Lakemont Park
Hier ist es, trotz, daß es Sonntag ist, unglaublich ruhig und die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Irgendwo im Zeitalter der Heilen Welt. Zugegeben, die Fahrgeschäfte sind schon ein bisschen in die Jahre gekommen, die gesamte Anlage macht aber in keiner Weise einen heruntergekommen Eindruck, sondern sie ist adrett, ordentlich und sehr sauber. Ein ehrwürdiger Schauplatz für die alte Lady, die der eigentliche Anlass unseres Besuches ist.
Unser erster Gedanke: "Hoffentlich hat der Park überhaupt geöffnet, so leer wie es hier ist!"
Günstig ist es ja, deshalb gleich die Woodieflatrate gebucht.
Die Minigolfanlage sieht sehr gepflegt aus, aber das Objekt unseres Verlangens ist schon in der Ferne erkennbar, deshalb werden wir auch diesmal nicht zum Sport mit den Stöckchen und Bällchen bekehrt.
Leap The Dips
Da wir beide (!) bekennende Holzachterbahnfans
und natürlich auch bekennende Stahlachterbahnfans sind, wollen wir natürlich die älteste in Betrieb befindliche Holzachterbahn fahren. Wir sind zwar Kulturbanausen, aber keine Achterbahnkulturbanausen!
Ich finde, sie sieht für ihr Alter blendend aus!
Trotz Einwagenbetriebs beträgt die Wartezeit nur einen Wagen.
Da ist unser Wagen schon.
Die Bahn wird von Hand gebremst. Wenn der Bremser -rechts im Bild- mit viel Kraft am Hebel zieht, so bedeutet das nicht, daß er die Bremskraft aufbringen muß, sondern daß er die Bremse löst, damit der Wagen in den Stationsbereich einfahren kann.
Wir sind dran! Wir sind dran! Wir sind dran!
Wir sind drin!
Schnell den Gurt geschnallt -einen Sicherheitsbügel gibt es nicht- und dann rauf auf den Lifthill.
Bei den grünen, innen abgerundeten Balken handelt es sich übrigens um die
Rücklaufsperre. Deutlich leiser als die
Rücklaufsperre von Alpengeist! Wobei die Geräusche nicht wirklich vergleichbar sind, immerhin ist Alpengeist ein
Inverter.
Die Fahrbahn besteht aus den zwei Laufflächen für die Räder und jeweils seitlichen Führungsflächen, an denen der Zug vorbei "gleitet". Schließlich ist Leap The Dips ein Sidefrictioncoaster. Underfriction Wheels gibt es nicht.
Das Geräusch, das der Wagen bei der Fahrt macht, ist ein Kessel Buntes aus Gleiten, Rollen, Reiben, Knarren und Schleifen mit einem Hauch von Ächzen, wenn sich der Wagen in den Kurven und den "Dips" verwindet.
Das Layout beschreibt im Wesentlichen eine Figur Acht auf mehreren Etagen.
Namensgebend für die Bahn sind die kleinen Täler oder "Dips". Hier ist aufgrund der fehlenden Gegenräder von unten naturgemäß keine Monsterairtime zu erwarten. Es reicht aber durchaus für ein kleines Anlupfen des Hinterteils vom Chaisensessel.
Tobbogan
Diese auf einem Trailer montierte Achterbahn ist einigen Kirmesgängern vielleicht aus Benelux bekannt. Man fährt in der raketenförmigen Röhre senkrecht nach oben und dann spiralförmig um diesen herum wieder nach unten, wo es noch ein paar "Bunnyhops" gibt. Konstruktionsbedingt kann man diese Achterbahn durchaus als semi-thrillig bezeichnen.
Beladen wird, indem die "Fahrerkabine" nach vorne oben weggeklappt wird. Man steigt ein und der Kabinendeckel wird mit dem fest an ihm befindlichen Lapbar wieder auf das Chaisenunterteil und somit auf die Fahropfer abgesenkt. Gefangen!
Nichts für den heimlichen Klaustrophobiker!
Die größte Achterbahn des Parks heißt:
Skyliner
Hier haben wir, wie schon an anderer
Stelle berichtet, die längste Wartezeit. Die Achterbahnbedienungsfachfrauauszubildende gibt uns zu verstehen, daß die Bahn heute aufgrund des etwas stärkeren Windes mit mindestens vier bis sechs Personen besetzt sein müsse. Weit und breit ist aber niemand zu sehen. Was also tun?
