Da ich am Freitag einen Kollegen ins schöne Kleve fahren durfte (und abends wieder zurück), nutzte ich samt Freundin die freie Zeit vor Ort mal zu zwei schnellen Abstechern in die jeweils 15 Kilometer entfernten kleinen Parks "Amusementspark Tivoli" hinter der niederländischen Grenze und ins "Wunderland Kalkar" in - äh, ja, in Kalkar halt.

"Machen wir erstmal schnell den kleinen Park", dachten wir uns - und wie es oftmals ist, hatten wir da dann letztlich erkennbar mehr Spaß. Aus unterschiedlichen Gründen. Fangen wir mal vorne an...

Amusementspark TIVOLI, Berg en Dal, Niederlande
Was ein knuffiges Ding! Auf der Fläche von gefühlt etwa einem Fußballplatz (in Wirklichkeit wohl geringfügig größer) tummelt sich im laut Eigenwerbung "schönsten Park für Kids von 2 bis 12" einmal die komplette Freizeitpark-Palette. Alles in klein, alles kindgerecht, alles eng verbaut, und alles mit wenig Geld, mittelmäßigem Talent und unglaublich viel Liebe in Szene gesetzt. Im Park tummelten sich an die 150 Kinder, Erwachsene haben wir keine gesehen, vermutlich haben die Kinder diese vorne an der Information abgegeben.

Großer Pluspunkt: die Mitarbeiter ließen uns bedenkenlos überall mitfahren; egal, wie verkrampft und schmerzhaft es für mich auch war, mich mit meinen 1,80 Metern und knapp über 100 Kilo in die kindgerechten Wagen zu zwängen.

Hauptattraktion des Parks (und ein wachechter Count) ein fluffiger Zierer Tivoli. Darin saß sich's ganz angenehm, er fährt sich gut, und alleine die jubelnden holländischen Kinder um einen rum sorgen für richtig gute Laune. Dass der Ride Operator auch noch bei jeder Stationsdurchfahrt alle Fahrgäste abklatscht ist da schon nur noch Bonus.

Neben ein paar kleineren und größeren Karussells, einem Bumper-Boat-Becken und diversem Trampolin-etc-Standard gibt's noch ganze 5 Themenfahrten. In so einem kleinen Park!
Eine davon ist eine Autostrecke - zu der ich nichts sagen kann, weil die Autos dann tatsächlich ZU klein für uns waren.
Eins ist eine Zugfahrt am Rand des Parks, die total lustig ist, weil man sich erstens als Erwachsener in den Wagen komplett verknoten muss und zweitens am Wegesrand irgendwie alles an Deko zu stehen scheint, was sie geade noch irgendwo gefunden haben - völlig egal, ob das nun zusammenpasst oder nicht.
Eine weitere Zugfahrt ist "Harm's Kippenfarm", quer durch eine Farm, in der Zigaretten angebaut werden. Nee, Quatsch! "Kippen" ist niederländisch und bedeutet "Hühner" - nochmal Glück gehabt... Die quietschbunten Wagen wackeln während der Fahrt, halten dann in der Farm an, und dort singt Bauer Harm mit den Kindern und vielen Hühnern ein paar Lieder in einer etwas abwechslungsarmen, aber ganz putzigen Animatronic-Show.
Dann steht da noch eine alte Kirmesgeisterbahn, fest in ein Gebäude gemauert. Auch hier ganz wildes Theming, bisschen Abenteuer, bisschen Dschungel, kaum Grusel. Dazu ein wenig Flackerlicht als einziger Spezialeffekt. Aber witzig!

Und als mein perönliches Highlight eine Bootsfahrt. In etwa nussschalengroßen Booten geht es durh einen ca. 20 Zentimeter breiten Kanal. Weiterschieben muss man sich mehr oder weniger selbst, durch eine kleine Feenszene durch und dann unter der Achterbahn her. Das ganze ist dabei so eng, gerade in den Tunneln, dass man nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich den Kopf einziehen muss - grandios!

Zum Park gehört noch ein großer Indoorspielplatz mit massig Sitzplätzen und kostenlos bereitligenden Zeitschriften für die Eltern - und ein größeres Schnellrestaurant außerhalb des Parks, das wir allerdings nicht genutzt haben.
Ein Minigolfplatz steht noch nebendran - der machte einen recht gepflegten Eindruck, kostet aber extra.
A propos Kosten: Park 11,- €, Parken angeblich 2,- € (allerdings war niemand da, der das eingesammelt hätte), Minigolf 4,- €. Kombiticket Park und Minigolf 13,- €.

Fazit: Wenn man gerade in der Gegend ist eine lustige Gelegenheit, eine gute Stunde lang richtig Spaß zu haben. Viel länger nicht, und extra hinfahren lohnt auch nicht so wirklich - zumindest für Erwachsene.

