Unser diesjähriger Urlaub führte uns nach Madeira, der schönen Atlantikinsel mit ihrem subtropischen Klima. Es lohnt sich ein paar Euros in das nicht ganz günstige Flugticket zu investieren. Nicht nur wegen dem abenteuerlichen Anflug auf den Flughafen, dessen Landebahn abschnittsweise auf 60 Metern hohen Betonpfählen verläuft, sondern hauptsächlich wegen der grandiosen Landschaft. Von Kieselstränden - auf der Nachbarinsel Porto Santo findet man auch einen mehrere Kilometer langen, goldgelben Sandstrand - über Hochebenen, steile Bergflanken, malerische Dörfer bis zu Lorbeer- und Eukalyptuswäldern findet man alles was das Herz begehert. Das Klima ist mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad im Sommer sehr angenehm, die oft an den Bergen hängenden Wolkenfetzen spenden hin und wieder auch ein paar kühle Momente - und hin und wieder auch ein wenig Regen. Da Letzterer hauptsächlich im Norden der Insel fällt, gibt es ein mehrere tausend Kilometer langes Netz aus Wasserkanälen, der Levadas, welche die Felder und Plantagen - auf Madeira werden unter anderem auch Bananan und Ananas angebaut - im Süden mit Wasser versorgen. Entlag dieser Levadas verlaufen Wege für die Wartung, die aber inzwischen hauptsächlich von Wanderern genutzt werden. Viele dieser Wege sind, im Gegensatz zu anderen Wanderwegen auf der Insel, sehr gut ausgeschildert.
Allgemein ist Madeira eher eine Insel des ruhigen, sanften Tourismus. Der grösste Teil der Besucher sind Naturliebhaber. Es entstehen aber laufend neue Angebote, welche auch für Nichtwanderer die Insel zu einem lohnenswerten Ziel machen. Auf mit EU-Geldern sehr gut ausgebauten Strassen kann man die Insel auch im Mietwagen erkunden - vorausgesetzt man beherrscht das Anfahren am Berg. Denn obwohl die Strassen grösstenteils in einwandfreiem Zustand sind, so weisen sie oft Neigungen auf, wie man sie selbst in Alpenregionen eher selten findet. Auch die Höhenpunkte für abenteuerlustige Reisende, die verschiedenen Seilbahnen die über die Steilküsten hinunter zu Ackerland am Meer führen, sind alle gut auf der Strasse zu erreichen. Und auch wer ohne Mietwagen unterwegs ist kommt gut vorwärts: Praktisch jeder Ort ist mit dem Bus erreichbar, der Norden und Westen allerdings nur mit wenigen Verbindungen am Tag. Lediglich die Hochebenen im praktisch unbewohnten Hinterland sind per öffentlichem Verkehr nicht erschlossen.
Neben vielen Naturschönheiten bietet Madeira aber auch etwas für Freizeitparkfans. Seit ein paar Jahren gibt es im Norden im Dorf Santana einen kleinen, aber sehr feinen Themenpark, den Parque Temático da Madeira. Der Park ist in der Hauptreisezeit täglich von 10 - 19 Uhr geöffnet. In der Nebensaison ist er nur eingeschränkt geöffnet.
Zugegeben, man findet hier keine Achterbahn und auch sonst kein wirklich grosses Angebot für den von grossen Freizeitparks verwöhnten Fan. Man erlebt aber einen äusserst sauberen Park mit einigen sehr hübschen kleinen Attraktionen. Das Zentrum des Parks bildet der kleine, künstlich angelegte See im grosszügig gestalteten Eingangsbereich. Auf dem See selbst kann man eine Runde im Ruderboot drehen oder Zielübungen mit RC-Booten vollführen. Von dem See aus gibt es eine Art Rundweg in den hinteren, leicht höher gelegenen Parkbereich. Entlang dem Weg liegen dann die Attraktionen des Parks. Neben einem Labyrinth und einem Mitmachbereich wo man sich in authentischem Umfeld selbst in der madeirischen Handwerkskunst üben kann, besteht das Hauptangebot des Parks aus verschiedenen Pavillons, welche sich mit der Insel, deren Geschichte und deren Zukunft befassen. Während man beispielsweise in einem der Pavillons eine Multimediaprojektion zu der Entdeckung der Insel bestaunen kann, kann man sich in einem anderen Pavillon in ein futuristisches U-Boot begeben und eine Fahrt durch das madeirische Meer des Jahres 2419 wagen - inkl. Rundumprojektion und verschiedener kleiner Effekte wie einem vibrierenden Boden oder einer herabstürzenden Kulisse.
Ein weiterer Pavillon beschäftigt sich sehr eingehend mit der Geschichte der Insel vom Urknall bis heute. Hier kann man sehr viel Interessantes erfahren und neben verschiedenen Exponaten auch ein massstabsgetreues Relief der Insel mit ihren Nebeninseln bestaunen.
