Nach unserem zweitägigen Rutschfestival in Schlitterbahn New Braunfels erreichten wir nach nur noch kurzer Fahrt den südlichsten Punkt unserer Reise, das schöne San Antonio, wo wir noch eine gute Woche verbringen würden. Das schon ein paarmal im Verlaufe dieser Reise angetroffene Phänomen der Frontage Roads zog sich hier durch die ganze Stadt und bescherte uns einiges an Umweg, unser erstes Hotel zu finden. Frontage Roads sind meistens parallel zu Autobahnen entlangführende Einbahnstrassen, an denen oft Zufahrten in die Autobahnen abzweigen und in welche auch die Ausfahrten derselben münden. Ist man also auf einer Autobahn und sieht sein Ziel auf der
linken Seite bedeutet das in aller Regel: bewusst dran vorbei fahren, nächste Ausfahrt nehmen, 180°-Kurve über oder unter der Fahrbahn der Autobahn machen und dann auf der Frontage Road in Gegenrichtung zum Ziel finden. Da man diese Kehrtwenden bei den Ausfahrten sehr oft sogar ohne Ampelschaltungen machen kann (es gibt auf den Brücken und in Unterführungen meist separate und abgetrennte Kehrspuren hierfür) ist das nach einem kurzen Lernprozess absolut kein Problem mehr. Soweit so gut.
Die Problematik ist eine völlig andere: Liegt ein Ziel in vier Stunden Entfernung an so einer Frontage Road, oder wie in diesem Fall auch nur etwa 20 Meilen entfernt, nützt einem die "Schallsuche" des Navis leider nie viel, so dass wir die Adresse also meist manuell eintippen mussten. Und da liegt eben der Knackpunkt: wie zum Teufel
heissen diese Frontage Roads? Da haben wir im Verlaufe der Reise so einiges Angetroffen: Interstate 10 Access Road, Texas/Missouri/Arkansas/San Antonio 10, Hway I-10, I-10 Conveyor Road, South Highway I-10, Interstate 10 Bypass Parkway... Gleich benummert wie die Interstate? Oder sogar ganz gleich, inklusive ausgeschriebenem "Interstate"? "Highway" ausgeschrieben oder abgekürzt? Oder was ganz anderes als Highway? Gar mit dem Staats- oder Countynamen drin? Je länger unser Urlaub desto vielfältiger die Schreibvarianten. Und man konnte eigentlich Gift drauf nehmen, dass im Navi
nie die exakte Bezeichnung der Hotelwebsite oder von Google Maps und so gespeichert war. Was also tun? Da wurden wir im Verlaufe der Ferien recht kreativ: Ziele mit eindeutigerer Adresse in der Nähe eingeben, oder irgendeine beliebige Nummer an einer Parallelstrasse zur Frontage Road; sich auf die korrekte Autobahn lenken lassen, irgendwo rausfahren und
dann eine Schallsuche machen... Oder ganz einfach mit Google Maps die Ausfahrtsnummer rausfinden und diese als Ziel eingeben (konnte man mit diesem Navi auch), Koordinaten wären auch noch gegangen... Nur half diesmal alles nichts. Und zwar aufgrund der Tatsache, dass unser Quality Inn bis kurz vor unserem Aufenthalt dort noch ein Hampton Inn war (wie wir im Nachhinein rausgefunden haben) und demnach auch so im Navi gespeichert war. Und weil der Zugang zur Strasse auf der Rückseite des Hotels (unser gängigster Plan B) in eine Richtung durch eine Baustelle blockiert war. Am Ende sind wir effektiv schon fast wieder bei Six Flags Fiesta Texas gelandet, wo wir dann einfach nochmals die I-10 nach Süden nahmen, das Hotel dann schliesslich rechts an der Autobahn sahen und dann ab der nächsten Ausfahrt quasi den kleinstmöglichen 360°-
Kreisel über die Frontage Roads gefahren sind. So kanns manchmal gehen.
