Nach meinem mehr oder weniger spontanen Abstecher nach Michigan, der sich im Nachhinein gesehen absolut gelohnt hatte, ging meine USA-Reise nun in südlicher Richtung weiter. Und zwar ein stolzes Stück, denn es galt die versäumte Zeit nachzuholen und meine Mitstreiter für den weiteren Verlauf der Reise an der Südspitze des Lake Michigan aufzulesen. Dank guter Kommunikation und Ticket-Flexibilität bei Amtrak hat das wirklich fantastisch geklappt, trotzdem stand uns noch ein weiter Weg bevor. Denn am selben Tag sollte es noch in den allersüdlichsten Zipfel des Bundesstaates gehen, wo in Tell City, IN entfernte Verwandte meines einen Mitstreiters wohnhaft sind. Idealerweise liegt diese Schweizer Kolonie, wenn man dem so sagen kann, auch ganz in der Nähe eines gewissen kleinen Parks mit drei ganz vorzüglichen Holzachterbahnen, daher war dieser Reisezweig ohnehin geplante Sache.
Wenn man von da oben aus also Indiana durchqueren möchte, kommt man fast zwangsläufig in der Nähe von Monticello durch, wo sich Indiana Beach befindet. Klare Sache, dass ich auf einen kurzen Zwischenstopp insistierte.
Die Anfahrt ist recht abenteuerlich. Die grossen Freeways führten für unsere Bedürfnisse quasi zu weit westlich durch, also lenkte uns das Navi über endlose, teilweise auch schnurgerade Landstrassen, die vom einen Bauernkaff ins nächste führen. Ein bisschen wie in den Wüstengegenden im Westen der USA, aber mit Maisfeldern statt Sand.
Dabei hat das ganze durchaus Charme, amerikanische Farmen sehen mit ihren speziellen Scheunen- und Silofassaden eben doch ein Stück anders aus als bei uns. Dank wenig Verkehr und wunderschönem Wetter ergab sich auf diese Art eine wunderbar entspannte Pampa-Durchquerung. Irgendwo im nirgendwo, an einer absolut unscheinbaren Verzweigung, forderte die Navistimme uns auf, nun rechts in den Wald abzubiegen. Zwar war die Strasse betoniert, erschien uns aber mehr wie eine Art breiter Spazierweg als Strasse. Mit Skepsis bewaffnet befolgten wir die Anweisung und nach etwa fünf Minuten misstrauischer Walddurchquerung kam tatsächlich - wie aus dem Nichts - der Lake Shafer mit seinen hübschen Ferienresidenzen zum Vorschein! Und eine weitere Viertelstunde später bogen wir dann etwa gegen 13.00 Uhr tatsächlich auf den Parkplatz von Indiana Beach ein!
Die letzten Meter zwischen Parkplatz und dem eigentlichen Gelände muss man auf dieser Hängebrücke zurücklegen.
Wie sehr diese kleine Landzunge und ihre Uferpromenade mit Attraktionen nur so vollgestopft ist, muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben!
Oft wird schlicht etagenweise...
...oder dann aufs Wasser heraus gebaut.
Eine Bausünde oder kluge Raumauslastung? Hässlich oder charmant? I still can't decide!
Auf jeden Fall absolut einzigartig und etwas, was man garantiert nie mehr aus der Erinnerung tilgen kann.
Wenn wir es am selben Tag noch bis in den tiefsten Süden des Staates schaffen wollten, blieb leider nicht allzuviel Zeit. Jeweils eine Fahrt auf den grossen Bahnen musste hier reichen. Das Wristband erschien uns für einen Kurzaufenthalt daher nicht lohnenswert, also besorgten wir uns "Cool Cash"-Cards, die nach einem Prepaid-System funktionierten und dann an den einzelnen Attraktionen per Strichcode entwertet wurden. Die freundliche Dame, die uns an der Ticketbude bediente, erklärte uns, dass die Achterbahnen je 6$ und kleinere Fahrten demgemäss weniger kosten. Also luden wir unsere Karten für einen entsprechenden Betrag auf und kamen damit noch knapp günstiger als mit einem Wristband weg.
Die zwischen den Wasserrutschen eingequetschte Galaxi, die auf einigen der obigen Bilder auszumachen ist, sah aus wie eine Bahn, die jahrelang auf Schweizer Kirmesplätzen getourt war. Deshalb liessen wir die aus.
An Lost Coaster of Superstition Mountain wurde gerade gewerkelt, als wir daran vorbei marschierten, und machte leider auch nicht mehr auf, bevor wir den Park schon wieder verlassen mussten. Schade, denn gerade hierauf hatte ich mich sehr gefreut. Diese verrückte Mischung aus Coaster und viel zu schnell durchfahrenem Darkride sieht absolut kultig aus und passt vom Fahrerlebnis gesehen bestimmt toll zur allgemeinen Parkatmosphäre. Dass man solche Sachen auch mal auslassen muss, ist eben der grosse Nachteil einer so vollgestopften Tour, in der Freizeitparkbesuche nicht das Primärziel sind.
