Man muss schon ganz fürchterlich Pech haben, wenn man in Orlando in Sachen Hotel komplett daneben liegen will -- im Grunde sorgt alleine schon die Konkurrenz-Situation für ein vergleichsweise hohes Qualitäts-Niveau: welcher Besucher wird nicht schon den I-4 rauf oder runter gefahren sein, und sich angesichts der sich auftürmenden Bettenburgen gefragt haben: "Wer soll da alles schlafen?". Insofern war ich bislang weniger geneigt, für ein Disney-Hotel gut das 10-fache einer "Billigabsteige" pro Nacht zu zahlen, zumal ich nach einem typischen Themepark-Orlando-Tag meist -- save the planet! -- die dröhnende Klimaanlage anschmeiße, um die Luftfeuchte unter 80% und die Temperatur unter 25°C zu drücken, und mich komatös in die Kissen fallen lasse.
Aber wenn man mit einer Disney-Fähre auf der Seven-Seas-Lagoon in Richtung Magic Kingdom unterwegs ist, schweift der Blick gelegentlich unweigerlich zur eleganten weiß getünchten Holzfassade des Grand Floridian und man sagt sich: wenn ich's mal richtig dicke habe, dann aber! Aber das sage ich mir auch jedes Mal, wenn ich im Flieger in der Thrombose-Klasse direkt hinter dem Vorhang zur Business-Klasse sitze.
Das Grand Floridian
Sei's drum. Das plüschige Grand Floridian hätte mich persönlich bislang gar nicht mal so sehr gereizt. Noch weniger das architektonisch gruselige Comtemporary Resort -- also die "zeitgenössische" Absteige -- oder für den unwissenden: das wo die Monorail durchfährt! Alles klar? Also das, was von außen (und erschreckendeweise auch von innen) wie sozialer Wohnungsbau aussieht. So stellte man sich in den 70er halt die Zukunft vor. Irgendwo sollten sie ja auch Recht behalten.
Für die diesjährige Tom's Orlando Tour im Winter hatte ich aber etwas besonderes vor, war es doch meine erste Tour als Tom Henrichs und der einzige weitere Teilnehmer der Grund für diesen Namenswechsel. Und brat mir doch einen Storch: die Zimmer im Contemporary sind gerade (2005-2006) "Vegas style" renoviert worden -- kein bisschen der übliche gelsenkirchener Barock, den es sonst so bei Disney gibt. Gesagt -- gebucht. Wichtig: Theme-Park/Parking-Lot View und Upper Floor, sonst sieht man von der Nähe zum Magic Kingdom nichts, aber dazu später.
Panorama, das man nicht sieht, wenn man Garden-Wing bucht.
Eines der Benefits des Hotels ist natürlich "Free Parking" auf dem Disney Areal für die Gesamtdauer des Aufenthalts. Dafür muss man aber erst einmal an den Wachleuten der Hotelauffahrt vorbei. Und mal unter uns: wenn man die Jungs (und besonders Mädels) statt Nacktscannern an Flughäfen einführen würde, würden sich Terroristen nicht mehr ins Flugzeug trauen. Passagiere aber auch nicht. Wenn man aber erst mal Parking-Permit und Roomkey hat, sowie eine plausible Erklärung, was man will, dann ist das abendliche Parken fast so einfach wie die Onrider-Verifizierung.
Scherz beiseite, insgesamt muss ich mich vor dem Disney-Hotel-Personal absolut verneigen. Ich habe noch nie in meinem Leben ein solches Maß von Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Höflichkeit erlebt. Wirklich außergewöhnlich.
Die Zimmer sind auch wirklich schick und sehr groß. Und da wir einen Tower-Room mit Themepark-View hatten, war der Blick vom Balkon auf die Seven-Seas-Lagoon, das Magic Kingdom vom Balkon wirklich atemberaubend.
Der Ausblick bei Nacht
In der Nachbarschaft war auch ein Schloss. Wer da wohl wohnen mag?
Besonders natürlich, wenn gerade das Feuerwerk "Wishes" abgehalten wurde.
Ka-Wumm
Essen kann man im Hotel auch, am besten natürlich im 15. Stock im California Grill. Achtung: Der Eingang ist im 1. Stock (Aufzug). Wer ein paar Wochen im Voraus reserviert, bekommt auch einen Tisch.