Weiter ging's also ins
Wunderland Kalkar, Kalkar
Hmm. Kurz gesagt: der Park, der auf dem Gelände des niemals in Betrieb gegangenenen Atomkraftwerks in Kalkar errichtet wurde, hat keinen sonderlich positiven Eindruck bei uns hinterlassen.
Er hatte es aber, das halten wir ihm mal zugute, auch schwer: schon bei der Ankunft wirkte das Gelände wie tot. Das Wetter trübe, ganz Deutschland vor dem WM-Fernseher. Bei unserer Ankunft laut Auskunft der Kassiererin etwa 150 Gäste im Park - eine Gruppe von 30 Leuten verließ in dem Moment das Gelände. Dementsprechend fuhren die Attraktionen im Wechselbetrieb. Eine ordentliche Mischung aus betriebswirtschaftlichem Kalkül und der Möglichkeit, trotzdem allen Gästen alle Attraktionen anzubieten - da aber im Wunderland ALLE Attraktionen einen Mitarbeiter benötigen war's doch ganz schön öde, mit irgendwas zu fahren, während um einen rum alles stillsteht.

Die Mischung von Attraktionen ist weitestgehend gelungen - die Attraktionen selber wirken irgendwie etwas reduziert: alles so kurz wie möglich und so klein wie möglich...
Man fühlt sich teilweise ein bisschen wie auf einer Zamperla-Betriebsausstellung; irgendwie scheint jedes Gramm Stahl von den Italienern geliefert worden zu sein.

Alles in allem ist es ein ziemlicher Schönwetter-Park: bis auf das Theater (dessen Vorstellung wir leider knapp verpasst haben) ist alles outdoor. Bis auf ein schönes und großes Spiel- und Klettergerüst im unteren Teil des Kühlturms und ein sehr unsektakuläres Atomkraft-Museum, das bis auf eine tolle Akustik in den Räumen fast nur Schautafeln bietet und einen Kinderbereich, in dem ebenfalls nur Schautafeln hängen, auf denen den Kindern in einfachen Worten vorgeschwärmt wird, wie toll doch die Atomkraft ist.

Desweiteren fahren sich die Attraktionen teilweise ganz schön ruppig - aufgefallen auch bei der Achterbahn, einem Zamperla Powered Coaster, der echt unangenehme Schläge verteilt. Naja, dafür ließ uns der Operator 6 Runden drehen; wir waren die einzigen Fahrgäste...
Quer durch die Achterbahn läuft die Wildwasserbahn (von? Genau: Zamperla). Die ist zwar auch so kurz wie möglich gehalten, hat aber immerhin zwei Abfahrten und macht ordentlich nass.

Auch das Personal hinterließ einen gemischten Eindruck. Manche waren recht sympathisch, aber dem Typen, der uns an der Autofahrt 5 Minuten lang neben sich hat stehen lassen, um uns dann, als wir einsteigen wollten, mitzuteilen, dass das jetzt die letzte Fahrt war, da hinge doch so eine Uhr – dem wollten wir doch gerne mal testweise ein bisschen auf die Mütze hauen. Er hatte allerdings keine; sein Glück.

Aber mal bisschen was Positives:
Die Gestaltung der Anlage ist insgesamt weitestgehend gelungen; zumindest die Gärtner haben's ganz gut drauf. Das Atomkraftwerk nebenan ist zwar tendenziell verdammt hässlich, der Kühlturm aber schick integriert und die Sicht auf den Rhein toll. Die Idee, mitten in den Kühlturm (in dem's nebenbei ein grandioses Echo gibt) einen Star Flyer zu installieren, der über den Rand des Turms hinausgeht, ist natürlich gigantisch. Leider erwischte uns hier der Attraktions-Wechsel voll – eine weitere Stunde nur für den Star Flyer wollten wir dann doch nicht warten.

Interessantes Konzept: Pommes (mit Ketchup und Majo), Softeis, Softdrinks, Kaffee, Kakao und Tee sind bis zum Abwinken im Eintrittspreis mit drin. Die Sachen gibt’s in Selbstbedienung an Ständen rund um den Kühlturm – und die Qualität ist sogar echt ok. Gerade mit Kindern und an wärmeren Tagen ist das sicherlich ne schicke Sache – wenn's regnet und windet und man eh nicht gar so lange im Park bleibt lohnt das nur so bedingt.

Der ganze Spaß kostet diese Saison 22,50 €. Pro Person. Inklusive Pommes und so. Das ist an einem sonnigen Tag vermutlich gerade noch so ok. Wir waren an dem Tag froh, dass wir's mit dem legendären Tchibo-Heft gemacht haben, sonst hätten wir uns über den Preis geärgert.

Danke für diesen interessanten Vergleich !