Nach meinem kundenservicemässig lieb ausgedrückt ernüchternden, coastertechnisch aber fantastischen Besuch in Mt. Olympus begab ich mich ans Nordende des Wisconsin Dells Parkways und bog Richtung Downtown ab. Dort checkte ich in das tolle Black Hawk Motel ein, schnappte mir einen Coupon aus der Begrüssungsbroschüre und fuhr dann sogleich wieder zurück in die Richtung, aus der ich eben hergekommen bin - dort thront nämlich der Timber Falls Adventure Park samt Geheimtipp-Woodie auf einem Hügel!
Hierbei handelt es sich um einen Minigolfplatz, der nebst einigen anderen Zusatzattraktionen wie einer Wildwasserbahn, Bumper Boats und einem Propeller auch einen zweimal das Areal umspannenden Woodie besitzt. Eine ziemliche Seltenheit obendrein: Diese Holzachterbahn mit Stahlstützen ist nämlich einer von ganzen vier Woodies aus dem Hause
S&S, die sonst ja eher für Druckluft-Spielereien bekannt sind.
Und als einer von zweien aus den vieren heisst er Hellcat. Oder doch nicht? Tatsache ist, dass ich ihn während meines kurzen Aufenthalts dort zweimal nur mit Avalanche angeschrieben gesehen habe, wie er laut RCDB ja früher geheissen hat. Aber ausser dort und auf der Parkwebsite scheint sich die Bezeichnung Hellcat vor Ort irgendwie nirgends durchgesetzt zu haben für dieses Bähnchen - auch auf meinem Coupon war schlicht von einem "coaster ride" die Rede. Da das Gelände im Prinzip so etwas wie ein Holzfäller- und Waldthema hat, finde ich den Namen Avalanche auch weitaus passender. Wie dem auch sei...
Ein paarmal bin ich bei meinen Erkundungs- und Fototouren am Vorabend und im heutigen Tagesverlauf schon dran vorbeigefahren, kein einziges Mal habe ich einen Zug auf den Schienen gesehen. Laut Website hatte der Park aber offen, also habe ich in der Nähe geparkt und bin auf den Kassenbereich zumarschiert. Dort sah ich zwei junge Männer miteinander plaudern, einer stand hinter der Bezahltheke, einer davor. "Hi, are you open? I wanna ride the coaster.", gab ich mit meinem besten amerikanischen Akzent zu verstehen.
"We sure are.", antwortete der eine lachend, offenbar froh drum, dass heute überhaupt noch jemand aufgetaucht ist. Mit dem Coupon um 1$ ermässigt plus Tax kostete der Spass dann etwas um 5.90$, daraufhin lief ich dem anderen Kerl zur Station hinterher.
Dort angekommen, wurde standesgemäss natürlich nur ein Sitz in der Frontrow für mich entriegelt. Der Ride-OP hat diesen Wunsch auch ohne nachzufragen richtig erkannt.
Und nach der allerkürzesten Abfertigung überhaupt auf dieser Reise - weil ja nur bei einer einzigen Person Gurt und Bügel kontrolliert werden mussten - setzte sich der nur zwölfsitzige Zug dann auch schon in Bewegung!
Aus gefühlten 20-25 Metern Höhe nimmt man Anlauf, dann wird mit einem Mordskaracho eine wilde Strecke aus unterschiedlich grossen Hügeln und teilweise stark gebankten Linkskurven absolviert. Ein unglaublich geniales Teil! Wunderbare Laufruhe, sensationell geile
Airtime, fantastische Kurven, ein richtig flottes Tempo und eine tolle Aussicht durch die Hügellage des Parks - ein absoluter Knüller! Ich war unglaublich überrascht über die fetzige Fahrdynamik dieser Bahn, die ganz offensichtlich auch mit nur einem einzigen Passagier im kurzen Drei-Waggon-Zug zustande kommen kann. Dies, der Seltenheitswert des Bahnentypus und die Tatsache, eine Achterbahn und einen ganzen Park einfach mal komplett für mich allein gehabt zu haben, lassen mich die paar Minütchen, die ich hier zugebracht habe, garantiert nie mehr vergessen.
Avalanche oder eben Hellcat sollte also unbedingt auch mitgenommen werden, wenn man sich mal in Wisconsin Dells aufhält.
Und das wars dann auch schon von Timber Falls! Um den Bericht noch ein wenig abzurunden habe ich hier noch ein paar allgemeine Fotos von meinem Aufenthalt in Wisconsin Dells.
