Wonderland Amusement Park
Übersicht der Prätagebuchberichte
Frontier City
Wonderland Amusement Park
Galveston Pier
Dixie Landin'
Waterville USA
Wild Adventures
Jedes Jahr bei der Planung unseres großen Achterbahnurlaubs gibt es ein oder zwei Bahnen, auf die wir uns besonders freuen und um die die eigentliche Tour herumgeplant wird. 2010 waren es zum Beispiel Hades und Intimidator 305, 2011 freuten wir uns auf Tremors und Tatsu ganz besonders.
Auch dieses Jahr haben wir noch zwei Bahnen vor uns, die uns vorab Gänsehaut erzeugten. Beim New Texas Giant ist dieses Haareaufrichten an den Armen ein Effekt, der aus vorfreudigem Wohlbehagen resultiert, sieht die Bahn auf Bildern im Internet doch wirklich großartig aus. Aber um diesen frisch verstahlten Kraftprotz geht es heute gar nicht, denn wir befinden uns vor dem Eingang des Wonderland Amusement Parks, dessen größte Stahlachterbahn uns hier bis an den westlichsten Punkt unserer diesjähriger Tour gelockt hat.
Und dabei haben wir ehrlich gesagt ein bißchen Angst vor dem Texas Tornado, sind wir 2010 doch seinen Bruder im Adventureland Park gefahren, der nicht nur den Preis für das härteste Einhaken des Zuges in die Kette verdient, sondern uns auch mächtig verprügelt hat. Hoffen wir, dass der hiesige Hopkins Abkömmling kein Zwillingsbruder des Dragon aus Altoona ist!
Dazu aber später mehr, erstmal müssen wir den Park betreten.
Wenig los heute, das riecht nach einem Vielfahrtag!
Wie fast immer steuern wir als erstes die Kapazitätsgurke des Parks an.
Cyclone
Letztes Jahr hatten wir noch mächtig Respekt vor den dünnen Stahlgebilden mit den putzigen Zäpfchenwagen. Aber jetzt sind wir Milermauserfahren und die Angst ist nicht mehr da, der Spaß möge beginnen!
Autsch! Beim Einsteigen in den ersten Wagen des Tages verbrennen wir uns den Allerwertesten. Die Temperatur der schwarzen Kunstledersitze bewegt sich dank mehrstündiger Sonnenbestrahlung irgendwo im Bereich zwischen flüssigem Wachs und rauchendem Frittieröl. Da wir uns aber nicht als Kartoffelstäbchen fühlen, halten wir unser Gesäß von der eigentlich als Sitzauflage konzipierten Heizplatte fern. Naja, wir versuchen es zumindest ein bißchen, geben aber nach den ersten Kurven auf, denn erstens sind die Wagen nicht als Ersatzbarren geeignet, zweitens läßt die Kraft in den Armen langsam nach und drittens erinnere ich mich an das doch sehr sparsam bemessene
Lichtraumprofil in der Schlußhelix, so dass mir ein Abtauchen ins Innere unserer Chaise als das kleinere Übel erscheint. Spaßige Fahrt, die uns aber vermutlich eine ordentliche Porötung eingebracht haben wird.
Die haben gut lachen, sie sitzen ja bequem, wir haben ihnen schon die ganze Hitze aus den Sitzen absorbiert.
Etwas verkrampft um die Mitte herum ob unserer Kochschinken wackeln wir mehr zur nächsten Achterbahn als dass wir laufen.
Big Coaster
Wir wundern uns, warum die vier Wartenden am Pinfari Zyklon trotz anwesenden Personals nicht einsteigen wollen. Down scheint die Bahn auch nicht zu sein. Auf Nachfrage erfahren wir von den beiden Oberbügelzudrückern, dass der Zug mit mindestens zehn Personen besetzt sein muß, damit sie uns auf die Reise schicken dürfen. Der Park ist zwar sehr leer, aber wir gesellen uns trotzdem zu den Wartenden, denn wir befinden uns am Hauptweg, wo doch gewiss der eine oder andere Gast vorbei kommen sollte?! Und siehe da, nach und nach trudeln ausreichend Fahrgäste ein, dass wir sogar noch eine zweite Runde drehen können.
