Nach meiner Stippvisite in Six Flags America machte ich mich auf in Richtung Süden und las unterwegs meine beiden Mitstreiter für den weiteren Verlauf des Roadtrips am gut erreichbaren Amtrak-Bahnhof von Springfield-Franconia auf. Zeitlich hat das wieder einmal super geklappt - ich musste sprichwörtlich bloss kurz vom Autobahnring runter und zur nahe gelegenen Abholzone des Bahnhofs fahren, wo die beiden erst seit wenigen Minuten auch schon parat standen. Prima! Voller Freude über das Wiedersehen und die Aussicht auf tolle Achterbahnen gings dann zurück auf die Interstate und ab in den Süden, wo der Intimidator schon auf uns wartete!
Die Zeit, die wir durch unser tolles Zusammentreffen gewonnen haben, verloren wir sogleich wieder auf der recht hügeligen, mehrspurigen Autobahnstrecke in Richtung Richmond, wo sich mehrere grosse Trucks alle paar Meilen ein Elefantenrennen hügelaufwärts lieferten und dabei mitunter auch mal
alle Spuren blockierten. Die nachkommenden Fahrzeuge kamen so oft zum kompletten Stillstand, obwohl flüssiger Verkehr möglich gewesen wäre. Erschwerend hinzu kam, dass ich mit unserem Chevy nicht wirklich problemlos am Berg anfahren konnte. Hier war wirklich Millimeterarbeit mit dem Gaspedal gefragt, um den Motor nicht ständig wieder mit 4000 Touren aufheulen zu lassen!
Das einzige mal in diesen Ferien, wo es mich echt ankotzte, in einem Automatik-Land unterwegs zu sein. So oder so liessen wir uns die gute Laune nicht verderben und kamen kurz nach 16.00 Uhr in Doswell an.
Direkt gegenüber von Kings Dominion hat erst vor kurzem ein schönes neues Days Inn aufgemacht, wo ich online im Voraus reserviert hatte. Während Lobby, Gänge, der Frühstücksraum, Parkplatz und Pool ganz typisch nach Days Inn aussahen, erinnerten die Zimmer eigentlich mehr an ein schickes Holiday Inn Express! Grosse Betten, viel Platz, modernes Interieur, ein Flatscreen-TV, ein toller Schreibtisch mit mehreren Steckdosen für Laptop und Kamera, sowie ein sauberes, helles, grosses Badezimmer. Für etwa 50$ plus Steuer pro Nacht ein echtes Schnäppchen! Kann ich nur empfehlen!
Man beachte auch das flauschige Katerchen ganz links im Bild.
Also eingecheckt, kurz aufgebrezelt und gierig aus dem Fenster geschaut! Lange können Coasterfans bei so einer Aussicht kaum still sitzen! Der Park würde an diesem Abend bis 20.00 Uhr aufhaben, wir hatten also noch etwas mehr als drei Stunden Zeit zum Coastern. Also ging es schon wenig später wieder raus aus dem Hotel und - im Amiland recht exotisch - zu Fuss über die Strasse und danach ab über den wirklich GIGANTISCHEN Parkplatz zum Parkeingang von Kings Dominion! Näher könnte das Days Inn ja kaum mehr liegen, trotzdem wars ein Marsch von guten acht Minuten oder so!
Da wir die Platinum Season Passes dieses Mal erst vor Ort kauften, haben wir auf diese Weise die Parkgebühr von stolzen 12$ gespart. Tags drauf, als wir die Pässe mit inkludierter Parkgebühr dann schon hatten, sind wir dieses Streckchen ganz wie die Amis dann mit dem Auto gefahren.
Das Anfertigen der Season Passes war im Nu erledigt, im Bearbeitungsbüro war um diese Tageszeit absolut niemand. Nach kaum vier Minuten waren unsere Platinum Passes bezahlt und angefertigt, und wir konnten - wie ich schon am Morgen in SFA - bereits mit den fertigen Karten die Drehkreuze passieren. Sowas Tolles zweimal am selben Tag zu erleben hat schon was!
Wer schon einmal im Schwesterpark Kings Island in Ohio war, findet sich hier natürlich sofort zurecht.
Auf dem oberen Foto sieht man auch wie nah unser Hotel beim Park lag - nur entspricht die Laufdistanz halt auch den riesigen Parkplatzausmassen. Jetzt gab es kein Halten mehr - als erstes wurde der
B&M Floorless Coaster Dominator angesteuert!
