speedfreak and the turbine go West
Übersicht
Adventure City
Scandia Amusement Park
Cliff's Amusement Park
Lakeside Amusement Park
Silverwood Theme Park
Wild Waves Theme Park
Enchanted Forest
Enchanted Forest
Ein Märchenpark! Und zig Mütter und Väter mit wahlweise Kinderwagen, schreienden Kindern oder beidem! Mir kommen arge Zweifel, ob ich bei Sinnen war, als ich diesen Park mit in unsere Tour gepackt habe! Und die Zweifel sind berechtigt, denn jetzt kommt auch noch ein Schulbus mit Erstklässlern auf den Parkplatz gefahren.
Nein, das ist nicht das Anmeldebüro für den örtlichen Kindergarten!
Immerhin, die internetbasierte Datensammlung für Achterbahnen gibt sich recht geheimnisvoll, wenn es um die hier angeblich betriebenen Exemplare geht und das macht uns natürlich neugierig. Außerdem haben wir heute noch 850km Fahrtstrecke vor uns, da sind 30 Minuten Parkbesuch am Morgen zum Vertreten der Beine mehr als angebracht.
Schneller als gedacht sind wir im winzigen Eingangsbüro, in dem man den Obolus zum Betreten des Parks entrichtet.
Da man nicht ansatzweise irgendeine Attraktion bei Betreten des Parkinneren erkennen kann, zücken wir den in schlichtem schwarz-weiß gehaltenen, auf mattem Papier gedruckten Parkplan. Die etwas farbenfrohere und deutlich größere Version der Orientierungshilfe für verzauberte Wälder hat gegenüber der einfachen DIN A4 Fotokopie zwei Nachteile: Sie ist erstens stationär und zweitens nicht Hosen- oder Jackentaschenkonform, was aufgrund von Nachteil 1 aber auch irrelevant ist. Übersichtlich sind beide Pläne nicht.
Enchanted Forest in geschrumpfter 2D Ausführung
Aber wir sind nicht hier, um das Parkplandesign zu bewerten. Beginnen wir also mit dem, was uns am meisten interessiert, der Großachterbahn des Parks!
Ice Mountain Bobsled
Verlässt man den Hauptweg Richtung Ice Mountain Bobsled, so findet man sich nach drei Metern auf einem winzigen Vorplatz wieder. Diesen nutzen wir, um uns nach der ersten Sichtung der Achterbahnchaisen und dem daraus resultierenden Lachanfall wieder zu beruhigen. Diese gelben Plastikschuhkartons auf Rädern zuckeln vorbei wie marschierende Elefanten in einem Disneyfilm. Zum Gröhlen!
So eine Kuriosität müssen wir natürlich unbedingt fahren! Lächerliche drei Tickets kostet eine Runde auf diesem äh ... Wasauchimmercoaster.
Fetter Zug
Erster Lifthill
Man besteigt die Hightechwagen durch Klappen des transparenten Oberbaus nach vorne. Die elegante Stromlinienform der Fahrzeuge wird hierbei nicht nur durch das moderne Design der Lackierung betont, sondern auch durch die Hintereinander-Positionierung der zwei Mitfahrer gewährleistet. Für optimales Klima sorgt eine ausgeklügelte, in die Frontscheibe integrierte Belüftungstechnik.
Achterbahnchaise des einundzwanzigsten Jahrhunderts
Im Gegensatz zu den ähnlich aussehenden Tobboganchaisen sitzen wir hier sehr bequem und haben -Frontwagen sei dank- beste Sicht auf das, was da unausweichlich auf uns zukommen wird. Direkt aus der Station geht es Lifthill Nummer 1 hoch, um -vorbei an einem gut getarnten Yeti- die kalten Kavernen des Eisgebirges zu durchfahren. Danach folgt eine wilde Fahrt durch flach abfallende Drops und bodennahe Kurven. Ein zweiter Lifthill bringt uns nochmals auf Höhe, um uns mit genügend Energie für die rasante Fahrt über einen weiteren ähnlichen Streckenabschnitt zu versorgen.
Speed!
Action!!
Thrill!!!
Lifthill Nummer 2 für Abschnitt Nummer 2
Sehr sehr witzige Fahrt! Von aussen betrachtet ist der Track niedrig und die Züge langsam. Sitzt man aber in ihnen, kehren sich die Verhältnisse um, denn erstens vermitteln die dünnen Schienen und schlanken Stützen ein anderes Höhengefühl und zweitens fahren wir dank der Vollverkleidung der Wagen ohne
Lichtraumprofil durch die Botanik. Letzteres führt durch die Nähe der vorbeirasenden Bäume und Büsche zu einer deutlich höher gefühlten Geschwindigkeit. Wenn man so will, erleben wir hier die optimale Verschmelzung einer realen mit einer virtuellen Bahn. Wie ich schon sagte: Ein Hightech-Gefährt!
Nach soviel Innovation brauchen wir jetzt was Oldschoolmäßiges: Einen Rundgang im Märchenwald.
