Liebe onride-Gemeinde
Ich bin seit Jahren stiller Mitleser hier und ein begeisterter dazu.
Nun möchte ich es doch einmal wagen, eine Serie von Erfahrungsberichten beizusteuern. Diesen August verbrachte ich einige Zeit im Nordosten der USA und habei dabei auch einige der grösseren Freizeitparks dort besucht. Da ich etappenweise mit Studien- und Arbeitskollegen gereist bin, waren es oftmals nur Stippvisiten, bei denen wirklich nur für die Highlights mitgenommen werden konnten und auf viele Parks, die grob an der Strecke gelegen hätten, musste ich aus Zeitmangel auch verzichten. Ausserdem counte ich (noch) nicht, seid euch also bewusst, dass die Berichte mehr aus der Perspektive des Ottonormal-Touristen und nicht der des Coaster-Enthusiasten geschrieben sind und dass vielleicht einige Kiddie Coaster und Wilde Mäuse darin fehlen.
Da meine USA-Reise in Chicago ihren Anfang nahm, berichte ich nun also zuerst von Six Flags Great America, das nördlich der Stadt in Gurnee, IL gelegen ist.
Am Eingang begrüsst das schöne Doppelstock-Karussell aus der Marriot-Ära die Parkbesucher! Obwohl die Öffnungszeit offiziell 10.00 Uhr war, wurde man nicht wie in anderen Six Flags-Parks am Eingang zurückgehalten, um irgendeiner Eröffnungszeremonie beizuwohnen, sondern konnte sich schon frei im ganzen Park bewegen - die Attraktionen waren einfach noch geschlossen. Das verschaffte mir einen entscheidenden Vorteil, denn als ich meine Wertsachen und das Schwimmzeug in einem Tagesspind in der Nähe des Wasserpark-Eingangs verstaute, bemerkte ich, dass auf dem Whizzer bereits Testfahrten durchgeführt wurden. Sofort begab ich mich also zu dessen Eingang und siehe da - die Warteschlange wurde gerade geöffnet. Dadurch konnte ich eine der ersten Fahrten des Tages mitmachen.
Was soll man zu so einer Fahrt nur schreiben? Einfach fantastisch! Die freie Sitzposition mit Sicherheitsgurt in den Fahrzeugen, der schnelle Spiralenlift, die überraschende Länge der Strecke, die stellenweise auch richtig intensiv ist (vor allem die bodennahen Kurven im dicht zugewachsenen Wäldchen), die auch nach Jahrzehnten noch unglaubliche Smoothness... Ein Klassiker, den man nicht verpassen sollte!
Weiter geht es zur Viper!
Dank Walk-on konnte ich auch auf diesem Schmuckstück einige Fahrten absolvieren, bevor die grossen Menschenmassen kamen. Ein absoluter Prachtwoodie! Dieser riesige verknäuelte Schienenberg flösst schon beim Anblick Respekt ein. Das Layout ist eine gespiegelte Version der Coney Island Cyclone und weiss definitiv zu überzeugen! Wunderbare Sturzfahrten, tolle
Airtime-Momente (besonders auf dem Double Down), einige Headchopper und flottes Tempo. Spassige Sache!
Als nächstes ist Raging Bull an der Reihe.
Hier war zum ersten Mal etwas Warten angesagt, aber dank Dreizugbetrieb bewegte sich die Schlange sehr rasch vorwärts - länger als fünf Minuten habe ich bei meinen zahlreichen Fahrten nicht warten müssen. Auch der Bulle weiss voll und ganz zu überzeugen, ist neben Batman wohl auch die beste Bahn im Park! Zwar greifen hier - wie auf gewissen anderen
B&M Speedcoastern auch - ab und zu Trimbrakes, aber das tut dem Fahrvergnügen insgesamt keinen grossen Abbruch. Das Layout ist unter
B&M Hypern jedenfalls einzigartig, wunderschön kurvig und auch der geniale
First Drop in einen Tunnel weiss zu gefallen!