Ich muss zugeben: Ich bin ohne grosse Erwartungen in diese aus dem ehemaligen Geauga Lake hierhin versetzte Anlage gestiegen. "Was ist so toll an einem Floorless ohne Dive
Loop,
Immelmann oder Zero-
G-Rolle?", habe ich mich bei der Vorabrecherche immer wieder gefragt. Wir sollten es so schnell wies nur ging herausfinden - wir konnten bis in die Station laufen, wo ein paar vereinzelte Leute für Front- und Backrow warteten. Und
trotzdem donnerte gerade ein zweiter Zug über die Stecke. Hallo, Cedar Fair-Kundenservice! Besonders, wenn man am Morgen noch in einem Six Flags-Park war, erkennt und schätzt man den Unterschied überaus stark.
Also haben wir direkt in der Backrow Platz genommen. Und dann ganz vorne. Und etliche Male dann einfach noch überall sonst.
Denn der Dominator ist zu meiner Überraschung eine unglaublich tolle und vor allem intensive Bahn! Die eben doch irgendwie "wenigen" Elemente der Bahn sind gigantisch gross, werden mit sensationellem Speed durchfahren und teilen positive
G-Kräfte bis zum Umkippen aus! Ganz besonders schön ist natürlich der über 40 Meter hohe, riesengrosse
Looping zu Beginn - einer der höchsten der Welt! Aber auch die flotte Kurve danach, die erschreckend brutale Kobrarolle (irgendwie habe ich auf dieser Reise sowieso
nur total krasse Cobra Rolls angetroffen), die sofern vorhanden eigentlich auf allen
B&M-Bahnen stets schönen Interlocking Corkscrews, sowie auch das
Helix-Finale sind ein kaum beschreibbarer Hochgenuss! Viel Power, viel Fahrtwind und in der Frontrow zudem noch grandiose Footchopper. Eine ganz grosse Überraschung und ein echter Plausch!
Und er ist noch viiiel grösser, wenn man direkt darunter steht!
Hierauf steuerten wir die nahe gelegene Bobbahn Avalanche an, eine Seltenheit da drüben. Hat viel Spass gemacht, könnte in der letzten Aufwärtshelix allerdings ein wenig mehr Speed vertragen - man streift recht unsanft eine Leitstange, die verhindern soll, dass der Zug im dort schrägen Kanal zu weit "nach innen" kippt. Mehrzugbetrieb trotz null Andrang und eine Wiederholungsfahrt trösten aber mehr als nur angemessen darüber hinweg.
Nebenan wartete eine der Bahnen, auf die ich vorab am allermeisten gespannt war: Volcano - The Blast Coaster, ein Launched
Inverter von
Intamin!
Auch hier konnten wir bei all unseren Fahrten direkt in die Station gehen und mussten dann höchstens vor den Einsteigetoren noch ein, zwei Zyklen warten. Auch hier: Zweizugbetrieb. Diese Anlage ist nicht nur einzigartig, sondern auch der absolute Oberhammer! Die beiden Launches drücken einen mit Schmackes in die Sitze und ziehen die frei baumelnden Beine abrupt nach hinten! Der senkrechte Sidewinder aus dem Vulkan heraus ist ein echtes Erlebnis und auch der sonst gemeinhin etwas bemängelte zweite Part um den Vulkan herum mit den drei Rollen hat mir sehr gefallen, weil man ungeheuer hoch durch die Luft rauscht und mehrmals einfach elegant in diese Twists reinschaukelt! Das einzige, was ich hier schade finde, ist die wahrscheinlich noch gut über 20 Meter hohe letzte kurvige Abfahrt, nach der man dann direkt in die Bremse donnert. Irgendwie wäre da noch Potential für mehr vorhanden - vor allem wenn das Vorangegangene so gut ist!
Ich war auch überrascht, wie oft das Innenleben des Vulkans ausgenutzt wird - der erste Launch führt direkt da durch und auch die gesamte Bremsstrecke mit anschliessender Umkehr zurück zur Station ist darin untergebracht. Das kommt auf Onride-Videos irgendwie schlecht rüber und ist vor Ort irgendwie faszinierend - obwohl man natürlich wenig sieht und es eigentlich auch bloss eine grosse Halle mit hässlichen Stützen ist. Wie auch immer: geiles Teil!