Zum Glück verloren wir nur etwa 20 Minuten und wurden danach mit einem fantastischen Hotel belohnt - einem Hotel mit Hampton Inn-Komfort zu einem Quality Inn-Preis. Das feierten wir anschliessend mit einem leckeren Essen in einem nahe gelegenen Carrabba's.
Tags darauf steuerten wir nach einem sehr guten Frühstück dann bald den Ort des Geschehens an, Six Flags Fiesta Texas.
Schon das Panorama, das sich bei der Einfahrt auf den riesigen Parkplatz bietet, ist unglaublich beeindruckend! Man sieht echt
alles aufs Mal, was man von diesem Park so kennt - sämtliche Bahnen und Fahrgeschäfte, die Rutschen des zugehörigen Wasserparks und natürlich auch die grosse und fast die ganze Südseite des Parks umspannende Felswand, welche von einigen der Attraktionen ja auch gekonnt ausgenutzt wird. Leider müsste man sich, um dies fotografisch ausreichend festzuhalten, wohl aufs Dach der Parkplatz-Bezahlhäuschen stellen - obenan lediglich ein Versuch, den wahrlich atemberaubenden Eindruck beim Wegfahren am frühen Nachmittag festzuhalten.
Wie so oft bei unseren Parkbesuchen sah es im Eingangsbereich zunächst noch danach aus, als ob es voll werden könnte, weil sich die ganze Meute in der prallen Sonne auf der Eingangsplaza staute. Einmal der hier besonders schön interpretierten Nationalhymnenfassung gelauscht, bei den Drehkreuzen durch und an der obligatorischen Taschenkontrolle vorbei verteilte sich das Publikum dann aber gut im grossen Areal.
Empfangen wird man von der sehr hübsch als mexikanisches Dorf gestalteten Mainstreet, Los Festivales genannt.
Erste Coasterstation an diesem Morgen war der gleich am Ende der Mainstreet sehr publikumswirksam platzierte
Boomerang: Coast to Coaster. Kapazitätstechnisch betrachtet eine irgendwie nicht besonders tolle Wahl, da dieser Bahnentypus ja denkbar ungeeignet ist, eine grössere Mainstreet-Menschenmasse abzufertigen. Aber da wir zu den ersten an den Drehkreuzen und Spinden gehörten und von unseren Beinchen rasch durch Los Festivales getragen wurden, konnten wir sofort Platz nehmen und hatten unseren Spass an der vorwärts wie rückwärts zwar leicht rappeligen, aber vergnüglichen Fahrt.
Gleich im Anschluss ging es dann nach links durch den noch menschenleeren und dem deutschen Erbe von Texas Tribut zollenden Bereich Spassburg, wo sich der Premier Spaghetticoaster Poltergeist befindet!
Dank vortrefflichem Walk-on genossen wir hier zwei Fahrten auf den besten Sitzen - ganz vorn und ganz hinten - und etwas später noch eine dritte irgendwo in der Mitte des Zugs. Genau wie die beiden Flight of Fear-Anlagen und Joker's Jinx in Six Flags America rockt auch dieses Teil ohne Ende! Der fulminante Launch in dieses bedrohlich enge Streckenknäuel ist einfach spitzenklasse und der nachfolgende, rasant durchdonnerte Parcours aus Inversionen und Kurven aller Art ist schlicht ein Mordsspass! Wie bei Joker's Jinx gibt es auch hier keine Zwischenbremse mehr, so dass man unfassbar schnell durch den zweiten Teil nach den grossen Überschlägen am Anfang flitzt und man dadurch nicht nur alle Near-Misses mit den türkisen Stützen sehr eindringlich miterlebt, sondern auch den ohnehin immer überraschenden finalen
Korkenzieher mit einer Expraportion Schwung absolviert. Und das Ganze mit angenehmer Smoothness und tollen Lapbars - optisch, intensitätsmässig und fahrtechnisch ein Hochgenuss! Einfach top.
Da das nahe liegende Pandemonium noch zu war, schlugen wir nun den Weg zur Felswand am Südrand des Parks auf, wo wir mit Rattler und Superman zu fahren gedenkten. Dabei erkundeten wir die für Six Flags-Verhältnisse erstaunlich schön gemachten Themenbereiche Spassburg und Rockville.