Die erste Nacht verbrachte ich in einem sehr guten Best Western, die zweite dann im herrlich amerikanischen und durch Tripadvisor zu Berühmtheit gelangten Black Hawk Motel. Von allen Hotels in Wisconsin Dells - was ja doch eine recht stolze Anzahl darstellt - ist dies dort eins der bestbewertetsten! Natürlich war ich gespannt darauf herauszufinden, wie sich dieses kleine No-Name-Motel gegen offenbar auch nicht allzu schäbig geratene Ableger einiger recht namhafter Ketten im Ort durchzusetzen vermochte. Die Antwort: durch eine wirklich schöne Reise in die Vergangenheit! Das fast schon ikonische Office an der Strasse, ein in der Nacht irgendwie beruhigend summendes Neonschild, Pool und Spielplatz in der Mitte, Parkplätze direkt vor der Zimmertür, Klappsessel daneben, Eismaschinen... Zu 100% so, wie man es aus alten Filmen kennt!
In der Nebensaison kostet ein kleines Doppelzimmer hier gerade mal 45$ pro Nacht - alles war picobello sauber, die Klimaanlage und das Bad funktionierten tadellos, das Bettzeug roch als einziges auf der ganzen Reise herrlich nach Weichspüler und nicht einfach nur steril nach Bleiche, WLAN war auch prima, es gab einen kleinen Kühlschrank, eine Mikrowelle und sogar einen DVD-Spieler beim Fernseher. Da kann man nun weiss Gott nicht meckern!
Ein absolut heimeliges und seit mehreren Jahrzehnten offenbar auch familiär geführtes Juwel - absolut zu empfehlen!
Das hier ist die Innenstadt von Wisconsin Dells. Die schon am Parkway anzutreffende Ansammlung von Touristen-Nepp wie Grusel-Walkthroughs, Kuriositätenmuseen, Kartbahnen, Rummelplätzchen, Souvenir-Emporien, Erlebnisrestaurants und dergleichen mehr setzt sich hier nahtlos fort.
Nach Westen auf die Autobahn zublickend, links neben meinem Standort beginnt der Parkway, wo Mt. Olympus und Noah's Ark liegen, Timber Falls habe ich hier im Rücken.
Nach meiner Fahrt auf Avalanche resp. Hellcat genoss ich dann ein schönes Abendessen im Cracker Barrel am südlichen Ende des Parkways und deckte mich im nicht weit entfernten Walmart Supercenter dann noch mit einem kleinen Frühstück für den nächsten Morgen ein - das war beim Black Hawk Motel natürlich nicht dabei, bei dem Übernachtungspreis sowie Kühlschrank und Mikrowelle auf dem Zimmer aber eh kein Thema.
Obwohl mein Aufenthalt in den Dells ein eher kurzer war - bestehend aus einem angebrochenen Abend, einem vollen Tag mit Hetzerei zwischen drei verschiedenen Stationen aufgrund kurzer Nebensaisons-Öffnungszeiten und dem Morgen danach - werde ich ihn aufgrund des irgendwie seltsam charmanten Ambientes rund um den Parkway und seine zahlreichen Attraktionen insgesamt in sehr guter Erinnerung behalten. Ich hoffe, dass ich hierhin irgendwann einmal wieder zurückkehren kann und dass Mt. Olympus dann vielleicht auf die Idee gekommen ist, Blockbereiche für Zweizugbetrieb zu installieren.
Tags darauf machte ich mich dann auf in Richtung Süden, zunächst an den Flughafen von Madison, wo ich am Budget-Schalter absolut problemlos mein Navi tauschen konnte. Von dort aus waren es immer noch knapp 400 Meilen nach Sunset Hills MO, einen Vorort von St. Louis. Mit dem Navi-Tausch, kurzer Tankpause und zwei Beinstreckpausen dauerte diese lange Fahretappe dank flüssigem Verkehr und nur minimalem Stau um St. Louis rum knappe acht Stunden, dann traf ich im vorreservierten Days Inn ein, wo auch schon die beiden per Zug und Bus aus Indiana angereisten Mitstreiter im Restaurant nebenan warteten. Daraufhin checkten wir in unser wirklich tolles Deluxe-Zimmer ein, das aus zwei regulären Zimmern zusammengesetzt war und für nur 10$ pro Nacht mehr entsprechend gleich zwei Badezimmer sowie Mikrowelle und Kühlschrank bot. Die für unsere Bedürfnisse tolle Lage und die gute Unterkunft versprachen also ausgezeichnete Voraussetzungen für unsere Unternehmungen in den nächsten zwei Tagen - dies und unser Wiedersehen feierten wir dann mit einem köstlichen Abendessen im Olive Garden.
Dankeschön fürs Lesen! Der nächste Bericht folgt dann also aus Six Flags St. Louis!
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