The Crypt. Nicht gefahren, weil mein Magen sowas nicht gut verträgt.
Next up: Flight of Fear! Den ich am selben Tag ja schon als Joker's Jinx kaum 100 Meilen nördlich und als Outdoor-Variante gefahren bin.
Die Queue und vor allem die Station sind wie bei der Schwesteranlage in Ohio einfach toll - absolutes Akte X-Feeling. Hier führt die Warteschlange über eine Treppe sogar direkt durch das UFO durch. Die seltsamen "Aufbewahrungsröhren" in der gruseligen Station tun ihr übriges. Während wir auf unseren Sitzplätzen im Zug dann die Lapbars mit dem kleinen Gurt an der Seite gesichert und uns auf den Start vorbereitet haben, sind mir doch ein paarmal einige kalte Schauer über den Rücken gelaufen - wegen der Soundeffekte! Zwischen einem bedrohlichen, dunklen, tiefen Bassthema erklingen immer wieder recht unerwartet einige hohe "Oldschool-Computertöne". Lässt sich kaum beschreiben, ist aber ein nettes Feature, das gut zum Thema passt und gerade in einer so menschenleeren Station echt gut wirkt.
Irgendwann ziehen sich die Ride-OPs zurück. Es ist finster, unheimlich und kühl. Und plötzlich verschwindet man mit einem absolut unglaublichen Push ganz in der Dunkelheit! In wenigen Sekunden wird man auf knapp 87 km/h beschleunigt und in den anschliessenden Inversionen verliert man komplett die Orientierung - genau wie beim Exemplar in Kings Island sorgt der konstante Druck auf den Fahrgast in der Finsternis dafür, dass man echt nicht mehr weiss, wo oben und unten ist. Klasse! Nach der langsamen Kurvenfahrt im oberen Teil folgt dann die Zwischenbremse - hier wird man im Gegensatz zum Joker leider komplett zum Stillstand gebracht. Doch auch mit gedrosseltem Tempo ist das anschliessend durchflitzte Labyrinth aus Helices und übergeneigten Kurven erschreckend und grandios - besonders die leichte Hangtime in den Overbanks kommt in der Dunkelheit natürlich unglaublich gut. Und spätestens beim auch hier sehr überraschenden "Anlaufholen" zum letzten
Korkenzieher ist man als Passagier eh wieder komplett aus dem Häuschen!
Man siehts: Egal ob draussen und blitzschnell wie Joker, oder drinnen und etwas langsamer wie die beiden Flight of Fear-Anlagen - mir gefällt dieser Bahnentypus einfach! Trotzdem ist mir dieses Exemplar als das schwächste von den dreien in Erinnerung geblieben, weil bei all unseren Fahrten an beiden Tagen im unteren Teil einige recht starke Lichter eingeschaltet waren - wesentlich mehr als bei der Anlage in Kings Island. In der Front Row konnte man einen sehr grossen Teil der Strecke ausmachen, was hier nicht Sinn der Sache ist. Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau - einfach Weltklasse, so einen Top-Coaster mehrmals ohne Schlange fahren zu können.
Bis zu dieser Stunde des Abends hatten wir zwar schon einige absolute Bahnenhighlights hinter uns, und doch war es eigentlich nur Aufwärmmaterial für das, was nun an der Reihe war und wonach wir drei ja schon den ganzen Tag lang zappelten. Auch hier war keine nennenswerte Warteschlange in Sicht. Wir konnten uns nicht mehr zurückhalten - jetzt musste der Intimidator 305 gestürmt werden!
Ist das denn zu fassen? Ein Giga Coaster von
Intamin, und fast niemand sonst ist da! Wie ein Traum - und doch war es Wirklichkeit! Und dazu noch in einem Park, der die Bahn aus Wartungsgründen zwar einige Zeit am
First Drop drosseln musste, aber dann meinte: "Wir
wollen unsere Gäste mit 144 km/h durch eine 270-Grad-Kurve rauschen lassen. Diese Trims müssen wieder weg! Also erhöhen wir den zweiten Teil der Kurve." Ich meine... Wie unendlich abgefahren ist DAS denn?! Welcher Park wäre hier sonst so vorgegangen?! Ich hab Freudensprünge vor dem PC gemacht, als ich von den erneuten Modifikationen auf die Saison 2011 hin las und hab sie mit grossem Interesse verfolgt. Und nun stehen wir endlich vor einem Intimidator 305, der jetzt auch so brutal zu seinen Fahrgästen sein darf wie ursprünglich geplant. Schon allein der Klang dieses Satzes!
