Dieser Beitrag ist Bestandteil eines Berichts-Zyklus
epischen Ausmaßes, ließ auch Du jetzt alles:
Welcome to Unviersal
Ich gebe zu, dass ich nicht der glühendste Verehrer der
Universal Studios Hollywood bin, soviel vorweg. Ich denke, dass der Park viel Potenzial verschenkt, denn irgendwie ist die ganze Nummer nicht Fisch, nicht Fleisch. Ist es ein Themenpark? Dann ist der Laden für die geforderten 80 USD Eintritt eigentlich einen Tick zu klein, insbesondere im Vergleich zu Orlando. Ist es ein Film-Studio? Dann fehlt der ganzen Nummer ein gutes Stück weit die Authentizität.
Ich bin ein ausgewiesener Cineast und für mich kommen die besten Filme immer noch aus Hollywood. Und ich blicke auch sehr gerne hinter die Kulissen und da fast jede aktuelle Blu-Ray Making-Ofs mit an Bord hat, ist dies auch ohne weiteres möglich. Wer nun meint, dass so etwas auch in den Universal Studios funktionieren müsste, wird enttäuscht: Auf der knapp einstündigen Studios Tour, der Haupt-Attraktion des Parks, fährt man im Grunde hauptsächlich an Wellblech-Hallen vorbei, aufgelockert durch die eine oder andere Themepark-eske Aktion-Einlage, wie einem 360° Tunnel mit einer King-Kong 3D-Projektion, der von der Ostküste bekannten U-Bahn-Erdbeben-Szene und dem dort mittlerweile nicht mehr zu bewundernden Hai-Angriff. Gelegentlich gibt es auch Kulissen zu sehen, wie die Wisteria Lane aus Desperate Housewives und dem Flugzeugwrack aus Krieg der Welten.
An der Stelle drängt sich für mich immer der Vergleich zu Kennedy Space Center auf. Wenn ich kurz abschweifen darf: Im Rahmen der Apollo-Mission sind gerade mal 24 Menschen auf Missionen zum Mond unterwegs gewesen. Davon leben noch 17. Und im Rahmen eines völlig normalen Besuchs kann man diese außergewöhnlichen Menschen fast täglich treffen, ihnen die Hand schütteln und "einfach mal so" zwanglos plaudern, wie es denn auf einer Mondmission so ist. Ist es denn so schwer, in den Studios "Meet & Greets" mit Schauspielern oder anderen Kreativen aus der Filmbranche zu organisieren? Es müssen ja nicht Matt Damon und Kristen Stewart sein, aber bei den Hunderten TV-Formaten, die in Hollywood regelmäßig produziert werden, sollte sich doch irgendein B-Mime finden, der ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert.
Aber sei's drum. Offensichtlich sind meine Ansprüche hier zu hoch, denn während die meisten Reiseführer das Vorhandensein etwaiger Freizeitparks in Anaheim ignorieren, legen sie die Studios als
die Hollywood-Attraktion ans Herz, was dann auch zu einer im Vergleich zu Disney potenzierten Touristen-Dichte in den Studios führt. Gut. Im Vergleich zum "Walk of Fame" sind die Studios in der Tat Gold.
Neben der "Studio"-Tour ist die Hauptattraktion die "Waterworld"-Stuntshow, die in meinem persönlichen Stuntshow-Ranking direkt hinter der genialen Indiana Jones Show in den Hollywood Studios rangiert.
Daneben bietet der Park einige Attraktionen, die man in anderer Form aus Orlando kennt, wie die Mummy (hier aber deutlich schwächer), Jurassic Park River Adventure, Terminator 2:3D (eine 3D-Video-Attraktion), Shrek (eine 3D-Video-Attraktion), Simpsons (eine 3D-Video-Attraktion) und -- ganze neu -- Transformers (eine 3D-Video-Attraktion).
