Liebe onride-Gemeinde
Erinnert ihr euch an das Fazit meiner letztjährigen USA-Reise? Wo es hiess, dass der Mix aus Freizeitparkbesuchen, Stadtbesichtigungen, Treffen mit Kollegen, langen Fahrdistanzen und der Besichtigung von Naturwundern zwar wunderschön, aber auch verdammt anstrengend sei und ich etwas von diesem Ausmass in nächster Zeit kaum vorhaben werde? Nun, irgendwie wurde in diesem Juni eben doch wieder drauf gepfiffen - und das Kredo "Never change a winning team" stärker gewichtet.
Und so wurden in diesem Semester einige Extraschichten bei meinem undankbaren Studijob geschoben und mit dem zusätzlichen Geld eine weitere Flugreise zu den beiden Mitstreitern in den USA finanziert. Zum Abschluss ihres Sprachaufenthaltes ging es direkt nach meinen Prüfungen auf nach Washington D.C., von wo aus wir einen Roadtrip bis hinunter ins schöne Florida unternahmen. Zehn Vergnügungs- und zwei Wasserparks wurden hierbei besucht - es hätten noch viele weitere an der Strecke gelegen, aber Zeit hatten wir bloss drei Wochen. So galt es, sich freizeitparktechnisch auf die Highlights und bislang Unbekanntes einzuschränken - in Orlando haben wir z.B. nur die Parks der Flex Ticket-Gruppe gemacht, da wir einige der Disneyparks bereits von früher kannten, aber alle noch nie im Universal Resort waren.
Den Anfang dieser Berichtserie macht also Six Flags America nahe Washington D.C., den ich noch allein besucht habe, da die Mitstreiter erst im Verlaufe dieses Tages in D.C. ankommen würden. Punkto Gestaltung, Publikum und vor allem Besucherabfertigungen hat dieser Park ja leider einen miserablen Ruf - die Kollegen kamen also gut mit dem Verlust klar.
Ich selbst hatte ebenfalls keine grossen Erwartungen, wollte den Park einfach nur abfrühstücken und dann möglichst rasch weiter in Richtung Süden fahren, wo die Kollegen und ein weit besserer Park warten würden. Etwa eine halbe Stunde vor Parköffnung bog ich auf die unscheinbare Parkplatzeinfahrt ein.
Noch war alles wunderbar leer, ich konnte einen der vordersten regulären Parkplätze ergattern, der erst noch im Schatten eines grösseren Baumes gelegen war. Hierauf begab ich mich dann sofort zu den Kassenhäuschen und konnte ohne Schlange bereits meinen Season Pass Voucher zahlen. Zu meinem Erstaunen erklärte mir das freundliche Mädchen an der Kasse, dass das Processing Center sich ausserhalb des Parkgeländes, neben den Kassen, befindet und bereits geöffnet sei. Dort konnte ich ruckzuck das Foto machen und meine Karte anfertigen lassen, so dass ich bereits mit fertigem Season Pass die Drehkreuze am Eingang passieren konnte, als der Park dann kurze Zeit später öffnete.
Inzwischen hatte sich auch eine grössere Menschenmenge hier eingefunden - viele Schulklassen und Jugendliche, aber auch zahlreiche Familien. Und von der Hautfarbe her gänzlich bunt durchmischt. Ich gebe zu: Das war vor meinem Besuch hier eine meiner grössten Sorgen - dass man sich als Weisser dort komplett deplatziert vorkommen könnte. Dies war dann aber überhaupt nicht der Fall; Weisse, Schwarze, Asiaten, Latinos und alle zwischendurch waren gleichermassen vertreten und wollten zusammen einfach nur Spass haben. Das machte den Parkbesuch natürlich gleich nochmals eine Spur angenehmer. Der zweite innere Seufzer der Erleichterung an diesem Tag.
Nach der Ticket- und Taschenkontrolle stand ich in der Mainstreet des Parks. Diese macht schon mal einen guten Eindruck! Ich war überrascht.
Einige der
vorderen Parkbereiche können sich durchaus sehen lassen. Man beachte, dass "vorderen" hier hervorgehoben ist.
Während sich die gesamte Menschenmasse aus verschiedenen Gründen in der Mainstreet zurückstaute, konnte ich praktisch noch allein durch einen noch fast leeren Park flanieren - das will ausgenutzt sein! Schnell also noch den Rucksack in einem Tagesspind verstaut und dann ab auf die Bahnen!