Wie die Schulkinder sind wir in die Station gehopst und haben uns sofort die erstbesten freien Plätze im letzten Wagen geangelt. Der eine Kollege setzte sich zu einer Einheimischen in die letzte Reihe, der andere Kollege und ich in die zweitletzte. Schulterbügel runter - und schon das erste Erstaunen! Diese neuen Soft Straps, welche die Züge ja auch noch im Verlaufe ihrer ersten Saison verpasst bekommen haben, sind echt angenehm! Im Prinzip kann man sich dabei eine minimalere Version von den weichen Westen auf den
Vekoma Flying Dutchmen vorstellen. Mit dem kleinen Gurt, der den Schulterbügel wie üblich zwischen den Beinen an die Sitzschale tackert, werden auch diese Straps straff gezogen - so können sie jedem Oberkörper ganz wunderbar angepasst werden. Ich hatte ja im Vorfeld schon Angst, dass man hier dieselben Modelle einbauen würde wie beim Zac Spin Inferno im spanischen Terra Mítica, die ich furchtbar unangenehm fand und die meine Schultern auch wirklich übel zugerichtet haben. Stattdessen kann ich aber mit Freude berichten, dass man hier wirklich eine sehr gute und bequem anliegende Lösung gefunden hat, die ein tolles Hands free-Feeling ermöglicht.
Der so lange antizipierte Moment ist da - das Personal ist durch mit der Bügelkontrolle, Motorengeräusche erklingen, und dann ein lautes und frivoles: "Gentlemen... Staaart yooour ENGINES!!!!!!" Und der 24 km/h schnelle Kabellift setzt sich in Gang! Man wird in eine unglaubliche Schräglage gebracht, viiiel zu schnell geht es nun weeeit hinauf in den Himmel. In wenigen Sekunden ist die Maximalhöhe von 93 Metern erreicht. Erst jetzt realisiert man richtig: Gleich wird ein Sturz im Stil von Millennium Force folgen. Und mit diesem Speed wird eine sehr eng bemessene Kurve durchdonnert, die man nun im Augenwinkel erkennen kann und auch in ihrer modifizierten Form einfach viel zu klein wirkt.
Doch in diesem Moment kippt man genau wie bei MF unendlich lange nach vorne, hebt aus dem Sitz ab und saust fast senkrecht 91 Meter in die Tiefe. Man erreicht das Tal, die Augen tränen vom starken Fahrtwind, sanft legt man sich jetzt in die Kurve. Und dann kommt das Drücken. Mit Worten ist das kaum mehr zu beschreiben - fest und lange wird man gnadenlos stark in die Sitze gepresst. Sämtliches Blut sammelt sich jetzt langsam aber sicher in den unteren Körperregionen. Schreien geht nicht mehr - bis auf das laute Rauschen des Windes ist es gespenstisch still. Und bald kommen die Streifen... Links und rechts im Blickfeld wird es nun langsam schwarz. Während man noch denkt: "Ach du heilige Scheisse!" wird der Wahrnehmungsraum der roten Schiene immer kleiner. Gegen Ende dieser absolut kranken Kurve wird die Strecke nur noch ganz knapp und durch Fahrtwindstränen verschwommen wahrgenommen, dann steigt man in die Höhe und die Lage normalisiert sich wieder. Mit einer riesigen Portion Ejector
Airtime schiesst das Blut auf dem Hügel unter dem Lifthill wieder in den Kopf und dann gehts mit Volldampf abwärts in eine flache, weite Kurve, die einen wiederum fest in den Sitz presst. Wäre das alles nicht schon unfassbar genug, folgt nun das erste Kippen - sehr
abrupt ändert sich der Bankinggrad der vorangehenden Kurve, um sie noch enger als zuvor zu vollenden. Fassungslos über die schnelle Seitenbewegung wird man nun also erneut in den Sitz gepresst, schiesst danach aufwärts... Und dann folgt wirklich das absolut Härteste und Intensivste, was ich jemals auf einer Achterbahn erlebt habe: Intimidators erster Umschwung. Leute, ich habe so lange darüber nachgedacht, wie dieses Erlebnis in Worte zu fassen ist. Das geht fast nicht! Man stelle sich die unfassbare Ejector
