Ich drück mich mal wie folgt aus: Für jemanden wie mich, der sich lieber die Zweitligakonferenz als einen Space Shuttle Start anschauen würde, waren die gut 60$ Eintritt inklusive Backstage Tour zu den Launchpads eher suboptimal angelegt, obgleich ich auch zugeben muss, dass es selbst für einen NASA-Noob alles andere als uninteressant ist.
41$ kostet der einfache Eintritt ins KSC Visitor Center, was ich für maßlos überteuert halte. Zwei jeweils etwa 45 minütige 3D Filme - gesprochen von Leo DiCaprio und Tom Hanks - über das Hubble Teleskop und die Mondlandung sowie die Möglichkeit zur Diskussion mit einem Ex-Astronauten sind noch die Highlights. Die Shuttle Launch Experience, von der man das eigentlich glauben sollte und von der im KSC behauptet wird sie sei die realistischste überhaupt, muss sich den Vergleich mit einem Massagesessel gefallen lassen.
Wenn man aber schonmal hier ist sollte man zu den 41$ auf jeden Fall nochmal 21$ drauflegen. Dafür kann man dann nämlich an der Discover KSC Tour teilnehmen, die einen in einem Bus mit Guide über das Gelände führt. Man kommt so zwar recht nah an die Launchpads, das Vehicle Assembly Building, den Crawler und alle weiteren wichtigen Abteilungen ran, hautnah erlebt man aber nichts. Während dieser etwa zwei bis dreistündigen Tour erfährt man allerdings so einige interessante Fakten. Hier mal ein paar Beispiele:
Auf Cape Canaveral werden nicht nur Raketen gelaunched, das gesamte Areal ist auch ein riesiges Naturschutzgebiet. Man sieht z.B. immer wieder mal Alligatoren am Straßenrand liegen. Jetzt fragt man sich natürlich wie man Raketenstarts und Naturschutz unter einen Hut bringt. Es funktioniert jedenfalls. Und zwar so: Einen Tag vor dem Start werden mit Feuerwerk sämtliche Tiere und Vögel aus der Umgebung verscheucht. Alligatoren wird man so zwar nicht los, die stören sich daran aber trotzdem nicht und tauchen einfach unter. Nur die Pflanzen im näheren Umkreis bekommen einiges ab, regenerieren sich aber bereits nach wenigen Wochen.
Hier befindet sich Amerikas ältestes und größtes Adlernest. Wie alt es genau ist hab ich vergessen, allerdings hat es etwa die Größe einer Queen Size Matratze und wiegt einige hundert Kilo. Wenn Vögel aus ganz Nordamerika nach Cape Canaveral kommen um hier den Winter zu verbringen, ist es sogar besetzt und wird von Jahr zu Jahr vergrößert.
Die riesige Wolke, die bei einem Shuttle- oder Raketenstart ensteht, ist nicht etwa Rauch und Asche, sondern Wasserdampf. Tausende Liter die zur Kühlung benutzt werden verdampfen innerhalb von Sekunden.
Die minimale Entfernung aus der man einen Shuttle Launch beobachten kann beträgt 3 Meilen. Das ist der Abstand für alle Offiziellen, Medien und Angehörigen. Wer es geschafft hat sich eines von wenigen tausend Tickets für die Zuschauertribünen zu beschaffen, kann sich den Start nicht nur aus 6 Meilen Entfernung anschauen, sondern hat auch unglaubliches Glück gehabt, dass er das überhaupt erleben darf. Die Tickets sind nämlich immer innerhalb weniger Minuten ausverkauft und das obwohl kein offizieller Vorverkaufstermin angekündigt wird damit der Server nicht abstürzt.
Ein mit einem Space Shuttle beladener Crawler benötigt für die sechs Kilometer lange Strecke zwischen dem Vehicle Assembly Building und dem Launchpad fünf Stunden und verbrennt dabei 350 Liter Diesel pro Kilometer! Dank eines 19.000 Liter fassenden Tanks kein Problem. Heute werden immernoch die beiden gleichen Crawler benutzt, die 1965 zum ersten Mal zum Einsatz kamen. Einer der beiden hört auf den typisch amerikanischen Namen "Franz".
Fazit: In Florida gibts keine Zweitligakonferenz. Man sollte sich den Laden also ruhig mal anschauen.
Das Visitor Center sparen wir uns und steigen gleich mit der Discover KSC Tour ein
Das Gelände ist riesig. Im Wasser sah man sogar zwei Delphine.
Tourists, unleashed. Von den Tribünen kann man den Launch beobachten
Crawler und Launchpad
Wasserstofftank
Hi my name is Franz
I crawl for living
Launchpad mit Kühlwassertank
Aussichtspunkt
Launchpad, umrahmt von drei Blitzableitern
Hobby Astronaut #1
und #2
Der Tourbus
Restricted area
Untermieter
Kiesgrube? Fast. Crawler Highway.
Vehicle Assembly Building, kurz VAB
Ein Mortskasten
Die Tour endet im Apollo/Saturn V Center
Hier sind Originalteile der Apollo Missionen ausgestellt
Nur die Kopie. Das Original ist in der Reinigung, kein Witz.
Am beste ist es natürlich das Space Center kurz vor einem Shuttle Launch zu besuchen. Die Touren zu den Launchpads finden bis einen Tag vor dem Start statt, sprich man kommt so doch ziemlich nah an die Shuttles ran.
Wie es in Cape Canaveral aber mit der bemannten Raumfahrt nach auslaufen des Shuttleprogramms weitergehen soll, konnte man uns aber auch auf mehrmaliges nachfragen nicht erklären denn die Leute vor Ort wissen es selbst nicht.
Eines der Launchpads wurde bereits für die neuen Ares Raketen umgebaut (mit den drei Blitzableitern). Ob und wenn ja wann das von Obama eingestellte Programm wieder aufgenommen wird steht allerdings in den Sternen.
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