Was soll ich sagen? Ich liebe Spiderman (eine 3D-Video-Attraktion). Und ich freue mich darauf, den Ride mit verbesserter HD-Projektion erleben zu dürfen. Aber was hier -- mit ähnlicher Technik -- präsentiert wird, hat mich überhaupt nicht überzeugt. Das hat verschiedene Gründe:
- Die eingesetzte Interferenzfilter-Technologie von Dolby sorgt zwar für scharfe und blickwinkelstabile 3D-Bilder, ist insgesamt aber recht dunkel. Das hat Disney bei Star Tours II besser im Griff. Kunststück, die Leinwände sind hier wesentlich kleiner.
- Ein Plus der Spiderman-Attraktion und etwas, an dem bei der Eröffnung sehr lange gefeilt wurde, ist der dramaturgisch geschickte Einsatz von Bewegung. Bei Transformers ist das Ganze eher ein unmotiviertes Geschaukel.
- Der Film ist Grütze. Punkt. Klar, man darf da kein Shakespeare-Drama erwarten. Aber dieses unmotivierte Gehampel, das fast provisorisch von einer nervigen Stimme aus dem Off zu einer Pseudo-Storyline zusammengehalten wird ("Look! Watch out! Over there! Oh no, it's coming after you! You made it!") hat mich persönlich genervt.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich schon bei den Transformers-Filmen gepflegt eingeschlafen bin. Und dass ich die Tendenz "Wir bauen künftig nur noch 3D-Video-Attraktionen" ausgesprochen bedenklich finde. Und das das Highlight der ersten beiden Transformers-Filme (nämlich Megan Fox, die sich über eine Motorhaube (Teil 1) respektive ein Motorrad (Teil 2) beugt) sträflich vernachlässigt.
Vielleicht werde ich aber mittlerweile einfach zu alt für den Scheiß.
Fazit: Wenn man ohnehin in der Gegend ist, sind die Universal Studios ein Park, in dem man gut und gerne einen halben oder einen knappen ganzen Tag Spaß haben kann. Kennt man Orlando, so wird man auch die überwiegende Zahl der Attraktionen hier bereits kennen. Cineasten sollten die Erwartungen, die die Lage in einem echten Filmstudio ggf. wecken, zurückschrauben.
Zum Abschluß noch Bilder:
Auf der Studio-Tour fährt man an der einen oder anderen Universal-Kulisse vorbei (welch ein Wortspiel)
An einer Stelle der Tour hat man zwei VW-Golf an einen KuKa-Roboterarm geschweißt, lässt diese durch die Luft wirbeln, sprüht Wasser durch die Gegend und zündet eine kleine Explosion. Ergibt das Sinn? Nein! Sieht das gut aus? Ja! Explosionen sind immer gut.
Hier simuliert man Regen. Ergäbe in Florida keinen Sinn.
Diese Szene dürfte dem einen oder anderen aus Peter Jackson's King Kong bekannt vorkommen.
Ein U-Bahn-Station in San Francisco vor ...
... und nach "The big one".
Impressionen aus der Wisteria Lane
Und noch mehr Impressionen
Flugzeugwrack aus "Krieg der Welten"
Artwork von Transformers
Hier erläutern freundliche Mitarbeiter den Gästen die exakte Bedeutung der "Splash-Zone"
Holde Maid. Auf dem Weg, sich retten zu lassen.
Offensichtlich fiese Menschen. Auf dem Weg, es der holde Maid (s.o.) mal so richtig ... äh ... an ehrlich gemeinter Zuneigung mangeln zu lassen.
Kevin Costner -- viel jünger, als ich ihn in Erinnerung hatte
Der Überraschungsmoment der Show.
Er lehnte sich in voller Rüstung weit über die recht hohe Brüstung. Hierbei verlor er alsobald zuerst den Helm und dann den Halt, wonach -- verfolgend stur sein Ziel -- er pausenlos bis unten fiel.
Rettungsaktion ...
... in letzter Sekunde, bevor ...
... alles in die Luft fliegt. Explosionen sind immer gut.
Große Freude nach der erfolgreichen Rettung.