Hier treffen wir auf Menschen in widernatürlicher Eierform, hungrige Hexenmäuler und Knusperbehausungen für Schwarzmagierinnen mit Hochleistungsöfen. Also alles das, was zartbesaitete Kinderseelen frohlocken lässt.
Humpty Dumpty. Oder wie man in Ostdeutschland sagt: Ei verbibbsch!
Sieht farblich aus wie die Torten aus dem Walmart
Do not feed the witch!
Aber natürlich ist nicht alles böse, was man hier zu sehen bekommt.
Süßes Rotkäppchen, das nehme ich einfach mit nach Hause!
Vor allen Dingen ist Enchanted Forest eines: Wald, tiefer Wald!
Selten hatten wir bei Durchwanderung eines Freizeitparks das Gefühl, wir hätten uns verlaufen. Hier zweifeln wir nicht nur einmal, ob wir nicht vom rechten Weg abgekommen und den Locktricks der Wald- und Wanderfreunde Oregons aufgesessen sind.
Wäre der Weg nicht, würden uns auch fallengelassene Kieselsteinchen nicht weiterhelfen!
Selbstthematisierende Freizeitparkbotanik
Auf der Flucht vor der Flora finden wir wieder Zugang zur Zivilisation in Form einer wilden Westernstadt.
Tofteville heißt Sie willkommen!
Tofteville sieht auf den ersten Blick sehr urig aus. Es gibt hier alles, was man in einer solchen Stadt auch erwarten würde. Einen Saloon, einen Friseur, ein Gefängnis usw. usw.
In die meisten Gebäude kann man von aussen durch die Fenster schauen. Drinnen ist das Leben mittels etwas verstaubter Puppen, die aber immerhin Geräusche von sich geben, dargestellt.
Der Fortschritt scheint auch vor Tofteville nicht Halt zu machen. Es gibt überdachte Fußwege!
Der Zahnarzt bietet für alle Gehaltsklassen die passende Behandlung und Füllung.
Mit Ausnahme der Positionen 3 und 6 stehen nur unsere Lieblingsbeschäftigungen auf dem Zettel.
Aber auch Tofteville hat seine dunklen Seiten. Am äußersten Ende der Stadt Richtung Märchenwald steht das Haunted House, dem wir natürlich einen Besuch abstatten wollen. Also kaufen wir im Kolonialwarenladen des Ortes Tickets und gehen zur völlig zugewucherten Villa.
Haunted House
Wäre ich Gespenst, würde ich mir auch diese sehr authentische Behausung für meine gruseligen Machenschaften aussuchen.
Nach Betreten der Villa wird hinter uns die Tür verschlossen und wir gehen durch sehr lange, sehr dunkle und teils sehr enge Gänge durch dieses von innen unendlich groß wirkende Gebäude. Verschiedene Szenen mit wenigen Animatronics oder Puppen und spärlicher Beleuchtung und Geräuschkulisse versuchen, den Besucher dieses Hauses zu bespuken. Natürlich gelingt das bei uns nicht. Zumindest nicht mit den dargestellten Szenen. Allerdings sind wir ganz alleine irgendwo tief in den Eingeweiden dieses Spukhauses. Oder ist da doch noch irgendjemand? So sicher sind wir uns da nicht. Bei uns wächst die Spannung in Erwartung eines Liveerschreckers. Dass keiner kommt, macht es nicht besser, im Gegenteil: Je länger sich niemand blicken und hören lässt, desto angespannter werden wir, denn irgendwann muss ja jemand um die Ecke gestürmt kommen, oder?
Nach einer gefühlten Ewigkeit sehen wir endlich die Tür mit der erlösenden Aufschrift „Exit“. Puh, geschafft! Aber eines ist merkwürdig, wir sind immer noch nicht im Freien!? Und durch die gerade hinter uns gelassene Tür hören wir sich rasch verstärkende Schritte schnell näher kommen. Unser Puls beschleunigt sich und unsere Schritte vermutlich auch. Noch zweimal um die Ecke durch dunkle Korridore und wir sind endlich wieder draußen.
Nicht schlecht! Wer hätte gedacht, dass uns in einem Park, der eigentlich für Dreikäsehochs konzipiert ist, eine Attraktion so einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt?!
Jetzt ist es aber an der Zeit mal wieder was zu fahren! Hinter dem Luxusanwesen für weißlakenbehangene Erschreckungsdaseinsformen findet sich die zweite Bahn des Parks.
Big Timber Log Ride
Die Station sieht genauso aus wie eine Wildwasserbahn, die Boote auch. Und dass es hier kostenlos Regenponchos für die Dauer einer Fahrt auszuleihen gibt, deutet auf eine eher vom Wasser dominierte Fahrt hin. Lediglich beim nach rechts gerichteten Blick vom Lifthill aus sieht man etwas, das man als Schiene bezeichnen könnte.
Station und finaler Drop
Rechts befindet der Trockenbereich des Big Timber Log Ride
Elementewechsel vom Wasser auf die Schiene
Nette Fahrt, aber nichts, was man nicht schon in ähnlicher Form gefahren wäre. Von daher verzichten wir aufgrund unserer knappen Zeit auf eine Zweitfahrt und begeben uns zum Sightseeing ins Dorf, dem Old World Village. Dieses ist ähnlich aufgebaut wie die Westernstadt, also eher was zum Schauen, denn zum Mitmachen.
