Nach unserem Abstecher in die Berge zu Knoebels führte unser Trip nun in Richtung Philadelphia, und damit auch an Allentown vorbei, wo der Dorney Park liegt. Dies sollte der letzte Park für meine beiden Mitstreiter sein, die mich seit Indiana begleiteten - ab hier gings für sie wieder heim zu ihren Gasteltern. Durch eine entspannte Übernachtung in einem Microtel Inn und ein leckeres Frühstück gestärkt, ging es von Hamburg, PA aus nun auf zum Park, wo wir etwa eine halbe Stunde vor Toröffnung ankamen und einen der vordersten Parkplätze ergattern konnten. Rasch noch die "Courtesy Tickets" bei Guest Relations geholt und schon bald hiess es rein ins Vergnügen!
Fast alle Parkgäste gingen an diesem Tag vom Eingang aus direkt zu Talon und dem Wasserpark-Eingang, daher hatten wir die Coaster im hinteren respektive unteren Parkteil bis in die frühen Nachmittagsstunden praktisch für uns alleine. Fast überall war quasi Walk-on angesagt - an einem Augusttag und nach so einem Trip mit einigen Malen doch langen Queuezeiten absolut paradiesische Zustände! Trotzdem, natürlich Cedar Fair-typisch, liefen die Bahnen auf grösstmöglicher Kapazität. Spitze!
Die erste Fahrt des Tages sollte der
Floorless Coaster Hydra: The Revenge werden.
Ein sehr fotogenes Teil mit einzigartigem Layout und einer zünftigen Portion Fahrspass! Ich kann die gängige Meinung, Hydra sei im Vergleich mit anderen
B&M-Loopern lahm, überhaupt nicht teilen! Gerade in der Frontrow zieht die Bahn ganz wunderbar, drückt einen in den Tälern anständig in den Sitz und setzt die Fahrgäste durch das konstant recht hohe Tempo auch einem ganz fantastischen Gegenwind aus! Auch auf den anderen Reihen im Zug weiss sie zu überzeugen. Unterscheidet sich meines Erachtens nicht gross von anderen
B&M-Loopern, die ich schon gefahren bin. Das einzigartige, verdrehte und terrainverliebte Layout weiss ebenso zu gefallen. Die Jojo-Roll zu Beginn ist lustig und definitiv mal was anderes, und die restlichen, natürlich viel schneller durchfahrenen Inversionen sind in ihrer Abfolge einzigartig und schleudern einen so richtig schön durch die Luft! Besonders toll ist der Part, wo man zuerst auf Höhe der Station in den ersten Teil des riesigen Korkenziehers einfährt, und dann durch den zweiten, viel tiefer führenden Teil direkt in die genial geformte Kobrarolle am Abhang dahinter entlassen wird! Spitzenklasse!
Kurzum: Hydra hat mir ausnehmend gut gefallen und konnte ihren "im
B&M-Vergleich" eher schlechten Ruf bei mir nicht bestätigen. Ich war durch die vielen einhelligen Vorabberichte skeptisch und wurde dann wirklich mehr als nur angenehm überrascht! Da finde ich andere
B&M-Looper deutlich ereignisloser. Natürlich wurde der Walk-on voll ausgenutzt, was einige Wiederholungsfahrten zur Folge hatte.
Hierauf ging es weiter zum Thunderhawk!
Auch hier kann ich nicht so recht mit dem gängigen Tenor übereinstimmen. Ich fand die Fahrt ehrlich gesagt ziiiemlich mau. Das Layout dieses noch aus den 20er-Jahren stammenden Klassikers wäre eigentlich sehr vielversprechend (Out & Back mit ausgeprägter Twister-Kehrsektion) und mit einigen schönen Airtimestellen versehen, aber die Bahn war bei meinem Besuch dermassen zu Tode getrimmt und langsam, dass da nichts mehr zu retten war. Wenn ich es recht im Kopf habe, waren bei unseren Fahrten drei starke Trimbremsen in Betrieb: am
First Drop, eine vor und eine nach dem Twister-Abschnitt. Diese waren auch spürbar eingestellt, denn beim
First Drop kippte man total unnatürlich nach vorn, durch den Twister-Part ist man förmlich gekrochen und auch auf den abschliessenden Bunnyhops herrschte eine total "jerky" Fahrdynamik ohne jegliche
Airtime. Die erste Fahrt erfolgte im Frontseat; wir sind danach noch zweimal im hintersten Wagen mitgefahren, um zu sehen, ob es da besser wäre. Leider nicht, schade drum!