Den Auftakt der diesjährigen USA-Coastertour sollte also die
GCI Holzachterbahn Roar bilden! Dank Walk-on also direkt zweimal Platz genommen, einmal im vorderen und einmal im hinteren Teil des Zugs. Die Strecke ist wunderschön kurvig und verschlungen, wird mit rasantem Speed durchfahren, wartet mit einigen Tunneln und Headchoppern auf, bietet ein paarmal sogar leichte
Airtime und macht einfach Spass! Die grosse Offenbahrung war diese Anlage jetzt nicht gerade, ist aber auch alles andere als schlecht und mit guten Fahreigenschaften ausgestattet. Prima!
Von weitem sah ich, dass Joker's Jinx gerade Testfahrten durchführte, also war dies mein nächstes Ziel!
Dieses Streckenknäuel ist einfach der Wahnsinn!
Beeindruckend, wieviel Schiene hier auf einer so kleinen Grundfläche Platz hat. Flight of Fear in Kings Island hat mir ja schon gefallen - umso interessanter, mal genau zu beobachten, was einen in diesen Gebäuden alles so erwartet! Dank dem inzwischen zu Whistlestop Park umbenannten Thomas Town-Kinderbereich kann man den Joker nun komplett umrunden und von allen Seiten ansehen.
Hier war ebenfalls Walk-on angesagt. Der Beckenbügel wird mit einem kleinen Sicherheitsgurt an der Seite gesichert und dann kanns losgehen! Der Launch direkt aus der Station heraus ist grossartig, intensiv und dank des Tunnels auch sehr laut! Und dann geht einfach alles viel zu schnell. Zuerst saust man durch die riesige Kobrarolle und den anschliessenden Sidewinder, danach schlängelt man in stolzer Höhe darum herum. Jetzt folgt der eigentliche Höhepunkt der Bahn: Die Zwischenbremse greift hier im Gegensatz zu den Flight of Fear-Bahnen nämlich überhaupt nicht! Und so donnert man locker-lässig mit unfassbarer Geschwindigkeit durch das verwirrende Kurvenlabyrinth im zweiten Teil. Die übergeneigten Kurven und vor allem das "Anlaufholen" zum abschliessenden
Korkenzieher sind einfach grandios und lassen das Coasterfreak-Herz höher schlagen! Und Sekunden später ist alles vorbei, man rauscht noch in die Bremsstrecke und dann durch eine recht ruppige Umkehr zurück in die Station.
Ein absolutes Highlight - macht wirklich grossen Spass! Dank der fehlenden Bremskraft in der Zwischenbremse macht die Outdoor-Variante Joker's Jinx ebenso grossen Spass wie die Flight of Fear-Anlagen, die natürlich mit Dunkelheit und Lichteffekten punkten. Ich finde diese "Spaghetti Bowl" Coaster einfach alle toll!
Als nächstes wollte ich eigentlich
Batwing ansteuern, aber der führte noch Testfahrten durch. Also direkt zum unübersehbaren Platzhirsch: dem
Intamin Mega Coaster Superman - Ride of Steel.
Zunächst einmal ein Wort zu den Zügen. Bei dieser und auch bei der spiegelverkehrten Anlage in Darien Lake wurden ja aufgrund des Unfalls auf der (damaligen) Schwesterbahn in Six Flags New England die Hydraulikbügel mit "Beinschienen" ausgestattet, was ja erstens einmal unfassbar billig gemacht wurde und zweitens für Personen mit strammen Schenkeln laut Vorabberichten ja ziemlich ungemütlich werden kann. Nachdem ich aber den Beladeprozess beobachtet habe - bei dem einige
grosse, jedoch im Beinbereich nicht unbedingt füllige Personen wieder aussteigen mussten -, und ich auch selbst in der vorderen Reihe eines Viererwaggons mitgefahren bin, muss ich feststellen, dass diese seitlichen Beinschienen nicht alleine das Problem sind. Auch mit breiten Schenkeln konnten sich da viele Personen irgendwie reinquetschen. Ich illustriere das mal mit einem Bild von Theme Park Review: Das eigentliche Problem sind die "Knöchelzurückhalter" (blau im unteren Bereich der Beinschiene erkennbar) in Kombination mit diesem "schwarzen Etwas", aus dem die Mittelstange des Bügels heruntersinkt (direkt unter der roten Stange an der Wagenfront zu erkennen). Durch diese Anordnung werden Personen mit langen Beinen gezwungen, die Beine stark anzuwinkeln, damit der Bügel weit genug auf den Bauch runter reicht - womit die Knie aber direkt und
sehr schmerzhaft gegen dieses schwarze Ding gedrückt werden. Und mit den Knien einfach "ausweichen" geht ja auch nicht - wegen den seitlichen Beinschienen! Es sind also nicht bloss die Beinschienen als solches, sondern auch diese beiden anderen Dinger, welche nach meiner Beobachtung vor allem Personen mit
langen Beinen und nicht unbedingt mit breiten Oberschenkeln eine Fahrt verunmöglichen.