Die sehr interessant aussehende Hopkins-Wildwasserbahhn Bugs' White Water Rapids mit grossen Achterbooten und zwei nett wirkenden Abfahrten. Leider ist es trotz eigentlich sehr geeignetem Wetter und nett aussehender Thematisierung zu keiner Fahrt gekommen bei unserem Besuch.
Der lose nach Amerika der 50er-/60er-Jahre thematisierte Bereich Rockville mit richtigen Strassen als Gehwege (was ich immer cool finde) sowie verschiedenen Shops, Restaurants und Spielbuden.
Wir gelangen in den Kinderbereich, Kidzopolis.
Von den gesamthaft vier durchlebten Namen dieser aktuell total uninspiriert
Kiddee Coaster heissenden Anlage fand ich
Der Rollschuhcoaster am besten.
Vorn ein klassischer Kettenflieger, im Hintergrund das Post-Millennium-Exemplar, komplett mit kleinem Ausfall.
Da der Rattler noch geschlossen hatte, ging es dann erst einmal zum voraussichtlichen Coaster-Highlight, dem nun bereits sichtbaren und ausgesprochen imposanten
B&M Floorless Superman Krypton Coaster.
Der Eingang wirkt etwas unscheinbar, da er quasi Teil der Fassade des an den Ausgang anschliessenden Souvenirshops ist.
Gleich dahinter finden sich dann aber die bekannten Spinde und Warte-Zickzackreihen - wir sind also richtig.
Hat man denn je so einen unverschämt geilen
First Drop gesehen?!
Bestehen bei irgendjemandem noch Zweifel daran, dass diese atemberaubend schön auf und vor die Klippen platzierte, verschlungene, fotogene und wahrlich eindrucksvolle Coasterperle nicht hält, was sie verspricht? Seht sie euch doch an!
Zweizugbetrieb und Walk-on luden zu einem unvergleichlich schönen und unvergesslich aufregenden Fahrmarathon, der den Hauptteil unseres Tages ausmachte.
Der leise Lifthill bringt einen auf die Starthöhe von schwindelerregenden 51 Metern, was immer noch mehr als 20 Meter über der zirka 30 Meter hohen Felswand ist. Der Pre-Drop lässt den Zug aus der Liftkette ausklinken, bevor man dann Schwung holt und über eine geradezu affig waghalsige Steilkurve seitlich ins Tal abtaucht - nicht nur ein sensationell schöner Nervenkitzel, sondern auch ein Augen- und Ohrenschmaus.
Ganz besonders in den hinteren Reihen einsame Spitzenklasse - meines Erachtens einer der besten First Drops auf
B&M-Multiloopern überhaupt! Es folgt ein gigantischer
Looping direkt vor der Klippe, auf dem Superman höchstpersönlich thront und der mit 44 Metern zu den welthöchsten klassischen Vertikalloopings zählt. Gleich danach saust man in die Höhe, vollführt auf der Klippe eine überraschend enge
Helix und stürzt hierauf wieder halsbrecherisch zu Boden. Insbesondere auf den rechten Aussenplätzen im hinteren Zugsteil ein unheimlich einschneidendes und kribbeliges Erlebnis mit krassen Near-Misses und beängstigend einfahrendem Flugmoment! Nun ist eine immer sehr viel Spass bereitende Zero-
G-Rolle an der Reihe, woraufhin eine die Passagiere zweimal auf den Kopf stellende Kobrarolle folgt. Anschliessend schwenkt man elegant in die Zwischenbremse hoch und absolviert nach einer ziemlich leckeren Kurvenabfahrt zwei ineinander verschlungene
Korkenzieher, die einen jeweils um volle 360° zur Seite schleudern und kräftig mit dem Balancier- und Orientierungsteil des Hirns rumalbern. Dann rauscht der Zug noch durch eine kleine Overbanked Turn und nach abschliessendem Dip in die Schussbremse ist die fantastische Fahrt zu Ende.
