Schausteller Rudolf Barth wird am Montag 70 Jahre alt - Aushängeschild seiner Firma ist der Olympia-Looping
Von Holger Willcke
Beuel. Sein erster Wohnsitz ist München, sein Herz schlägt für Beuel - zu Hause ist er aber auf den Jahrmärkten dieser Welt. Und auf einem solchen feiert Rudolf Barth am Montag seinen 70. Geburtstag - und zwar auf der größten Kirmes in NRW, in Herne-Crange.
Der gebürtige Beueler zählt seit zwei Jahrzehnten zu den einflussreichsten Schaustellern rund um den Globus. Er regiert ein weit verzweigtes Kirmes-Imperium. Aushängeschild der Firma ist sein Olympia-Looping, eine Achterbahn mit fünf Überschlägen. Die Bahn hat ihm auch einen seiner vielen Spitznamen eingebracht: Herr der Ringe.
Das Fahrgeschäft ist zwar schon 20 Jahre alt, aber nach wie vor einmalig in Deutschland. Und deshalb steht Barth mit seinem Olympia-Looping auch Jahr für Jahr auf dem Münchner Oktoberfest. Bedauerlich für alle Pützchens-Markt-Fans: Sie müssen oft - auch in diesem Jahr wieder - auf eine rasante Fahrt auf dieser Achterbahn verzichten, weil die beiden Jahrmärkte zeitlich so nah aneinander liegen.
Um den Mann mit den sechs Fingern - vier verlor er vor 47 Jahren bei Reparaturarbeiten an einem Karussell - ranken sich viele Gerüchte. Der an einem US-Flughafen konfiszierte Golfsack voller Geldscheine gehört ebenso in die Fabelwelt wie die angeblich vor Jahren akribisch vorbereitete Machtübernahme in der Beueler CDU.
"Ich weiß nicht, wer das alles erfindet, aber es stimmt wirklich nicht", schmunzelt er. Was hingegen stimmt: Barth war fast acht Jahre Vorsitzender des SV Beuel 06: "Für diesen Verein habe ich in meiner Jugend Fußball gespielt, und deswegen habe ich damals auch Verantwortung übernommen. Was mich aber viel Geld gekostet hat."
Rudolf Barth gehört zum hiesigen Establishment trotz Schulabbruch. Eine Lehre hat er auch nie gemacht. Er hat den Beruf des Schaustellers von der Pike auf von seinem Vater Rudolf Barth senior gelernt. Eine harte Schule, wie er sagt.
Acht bis zehn Monate im Jahr tingelt er über Deutschlands Kirmesplätze. Ein Leben im Wohnwagen. Der Globetrotter gesteht aber: "Am liebsten bin ich in Beuel. Das ist meine Heimat, hier steht mein Elternhaus. Ich liebe Beuel."
Barth gönnt sich einen nicht gerade preiswerten Lebensstil: Eine Prunkvilla am Rhein, eine Eigentumswohnung in München und einen Fuhrpark. Sein derzeitiges Lieblingsgefährt ist ein schwarzer Mercedes 600 SE mit zwölf Zylindern. Sein Kennzeichen: M-RB 999.
Früher kurvte er mit einem Benz und dem Kennzeichen BN-JR 5 durch Bonn. Viele vermuteten, die Initialen JR hätten etwas mit dem TV-Ekel J.R. Ewing aus der Seifenoper "Dallas" zu tun. "Wieder ein Gerücht. Es handelt sich um die Anfangsbuchstaben meiner Vornamen Johann Rudolf", klärt Barth das Rätsel auf.
Worauf ist ein Mann wie Barth stolz? Auf seine Familie. Seine drei Söhne, Rudolf junior, Otto und Peter, sind die sechste Schausteller-Generation. Alle drei wandeln auf Vaters Spuren.
Am Montag wird in Crange Geld verdient, gefeiert wird am 22. August. Aber in diesem Jahr gibt es noch ein großes Fest, das ihm viel wichtiger ist: Im Dezember feiert er mit Ehefrau Elisabeth Goldhochzeit.