Ich war Mitte Mai zum zweiten Mal in Disneyland Paris Parks (d.h. in den Studios war ich zum ersten Mal).
Im Folgenden möchte ich über meine Eindrücke berichten.
Mein erster Besuch in einem Disneypark war 1997 eben dort in Paris und hatte mich schwer beeindruckt. Mittlerweile habe ich auch die Resorts in Orlando und Anaheim besucht, und habe dadurch nun eine Menge Vergleichsmöglichkeiten, die ich in meine Beurteilungen mit einfließen lasse.
Es sei noch vorausgeschickt, daß ich Theming-Fan bin und gerade Disney da natürlich Vorbild und Wegbereiter war und ist. Auf die Abteilung "Imagineering" wird sich eine ganze Menge eingebildet und in Punkto Gestaltung haben sie bei fast all ihren Attraktionen Maßstäbe gesetzt. Spannend bleibt, ob diese Ansprüche auch beim DLP gehalten werden können.
Der eigentliche Disneyland Park ist von allen Disneylands weltweit der größte. Das bewirkt eine große Aufgeräumtheit in der Landschaft, zumal es seit der Eröffnung 1992 keine baulichen Erweiterungen gegeben hat (zumindest keine, die nicht schon eingeplant gewesen wären). Leider bewirkt das aber auch eine Menge Wegstrecke, die zwischen den Attraktionen liegt - und warum Freizeitparks immer so unübersichtlich angelegt sein müssen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
In Paris sind einige Themenbereich jedenfalls auffallend schön und fotogen. Durch die nicht so enge Bebauung, bleibt viel Raum für Gestaltung. Auch wurde mir nochmal bewußt, daß es in Paris erstaunlich viele Attraktionen zum durchlaufen (also keine Fahrgeschäfte) gibt. Das hat man in dieser Fülle weder in Florida noch in Kalifornien. Ob sich die Imagineers da nur aus lauter Freude ausgetobt haben oder ob das nur der Möglichkeit Tribut zollt, unaufwändig und billig etwas attraktives anzubieten - oder beides - bleibe dahingestellt. Es schafft jedenfalls Atmosphäre.
Andere Aspekte sind aber auch etwas vernachlässigt. Leider zeigt sich nämlich recht deutlich, daß der Park Finanznot hat. Es ist beispielsweise recht ärgerlich, wenn ein Park um 10 Uhr öffnet, ein Großteil der Attaktionen aber erst gegen Mittag aufgemacht wird. Gut, ich war an einem absolut besuchsschwachem Tag da, vermutlich muß man das akzeptieren. Daß aber die Disney Railroad nur an der Station Mainstreet hält, ist ein Witz. Und daß das Alice Labyrinth (in dem man erstaunlich viel Zeit verbringen kann) so ungepflegt daherkam und die meisten Effekte ausgeschaltet blieben, ist unverständlich.
Ansonsten ist das Fantasyland ganz nett. Die drei kleinen Märchenfahrten können überzeugen (besonders Peter Pan und Schneewittchen), Small World bleibt unerträglich wie immer (und wird gemieden) nur Le Pays des Contes de Fées wirkt etwas vernachlässigt. Sehr bemerkenswert ist aber die Ausgestaltung des Dornröschenschlosses, hat es doch gleich zwei "Durchgeh-Attraktionen" zu bieten. Auch wenn Märchen jetzt nicht mehr unbedingt meine Welt sind, ist das doch wirklich liebevoll gemacht und hebt sich von den beiden Schlössern in Orlando und Anaheim ab, die ja innen doch eher tot sind.
Das nachbarliche Adventureland hat auch so seine Vor- und Nachteile. Zum einen hat es etliche hübsche Fotomotive zu bieten. Aber hier wird die Unübersichtlichkeit des Parks wirklich am weitesten getrieben. Eigentlich gibt es hier nur zwei wirkliche Attaktionen: Pirates und den Temple. Das Baumhaus und vor allem das Adventureisland finde ich persönlich weniger attraktiv. Die Insel sieht schön aus, wenn man sich aber durch die vielen verschlungenen Wege geschlängelt hat, gibt es dann eigentlich nichts zu sehen. Die Piratenfahrt dagegen ist sicher diejenige mit der augereiftesten Dramaturgie weltweit und technisch auf neuestem Stand. Allerdings sind auch hier einige Ausfälle zu beobachten. Warum? Kostenminderung?