Quelle:
Theme Park Review
AAABER - jetzt kommt das grosse Aber
- dieses schwarze Ding ist meines Wissens nur in den
vorderen Reihen der Viererwaggons vorhanden, auf den hinteren beiden Sitzplätzen scheint es dies nicht zu haben. Ich selbst habe bei meinen Fahrten blöderweise immer in den vorderen Sitzreihen der Waggons gesessen, aber beim Aussteigen nach meiner letzten Fahrt ist mir das bei den beiden hinteren Sitzplätzen aufgefallen. Die liegen interessanterweise auch weiter auseinander als die beiden vorderen - wohl auch ein Bestandteil von Intamins "Stadium Style Seating". Möglicherweise ist das Festzurren dort angenehmer - bei mir wars leider jedesmal und vor allem für meine Knie
entsetzlich schmerzhaft, so dass mir drei Fahrten gereicht haben.
Jetzt aber etwas zur Fahrt an sich: Die ist nämlich erstaunlich spassig! Superman hat ja ein eigentlich sehr einfallsloses Layout mit diesen grossen Helices und ein paar Hügeln dazwischen. Aber genau diese Spiralen fand ich grossartig, weil sie schnell durchfahren werden und einen hübsch und lang in den Sitz pressen! Und die Hügel - das nimmt man auf Bildern irgendwie überhaupt nicht richtig war - sind unfassbar
steil! Fast jedesmal, wenn es aufwärts geht, hat man den Eindruck fast senkrecht gegen den Himmel zu rasen und wird fest in die Lehne gedrückt, und viele der Schussfahrten sind auch derart steil, dass man gleich wieder nach vorn kippt. Zwischendurch gibt es fantastische
Airtime, eine Extraportion davon auf den drei fiesen Abschlusshügelchen! Hinzu kommt ein sensationeller
First Drop, ein hoher Smoothness-Grad und ein Tempo, mit dem sogar die langen Geraden vergnüglich sind. Alles in allem: mir hats gefallen. Auch wenn meine Knie wegen der Bügel etwas anderer Ansicht waren.
Tolle Bahn! Von da aus sah ich, dass
Batwing inzwischen mit Passagieren fuhr, also nichts wie hin!
Nur eine Zugladung musste ich warten, dann konnte ich Platz nehmen. Offenbar wurden die Westen über Nacht mit einem Zitrusfrüchteputzmittel gereinigt -
Batwing hat mit Abstand die wohlduftendsten Restraints der ganzen Reise gehabt.
Wie auch bei Firehawk in Kings Island sind die Rückhalteweste und der Bügel wieder sehr bequem angelegen und auch die Fahrt selbst ist schlicht der Oberhammer! Das Umkippen in die Flugposition nach dem Kettenzug ist unfassbar erschreckend! Der nachfolgende
Horseshoe lässt ein Fluggefühl aufkommen, das bei mir persönlich bislang noch kein
B&M-Flyer getoppt hat (bin allerdings bloss Six Flags'sche Supermen gefahren). Der
Looping in Liegestellung ist ohnehin total jenseitig und auch die abschliessenden Twists, wo man den Kontakt zur Rückenlehne fast komplett verliert und nur ganz knapp noch durch die Weste und die Fussteile des Beckenbügels zurückgehalten wird, sind grandios! Die vielen Footchopper am Schluss tun ihr übriges.
Batwing ist ganz klar der rappeligste der drei Flying Dutchmen, aber absolut fahrbar. Durch die weichen Westen gibt es ja kein Headbanging im eigentlichen Sinn und oft hängt man ja auch so weit ohne wirklichen Lehnenkontakt darin, dass man die Vibrationen nur eingeschränkt spürt. Mir konnten sie den einzigartigen Fahrspass mit den lustigen Sichtperspektiven jedenfalls nicht verderben - die Welt braucht mehr Flying Dutchmen von
Vekoma! Vorausgesetzt, sie stehen dann in einem Park mit bewandter Technik-Crew.
Mit Passagieren fotografieren lassen wollte sich die Bahn natürlich nicht. Kurz nach meiner Fahrt wurde sie wieder geschlossen und war bei meiner Fotosession dann nur mit leeren Zügen unterwegs.
Jetzt auf zur hölzernen Themeing-Grenze: Wild One!
Erklärung: Vor diesem Tunnel unter der Bahn hindurch sieht der Park wie erwähnt eigentlich recht schön aus. Im Gebiet dahinter aber, im wesentlichen den Themenbereich Gotham City umfassend, findet man eine einzige Wiesenwüste vor. Der knapp umzäunte Weg zwischen Superman und
Batwing spottet jeder Beschreibung.