Superman Krypton Coaster war wie zu erwarten das unbestrittene Bahnenhighlight im Park! Die schicke Inversionsabfolge und steilkurvenreiche Streckenführung, die imposante Inszenierung vor und an der grossen Klippe, schöne Druckpassagen, ein flottes Tempo und der
B&M-typisch butterweiche Fahrkomfomfort sind einfach brillant! Ganz grosses Kino und dank guter Zwei-Züge-Abfertigung den ganzen Aufenthalt über immer wieder beliebte und oft frequentierte Zwischenstation bei uns. Schlicht super!
Nach den ersten paar Fahrten auf Superman schlenderten wir durch den Western-Bereich Crackaxle Canyon, wieder zurück zu Rattler.
Six Flags halt - Hauptsache es gibt einen Panda Express im Western-Bereich.
Rattler hatte immer noch geschlossen, aber im Gegensatz zu Mr. Freeze in Six Flags Over Texas informierte man die Fahrwilligen hier immer mal wieder über den aktuellen Maintenance-Zustand. So fanden wir heraus, dass man wohl damit rechne, den Rattler innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden zum Laufen zu kriegen. Also zog es uns zum nebenan liegenden Minetrain Road Runner Express - und leider nicht nur uns.
Praktisch die gesamte Menschenmasse, die nicht mit Rattler fahren konnte, entschied sich vor Ort spontan für Road Runner Express, weil die Bahnen sprichwörtlich nebeneinander liegen. Leider recht typisch Six Flags wurde aber nichts unternommen, um den Ansturm auch nur ansatzweise zu bewältigen - die Bahn lief im Einzugbetrieb, so dass sich eine gut 40-minütige Schlange bildete. Je nun, angesichts des grossen Glücks, das wir in der Beziehung eigentlich auf der ganzen Reise hatten, scherte es uns nicht nicht gross, der eine Zug kann hier ja immerhin gleich 36 Passagiere aufnehmen. So ertrugen wir also die sich nur langsam fortbewegende Schlange durch die heissen Holzkonstruktionen, teils in der prallen Sonne ohne Schatten oder Kühlung.
Überraschend schnell waren wir dann vor der Station angekommen, wo wir dann aber nur noch den Kopf schütteln konnten. Anstatt die Passagiere in der überdachten und mit ein paar Ventilatoren gekühlten Station warten zu lassen stellt Six Flags eine - sorry - völlig überflüssige Tuss an, die für die nächste Zugladung jeweils 36 Passagiere reinlässt! Und der ganze Rest darf auf den Rampen hinten in der Hitze schmoren. Bei uns ging es ja noch, weil es in San Antonio selbst anfangs Juni noch nicht sooo heiss ist, wies hier unten werden kann, aber gleichwohl: wer in einem derartigen Klima solch unsinnige Kundenabfertigungen anordnet, gehört einfach nur verdroschen!
Die Fahrt selbst ist dann aber sehr schick! Wie Superman und Rattler nutzt auch diese Bahn einen Teil der hier etwas niedrigeren und mit Gras bewachsenen Klippe. Der erste Lifthill führt ziemlich genau bis auf die Höhe der Klippe und der
First Drop stürzt für einen Minetrain ziemlich imposant direkt davor ins Tal runter - pas mal!
Danach folgen einige schöne Kurven und der zweite Lifthill, von dessen Spitze man dann noch einmal Schwung für weitere Schussfahrten, Kurven und zwei der Schräglage des Abhangs angepasste Spiralen holt. Daraufhin donnert man leider bereits in die Schlussbremse.
Insgesamt ein extrem witziger Minetrain mit verhältnismässig krassen Schussfahrten, leckeren Kurven, toller Geländeausnutzung und einem für dieses Thema einfach nur genialen Setting! Als Rattler dann endlich aufgemacht hat, herrschte hier dann quasi Walk-on, so dass wir im weiteren Tagesverlauf noch zwei zusätzliche Runden gedreht haben.