Zudem zeigt sich hier etwas, worunter der Park immer wieder leidet: die Zweisprachigkeit bzw. Übersetzung. Wenn man sich an legendäre Sätze wie "Dead men tell no tales!" gewöhnt hat, kommt einem deren Abwesenheit gleich wie eine Minderung der Gesamtqualität vor.
Der Temple of Peril ist baulich ja ein Schnellschuß gewesen. Schön thematisiert ist er, die Fahrt macht auch Spaß - letztendlich ist sie aber viel zu kurz und irgendwie hätte man aus dem Indiana Jones Thema wesentlich mehr machen können (ohne jetzt unbedingt gleich bei so einer Monsterfahrt wie in Anaheim zu landen). Irgendwie wird das den hohen Disney-Ansprüchen nicht so wirklich gerecht.
Frontierland gefällt mir als Bereich am besten. Er ist enorm übersichtlich, reizvoll gestaltet und hat zwei Topattraktionen. Der Big Thunder Mountain ist der einzige der drei, die ich gefahren bin, der mir wirklich Spaß macht. Wenn auch die Chaindogs an den Lifthills wirklich unerträglich laut sind. Warum dämpft man das nicht? Schlamperei? Sicherheitsauflagen? Kann mich übrigens nicht erinnern, bei meinem ersten Besuch so gelitten zu haben (bei Fahrt zwei und drei habe ich mit jetzt Taschentuchstücke in die Ohren gestopft, dann ging's gut).
Phantom Manor gefällt mir im Prinzip immer noch besser als die amerikanischen Pendants. Die durchgehende Storyline (die man zwar nur erahnt, aber irgendwie doch erfasst), die geniale Orchestrierung, die melancholische Düsternis - das alles unterscheidet sich von den Haunted Mansions, gefällt mir aber. Jedoch auch hier die Schwierigkeit mit der Übersetzung und der Abwesenheit von Kult gewordenen Sentenzen. Außerdem wirkt die Bahn mittlerweile auch ein wenig ungepflegt. Schade drum.
Als letztes sei noch Discoveryland erwähnt. Seit dem dort in einigen Gebäuden der Inhalt ausgetauscht wurde, hat sich der Gesamtcharakter dieses Bereichs gewandelt. Die Architektur des Space Mountains, des Nautilus-Sees und von Videopolis erhalten immer noch die ursprünglich gewollte Stimmung einer Welt, entsprungen den Ideen eines Jules Vernes. Dieser Bereich ist stimmig und schön. Der Rest drumherum ist irgendwie bunter geworden. Ich weiß nicht ob tatsächlich vom Anstrich her, jedenfalls wirkt alles knalliger und fügt sich in das Ursprungskonzept so gar nicht mehr ein.
Die Achterbahn ist seit der Umthematisierung zwar moderner und nähert sich dem Konzept des Pendants in Anaheim, schafft aber nicht dessen Qualität und Geschlossenheit zu erreichen. Die alte Version war irgendwie einzigartiger. Außerdem streßt die Fahrt, da es wirklich überall rumpelt und rappelt. Die übrigen Attraktionen in diesem Themenland haben die gewohnt hohe Qualität und unterscheiden sich nicht wesentlich von den Versionen in anderen Disneyparks.
Als Fazit würde ich sagen, daß das Disneyland in Paris ein schöner Park ist. Er hat eine Menge schöngestalteter und moderner Bereiche und Attraktionen, die wirklich zu beeindrucken wissen.
Mit den beider amerikanischen Brüdern kann er in sofern nicht ganz mithalten, als daß er ein wenig ärmlicher daherkommt. Nicht nur wird an Pflege und Betreuung gespart, auch findet man hier nicht die ganz ganz großen Fahrgeschäfte. Ich mag ihn trotzdem, bin froh eine Dependance der Micky-Welt in erreichbarer Nähe zu haben. Und das unweite Paris kann man als Reiseziel auch gleich immer mit ansteuern.
Ein zweiter Teil, der sich mit den Studio Park beschäftigt, wird noch folgen.
Anschließend nun ein paar Fotos, bei denen ich aber auf die dreihundertmillionste Darstellung des Dornröschenschlosses u.ä. verzichtet habe.
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