Gestern war es auf einmal beschlossene Sache. Der Trash-Besuch im Schweizer Conny Land mit einem Mitglied aus einem anderen Forum stand uns fertig geplant in weniger als 24 Stunden bevor. Conny Land? Noch nie gehört? Keine Sorge, ich auch nicht. Und solange man nicht am Bodensee wohnt, wird man ja auch nicht mit Plakaten davon zugeschüttet, bis man dann mal recherchiert, was es dort so gibt - nichts. Naja, da ist dann doch dieser kleine Shuttlecoaster der russischen Herstellerfirma "
Pax". Nach ein paar Problemen in Sachen Bau, Smoothness und sonstigen Dingen thront das gute Stück, das den Namen Cobra trägt, nun hoch erhoben über der Skyline von Lipperswil. Aus lauter Angst, dass die Bahn bald wieder abgerissen wird, bevor wir sie fahren konnten, machten wir uns auf die Socken und trafen nach jeweils rund einer halben Stunde Reise um 13:00 am Conny Land an.
Diese ist von Konstanz aus äußerst unkompliziert. Für stolze 12¤ kommt man mit dem Ostwind-Ticket in 3 Minuten nach Kreuzlingen. Weitere 7 Minuten später findet man sich in Ermatingen, von wo aus ein Bus das Conny Land befährt. Bei den Steigungen dort war ich nun doch ganz froh, mich gegen eine Radtour in die Tiefen der Schweiz entschlossen zu haben, um Geld zu sparen.
Eine durchaus durchgeknallte Konstruktion!
Am Eingang vollzogen 25¤ eine Transformation: Schweizer Preise²
Cobra. Es wurde bezahlt, der Herr am Eingang wünschte uns recht herzlich viel Spaß und dann standen wir auch schon vor dem Grund unseres Unternehmens: Cobra. Man munkelt Schlechtes über die Bahn, unsere Erwartungen waren im Keller. Am Vorabend wurden teils schon Testamente verfasst. Wir rissen uns am Riemen und betraten die Queue, also sofort den Bahnhof. Die Hälfte der Reihen war gesperrt, die First Row war noch frei. Also rein mit uns. Zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder Schiss vor einer Achterbahn zu haben, ist doch auch ganz nett.
Es ist wohl nicht zu verachten, dass die Bahn einige nette Elemente und Ideen hat. Der übersteile Lift, den man rückwärts hochgezogen wird, hat besonders in der letzten Reihe einen gewissen Reiz, wenn man 25 Sekunden lang in seinem Bügel hängt! Der
Looping, der fortgeführt wird und auf einer invertierten Gerade ausläuft... das alles verspricht doch eigentlich eine tolle Fahrt. Denkste!
Zum einen ist die Bahn chronisch rappelig, obwohl sie sich quasi nur in zwei Dimensionen bewegt. Wenn der Mitnehmerschlitten den Zug ergreift, dann merkt man das - und zwar besonders in der letzten Reihe. Die lächerlich niedrigen Bunny Hops lassen keine
Airtime aufkommen; dafür ruckelt es einfach zu sehr. Während des ganzen Loops wird man permanent in seinen Sitz gepresst, sodass man beim Richtungswechsel langsam bemerkt, wie das Sichtfeld immer enger wurde. Das ist zwar eigentlich ganz geil, aber wirklich nicht auf so eine Art und Weise. Dann hat man kurz sowas wie
Airtime in Fahrtrichtung und der gesamte Parkour wird erneut rückwärts und deutlich langsamer durchfahren.
In der ersten und der letzten Reihe rappelt die Bahn etwas. Den Berichten zufolge habe ich sie mir schlimmer vorgestellt und war entsprechend erleichtet. Nach zwei Fahrten stehen einem dennoch sämtliche Körperflüssigkeiten bis zum Kehlkopf, sodass man erstmal wieder eine Pause einlegen muss. Wir erwiesen Cobra heute fünfmal die Ehre. Die letzte Fahrt absolvierten wir auf einem mittigen Platz, in dem man die pure Brutalität der Bahn so richtig zu spüren bekommt: Ständig schlägt der Kopf an die mehr schlecht als recht gepolsterten Schulterbügel an. Wer Cobra bezwingen will, sollte sich für den Notfall Kopfschmerztabletten einpacken.
Apropos Bügel: Die Technik der Bahn ist in einem beunruhigendem Ausmaß ersichtlich. So haben wir doch tatsächlich eine Klemmleiste entdeckt, in die ca. fünf für uns erreichbare Kabel führten. Es wäre uns sicherlich nicht gut gekommen, die mal etwas nach unseren Wünschen umzugestalten.
Der Mitnehmer bringt den Zug halb kopfstehend auf eine Höhe von 42m
Das fühlt sich genauso falsch an wie es aussieht
Die Station sieht sehr ägyptisch aus und will einfach nicht zu den sechs anderen Themenbereichen im Umkreis von 10m passen...
