So; mit etwas Verspätung mal ein kurzer Hansa-Park-Bericht - wie fast immer bei mir ohne Fotos. Zu Erstbesuchen nehme ich halt außer meinem Portemonnaie grundsätzlich nix mit in einen Park...
Eigentlich sollte das ein ganz ruhiger Tag werden.
Am Vortag hatte ich beruflich in der Nähe vom Heide-Park zu tun, trotz des noch fehlenden Krake-Counts zog es mich aus Angst vor peinlichen Marketingaktionen dann aber doch weiter in den Norden - zum Hansa-Park. Da war ich außerdem irgendwie noch nie, sprich: 6 neue Counts auf der Liste. Und das sogar noch in Deutschland!
Die diversen Online-Infos versprachen einen netten Tag in einem netten Park ohne allzu nennenswerte Highlights - super Plan: früh hin, früh wieder ins Auto; hatte ja noch 500 Kilometer Rückfahrt vor der Nase.
Das hat dann auch ganz gut funktioniert, anfangs. Doch dann, ich wollte gegen 15 Uhr gerade den Endspurt einläuten ... da ereilte mich der FLUCH VON NOVGOROD. Scheiße! Damit hatte ich echt nicht gerechnet: 6 einfache Counts sollten es werden - und dann fuhr ich nach Hause mit einer neuen Nummer 1 in der Gesamtwertung. SO kann eine Achterbahn im 21sten Jahrhundert aussehen; selbst mit mittlerem Budget. Ja; es gibt schnellere, höhere, intensivere und sonstwas Bahnen - aber an dem Mopped hier gibt's einfach NIX, was nicht stimmt. Wow!!
Es wurden dann bis Parkschluss noch 12 Fahrten auf dem Fluch. Klingt nach wenig, aber mehr war angesichts der elendig langen Strecke zwischen Ausgang und Eingang einfach nicht rauszuholen...
So wurde es dann doch 18:30, bis ich aus dem Park rauskam - nach 10 Minuten bei Putzlicht im Vertikallift, weil der Wagen da während der letzten Fahrt hängen geblieben ist.
Der Park
"Deutschlands einziger Erlebnispark am Meer" - davon bekommt man im Park nicht SOO viel mit, bis auf ein paar (ältere) diesbezügliche Theming-Ansätze und einer Handvoll Aussichtspunkte. Dafür bekommt man aber einen ganz hübschen, mittelgroßen, etwas unübersichtlich angelegten und sehr gepflegten Park. Auch wenn man manchem Gebäude und mancher Attraktion ihr Alter ansieht, ist der Park doch sehr sauber, und die Gärtner können aber mal ihren Job! Thematisierte Toiletten, auch schon mal ein Pluspunkt. Und die Verpflegung ist ordentlich und bietet teilweise sogar etwas ausgefallenere Sachen zu insgesamt wohl knapp unterdurchschnittlichen Preisen.
Als Mittagessen gab's eine Bratwurst mit Käse und Cranberries. Das fand ich doch mal eine ausgefallene Kombination! Schmekcte ein bisschen wie eingeschlafene Füße - aber wenigstens wie SPANNENDE eingeschlafene Füße! (Die Waffel mit den leckersten Erdbeeren dieser Saison hat das dann aber später absolut wieder rausgerissen.)
Der Eintrittspreis ist mit 31 Euro für einen Erwachsenen absolut gerechtfertigt.
Die Gestaltung
Die Themengestaltung im Hansa-Park ist ein bisschen verworren - insbesondere ist es teilweise schwierig, die einzelnen "Themenbereiche" auseinander zu halten. So hat's den "Fluch von Novgorod" in den Themenbereich "Holzfällerlager" verschlagen - dafür steht man nach dem Ausgang mitten in Mexico...
Nichtsdestotrotz hat sich der Park, zumindest bei den neueren Attraktionen, mächtig ins Zeug gelegt - im ganzen Park gibt es eine Menge hübscher Gestaltungelemente zu entdecken, und teilweise sind ein paar echte Highlights dabei. Allerdings sieht man auch dem Theming sein jeweiliges Alter (und Budget) teilweise ziemlich an. Dabei sind die älteren Sachen nicht wirklich hässlich - aber insgesamt wirkt die Gestaltung dadurch teilweise etwas inhomogen. (So; hätten wir auch das obligatorische FREMDWORT im Bericht untergebracht...)
Die Counts
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Nessie Superrollercoaster
Warum man eine Achterbahn in einem Park mit Ozean-Thema nach einem fiktiven Monster in einem schottischen See benennt - wer weiß das schon. Trotzdem ist Nessie - naja: alt. Und zwar fast 30 Jahre. Das sieht man ihr auch deutlich an; und ihrer Station erst recht. Steht direkt am Parkeingang, und dieser architektonische Alptraum aus Beton schraubt die Erwartungen für den Tag gleich nach unten. Vielleicht gewollt: niedrige Erwartungen können ja leichter übertroffen werden!