Steht in meiner
B&M-Speedcoaster-Rangliste zwar etwas weiter unten (auf dem Trip sollte ich in den Genuss von zwei noch besseren Exemplaren kommen), ist aber dennoch ein absolutes Sahnestück!
Da Demon und American Eagle noch zu hatten, gings erstmal zu Vertical Velocity.
Ich meine im Vorfeld irgendwo gelesen zu haben, dass auch diese Version eine Bremse auf dem hinteren Turm hat und einen also abrupt in der Senkrechten gegen die Schulterbügel rutschen lässt. Entweder habe ich das irgendwie verwechselt oder dann wurde dieses Feature bei meinem Besuch abgeschaltet. Auch so macht die Bahn aber Fun, die Beschleunigungen haben es wahrlich in sich und das Freifallgefühl ist klasse! Wartezeit: 15 Min.
Von Iron Wolf habe ich nur ein Pic, und mehr verdient diese Bahn auch nicht.
Stand-ups finde ich sonst ganz gut, aber das ist eine reine Prügelorgie zwischen den Schulterbügeln; hätte hier um ein Haar die Sonnenbrille verloren, weil die Ohren so oft gegen die Kopfpolster gepfeffert wurden. Die Bahn ist halt insofern interessant, als dass sie die erste
B&M-Bahn überhaupt war und auch die Achterbahn, die Richie Rich im Film zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Aber vom Fahrkomfort her ist man sich von
B&M anderes gewohnt. Schade drum! Immerhin: Walk-on.
Nun zu einem Beemer, der mich dann wieder überzeugen konnte:
Superman war mein erster
Flying Coaster und hat mich absolut begeistert! Das ungewohnte Fahrgefühl war mal was völlig Neues und der Pretzel
Loop hat für einen mächtigen Adrenalinschub gesorgt! Müssen die das Onride-Foto genau in dessen Tal platzieren?!
Leider war die Fahrt etwas gar kurz und ein richtiges Fluggefühl kam bei mir wegen der angewinkelten Knie irgendwie nicht auf. Auch richtete sich mein Blick wegen der wuchtigen Kopfstütze irgendwie nur schwer "nach vorn", sondern fast ausschliesslich nach unten. Das war beim
Vekoma Flying Dutchman Firehawk in Kings Island einige Tage danach besser gelöst, auch layoutmässig gewinnt für mich die
Vekoma-Variante. Nichtsdestotrotz ein absolutes Highlight im Park und auf jeden Fall eine Fahrt wert!
Hier wäre ich zum ersten Mal froh um einen Flashpass gewesen, die Wartezeit betrug hier 60 Minuten. Schon mühsam, wenn kurz vor der Station immer wieder Flashpass-Besitzer vor einen eingeschleust werden, das ist so frustrierend, wenn eine vermeintlich nur noch so kurze Strecke so lange zum Anstehen dauert. Zum Glück war das die einzige grosse Bahn, die etwas Wartezeit hatte, alle anderen konnte ich wunderbar ohne Flashpass bewältigen.
Demon hatte inzwischen geöffnet und offenbar noch nicht allzu lange, denn hier war wieder Walk-on angesagt.
Tja, die Loopings sind wunderbar zu fahren, aber den darauf folgenden Korkenziehern und der Abschlussspirale merkt man das Alter definitv schon etwas an. Trotzdem eine schöne Bahn, besonders die Felsverkleidungen und die beiden beleuchteten Tunnel sind toll!
Weiter zu Batman.
Nach Madrid und Los Angeles mein dritter Batman und auch dieser ist absolut brachial! Wohl das intensivste Standardlayout überhaupt und einfach spitze, pumpt einem gehörig das Blut in die Beine! Besonders die letzten beiden
Korkenzieher lassen mich irgendwie immer wieder die Orientierung verlieren. Wartezeit: 1. Fahrt 15, dann 20 Min.