Bei aller Liebe, das würde ich nie trinken (sieht aber aus wie das Wasser in der Wildwasserbahn und dem Rafting)
Die Freude steht den waghalsigen Fahrern förmlich ins Gesicht geschrieben
Hier kommen sie rausgeschossen...
...und rasen über zwei Bunny Hops in den Looping und die Wende
So sehen die Fundamente der Cobra aus, die quasi im ganzen Park verteilt sind
Aber die Idee ist ja eigentlich schon eine ganz nette
Was bleibt, sind Kopfschmerzen und der Haken
Wildwasserbahn und Rafting. Nach all den Turbulenzen auf der Cobra sehnten wir uns nach einer kleinen Abkühlung. Die Wildwasserbahn haben wir glatt übersehen, weil sie hinter dem Ausgang des Coasters versteckt liegt. Also erfreuten wir uns einer Runde auf dem Rafting mit Gummiringen made in Germany. Etwas lieblos wurde das Ganze noch zum Splashbattle verzwittert. Man tümpelt in grünem Wasser um einen Wasserspielplatz mit klarem Wasser, an einigen Wasserfontänen und einem Wasserfall in Form eines Stahlrohres oberhalb der Streckenwanne vorbei. Dann kommt ein Lift, der einen auf geschätzt 5m Höhe befördert, ehe man in die Tiefe stürzt.
Die Wildwasserbahn ist sehr ähnlich angelegt, kommt jedoch insgesamt etwas stimmiger daher. Immerhin fährt man durch einen kurzen Höhlenabschnitt, ehe man sich dem 5m-Drop nähert. Dieser ist erstaunlich steil und daher auch einigermaßen intensiv. Nass wird man auf jeden Fall. Leider plätschert das Wasser außerhalb des Bootes nur auf Beton.
1...2...3...Nass!
Danach darf man noch etwas im Schatten der Cobra seine Kreise ziehen
Danach sind wir noch einen Dinodarkride gefahren, bei dem man mit Lasern auf Lichtpunkte schießen sollte. Da das nicht funktioniert hat, haben wir schnell aufgegeben und ließen die Fahrt über uns ergehen. Interessanterweise ist hier wirklich Themenbereich an Themenbereich aneinandergeklatsch. So kommt man in wenigen Schritten von einem Space Shuttle zu den Gebirgen der Wildwasserbahn, landet in Ägypten, sieht Frankreich, läuft über einen asiatischen Sumpf und ... ja, dann gibt es noch etwas, wofür der Park ziemlich bekannt ist: seine Delfine. Eigentlich wollten wir um 14:30 nach der fünften masochistischen Fahrt auf Cobra den Park verlassen. Der nächste Bus sollte uns allerdings erst um 15:56 aus der Patsche helfen. Auf der Suche nach Schatten ließen wir uns bei der Delfinshow nieder und waren positiv überrascht, als diese begann.
Ein bisschen Eindruck schinden zum Beginn der Show
Anschließend durften drei auserwählte Kinder den "Fisch" betatschen
Aber den coolsten Job hat definitiv dieser Mitarbeiter
Delfine sind sowieso lieber an der frischen Luft als im sauberen Wasser (Vergleich mit der Wildwasserbahn gefällig?)
Ich beende diesen Bericht mit einigen Impressionen aus dem ganzen Park. Trotz des mageren Angebots und des ziemlich verkorksten Parkkonzepts kann man durchaus eine Menge Spaß dort haben. Ich würde sicherlich keine Empfehlung aussprechen, aber wenn man mal in der Nähe ist und seine Kinder für ein paar Stunden beschäftigen will, dann geht das im Conny Land sicherlich ganz gut, sofern man sich nicht am hohen Eintrittspreis stört. Den Coaster sollte man vermutlich einfach mal zur Erweiterung seines Horizontes gefahren sein. Ich für meinen Teil freue mich seit heute wieder richtig auf den SLC im Heide Park.
An Dreistigkeit muss man das Conny Land allerdings erstmal übertreffen: Wir haben eine Handvoll Attraktionen gefunden, die man nochmals extra per Münzeinfwurf bezahlen muss. Dazu zählt sogar eine Seilbahn.
Laut Parkkarte ist das der Themenbereich Frankreich
Asien mit Hängebrücke, Sumpf und Bierzelt wirkt etwas made in China
Im Gegenzug wuchert der prähistorische Themenbereich förmlich!
Toiletten, hm... Leider findet man sie auch nach 10 Minuten Suchen im recht überschaulichem Conny Land nicht
Eine raffinierte Rutschenkombination erspart das errichten teurer Eingänge in den Zaun
Ein Irrer auf der Riesenrutsche - Airtime! (ich)
Die Kinderecke gleicht einer schlechten Kirmes, während bei den Autoscootern Songs wie "Sexy Bitch" oder "Hangover" dudeln ...
Merkwürdigerweise wurde es gegen 14:00 nochmal "richtig voll", die Wartezeiten blieben aber bei 0 Minuten
Wer sucht, der findet: Themingansätze...?
Wir verstehen. Ciao, Conny Land!