Fahrt ganz nett; für das Alter erst recht. Bisserl kurz, dafür mit
Looping. Und am Ende fährt man in das Maul von Nessie, und darin ist es stockdunkel, damit man nicht sieht, wie sehr einem die böse Bremse weh tut...
3 von 5 Punkten - allerdings nur dank Retro-Bonus.
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Rasender Roland
Direkt neben Nessie - und kreuzt ein paar Mal die Strecke. Klingt in der Theorie nach einem spannenden Effekt, in der Praxis bekommt man da nicht viel von mit. Dafür ist die Landschaftsgestaltung sehr gelungen, und für eine relativ belanglose 20 Jahre alte Familienachterbahn ohne irgendwelche Highlights ist der Roland zumindest hübsch lang. Daher gerade noch so:
3 von 5 Punkten
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Crazy Mine
Puh! Da fällt's echt schwer...
OK, erst mal das Einfache: Es ist eine Wilde Maus. Im standardmäßigsten Standard-Layout, das man sich vorstellen kann.
Diese Maus hat im Wartebereich und so bis 3 Meter Höhe eine großartige Bergwerk-Thematisierung spendiert bekommen. Und „großartig“ bedeutet in diesem Fall: Weltklasse. Weiter oben dann nicht mehr. Das wäre aber nicht SOO schlimm.
RICHTIG schlimm sind allerdings die FIESEN Killer-Bremsen – dass eine Wilde Maus in gefühlte 3 Dutzend Blockbereiche aufgeteilt ist, weiß man ja, und das tut ja auch nicht weh. Bzw. in diesem Falle halt schon. Aua!
Daher trotz der wirklich TOLLEN Gestaltung untenrum dank Fahreigenschaften und Standard-Layout nur
2 von 5 Punkten
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El Paso Express
Was ist DAS?? Das ist – einzigartig. Immerhin. So eine Art Kirmes-Raupe – nur als Powered Coaster. Ja, das KLINGT schon bescheuert...
Man steigt ein, fährt ein paar Mal im Kreis, fährt ein paar Mal nochmal rückwärts im Kreis, steigt wieder aus und fragt sich, was das Ganze denn nun soll.
Außen echt hübsches Mexiko-Setting, innen nur unverkleidete Wände – nervige Inkonsequenz.
1 von 5 Punkten – und den auch nur wegen der Außenfassade
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Die Schlange von Midgard
Neueste Bahn im Park. UND „nur“ eine Kinderbahn. ABER: Storytelling vom Allerfeinsten (bis auf ein leider fehlendes Finale)!
Nur der Drachen(?)kopf im Außenbereich in dem See ist so dämlich positioniert, dass man ihn von der Bahn aus überhaupt nicht registriert. Ansonsten, trotz Kürze und eigentlich unspektakulärer Fahrt:
3 von 5 Punkten. Für eine Kinderbahn: top!
Und, tja:
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Fluch von Novgorod
Ohne Worte.
Wenn euer Arzt euch morgen sagt, ihr dürfte in eurem Leben nur noch einmal eine Achterbahn fahren: fahrt die hier!
6 von 5 Punkten – - in der First Row! Die bekommt den kompletten Fahrtwind ab – in der zweiten Reihe sackt's auf 3,5 von 5 Punkten runter.
Sonstige Attraktionen
Der Hansa-Park bietet mit einem Kirmes-Freefall, Aussichtsturm, einer schönen Wildwasserbahn, Rutschenturm, Riesentrampolin und jeder Menge Karussels in allen Varianten jede Menge gute Standardkost – und mit Star Flyer, Super-Splash, 3D-Kino, Glocke und Co. auch ein paar ausgefallenere Varianten. Alles eher für schönes Wetter ausgelegt; Themenfahrt gibt’s gar keine.
Und dann gibt’s das:
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Rio Dorado
Statt Rafting gibt’s hier Bötchen-Rutsche – aber was für eine! Tierisch lang, ordentlich hoch, knallbunt, unten und in der Station wunderschön aufgemacht – dafür gibt’s volle
4 von 5 Punkten
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Pony Post
Sieht aus wie eine olle Pferdereitbahn. IST auch eine olle Pferdereitbahn – ABER: interaktiv! Verwinkelte Strecke, ein paar Western-Shooting-Elemente reingebastelt, Revolver an die Hottehüs – wie geil ist DAS denn?!?
Es folgt die Ernüchterung: Erwachsene dürfen das fahren. Aber NUR, wenn sie ein höchstens 12jähriges Kind begleiten. Selbst an leeren Tagen; da gibt’s keine Ausnahme. ARGL!
Also: wer in den Hansa-Park will, nehme ein Kind mit – oder leihe sich irgendwo eins.
Keine Wertung.
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Space Scooter
Ein Autoskooter. Indoor. Und irgendwie sind dann da 2 Mannschaften, die nicht nur rumfahren, sondern noch irgendwelche Tore anvisieren sollen – und die andere Mannschaft davon abhalten, welche zu schießen.