Weiter ging es zu Possessed!
Hier sollte ich nun das nachholen können, was mir am Anfang meiner Reise im Six Flags Great America versagt war: die Festhaltebremse auf dem hinteren Turm! Ein absolut irres Gefühl, aber sowas von derbe hart an der Grenze!
Bei der heftigen Vorwärtsbeschleunigung auf den vorderen Turm fühlt man sich dank der stufenlos einstellbaren Schulterbügel und ständigem Rückenkontakt mit der Sitzlehne noch irgendwie sicher. Diese Bremse aber lässt einen in der Vertikalen dann trotzdem irgendwie mehrere Zentimeter volle Kanone in die Haltevorrichtungen runterfallen, so dass man den Kontakt zur Rückenlehne komplett verliert und tatsächlich für mehrere Sekunden nur noch auf dem Schulterbügel zu liegen scheint. In dieser schwindelerregenden Höhe echt ein starkes Stück und sowas von grenzdebil! Besonders in der Frontrow, wo man nur noch die Wiese unter einem sieht, oder im letzten Wagen, wo man das Ganze einfach irre hoch erlebt, ein ganz prägnantes Erlebnis. Definitiv ein sensationeller Zusatzkick auf ohnehin schon total krassen Bahnen! Aber hallo!
Gleich kreischen sie!
ZOOOM!!! Die Beschleunigungen sind schlicht der helle Wahnsinn auf diesen Bahnen! Und dann dieses Geräusch! *sabber*
Und jetzt: Steel Force!
Auf diese Bahn war ich schon gespannt, seit ich mich in den Anfängen meiner Achterbahnfanzeit bei Coasterforce über die verschiedenen Hersteller von Hypercoastern informiert habe. Ein unglaublich schickes und fotogenes Teil mit unfassbar grosser stündlicher Kapazität (drei Züge à 36 Personen). Ich fragte mich immer, warum man über sie so wenig in Erfahrung bringen konnte - Reviews dazu fallen meist sehr einsilbig, aber immer recht unterschiedlich aus. Von "grottenschlecht" über "einmal fahren und abhaken" bis hin zu "absolute Spitzenklasse" habe ich schon ziemlich alles gelesen. Nun sollte es also soweit sein, dass ich mir ein eigenes Bild machen konnte und gespannt nahm ich zusammen mit meinen beiden Mitstreitern in einem der übergrossen, komfortablen Züge Platz. Trotz fast inexistenten Andrangs waren hier zwei Züge im Einsatz, später wurde dann sogar noch der dritte auf die Schiene geholt, nachdem die Warteschlange dann knapp über die Station hinausreichte. Bitte, bitte, bitte, restliche Parks dieser Welt, schneidet euch von dieser Art von Kundenservice doch eine dicke Scheibe ab! So muss das sein!
Die erste Überraschung dann bei den Haltevorrichtungen: Hier gibt es einen ähnlichen Sicherheitsgurt wie bei Phantom's Revenge in Kennywoood (ab Rolle und daher mit etwas Spielraum) und dazu einen Einzelbügel, der ähnlich wie bei Eurosat etwa 10-15 Zentimeter über den Beinen einrastet.
