Der Regenwald unter'm Hallendach
Dass ich eine Welt voller bunter Lego-Steine gesehen habe, ist schon eine ganze Weile her: Ich glaube, es war 2003, als ich zum letzten Mal im Dänemarkurlaub das Legoland besucht habe. Ein Wiedersehen mit den bunten Bauklötzen aus der Kindheit von so ziemlich jedem von uns gab es am 18. Februar. Nicht in Billund, sondern in Berlin. Und nicht in einem Park an der frischen Luft, sondern einer Indoor-Kinderwelt unter dem Potsdamer Platz.
Wer hinter dem Namensbestandteil Legoland an einen detailverliebten Familienfreizeitpark denkt, sollte umdenken. Seit dem 31. März 2007 befindet sich eine von drei abgespeckten, überdachten Varianten im Sony Center, Berlin. Und wer jetzt an einen lauten, stickigen Hallenspielplatz denkt, welche in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen, sollte ebenso umdenken. Das Legoland Discovery Centre ist eine Mischung zwischen Lärmhalle und Freizeitpark, zwischen Quengelhölle und Spaßfabrik.
Der Eingang befindet sich, gut versteckt zwischen den vielen Kinos, am Potsdamer Platz. Hier befindet sich aber auch wirklich nur der Eingang, das Legoland befindet sich eine Etage tiefer unter der Erde. Nur eine Giraffe zeigt den Weg zur Merlin-Attraktion.
Über eine Treppe erreicht man die Lego-Fabrik. An unserem Besuchstag war diese jedoch aus nicht kommunizierten Gründen geschlossen, sodass man sich damit abfinden musste, keinen Legostein geschenkt zu bekommen und gleich ins Miniland weitergeleitet zu werden.
Der Titel „…land“ wirkt dabei etwas zu optimistisch. Im Miniland hat sich der Modellbauer, der hier übrigens eine Art gläserne Werkstatt hat, auf Berlin beschränkt. Ministadt wäre daher durchaus passender gewesen.
Der Raum ist nicht besonders groß, so scheinen hier die Modelle etwas grober zu sein, als in den offenen Miniländern in den Parks. Das ist jedoch keine Kritik, auch im Berliner Miniland wurden viele nette Einfälle untergebracht. Besonders zu erwähnen seien hier die lange Schlange vor dem Reichstag, der Mauerfall und der Nachbau vom Sony Center.
Dem Deutschen Volke
Das Volk hat sich zum Seeed-Konzert versammelt
“Dickes B / an der Spree“
Alles unter Kontrolle?
Alle wollen in die Kuppel / sich die blauen Sessel angucken
Das Sony Center mit dem beeindruckenden Dach
Lange Schlange vor dem Discovery Centre
Job mit Höhenluft
Wer '89 nicht dabei war, kann das hier nachholen
“ I’ve been lookin’ for freedom”
Mit Touri-Gruppe
Ein bisschen Eigenwerbung…
“Frust kommt auf denn der Zug kommt nicht…“
Im ganzen Raum waren Aktionsknöpfe angebracht, die z.B. die Bahn losfahren lassen, Seed zum singen und die Mauer zum Fallen gebracht haben. Ähnlich wie im
Miniatur-Wunderland gab es einen Tag- und Nachtrhythmus.
Im nächsten Raum stand die neueste „Attraktion“. Hinter der Piratenschlacht verbirgt sich nichts weiter als ein Wasserbecken, auf dem man ein paar Schiffe lenken kann. Als einzige Innovation wurden ein paar schwimmende Felsen mit Zielscheiben installiert, die bei einer Bootsberührung eine Wasserfontäne in die Luft pusten.
Gewimmel auf dem Meer
Volle Kraft voraus!
In Sichtweite, nur wenige Meter weiter, geht es von den Piraten zu den Rittern. In der Drachenburg wartet eine kleine, aber feine Themenfahrt mit hübschen Drachengondeln auf die Besucher. Alle Figuren, und es sind nicht wenige, bestehen selbstverständlich aus Lego. Dazu gibt es eine ohrwurmverdächtige Musik und nette Licht- und Wassereffekte.