Viel mehr gewurmt hätte es mich aber, wenn ich die grösseren Coaster nicht hätte fahren können. Wir betraten nun also den hinteren Teil der Landzunge, wo die beiden gut sichtbaren Woodies ihre hochgelegenen Stationen hatten. Als erstes war Hoosier Hurricane an der Reihe.
Ein solides Machwerk in Out and Back-Manier, das mir zwar keinesfalls schlecht, aber angesichts der doch recht grossen Dimensionen irgendwie recht unspektakulär in Erinnerung geblieben ist. Einmal wird die Hängebrücke zum Park unterquert, im
Turnaround gibts einige schöne Laterals und die Bunnyhops auf dem Rückweg zur Station, die unter dem Lifthill hindurch führen, bieten ein paar nette Headchopper-Momente. Insgesamt ganz nett.
Von Cornball Express habe ich nur ein einziges "Einzelfoto", weil sie über zahlreiche Flatrides drüber gebaut ist.
Teile davon könnt ihr also auch auf den allgemeinen Parkfotos oben im Bericht ausmachen. Dieser Woodie ist kleiner als der Hoosier Hurricane und hat mich dank den zahlreichen getwisteten Abschnitten und der
Helix in der Mitte etwas wilder als ersterer gedünkt. Auch diese Fahrt habe ich eigentlich als ganz gut im Gedächtnis, nur geht sie zwischen den anderen Woodie-Erlebnissen auf dem Trip irgendwie etwas unter. Auch hier kommt man den Stahlsupports einige Male ziemlich nahe.
So etwas wie den Schwarzkopf Jumbo-Jet Tig'rr Coaster bin ich schon einmal in einem spanischen Lunapark gefahren, wusste also in etwa, was mich hier erwartet. Meine beiden Mitstreiter waren hellauf begeistert, ich hatte das Fahrerlebnis aber irgendwie schneller in Erinnerung. In der Tat waren hier nebst den Block- auch noch einige recht spürbare Trimbremsen im Einsatz, die das Ganze für mich doch etwas geschmälert hatten. Nichtsdestotrotz sind die Abfahrten in die stark gebankten Kurven am Boden in diesen Fahrzeugen immer noch toll.
Natürlich fehlte noch ein kürzlich eröffneter, triftiger Grund für unseren Besuch: Steel Hawg!
Was für ein geniales kleines Teil! Fährt sich sanft und genau so verrückt wie es aussieht! Der intensive, mehr als senkrechte Sturz, die auf die falsche Seite geneigte Kurve, der kleine Dive
Loop mit langem Überkopfteil, die auf eine Abfahrt eingebaute
Heartline Roll... Einfach ein Riesengaudi! Dank der Tatsache, dass beim Cornball Express die Entwertungsmaschine nicht funktioniert hat und wir dort quasi eine Gratisfahrt genossen, konnte ich noch eine zweite Runde auf Steel Hawg drehen.
Den restlichen Betrag auf den Karten meiner Mitstreiter brauchten wir dann noch für die Fahrt mit dem Sessellift auf - von dort aus sind auch einige der Bilder gemacht, die eingangs zu sehen sind. Vo da oben konnte man auch einen Blick auf den zugehörigen kleinen Wasserpark am See werfen. Soweit erkennbar bestand dieser aus dem Strand, einem seltsamen Lazy River, der den Badebereich vom Rest des Sees trennte; den Wasserrutschen um die Galaxi-Bahn herum sowie einer violetten Kamikaze-Rutsche, die aber scheinbar geschlossen hatte. Soweit ich das erkennen konnte, hatte man auch die Möglichkeit, nur ein Ticket für den Strandzugang zu kaufen, ohne Rutschen und Lazy River. Im Wristband war dies aber sowieso alles dabei.
Indiana Beach ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man sich gerade in der Nähe befindet - alleine schon wegen Steel Hawg und dem wirklich speziellen Ambiente hier, das eben irgendwie doch einen seltsamen Charme beinhaltet.
Eine längere Anfahrt nur hierfür würde ich mir dann aber zweimal überlegen. Ich hoffe, bei einer späteren Reise etwas mehr Zeit für den Park nehmen zu können, und mit einem Wristband dann auch die verpassten Fahrgeschäfte nachzuholen.
Bis dahin erstmal danke fürs Lesen. Als nächstes folgt dann die Destination, mit der jeder irgendwann zwangsläufig liebäugelt, wenn er bei Onride auch nur ab und zu mitliest - Holiday World.
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."