Dass wir die Fahrt auf einer Wildcat, einem Galaxi, einem Zyklon oder ähnlichen Bahnen toll finden, haben wir bestimmt schon ziemlich oft erwähnt, aber diesmal haben wir sogar ein tolles Ende der Fahrt. Möglich machen das Wirbelstrombremsen, die dem Wagen beim Bremsen ein Geschwindigkeitsprofil verpassen, das jedem Mathematikfreund auch beim zweimaligen Ableiten noch ein stetiges Lächeln auf's Gesicht zaubert.
Magnetische Verzögerungselemente am Italostahl
The Hornet (erster Versuch)
Die Hornisse ist mit ihren 8,50m Höhe eher den Kinderachterbahnen zuzuordnen, der Anblick der Züge erinnert aber an Revolution aus dem Bobbejaanland. Die Art der Züge ist nämlich identisch. Die Länge natürlich nicht, sonst wäre der halbe Track mit einem Zug belegt.
Glücklicherweise sind wir nicht im Bobbejaanland
Aprospos belegen, wir würden die Sitzoberflächen gerne mit unserem frisch gerösteten aber inzwischen wieder abgekühlten Sitzfleisch belegen. Dummerweise wirft uns der Ride Op ein "
You have to be at least eight persons to ride!" entgegen. Und diesmal wird es nicht so einfach, denn die Bahn liegt am Ende des Parks in einer kleinen Sackgasse, die vom Hauptweg nicht gut einsehbar ist. Eine Mutter mit Kind stößt zwar zu uns, verläßt die Queue aber auch wieder nach drei Minuten. Mist! Wir geben uns vorerst geschlagen und gehen zum schon oben erwähnten eigentlichen Grund unseres Besuches in diesem Park.
Texas Tornado (erster Versuch)
Beim Betreten der Queue nehmen wir erfreut zur Kenntnis, dass immerhin schon drei Personen vor den Gates stehen. Sie sehen gut gelaunt aus, der komplette Bahnhof ist vom Hauptweg aus einsehbar, also fehlen bestimmt nur noch ein oder zwei Mitfahrer zu unserem nächsten Fahrglück, oder?
Eine vorsichtshalber schnell durchgeführte Befragung des Knöpfchendrückers läßt uns in sekundenschnelle sämtliche Urlaubsbräune verlieren und der Boden scheint unter uns wegzusacken, als sei er nicht kranplatzgerecht verdichtet! Der Zug muß komplett gefüllt sein! Zur Verdeutlichung: Wir reden hier nicht von einem Wagen einer wilden Maus, sondern von einem Wagenverband mit insgesamt zehn Reihen à zwei Sitzen!
Oha!
Ein in den nächsten zehn Minuten empirisch ermittelter Bahnhofsfüllgradsteigerungskoeffizient weist den Wert null auf. Sprich, es ist kein Parkbesucher dazugekommen.
Schön leer!
Es nützt nichts, so wird das nichts. Wir gehen erst mal wieder zurück auf den Hauptweg und gucken nochmal, was beim Hornet los ist.
The Hornet (zweiter Versuch)
Yeah! Es sitzen Fahrgäste im Zug und der Ride Op schickt sich an, die Bügel zu kontrollieren. Ich sprinte los und schaffe es, den Hüter der grünen Hornisse davon zu überzeugen, dass wir alle dem Weltfrieden ein Stückchen näher kommen, wenn er noch auf Anita und mich wartet. Wir steigen ein und los gehts.
Links
Rechts
Dieser Bahn fehlt es vor allen Dingen an einem: Höhe! Und deshalb fehlt es ihr noch an was anderem: Geschwindigkeit! Wir belassen es also bei einer Fahrt.
OK, es gibt noch einen anderen Grund: Wir brauchen eine Strategie, wie wir den Texas Tornado fahren können!
Zum Nachdenken sollte man sich entspannen und wo ginge das besser als in einer Seilbahn?! Zudem ermöglicht uns das sesselbehängte Transportstahlseil einen schönen Überblick über die restlichen Attraktionen.
Kein klassischer amerikanischer Freizeitpark ohne Scrambler
Ball- und Stöckchenspiel
Die Sesselliftfahrt ist vorbei und unsere Strategie bezüglich der Eroberung unsereres Hauptanfahrtsgrundes ist festgelegt.
Texas Tornado (zweiter Versuch)
Der erste Teil unseres Schlachtplans sieht vor, dem Guest Service, in diesem Park einfach
Office genannt, einen Besuch abzustatten und vermeintlich wichtigen Mitarbeitern zu verdeutlichen, wie wichtig eine Fahrt auf dem blau-rot-weißen Doppellooper für unser Wohlbefinden ist.