Und das Beste hätte ich fast verschwiegen: Die Fahrt verläuft über zwei Ebenen, die mit Aufzügen verbunden sind. Die Ebenen sind auch wirklich nur Ebenen, keine ganzen Etagen. Kommt bei der ersten Fahrt überraschend. Ebenso, dass bei der Fahrt auch Souvenirfotos gemacht werden, die man käuflich erwerben kann.
Eingang in die Burg
Ritterliche Gegenstände..
…und mittelalterliche Foltermethoden
Die Fahrt ist insgesamt wirklich sehr kinderfreundlich, aber gleichzeitig unterhaltend. Nur zum Ende hin hat man das Gefühl, als sei den Machern nicht mehr so viel eingefallen. Aber vielleicht hat das auch mit den etwas beengten Verhältnissen zutun.
Die übrigen Räume befinden sich ein Stockwerk tiefer. Besonders anziehend ist durch die Abenteuer-Erwartungen die Dschungel-Expedition. Der Walk-Through schlängelt sich an Lego-Figuren vorbei, unterwegs kann man mehr oder weniger spannende Quizfragen lösen oder versteckte Effekte auslösen.
Tag, Herr Jones
Nicht die nächste DSDS-Jury, sondern ein hochausgebildetes Forscherteam
Das Basiscamp inklusive Pre-Show
Verspielte Affen…
…grüne Geckos…
…und Baghira persönlich.
Mystische Lichter…
…und geheimnisvolle Tempel.
Trinken verboten!
Müde?
araneola germania
araneola nero
araneola caeruleus
aranoela familia
Am Ausgang steht man auch schon vorm Eingang des 4D-Kinos. Es gibt zwei Filme: Einen mit Bob, dem Baumeister und ein Lego-Film über das Clutch-Team. Da gerade eine Vorstellung von letzterem begann, haben wir uns auch diesen angeguckt. nach der Einweisung einer übermotivierten Mitarbeiterin begann das Abenteuer, bei dem die klassische Massage „Einer für alle, alle für einen“ und „Nur zusammen ist man stark“ zum gefühlt 100000. Mal abgekaspert wurde. Naja, der Film war nett, die Effekte ebenso. Es gab Wasser, Wind, Geruch und sogar Schnee. Leider wurden die vorderen Reihen etwas bevorzugt, insgesamt wurde mit den Effekten jedoch nicht gegeizt.
Die großen Attraktionen haben wir jetzt alle gesehen. Das Herzstück des Discovery Centres ist jedoch ein großer, offener Raum, bei dem mit Lego gespielt werden kann. Das beschränkte sich jedoch nicht auf das bloße Zusammenstecken der Steine, was man in seiner Kindheit (oder
später) schon oft genug gemacht haben dürfte, sondern bot mit Erdbebenplattformen und Autostrecken viel Platz zum Spielen. Bei uns herausgekommen ist dann diese nette, etwa zwei Meter hohe Turmkonstruktion:
Twin Towers von Berlin
Im Endstadium größer als ich
Das neue Maskottchen
Den dramatischen Einsturz nach Aktivieren der Rüttelplattformen habe ich auf Video dokumentiert. Ich glaube jedoch, dass es für die wenigsten so interessant sein dürfte,
ein paar hunderte Bausteine durch die Luft fliegen zu sehen.
Nebenan gab es noch eine Art Klassenzimmer, dessen Sinn ich nicht ganz verstanden habe. Ein Mitarbeiter hat hier irgendwelche Malanweisungen gegeben, die ein paar gelangweilte Mütter mit ihren Kindern auch noch ausgeführt haben.
Damit man am Ende mit Bildung werben kann?
Damit haben wir auch schon das ganze Discovery Centre gesehen. Das „Legoland“ ist nicht besonders groß, stellt jedoch eine schöne Institution für kleine Kinder da. Man kann aber auch ohne kleine Kinder dort seinen Spaß haben, meistens waren es die Eltern, die grübelnd vor den Erdbebenplattformen gesessen haben…