltung und stimmige Beleuchtung. Teilweise sorgt auch die pure Masse für heruntergeklappte Kinnladen, so z.B. bei den Hunderten beleuchteter Kürbisse in „The Skoolhouse“.
Dass man den schieren Umfang der Veranstaltung in einem Forum nur schwer wiedergeben kann, liegt auf der Hand. Vielleicht kann ich aber mit folgenden Bildern ein wenig Gruselfeeling vermitteln:
Bei Kopfschmerz: Spalt! Schaltet den Schmerz ab
Genau hinsehen
The Skoolhouse
Fractured Tales...
... und eine Stunde später
Pfui!
Wer immer die Beleuchtung konzipiert hat, wusste was er tat!
Es ist voller Kürbisse...
... ja, das ist es wohl
Stromrechnung nicht bezahlt? Aus DRIVE-IN wird DIE-IN.
Asylum in Wonderland zum Ersten
und zum Zweiten
American Gothic
Gruselig, gruselig
Diese junge Dame hatte etwas sehr beunruhigendes an sich
Da läuft der Hase
Hab Dich!
Reflections of Fear
Stelzenläufer im "Path of the Wicked". Ebenfalls grauenhaft: Christian Slater (im Hintergrund)
Stimmige Lichtkomposition
Fazit: Die Halloween Horror Nights kosten viel, bieten aber auch jede Menge fürs Geld. Sofoern man an solchen Veranstaltungen Freude hat, und zur fraglichen Zeit vor Ort ist, sollte man sich einen Besuch nicht entgehen lassen.