"
Es ist in der Tat richtig, dass die Achterbahn nur vollbesetzt betrieben werden darf. Der Zug kommt frisch aus der Wartung!" Diese Erklärung der freundlichen Mitarbeiterin überzeugt mich nicht wirklich und sie verbessert auch nichts an unserer Situation.
Wir erklären ihr, dass wir erstens aus Germany und zweitens Coasterenthusiasts sind. Außerdem haben wir schon tolle Fotos gemacht und einen Bericht wollen wir auch ins Internet stellen. Das macht aber natürlich nur Sinn, wenn wir die weit über die Grenzen Amarillos bekannte Achterbahn von Hopkins auch fahren dürfen, so fahren wir fort. Könne sie nicht eine Ausnahme machen?
Nein, könne sie nicht, sagt sie. Aber sie wolle den Ride Op anweisen, alle halbe Stunde den Zug fahren zu lassen. Sollten dazu noch Personen fehlen, solle er sich im Office melden. Man würde dann Personal zum Texas Tornado schicken, bis alle Plätze belegt seien. Wiederum können wir ihrer Logik nicht ganz folgen, bedanken uns aber überschwenglich.
Jetzt gilt es Punkt zwei unserer Strategie anzugehen: Eigeninitiative!
Anita begibt sich zum Ausgang des einigermaßen gut frequentierten Big Coaster und spricht Fahrgäste an, ob sie nicht Interesse hätten, mit zwei bekloppten Deutschen die große Loopingachterbahn zu fahren?! Ich begebe mich derweil in die komplett leere Station des Texas Tornado und reserviere nicht nur die Front Row für uns, meine Hauptaufgabe besteht darin, eintreffenden Fahrwilligen unseren Plan zu erläutern und sie zum Ausharren bis zur vollständigen Zugbefüllung zu motivieren. Regelmäßig wollen Anita und ich vermittels Handzeichen kommunizieren, damit meine Lieblingsfrontrowpartnerin Bescheid weiß, wann sie ihre Fahrgastakquise einstellen kann.
Wir können es kaum glauben, aber unser Plan geht auf. Nicht nur, daß der Ride Op einen Telefonanruf vom Office bekommt und auch ein Techniker nochmals die Botschaft aus der Verwaltung überbringt, nach und nach trudeln von Anita umgarnte Mitfahrer ein und wir füllen den Zug bis auf zwei Plätze. Die Gates öffnen sich und wir steigen ein. Um die letzten beiden Plätze zu besetzen, geht der Techniker noch mal schnellen Schrittes los, um zwei Angestellte zum Mitfahren zu organisieren.
Nicht nötig! Es treffen zwei weitere Gaste ein und der Zug ist nach Kontrolle der Schoßbügel abfahrbereit.
Unter lautem Gejohle und Geklatsche geht es endlich los!
Nicht hübsch, aber selten: Unser Sitzplatz
Der Lifthill
Der erste Looping (im Vordergrund)
Der zweite Looping
Leider bleibt es bei dieser einen Fahrt, denn einige Mitfahrer hatten sich, da sie kein Wristband besitzen, extra Tickets für eine Fahrt auf dieser tollen Achterbahn gekauft. Dementsprechend frenetisch fällt auch unser Applaus für unsere Mitstreiter aus. Wahnsinn!
Unser Fazit:
Uns hat der Park ganz ausgezeichnet gefallen. Wir können es zwar überhaupt nicht leiden, wenn wir aus welchen Gründen auch immer am Achterbahnfahren gehindert werden. Heute wurde unser Ehrgeiz aber dermaßen angestachelt, dass wir aus der Not eine Tugend gemacht haben und somit ein Erlebnis geliefert bekamen, das wir gewiss nicht so schnell vergessen werden! Denn ein Kind für einen Kiddiecoaster zu leihen ist doch was für Warmduscher, der harte Coasterfan leiht sich 18 Erwachsene, die nicht seiner Muttersprache mächtig sind!
Und wer jetzt noch einen Grund braucht, warum er den Wonderland Amusement Park in Amarillo unbedingt besuchen sollte, der möge nochmals einen letzten Blick auf den Hopkins'schen Doppellooper mit seiner ganz eigenen Ästhetik werfen! Da kann man doch nicht widerstehen!
Auf dieser Bahn hatten wir die am härtesten erkämpfte Fahrt aller Zeiten. Trotzdem oder gerade deswegen lieben wir sie!