Airtime auf El Toros "Rolling Thunder-Hügel", gepaart mit einem Maverick-Umschwung vor. Und das Ganze in der Intensität und Schnelligkeit vervielfacht. In Sekundenbruchteilen wird man so schnell von der einen in die andere extreme Schräglage gedreht und dabei so stark in die Soft Straps hochgeschickt, dass es kaum zu fassen ist! Nie mehr werde ich das IRRE, hysterische, laute Lachen vergessen, in das der Kollege und ich danach ausgebrochen sind. Eine Sinneserfahrung, die nicht mehr von dieser Welt ist - trotzdem erwartet dies einen im weiteren Verlauf der Strecke noch mehrere Male. Zudem werden noch zwei ziemlich stark getrimmte Airtimehügel parallel zum Lifthill überquert - doch trotz Trimbremse wird man fast grausam stark aus den Sitzen gehoben, ausserdem hätte ich die Umschwünge hiernach
nicht ohne diese Trims erleben wollen. Besonders der letzte Knick in die Schlussbremse haut nochmals richtig rein - dann kommen 32 neugeborene Fahrgäste in einer Bremsstrecke an, die auf anderen Bahnen schon als ganzer Lifthill durchgehen würde.
Könnt ihr euch vorstellen, wie schwer das war, hier geduldig für die Daheimgebliebenen Fotos zu schiessen, wenn bei so einer Bahn Walk-on angesagt war?
Alleine an diesem ersten Abend haben wir wahrscheinlich ein halbes Dutzend Runden absolviert. Hier haben die Ride-OPs natürlich keine Re-Rides erlaubt, man musste immer erst eine Runde durch den leeren Wartebereich machen, damit sich der Körper von den wirklich extremen
G-Kräften regeneriert.
Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass der Intimidator 305 der Endgegner für jeden Adrenalinjunkie und Achterbahnfan ist. Von der Intensität her übertrumpft sie meines Erachtens Bahnen wie Top Thrill Dragster, Kingda Ka, Voyage und sogar El Toro - und das will was heissen! Hier sind so viele total extreme Elemente vorhanden, die ein absolut neues Genre von Fahrerlebnis definieren. Ein fast launchartiger Kabellift, ein
First Drop in Millie-Manier, die total kranke erste Kurve, in der mir bei
all meinen Fahrten an beiden Besuchstagen schwarz vor Augen geworden ist (auch ausgeschlafen und mit vollem Magen am Morgen danach!), absolut jenseitige Ejector
Airtime und mit Worten kaum zu beschreibende Umschwünge, in denen man zum sprichwörtlichen Spielball absolut aussergewöhnlich wirkender Kräfte wird. Und eine durchgehende, wahnsinnige, immer für Augenwasser sorgende Geschwindigkeit. Eine absolute Top-Bahn und ein gewaltiger Meilenstein in Sachen Härte. Eine Fahrt hier drauf ist absolut prägend und man wird sie so rasch nicht mehr vergessen. Ganz grosses Kino, unfassbare Weltklasse, ich war und bin hin und weg!
Hier ist nur ein Zug gelaufen, aber mehr wird in absehbarer Zukunft wohl auch nicht drinliegen - auch mit der nun etwas modifizierten Strecke werden die Zugräder wohl ziemlich stark in Mitleidenschaft gezogen, bei all unseren Fahrten wurden sie nach der Ankunft in der Station mit Wasserdampf gekühlt. Der zweite Zug muss wohl immer zum Austauschen parat sein. An unseren beiden Besuchstagen war der Park ja sehr leer - da reichte das völlig. Im Hochsommer wird man wohl aber ellenlang anstehen müssen.
Zeit für einen Ausgleich: Multilooper Anaconda wartete nebenan. Zweizugbetrieb und null Wartezeit.
Macht optisch was her und sieht mit der Unterwasserpassage nach dem
First Drop doch auch sehr vielversprechend aus - fährt sich nur leider katastrophal. Sogar auf dem geraden Teil des
First Drop ist der Zug seitlich hin und her gepoltert! Der Sidewinder war unglaublich unangenehm, ebenso die Auffahrt in die Zwischenbremse, die einem ein halbes Schleudertrauma verpasst. Der Zug wird dort dann fast auf null gebremst, so dass der folgende "
Butterfly" und der doppelte
Korkenzieher einfach bloss noch langsam, rappelig, hangtimig und unangenehm sind. Echt schade, sonst mag ich Arrow Looper ja sehr gerne - aber diese Bahn taugt echt nix.