Oder man kommt früh, schnappt sich einen der Tische bei der Bar, hat einen
garantierten Fensterplatz und kann genau das gleiche zu Essen bestellen.
Wer's nicht so mit Ausblick hat und sich lieber in dunklen Räumen aufhält, ist in the "Wave" im Erdgeschoss besser aufgehoben. Ein ungemütliches Loch.
Eines muss man unbedingt vermeiden: Nach halb Elf Hunger bekommen. Ganz schlecht! Dann haben nämlich die Restaurants zu und man muss zu einer der unsäglichen Buffet-Buden in der großen Innenhalle pilgern, wo man dann gruselig miesen Aufwärm-Fraß bekommt. Yuck!
Ah, Ah, lecker, lecker, gut, gut, Hmm, mehr!
Gut -- Zimmer-Service gibt's natürlich alternativ auch.
Kommen wir zu den Vorzügen, die man als Disney-Gast genießt. Hier wäre zunächst einmal natürlich die direkte Monorail-Verbindung zum Magic Kingdom zu nennen. Das ist ja mal wirklich praktisch. Man muss eigentlich nur zu Monorail-Station laufen, dort ca. 20-30 Minuten in der Schlange warten, um dann zum Magic Kingdom gefahren zu werden. Also eigentlich erst zum "Ticket and Transportation Center" (wo man in die Monorail zum Epcot umsteigen kann), dann zum "Grand Floridian" und dann zum Magic Kingdom. Richtig: die Monorail fährt nur in diese eine Richtung, Fahrzeit ca. 15 Minuten. Danach ist es nur noch 5 Minuten von der Monorail-Station bis zum Parkeingang. Alternativ kann man natürlich auch zum Park laufen: Vom Hotelausgang sind das auch nur schlappe 10 Minuten. Macht aber keiner, ist zu unpraktisch.
Ein weiterer Vorzug sind die "Extra Magic Hours". Für Hotelgäste machen manche Parks an manchen Tagen eine Stunde früher auf. Sie sind dann normal gefüllt mit anderen Gästen, die alle ihre "Extra Magic Hour" ausnutzen wollen, schließlich hat man ja viel für das Hotel bezahlt. Man könnte natürlich auch einfach an einem normalen Tag ohne Extra Magic Hours pünktlich zur Öffnung im Park sein: die ersten 1 1/2 Stunden sind diese dann wir ausgestorben. Aber das wäre uncool. An manchen Tagen haben einzelne Parks auch abends drei Stunden länger für Hotelgäste geöffnet. Wir haben das mal mit den Hollywood-Studios ausprobiert: den ganzen Tag lag die Wartezeit beim Rock'N'Roller Coaster bei 30-45 Minuten, während der drei Extra-Magic Hours bei 60. Die extra Magic Hours sind übrigens so Magic, dass es keine Fastpasses gibt.
Jetzt Bilder gucken:
Das zimmereigene Sofa lädt zum Sitzen ein. Oder dazu, seinen Kram dort abzulegen.
Blick auf die beiden Queen-Size-Betten.
An der Schreibtisch-Ecke habe ich immer gesessen und wichtige Telefonate geführt.
Zwei Waschbecken
Vier Handtücher
Die Kissen
Sozialer Wohnungsbau
Der Blick nach unten auf den Gift-Shop!
Junge, Junge, ist das ein schönes Hotel von Außen!
Fazit: Das Contemporary ist ein wirklich schönes Hotel, dessen schicke, große Zimmer vergleichbar mit denen sind, die man am Las Vegas Strip findet. Die Lage ist fantastisch und Zimmer mit Themepark-View bieten eine grandiose Aussicht. Mal eben zu Fuß ins Magic Kingdom gehen zu können ist eine verführerische Option, die wir auch oft wahrgenommen haben. Wer will und kann, kann sich das Hotel für ein paar Tage durchaus gönnen. Wer nicht, hat aber auch nicht allzu viel verpasst. Das bei weitem bessere Preis-/Leistungsverhältnis und auch die viel besseren Restaurants hat hier eindeutig Universal mit den drei Loews-Hotels Royal Pacific, Potofino und Hard Rock Hotel.