Hamburg. Was ist Hamburg für eine schöne Stadt! Sonnenuntergänge im Hafen, Rundfahrten entlang der Speicher... Unser preiswertes Hotelzimmer lag natürlich exakt am anderen Ende der Stadt. Check-In, Taschen ablegen, noch schnell das Zimmer betrachtet und auf geht es zur nächsten U-Bahn-Station. Auf halben Weg fällt mir auf, dass meine Kamera noch im Auto liegt. Naja, dann muss auch mal das Handy ausreichen.
Wer sagt da, dass eine Coastertour kein Urlaub sein kann?
Wilde Maus XXL.
Mal ganz ehrlich: Eigentlich klingt die Bahn doch wie ein schlechter Witz. Man nimmt ein Standardlayout, das man schon bis zum Erbrechen kennt, und klatscht noch zwei Drops daran, um sich die drei Buchstaben "XXL" ankleben zu können. Was in der Theorie langweilig klingt, entpuppt sich aber in der Praxis als wahre Spaßmaschine.
Schon von Weitem erkennen wir die Gründe unserer Anreise: Olympia
Looping und die Wilde Maus XXL. Die erste der beiden Bahnen heben wir uns als krönenden Abschluss noch auf und beschließen - eher wegen des Hakens - die Kirmesneuheit 2012 auszuprobieren. Die erste positive Überraschung kam gleich an der Kasse. Wo Wucher erwartet, zahlt man gut investierte 4¤ und darf schon gleich den Wartebereich passieren. Dieser bietet so viel Unterhaltung, dass man ihn anderswo als Funhouse verkleidet zum gleichen Preis anbieten würde.
Es sind noch zwei Plätze frei, wir setzen uns in die hintere Reihe und auf geht das Vergnügen. Die beiden großen Drops sind geschickt platziert, sodass sie für Beobachter gut einsehbar sind. Ehe man sich versieht, trudelt man auch schon durch die Mauskurven und fährt jetzt ein altbekanntes Layout ab. Was nun folgt, ist der wahre Kick, den die Bahn versteckt hält. Zum Ersten hat man den Eindruck, nahezu ungebremst den gesamten Parkour zu absolvieren, was ich so noch nicht auf einer Wilden Maus erlebt habe. Zum Zweiten benötigten die zusätzlichen Streckenmeter, die man bereits absolviert hat, ihre eigene Stützkonstruktion. Durch ebendiese fährt man jetzt und zwar mit Schmackes: Der erste Headchopper-Effekt wirkt am gefährlichsten. Drei weitere Einschüchterungsversuche unternimmt die Bahn noch, bei denen man lieber die Hände unten behält. Das Ganze ergibt in Kombination mit den gewohnten Auf- und Abfahrten, über die man aber ungewohnt schnell heizt, einfach ein sehr spaßiges Fahrerlebnis. Was für eine Anlage!
Bilder von der Wilden Maus XXL
Aus alt...
...mach neu
Wunderschönes Flair auf dem Hamburger Sommerdom
Ab hier beginnt der Lachkrampf
Jetzt aber schnell in die Schlussbremse und nochmal anstellen!
Hamburger Sommerdom.
Im Anschluss an diese spaßige Fahrt, die jede totgestandene Minute im Heide Park wieder gutmachte, durchliefen wir das Gelände des Sommerdoms, um uns ein paar der Flatrides anzusehen. Gefahren sind wir hiervon allerdings nichts. Airwolf ist bekanntlich eine Maschine, die ihre Fahrgäste orientierungslos aussteigen lässt. Unser Bedarf war allerdings auch vom Außenstandpunkt zu befriedigen. Große Augen machten wir dann allerdings, als wir vor Transformer standen, um uns die Fahrt von außen anzusehen. Von der ersten Sekunde an erweckt das perfekt inszenierte Fahrprogramm hier den Eindruck, ein Ufo würde starten und seine Mitfahrer zu grausamen Experimenten abtransportieren.
Bilder vom Hamburger Sommerdom
Kirmes ohne Riesenrad? Einfach undenkbar!
Airwolf, ROF oder auch Airwol: ein Fahrprogramm wie ein Farbmischautomat
Nach Hause telefonieren
Olympia Looping.
Nach einer zerschmetternden Niederlage beim Streit, ob denn jetzt nun Olympia
Looping von Schwarzkopf oder BHS wäre (Auflösung hierzu: "
Aus den Berechnungen des Ingenieurbüros Stengel baute die Firma BHS im Werk Peißenberg zusammen mit dem Konstruktionsbüro Anton Schwarzkopfs und der Firma Zierer die Bahn für den Schausteller Rudolf Barth." (Wikipedia) - wobei sich das liest, als wären beide Unternehmen gleichermaßen daran beteiligt gewesen), war es nun endlich an der Zeit für mich, diesen heiligen Grahl zu fahren.
Auf dem Sommerdom lief die Anlage im Ein-Zug-Betrieb und das wohlgemerkt an einem Samstag Abend. Nach ungefähr drei Runden aus der Außenperspektive durften wir endlich im fünfgliedrigen Zug Platz nehmen. Der niedrige Andrang ist ein ziemlich trauriges Zeugnis. Vermutlich lässt sich der durchschnittliche Kirmesgänger von den stolzen 6,50¤ für die Fahrt abschrecken. Über diese Preise lacht man in München wohl spöttisch.
Ehrlichgesagt habe ich meine Mühen, mich in großen Details an die Fahrt zu erinnern, da sich ja nun doch irgendwie alles an der gleichen Stelle abspielt. Die Kompaktheit der Bahn bietet natürlich auch einige Near Misses mit der Stützkonstruktion und trägt definitiv auch zum Spaß bei. Ansonsten wird Vieles geboten: Ins Auge stechen sofort die fünf Vertikalloopings, aber das Layout bietet auch einige Steilkurven mit waghalsigem
Banking (direkt nach dem ersten
Looping!) und einen
First Drop, der unerwartet steil daherkommt. Dass die Bahn die Messlatte für Laufruhe für vergleichbare Kirmesanlagen sehr hoch ansetzt, sollte keinem mehr ein Geheimnis sein. Diese Tatsache ist durchaus beeindruckend, wenn man überlegt, wie oft die Anlage inzwischen transportiert und neu errichtet wurde. Bei diesem Alter wäre so manche stationäre Anlage inzwischen unfahrbar.
Bilder von Olympia Looping]
Majestätisch präsentierte Inversionen
Davon kann sich so manche moderne Bahn eine Scheibe abschneiden
Loopings in Nahaufnahme
Leider gab die Uhr das Diktat, sodass wir ohne große Zwischenhalte den Sommerdom hinter uns ließen und in der U-Bahn noch etwas über die soeben gefahrenen Bahnen sinnierten. Kurz darauf sollte ein anstrengender Auftakttag einer wunderschönen Tour zuende gehen - mit großen Erwartungen an den nächsten Tag.