Auch die beiden Highlights für den geneigten Freizeitparkfan finden sich in je einem Pavillon. Eines davon ist ein Saalsimulator, welcher einem auf eine Reise nach Madeira mitnimmt, von der ruppigen Landung auf dem Flughafen über einen rasanten Downhillride bis hin zu einem Deltaflug über die Insel. Auch hier gibt es ein paar kleine Effekte. Und wer lieber nur den Film geniessen möchte ohne die Bewegung abzukriegen, kann sich auch auf feste Hocker setzen.
Das zweite, wahrscheinlich noch etwas grössere Highlight ist der süsse Darkride. Die Fahrt dauert zwar keine zwei Minuten und ist streckenmässig eher eine Schneeflöckchenfahrt XXL, führt aber entlang einer Vielzahl kleiner, gut gemachter Szenen. Auch hier dreht sich alles um die Insel mit ihren Besonderheiten. Man erlebt unter anderem einen Sonnenuntergang und ein Gewitter - alles unter Zuhilfenahme von gut platzierten Spiegeln sehr hübsch umgesetzt. Positiv ist auch, dass die Szenen erst dann beleuchtet werden wenn man mit dem Wagen, dieser ist übrigens als Boot gestaltet, in sie einfährt. Zwischen den einzelnen Szenen ist es stockdunkel, man kann nie erkennen was als nächstes folgt.
Ergänzt wird das Angebot durch einen kleinen Hochseilgarten, einer Parkrundfahrt per Parkeisenbahn und zwei Restaurants. Letztere warten zwar nicht mit einer herausragenden Qualität, jedoch mit guten Preisen auf.
Im Eintrittspreis von 10 Euro pro Person (Stand August 2011) ist der Besuch aller Attraktionen (exkl. der RC-Boote) inklusive. Man kann damit allerdings alle Attraktionen nur einmal besuchen. Beim Eingang einer Attraktion wird dabei vom Personal die Nummer der Attraktion gemäss dem Parkplan auf das Eintrittsticket notiert. Dieses Vorgehen ist durchaus sinnvoll, denn der Park wird nicht nur von der einheimischen Bevölkerung, sondern auch von einer grösseren Anzahl von Busgruppen angefahren. Während man vormittags noch seine Ruhe hat - wir haben den Park während der ersten Stunde fast komplett für uns alleine gehabt - wird es ab mittags richtig voll. Ein Reisebus nach dem anderen trifft ein und spuckt grosse Mengen an Besuchern aus.
Für den Parkbesuch benötigt man etwas mehr als zwei Stunden wenn man alle Attraktionen besuchen will. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Das Personal ist freundlich und spricht gut Englisch. Auch die Shows in den Pavillons werden neben Portugiesisch auch auf Englisch angeboten oder bieten Englische Untertitel. Vermutlich wird der Park in den kommenden Jahren noch mit zusätzlichen Attraktionen erwetiert werden. Es gibt noch genügend nutzbare Flächen dafür.
Klar, man kann den Park nicht mit den Major-Parks vergleichen. Er ist in der Tat ein Themenpark, der weniger Action, dafür umsomehr Infotainment anbietet. Auf jeden Fall kann man dort ein paar schöne, gemütliche Stunden in diesem Kleinod verbringen. Aktuell scheint er auch noch ein wenig ein Geheimtipp zu sein, denn in den Werbematerialien taucht er nur am Rande auf. Ziele wie der Stadtteil Monte oberhalb von Funchal, welcher mit einer (klimatisierten) Gondelbahn zu erreichen ist, oder auch Walbeobachtungstouren werden an jeder Ecke mit bunten Plakaten beworben, während man den Park fast nur beiläufig in Prospekten erwähnt findet. Natürlich lohnt sich die Reise nach Madeira alleine für den Besuch des Parks kaum. Wenn man aber sowieso Urlaub auf der schönen Insel macht, so ist es durchaus empfehlenswert den Park mitzunehmen. Man kann ihn, falls man mit dem Mietwagen unterwegs ist, auch gut mit einer Fahrt über alte Küstenstrasse im Norden bei Porto Moniz verbinden. Von Funchal, dem Hauptort der Insel, erreicht man den Park über die Via Rapido in ungefähr 40 Minuten. Er ist ab dem Kreisverkehr am Ortseingang von Santana gut ausgeschildert.
Selbstverständlich gibt es nun auch ein paar Fotos von dem Park. Besonders viele sind es aber leider nicht, da das Fotografieren im Innern der Pavillons nicht erlaubt ist.
Die Parkeisenbahn, welche optisch der schon seit langem abgebrochenen Zahnradbahn von Funchal nach Monte nachempfunden sein soll.
Nachgebaute Strohhäuser im Miniaturformat.
Originale findet man auf der Insel nur noch sehr vereinzelt.
Labyrinth. Keine grosse Sache - macht aber trotzdem Laune.
Auch eine im Parkplan verzeichnete Attraktion: Eine Kunstinstallation welche für die in aller Welt lebenden Madeirer steht.
Die Blumenvielfalt der Insel findet man auch im Park wieder.
Noch mehr Blumen. Im Hintergrund einer der Pavillons.
Eingangsbereich des Parks.
Der untere Bereich mit dem See.
Der obere Bereich inkl. Kinderspielplatz.