Bald ging es dann auch schon los, direkt auf den riesigen Lifthill, der gar nicht mehr aufzuhören scheint! Der erste Sturz ist wirklich klasse, befördert einen hübsch aus dem Sitz, lässt ein kribbeliges Fallgefühl aus diesen immerhin doch 62.5 Metern Höhe aufkommen und bietet dank des Tunnels auch einen netten Headchopper-Effekt. Die beiden folgenden Hügel sind dann etwas ereignislos - sie werden zwar mit rasantem Tempo überfahren, sind aber irgendwie zu flach und hoch, um wirklich
Airtime aufkommen zu lassen. Bloss in den hinteren Reihen erlebt man dank der lockeren Sicherheitsgurte doch so etwas wie ein Schweben. Hierauf ist dann die riesige Umkehrspirale an der Reihe, in deren zweiten Teil man ganz ordentliche positive
G-Kräfte zu spüren bekommt. Zwar zahlenmässig einen wohl nicht allzu hohen Wert, dafür aber für einen fast unfassbar langen Zeitraum! Ausserdem kommt man mit ausgestreckten Armen den Stützen einige Male ziemlich nahe. Grandios! Nun folgt ein eleganter Aufstieg in die lange, kaum greifende Zwischenbremse, um gleich danach in die
Bunnyhop-Serie auf dem Rückweg zur Station entsandt zu werden. Was für ein unglaublicher Plausch! Auf jedem einzelnen Hügel ganz erstklassige und starke Floating
Airtime vom allerfeinsten! Und dank des offenen Bügelarrangements auch voll auskostbar - besonders natürlich in den hinteren Reihen. Hier herrschte eine der besten "Passagierstimmungen" auf der ganzen Reise, von jung bis alt haben hier alle mitgemacht und die Hände weit in die Höhe gestreckt, laut gejubelt, beim Tunnel die Hände erschrocken wieder eingezogen und auf den hier geblitzten Onride-Fotos breit und fröhlich gelacht. Ein Riesengaudi, so muss das sein!
Klare Sache, dass wir hier im Verlaufe des Tages eine fast verrückte Anzahl an Wiederholungsfahrten getätigt haben. Es waren wohl bestimmt so um die zwanzig Mal, nach Shivering Timbers die meisten auf der gleichen Bahn auf diesem Trip.
Steel Force ist schlicht ganz grosses Kino - ich bin absolut begeistert und kann mich nun definitiv zu den Liebhabern der Bahn zählen. Der
First Drop, die Tunnel, die
Turnaround-Sektion mit ihren schönen Druckpassagen, das lustige
Airtime-Festival auf den Bunnyhops, und nicht zu vergessen auch die stolze Länge und Fahrzeit dieser Anlage machen sie zu einem absoluten Knüller! Schnell, hoch, lang, toll designt und massiv gebaut, smooth, und besonders in den hinteren Reihen einfach spitze! Eines der ganz grossen Highlights der Tour und wirklich super! Darüber hinaus: ein kultiges Logo.
Irgendwann während unseres Steel Force-Marathons sahen wir Testfahrten beim von Cedar Point geerbten Demon Drop, also sind wir gleich hingelaufen und konnten eine der ersten Fahrten des Tages mitmachen!
Diese First Generation Freefalls sind kleiner, aber tausendmal bösartiger als jeder grosse Freifallturm und sollten unbedingt noch gefahren werden, solange man noch die Möglichkeit dazu hat. Demon Drop ist da keine Ausnahme: der wenige Meter und Sekunden dauernde freie Fall ist ein unglaublicher Adrenalinkick und katapultiert einen mit Schmackes in die Sicherheitsbügel! Wahnsinn! Das Drehen in die Rückenlage war an diesem sonnigen Augusttag dann zwar eher unangenehm, und auch der Zurückkippmechanismus verpasste uns einen dumpfen Schlag in den Rücken. Nichtsdestotrotz ein immer rarer werdender Thrillride, den man nicht verpassen sollte!
Die Wildwasserbahn Thunder Mountain Creek sah aus, als ob man sie auch in Strassenkleidung schadenlos überstehen konnte, also wagten wir eine Fahrt. Hier mussten wir zum ersten Mal etwas warten, aber nur fünf Minuten oder so. Die Fahrt macht enorm grossen Spass! Nach dem Lifthill mäandriert der künstliche Fluss auf dem Hügel oben ein wenig hin und her und führt danach unter der Kuppe des Lifthills durch. Wobei das überschwappende Wasser in einem Wasservorhang direkt auf die Passagiere herunter gelassen wird - das haben wir nicht kommen sehen!