Erinnert ein wenig an Busch Gardens Williamsburg
Stellenangebot am Aushang. Da fände sich doch bestimmt auch ein qualifizierter Onrider?!
Etwas länger verweilen wir bei Sir Newton’s Gravity Factory. Hierbei handelt es sich um eine im Hobbykeller zusammengelötete Kugelbahn, bei der auch Küchengeräte zum Einsatz kommen. Die Stahlkugeln, vermutlich Flipperkugeln, werden auf Knopfdruck von einer motorisch betriebenen Fahrradkette mit aufgeschweißten Drahtbügeln nach oben transportiert. Dort fallen sie zufällig in eine der Bahnen und suchen sich dann den Weg nach unten durch umfunktionierte Dampfkessel, Pfannenwender, Stieltöpfe und unzählige Meter gebogenen und verlöteten Drahtes. Nicht nur, dass wir sowieso Freunde des sinnvoll eingesetzten Kochgeschirrs sind, so eine Kugelbahn hat ja auch irgendwie etwas von einer Modellachterbahn. Tolle Sache!
Mikrowellengeräte machen in diesem Land so manches Kochutensil überflüssig
Genug Modelle geschaut, wir wollen uns in ein Bespaßungsgerät im Maßstab 1:1 setzen. Das Nächstgelegene ist ein interaktiver Darkride.
Challenge of Mondor
Wir nehmen die Herausforderung an!
Eine Ballerfahrt in einem Märchenpark für Kinder? Kann das gehen? Andererseits, warum eigentlich nicht? Teil eines Teletubbie-Tötungs-Teams zu sein, wäre ja durchaus reizvoll und bei den Amis weiß man nie was einen erwartet. Wir betreten also den komplett leeren Bahnhof und besteigen den Wagen, der weder auf etwas Comicbasiertes noch auf etwas Kinderserienhaftes hinweist. Im Gegenteil, der Wagen sieht nach einem würdigen Fortbewegungsmittel für den nach Abenteuern lechzenden und schießwilligen Parkbesucher aus.
Von Mondor dem Zauberer bereitgestellte Kampfwagen
Bevor die Reise losgeht, erklärt uns eine junge Dame, dass unsere Mission darin besteht, die Feinde des Zauberers Mondor zu besiegen. Wir verstehen, mit "Feinde besiegen" ist hier vor allen Dingen eines gemeint: Die Sterblichkeitsrate unter den uns begegnenden Orks, Werwölfen, Ratten, Fledermäusen und sonstigen Handlangern des König des Bösen dramatisch zu erhöhen! Schon direkt beim Losfahren erleben wir die erste Überraschung: Unsere Schießsänfte fährt schienenlos! Dadurch kann sie nicht nur auf der Stelle drehen, sondern sogar in dunkle Seitengänge abbiegen, wo sich ja, wie wir alle wissen, das Böse am liebsten rumtreibt. Nach dem Eintauchen in die schwarze Unterwelt (und ich rede jetzt nicht von einer Gothicparty) folgt die zweite Überraschung: Die Gestaltung ist überaus detailreich und keineswegs kindgerecht. Daher zieht uns die zudem sehr lange Jagd nach Skalpen und Punkten voll in ihren Bann und wir lassen der Erstbesiegung der Kontrahenten noch eine zweite Fahrt zur Sicherstellung unseres Triumphes folgen.
Wieder im Tageslicht und der unsrigen Welt angekommen, zieht es uns zum Abschluss unseres Parkbesuchs nochmals zum Coasterexoten.
Es geht wieder lohos!
Track without train
Unser Fazit:
Enchanted Forest hat uns verzaubert! Wir fanden den Park nicht nur wegen seiner skurrilen Achterbahn wirklich toll. Nein, wir sind statt der angepeilten 30 Minuten über zwei Stunden an diesem verzauberten Ort geblieben ohne uns zu verlaufen. Zum Wohlfühlfaktor beigetragen hat einerseits die Chlorophyllastigkeit der Umgebung, zum anderen die teilweise durch den Park selbst gestalteten und entwickelten Attraktionen, die eben nicht nur Kinder ansprechen und alle irgendwie als liebevoll, trashig oder kurios zu bezeichnen sind.
Nachwort:
Dies war der letzte ausführliche Einzelbericht unserer diesjährigen Tour durch das Land der unbegrenzten Achterbahnmöglichkeiten. Natürlich sind wir auch in großen Parks gewesen. Was wir dort und in der parkfreien Zeit so erlebt haben, gibt es demnächst hier exklusiv bei onride in Form unseres Notizblocktagebuchs zu lesen. Aber seid gewarnt: Der von Anita dann online gesetzte Bericht wird lang, sehr lang. Beantragt schon mal einen Tag Urlaub oder schickt die Freundin am Wochenende zum Shoppen oder den Freund zum Fussball.