Wir gehen ein Stück zurück zur nächsten Verzweigung -Skyliner liegt in einer Sackgasse- und legen uns auf die Lauer, um ein paar freiwillige Mitfahrer zu finden, die wir notfalls mit Gewalt zwingen können, mit uns in den Zug zu steigen.
Keine 20 Minuten später finden wir Opfer in Form von drei kleinen Mädchen, die auch fahren wollen. Gemeinsam geht es in die Station und siehe da, die kritische Masse ist erreicht und es kann losgehen.
Man ist nur durch die auf dem Bild sichtbaren Bügel gesichert, die horizontal geklappt werden. Kein Gurt, aber locker zehn Zentimeter Luft. Das verspricht
Airtime!
Die gibt es auch und zwar katapultartig. Unsere drei, alle in der Reihe vor uns sitzenden Mädels halten sich freiwillig fest, da sie sonst den Zug weit vor der Station verlassen würden. Wir glauben das von uns auch, deshalb verkeilen wir uns lieber mit den Beinen unter dem Bügel.
Da uns fünfen die Fahrt viel Spaß macht, sind wir jetzt alle aufeinander angewiesen. Verlassen zwei Personen die Bahn, können die anderen auch nicht mehr fahren. Gemeinsam beschließen wir nach der ersten Runde, insgesamt drei Fahrten zu machen. Dann fünf. Dann sechs. Dann acht. Dann zehn. Da elf eine so unschöne Zahl ist, werden es schließlich zwölf Fahrten am Stück.
Little Leaper
Amerikanische Flatrides sehen ein wenig spartanischer aus als deutsche Kirmesfahrgeschäfte:
Twister
Tilt-A-Whirl
Round Up
Scrambler
Octopus
Tin Lizzy
Oldtimer, die leider -wie fast überall in diesem Land- mit Benzinmotor angetrieben sind.
Ferris Wheel
Monster
Octopus und Monster lassen sich -im Gegensatz zu den von hiesigen Kirmessen bekannten Untierfahrgeschäften- nicht komplett absenken, da der Exzenter fest ist. Daher wird jedesmal die Drehbewegung der Hauptarme kurz eingeschaltet, um den nächsten Arm mit seinem Gondelkreuz in die Beladeposition zu bringen.
Der Einstieg erfolgt Isettagleich von vorne durch die geöffnete Front.
German Swing Chair
Skydiver
Irgendwie kommt uns dieses Fahrgeschäft sehr merkwürdig vor. Die Gondeln sehen aus, als ob es einen Shufflemode für dieses Fahrgeschäft gibt. Jedenfalls können wir uns nicht erklären, daß die Gondeln nicht alle schön nach unten hängen, wie wir es von der Gravitation gewohnt sind und erwarten würden.
Überhaupt, was ist das eigentlich für ein Dings?
Riesenrad? Geht nicht über Kopf!
Enterprise? Steht zum Beladen nicht aufrecht!
Keine Ahnung, was es ist, fahren wir es doch einfach einmal!
Die Beladung erfolgt ähnlich wie beim Tobbogan, nur leider mit dem Unterschied, daß die Vorspannung durch den ungepolsterten Bügel viermal größer ist. Ich habe Angst um meine Hüfte!
Die Fahrt geht los.
Was ist das denn? Da ist ja ein Lenkrad! Mal sehen, was man damit so alles anstellen kann. Ah! Das Ding ist interaktiv! Wir beginnen, unsere Gondel in Schwingungen zu versetzen. Ich probiere mal eine volle Umdrehung! Aber aufgepaßt, die Außenwelt will im Auge behalten werden, sonst geht es unten kopfüber durch die Station!
Völlig gaga, die Fahrt! Wäre der Bügel wenigstens ein bißchen gepolstert, würden wir direkt noch mehrere Fahrten dranhängen!
Eine würdige Abschlußfahrt in diesem Park und Gimpfahrt des Tages!
Wir kaufen noch ein T-Shirt und prägen uns zwei Münzen und verabschieden uns mit einer Verbeugung von diesem Park, in dem die Vergangenheit noch Gegenwart ist.