Und nach einer weiteren Kurve ist bereits die flache und sehr lange Schussfahrt ins Wasserbecken an der Reihe. Habe glaube ich irgendwo mal gelesen, dass dies sogar eine der längsten der Welt ist. Jedenfalls kommt man da mit angenehmem Nässegrad wieder aus - gerade richtig für einen heissen Sommertag.
Danach wagten wir noch einige Fahrten mit den nahe gelegenen Flatrides, u.a. auch dem grossen
S&S-Freifallturm Dominator, und nahmen dann ein kleines Mittagessen zu uns.
Hierauf begaben wir uns dann wieder in den oberen Bereich des Parks, wo wir noch die restlichen Fahrten machen wollten. Bei der Wilden Maus waren 30 Minuten Wartezeit angeschrieben, darauf hatten wir nach dem schlangentechnisch sensationellen ersten Teil dieses Tages eher keine Lust. Also ging es gleich weiter zu Talon, wo wir schon nach knapp zehn Minuten Platz nehmen konnten.
Wie bei
B&M Invertern gewohnt bietet Talon eine absolut spitzenmässige Fahrt, die einen wunderbar durch die Lüfte schleudert und den Passagieren an einigen Stellen kräftig das Blut in die Beine pumpt! Die riesengrossen Inversionen sind ein absoluter Hochgenuss und der wilde, aber dennoch butterweich zu fahrende zweite Teil mit den engen Kurven und dem plötzlichen
Korkenzieher macht wahnsinnig viel Spass! Darüber hinaus gibt es gerade in der Frontrow einige hübsche Footchopper-Stellen, so bei der Einfahrt zum
Immelmann und bei einigen Stützen und Zäunen im zweiten Part. Hier kann ich also wieder in den Lobgesang mit einstimmen.
Ein absolutes Sahnestück!
Für die beiden Wasserbahnen hier oben waren wir ersatzkleidungsmässig nicht wirklich gut ausgestattet, also fotografierten wir aus sicherer Distanz.
White Water Landing
Und glaubt mir: Auf den Fotos hier sind längst nicht alle Wasserfälle von Thunder Canyon zu sehen! Die Boote werden regelrecht geflutet, die Bahn würde ich NIE in Schuhen fahren wollen!
Wir verliessen den Park bereits recht früh, da wir alles Interessante mehrfach durch hatten und das Ende unseres gemeinsamen Reiseabschnitts noch im nahe gelegenen Outback Steakhouse feiern wollten - gerade an einem Freitag sollte man unbedingt frühzeitig dort eintreffen, um noch einen Tisch zu erwischen. Also machten wir uns noch einen vergnüglichen, entspannten Abend bei einem guten Essen und erholten uns von den Strapazen der letzten Tage am Hotelpool, bevor ich meine beiden Kollegen dann auf der Weiterreise nach Philadelphia am Bahnhof absetzte.
Der Dorney Park war eines der absoluten Highlights auf unserer Tour, mit einigen wirklich fantastischen Bahnen, traumhaft schönem Wetter, wenig Andrang und somit kurzen Warteschlangen, trotzdem aber hervorragenden Abfertigungen und einer total fröhlichen Stimmung! Ein Freizeitparkbesuch wie aus dem Bilderbuch. Hat mir sehr gut gefallen und steht auf jeden Fall wieder ganz weit oben auf der To-Do-Liste, sollte ich mal wieder in der Nähe verweilen. Ein krönender Abschluss für den gemeinsamen Teil der Reise!
Ab hier reiste ich kurz allein weiter, besichtigte Philadelphia und setzte meinen Trip dann wieder in nördlicher Richtung fort. Six Flags Great Adventure und Lake Compounce sollten freizeitparktechnisch als nächstes auf dem Programm stehen, in Hartford gabelte ich dann erneut einen sich ebenfalls im Urlaub befindlichen Arbeitskollegen auf, der mich dann noch nach Six Flags New England und auf eine Stadtbesichtigung in Boston begleiten würde. Hiervon werden dann die nächsten Berichte handeln. Bis dahin: Danke fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."