Die Wild One ist ein schöner Out and Back Woodie, der schon seit Jahrzehnten seinen Dienst tut. Die Fahrt ist ohne Frage rappelig, aber bei den tollen Hügeln, Airtimepassagen und Headchoppern durch die Wasserbahn Skull Mountain macht das nichts! Hier hatte ich besonders hinten im Zug grossen Spass! Warten musste ich bei Einzugbetrieb zwei Zyklen.
Ich bin ausserdem überrascht, dass die wirklich brachiale Abschlusshelix der Bahn noch in keinem Bericht über SFA gebührend erwähnt wurde! Wie die vielleicht austeilt!
Auf einer Stufe mit der Doppelspirale auf Knoebels Twister oder Legends
Helix in Holiday World!
Banking ist bei Amiland-Woodies nunmal eine Modeerscheinung.
Und nun zum Schlusslicht-Coaster des Parks, dem SLC Mind Eraser. Aua, aua, aua... Der einzige SLC auf dieser Reise - irgendwie hab ich wohl gedacht, ich brauch noch meinen SLC-Fix für diese Ferien, kann mir sonst nicht erklären, warum ich hier eingestiegen bin. Bis nach dem Rollover ist es ja noch ganz okay, aber dann werden einfach nur noch Ohren und Schultern vergewaltigt. Enough said. Und besonders schmerzlich: Hier bin ich mit ca. 20 Minuten auch noch am längsten angestanden.
So sehen wahre Schmerzen aus!
Ganz in der Nähe befindet sich der Raftingfluss des Parks, Renegade Rapids.
Eine Art Dinnershow für Kinder mit Bob, dem Baumeister. Auf der Bühne eines Selbstbedienungsrestaurants im Westernbereich.
Shipwreck Falls
The Penguin's Plizzard River
Der Piratenbereich um Skull Mountain. Hier erklang den ganzen Tag über ein leicht tuntiges Piratenmusical-Medley in Endlosschleife. Was bei den gesungenen Texten, die irgendwie piratenmässig rau wirken sollten, irgendwie unfreiwillig komisch rüberkommt.
Wie ich inzwischen gelesen habe, ist dies die letzte Saison für Skull Mountain. Noch vor dem Hochsommer macht sie zu! Gut bin ich sie noch einmal gefahren, alleine schon die für Six Flags recht hübsch gestalteten Tunnel, der laut quietschende Drehteller vor der letzten grossen Schussfahrt und der kleine Aufwärts-Part nach der ersten machen sie einzigartig!
Lustig fand ich bei diesem Johnny Rockets ja, dass die Toiletten zentraler als die Mahlzeiten angepriesen werden.
Zum Abschluss bin ich noch ein wenig durch den Wasserpark, Hurricane Harbor, spaziert.
Sieht wie alle Hurricane Harbors eigentlich ganz nett aus. Aber halt auch bloss im Eingangsbereich.
Einige der Rutschen haben auch ziemlich lecker ausgesehen! Aber meine Badesachen blieben im Auto - die Kollegen würden bald per Zug ankommen und unser Ziel gut 100 Meilen südlich wartete schon!
Ich war von Six Flags America definitiv überrascht! Mein Besuch dort war klar besser als der Ruf, der dem Park vorausgeht - aber da war wohl auch eine ordentliche Portion Glück mit im Spiel. Das Publikum war durchmischt und angenehm, auch ob der Landschaftsestaltung war ich zumindest im vorderen Parkbereich dann doch erstaunt - hinter Wild One ist die Kritik diesbezüglich allerdings sehr gerechtfertigt.
Was die Operations angeht, war bei meinem Besuch wohl die grösste Portion Glück von allen Aspekten mit im Spiel - durch mein frühes Erscheinen zur Parköffnung konnte ich als Single Rider alle Bahnen innerhalb von 1.5 Stunden mehrfach und mit Walk-on fahren, einzige Ausnahme war Mind Eraser. Als ich den Park nach nur wenigen Stunden und einer ausgiebigen Fotosession dann wieder verliess, waren die Warteschlangen doch recht lang geworden und ich bin sicher, die zweiten Züge wurden in diesem Park den ganzen Tag über nicht rausgeholt, um den Verkauf von Flashpasses anzukurbeln... Gerade sowas macht bei Six Flags eben wirklich keinen Spass, allerdings habe ich es so eben zum Glück nicht erlebt. Insgesamt habe ich meinen Parkbesuch also recht positiv in Erinnerung und kann zumindest bei frühem Erscheinen in der Nebensaison eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen - vieles von dem Negativen, das man über den Park liest, wird dann hoffentlich nicht so schlimm sein. Bei mir war es zumindest so.
Bald würde ich mich wie erwähnt mit den Kollegen am Bahnhof treffen und mit ihnen dann unser nächstes Ziel ansteuern: Kings Dominion. Bis dahin: Danke fürs Lesen und hoffentlich einige Anregungen.