Ragin' Cajun und die Batman-Maus habe ich wegen langer Warteschlange und bekanntem Fahrerlebnis ausgelassen.
Inzwischen hatte auch American Eagle aufgemacht, wie man sehen kann nur mit einer Spur. Hat aber auch so Spass gemacht! Wunderbare floating
Airtime und eine ziemlich überraschende Ejector-Stelle nach der grossen
Helix.
Hätte mir duellierend aber sicher noch besser gefallen. Wartezeit: 30 Min.
Little Dipper hatte geschlossen, als ich zuerst daran vorbeigelaufen bin; und danach eine sehr lange Schlange, da sie scheinbar nur einen Zug hat? Ich hatte mich jedenfalls dazu entschlossen, bei der vorherrschenden Gluthitze dem nebenanliegenden Wasserpark Hurricane Harbor einen Besuch abzustatten. Ich habe mich gleich im sauberen Toilettengebäude neben meinem Tagesspind umgezogen, was sich auch als gute Wahl herausstellte, denn die Locker-Miete im Wasserpark war völlig überlaufen und die Garderoben irgendwie schmuddelig und feuchtwarm. So musste ich nur ein Handtuch, T-Shirt und Latschen mitnehmen, die ich dann auf einem der zahlreichen Liegestühle deponieren konnte.
Die Wasserrutschen sind nicht nur toll anzusehen, sondern machen auch mächtig Spass!
Warum Proslide mit diesen Tornados so einen Siegeszug gefeiert hat, bleibt mir weiterhin ein Rätsel. Das Fahrerlebnis ist genau dasselbe wie bei schon länger existierenden Halfpipe-Rutschen anderer Hersteller, die Tornados haben im Prinzip nur einen etwas verlängerten Start in einer Röhre und ein teures Dach drüber.
Macht trotzdem Spass!
Leider hat man hier die unsägliche Mode einiger Wasserparks übernommen, dass man ohne Ring nicht in den Lazy River darf. So muss man am einen Einstieg in der Sonne auf einen Ring warten, bevors losgeht. Dafür ist der Fluss wunderbar lang, ist mit einigen Springbrunnen und Wasserfällen gesäumt und teilt sich ein- oder zweimal sogar auf!
Hier bin ich dutzende Male gerutscht und bin fast jedesmal als erster ins Ziel geschossen.
Macht irrsinnig Spass und die Warteschlange bewegt sich dank der sechs Spuren auch überraschend schnell vorwärts. Auch sind genügend Matten vorhanden.
An einem heissen Sommertag ist es schon eine feine Sache, dass dieser wirklich tolle Wasserpark im Eintrittspreis mit dabei ist. Kann ich jedem nur empfehlen!
Zum Abschluss noch einige Aufnahmen vom Aussichtsturm aus. Bald ging die Reise schon wieder Richtung Milwaukee weiter, daher musste ich den Park am späten Nachmittag schon wieder verlassen.
Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Six Flags Great America wirklich ein toller Park mit vielen Highlights ist. Die Befürchtung, an sämtlichen Bahnen elends lange Warteschlangen ertragen zu müssen, weil sie nicht auf voller Kapazität laufen gelassen werden, war hier völlig unbegründet und mit Ausnahme von Superman waren alle für mich interessanten Bahnen gut ohne Flashpass zu schaffen. Ich habe hier jedenfalls trotz des etwas seltsamen Parklayouts um den Batman herum ein paar tolle Stunden zugebracht und obwohl es rein bahnenmässig wenig richtige Highlights gab, die man in anderen Parks nicht findet, war dies einer der besten Parks auf der Tour und definitiv ein ganz toller Auftakt!
Als nächstes berichte ich von einem Park, zu dem es hier scheinbar noch keinen Eintrag gibt: Michigan's Adventure!
Bis dahin bedanke ich mich fürs Lesen und hoffentlich ein paar Anregungen zu meinem Einstandsbericht.
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."