So kann dieser geniale Coastertag doch nicht enden! Also haben wir noch den Backlot Stunt Coaster in der Nähe mitgenommen.
Fährt sich ziemlich genau wie die baugleiche Anlage in Kings Island, bis auf de Tatsache, dass der erste Launch in die Dreifach-Aufwärtshelix hier irgendwie in zwei Phasen verläuft. Zuerst gibt es einen kleinen, sanften Schub aus der Station hinaus, und erst etwa in der Mitte der Startstrecke wird dann voll beschleunigt. Die Fahrt selbst macht Spass, wartet mit einigen netten Themeing-Ansätzen auf und im Gegensatz zur Version in Ohio waren hier sämtliche Effekte an - auch der Helikopter und die Feuerfontäne in der "Zwischenshow". Das macht die Bahn dann gleich noch eine Spur toller, als sie bei null Andrang und Mehrzugbetrieb eh schon ist.
Hier zeigten sich bei mir dann erste Ermüdungserscheinungen. Nach meiner zweiten Fahrt wurde mir im letzten Tunnel total schwindlig und übel. So ein "zweiparkiger" Coastertag inklusive Intimidator-Marathon fordert eben irgendwann doch seinen Tribut. Also liess ich die Kollegen noch ein paar Runden drehen, machte Fotos und dann verliessen wir den Park kurz vor acht. Im Anschluss liessen wir den Tag am immer sehr schmackhaften All-you-can-eat-Buffet eines nahe gelegenen Ponderosa Steakhouse ausklingen - eins meiner Lieblingsrestaurants in den USA und eine bessere Adresse für Fried Chicken als KFC! Völlig k.o. ging es dann zurück ins Hotel und am nächsten Morgen standen wir dann mit einem kleinen Frühstück im Magen wieder vor den Parktoren.
Am zweiten Tag war es zwar deutlich voller als am ersten, aber von einem wirklich vollen Park konnte auch dann nicht die Rede sein. Mit unseren Platinum Passes genossen wir frühzeitigen Einlass hinter dem Eiffelturm und stürmten natürlich sofort wieder den Intimidator, wo wir den Tag mit einer Frontrow-Fahrt begannen - ein unbeschreibliches Erlebnis! Anschliessend drehten wir nochmals eine Runde mit Flight of Fear, dann wurde dieser Parkbereich vergleichsweise voll - so wurden dann die noch fehlenden Coaster der anderen Parkhälfte in Angriff genommen.
Die Doppelholzachterbahn Rebel Yell wollte ich schon seit dem Spielfilm
"Achterbahn" (USA, 1977) unbedingt einmal fahren, nach unseren tollen Fahrten auf Kings Islands Racer letztes Jahr umso mehr. Trotz null Betrieb muss man die gesamte, sehr lange Warteschlange durchqueren, um zur Station zu gelangen - Abkürzungen gibts keine. Die Fahrt selbst ist nett, bietet einige schöne
Airtime-Momente, aber macht mit nur einer Spur halt auch nur halb soviel Spass. Aber auch wenn Rebel Yell im Rennmodus gelaufen wäre, bliebe der Racer wohl die bessere Bahn.
Ricochet. Kennt man ja. Trotz null Wartezeit waren glaube ich alle Wagen im Einsatz, oft fuhren sie leer über die Strecke.
Mit Hurler nebenan konnte ich leider nicht so viel anfangen. Nach dem schönen
First Drop wird man sogleich wieder stark abgebremst, dann folgt ein unspektakuläres Wechselspiel zwischen unangenehm rappeligen Kurven und viel zu langsam überquerten Hügeln. Meh.
Grizzly versteckt sich gleich nebenan im Wald!
Durch die abgelegene Lage wohl so was wie das Beast von Kings Dominion.
War eigentlich ganz okay - auch hier waren einige der Kurven etwas ruppig, aber alle geraden Passagen und Schussfahrten dafür umso ansprechender und hie und da sogar mit etwas
Airtime. Das schöne Waldsetting ist ein zusätzlicher Pluspunkt.