Klingt, als wäre das eine echt lustige Idee gewesen – irgendwann in den 80ern. So alt sieht das Ganze auch aus.
Nebendran ist noch ein Automuseum. In dem 3(!) Autos stehen. Immerhin: eins davon ist ganz cool und komplex alarmgesichert; trotzdem völlig überflüssig. Nicht gefahren (weder das coole Auto noch den Scooter), daher:
keine Wertung.
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Navajo Trail
OK; Hochseilgärten findet man mittlerweile in und wieder auch in Freizeitparks. Aber der hier hat's echt in sich!
Nach einem mittelschweren (schon echt langen!) ersten Teil kann man sich an einer Abzweigung entscheiden und entweder den leichten Teil mit neuen Herausforderungen wieder zurückgehen – oder auf einen schweren Teil ausweichen. Und hat man sich für den entschieden, kommt man auch nicht mehr zurück! Und verdammt! Der schwere Teil hat's teilweise ECHT böse in sich!
Für einen Freizeitpark: unglaublich lang, im schweren Teil eine echte Herausforderung – und das ganze ohne Aufpreis, mit hochprofessioneller Abfertigung und komplett videoüberwacht. Dafür beide Daumen GANZ weit nach oben und volle
5 von 5 Punkten
Shows
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HANSA-PARK-Parade
Nein, sowas gucke ich mir allgemein NICHT an... ABER in diesem Fall saß ich gerade gemütlich an einer Waffel, als die Parade vorbei kam – da guckt man halt.
Ziemlich lange Parade – mit einem lustigen Trick: die lassen einfach zwischen 2 Elementen immer 30 Meter Platz!
Ein paar Wagen, alle ganz nett und passend zum Park gestaltet, brauchbarer Soundtrack, und die Akteure haben tatsächlich alle geguckt, als hätten sie da Spaß dran. Ganz nett, für eine Parade – aber halt nur eine Parade.
2 von 5 Punkten
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Multimedia-Lasershow
Im Park als „Special-Effects-Show“ beworben. Erstmal die gute Nachricht: sie dauert nur 10 Minuten. Jetzt die schlechte: die 10 Minuten gibt einem hinterher keiner wieder...
Mit riesigen Vorwarnungen, dass schreckhafte Leute aufgrund der Pyroeffekte die Show nicht besuchen sollten, wird man gelockt – und dann gibt’s im (übrigens hochmodernen und toll ausgestatteten parkeigenen Theater) eine popelige Laser“show“, wie sie sich eigentlich seit Beginn der 90er niemand mehr zu zeigen traut. Zu nervtötender Techno-Musik tanzen die Laserstrahlen durch den Raum – fertig. 10 Minuten lang. Und am Ende – explodiert ein(!) einsamer Mini-Pyro irgendwo auf der Bühne.
Immerhin hat der mich wieder geweckt.
Was für eine belanglose Scheiße!
0 von 5 Punkten
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Varietéshow "City Lights 2012"
Och menno... Showacts: Weltklasse! Inszenierung: Würg...
Was soll das? Bei ihren Achterbahnen können sie Dramaturgie par excellence – und in der Varietéshow dann so ein Kack!
„Die Show nimmt unsere Gäste mit auf eine atemberaubende Reise durch die Traumstädte dieser Welt“ Ja nee, iss klar... Zur Musik von Star Wars(!) dreht sich eine schlecht projizierte Erde und hält irgendwo an. Einmal in einer amerikanischen Großstadt. Dann im Hamburger Hafen. Dann in noch einer amerikanischen Großstadt. Und dann (Achtung:) unter Wasser. Hilfe! Und da „spielen“ dann jeweils die verschiedenen Akrobatik-Nummern. Und DANN kommt als krönender Abschluss ein eigentlich gut gemeintes, aber SO langsam choreografiertes und damit endlos in die Länge gezogenes Finale, dass man fast vergisst, dass die einzelnen Darbietungen gerade doch echt RICHTIG gut waren...
Fazit: super Künstler eingekauft – und dann schlechtmöglichst zusammengerümpelt. Traurig.
Aufgrund der großartigen artistischen Leitungen (die kann man gar nicht oft genug erwähnen) am Ende doch noch
3 von 5 Punkten
Fazit
Schöner Park mit tollem Preis-Leistungs-Verhältnis!
Schleppt ein paar Altlasten mit sich rum, zeigt aber gerade mit den neueren Attraktionen und Theming-Ansätzen, in welche Richtung es gehen soll – und die Richtung gefällt!
Liegt ganz schön abgelegen da in der nördlichsten Ecke Deutschlands – ist aber durchaus die Reise wert. Erst Recht seit „Fluch von Novgorod“...
So; und jetzt mache ich mir den Soundtrack von der Bahn noch mal an und wünsche jedem, der bis hierhin durchgehalten hat, demnächst mal ein richtiges Hobby.
Grüße aus dem sonnigen Dortmund,
Robin
"Jeder Tag, an dem Du nicht hechelst, ist ein verlorener Tag!" (Bonzaii! Inc. 2004)