Danach habe ich noch eine Fahrt mit dem Riesenrad, Troika und dem wirklich furchteinflössenden Drop Tower gemacht - was für ein Adrenalinschub, dieser freie Fall! Auch war ich noch ganz kurz zum Fotografieren auf dem Eiffelturm - die Kollegen haben derweil nochmals den Intimidator bezwungen.
Am Mittag trafen wir uns dann beim Togo Stand-up Shockwave wieder, der gerade aufgemacht hatte.
Eine Coastertyp-Premiere für uns! Das Bügelsystem sieht zwar nicht besonders vertrauenserweckend aus, ist aber interessant und natürlich auch vollkommen sicher. Zunächst muss der vordere Bügel runtergedrückt werden, damit man zur höhenverstellbaren Rückenlehne mit dem Fahrradsattel und den Schulterbügeln dran gelangen kann. Dort muss man sich dann mit den Armen in die Schulterbügel einfädeln und anschliessend wie bei
B&M Stand-ups die ganze Konstruktion so in der Höhe verstellen, dass der Fahrradsattel mit voll ausgestreckten Beinen genau unter den Hintern passt. Danach werden die beiden Schulterbügel noch waagrecht mit einem Gurt geschlossen, der zuvor runtergedrückte vordere Bügel kommt danach wieder hoch und rastet vor dem Bauch ein. Klingt kompliziert, sieht vor Ort aber ganz logisch aus.
Bei jedem Stehplatz befindet sich zudem ein mechanisches Pedal auf der Seite des Zugs, mit dem die Ride-OPs bei ihrer Kontrolle je nach Bedarf die Bügel einzelner Passagiere nochmals entriegeln können, bis sie korrekt stehen - wesentlich einfacher und effizienter als die
B&M-Lösung, bei der immer gleich die ganze Viererreihe nochmals vom Stationsaufseher entriegelt werden muss!
Die Fahrt selbst ist überraschend gut und strotzt nur so vor positiven
G-Kräften! In allen Tälern, im
Looping und in der im Stehen wirklich genial zu fahrenden grossen
Helix schiesst das Blut nur so in die Beine! Im hinteren Teil des Zugs gibt es ausserdem einige nicht zu verachtende
Airtime-Momente, die stehend total aussergewöhnlich sind! Hinzu kommt eine überraschend gute Laufruhe - bei unseren Fahrten konnte von "Togo Death Machine" überhaupt nicht die Rede sein. Bis auf die zweite Hälfte der grossen
Helix wirklich schön sanft zu fahren und definitiv eine weitere grosse Überraschung!
Danach bin ich noch ganz kurz durch den Wasserpark Water Works spaziert. Die Tornado-Rutsche war übrigens an beiden Besuchstagen geschlossen.
Der Tunnel unter Rebel Yell hindurch zum Wellenbad ist ja mal ultra-hässlich! Nie im Leben würde ich dort barfuss durchgehen!
Und hier noch zwei abschliessende Bilder von der Wildwasserbahn Shenandoah Lumber Company,...
...und einem recht seltsamen Snoopy-Wasserspielplatz irgendwo zwischen dem Eiffelturm und Shockwave. Hat aber sehr spassig ausgesehen!
Bereits am frühen Nachmittag brachen wir dann auf und fuhren in Richtung Osten nach Williamsburg. Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Kings Dominion ein absoluter Spitzenpark mit einer schlicht grandiosen Auswahl an fantastischen Achterbahnen ist! Hinzu kommen die Cedar Fair-typischen, flotten Mehrzugbetrieb-Abfertigungen durch das freundliche Personal - auch bei wenig Andrang. Darüber hinaus ist die Landschaftsgestaltung klar besser als im Schwesterpark in Ohio - besonders der schattige Waldteil zwischen Eiffelturm und Grizzly, die schöne Mainstreet, sowie der Bereich um Volcano wissen wirklich zu gefallen. Und natürlich ist ein Besuch hier durch den inzwischen zu voller Power fähigen Intimidator 305 eh ein absolut unvergessliches Highlight.
All dies sorgt dafür, dass unser Aufenthalt hier in allerbester Erinnerung zurückbleibt und wieder ganz oben auf der To-do-Liste steht, sollte es uns wieder einmal in diese Region verschlagen.
Danke fürs Lesen! Der nächste Parkbericht folgt dann aus Busch Gardens Williamsburg.
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."