Nun kehrten wir wieder zu Poltergeist zurück, wo die Schlange bei Einzugbetrieb inzwischen auf geschätzte 30 Minuten angewachsen war. Also begaben wir uns stattdessen zum inzwischen in Betrieb befindlichen
Gerstlauer Spinner Nr. 5 und Pandemonium Nr. 3 auf dieser Reise, wo wir schon nach zehn Minuten oder so Platz nehmen konnten. Die Fahrt machte genauso viel Spass wie alle anderen zuvor auf diesem Trip und die teilweise richtig heftigen Drehbewegungen der Wagen sorgten für ordentlich
G-Keulen- und Schleudermomente.
Anschliessend unternahmen wir ein paar Fahrten mit den umliegenden Flatrides, die im Bereich Fiesta Bay Boardwalk zusammengruppiert sind - wie ein Vergnügungspier, aber ohne Wasser.
Poltergeist wurde daraufhin dann doch noch einmal bezwungen, da die Schlange zwischenzeitlich etwas kürzer geworden war.
Auch eine Runde mit dem sich hier befindlichen Darkride Scooby-Doo Ghostblasters: the Mystery of the Ghastly Manor haben wir unternommen. Trotz überschaubarer Menschenmenge haben wir hier wegen eines längeren Breakdowns eine gute halbe Stunde zwischen quengelnden Kindermassen gewartet. Immerhin aber in einer klimatisierten Vorhalle und die Angestellten haben während des Breakdowns sogar einen weiteren Abschnitt im Zickzack-Warteparcours geöffnet, so dass alle im Schatten warten konnten. Die Fahrt selbst findet dann in Viererwaggons statt und man muss mit Laserkanonen ohne Lichtsignale auf blaue Zielpunkte schiessen. Trotzdem man dadurch schwer einschätzen kann wohin man zielt, ist der Toleranzbereich um die blauen Zielpunkte offenbar etwas grosszügiger bemessen als auf anderen Darkrides. Bei erfolgreichem Treffer werden mancherorts lustige Sonderaktionen ausgelöst - gut im Gedächtnis geblieben ist das Portrait der Hausherren, das man durch Draufzielen in eine Art Röntgenaufnahme mit sichtbaren Skeletten verwandeln kann.
Eine vergnügliche Fahrt für Zwischendurch mit durchaus netter Gestaltung!
Während sich die Kollegen noch einmal beim Poltergeist anstellten, wollte ich noch eine Runde mit dem Riesenrad drehen um ein paar Fotos zu machen - einige der im Bericht verwendeten stammen auch von dort. Als Einzelperson erlebte ich hier dann ein Nachspiel des Unfalls von Wildwood im vorherigen Jahr: no single riders allowed. Oha! Ich konnte dann zum Glück mit zwei anderen Fahrgästen in dieselbe Gondel steigen und die tolle Aussichtsfahrt geniessen. Oben hat es so stark gewindet, dass irgendein kleines schwarzes Etwas ins Kameragehäuse und auf die Linse gelangte, wie wir leider erst im Nachhinein festgestellt haben. Ist daher auch auf einigen der hier verwendeten Bilder sichtbar. Von da oben habe ich ausserdem gesehen, dass Rattler nach inzwischen gut zweieinhalb Stunden vom ursprünglich ans Parkpublikum durchgegebenen "Termin" endlich mit Passagieren zu fahren schien, also traf ich die Kollegen nach der Fahrt gleich beim vereinbarten Treffpunkt und im Laufschritt ging es dann wieder zur Felswand.
Wer hätte diesen Sommer noch gedacht, dass diese Fotos zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung auf Onride bereits Geschichtze sein werden?
Rattler lief nun tatsächlich im Zweizugbetrieb und nach etwa 35 Minuten Wartezeit hinter träumenden, nie aufschliessenden und sich über die bedrohlich schwankende Stützkonstruktion bei der Steilkurve in Stationsnähe erfreakenden Teenies konnten dann auch wir in einem der beiden Züge mit fünf Viererwaggons Platz nehmen. Ist das normal oder hat man die Zuglänge um einen Viererwagen gekürzt? Nun ja, eigentlich egal, denn es gibt ja eh bald neues Rollmaterial.
Bald wird also unter bedrohlichem Scheppern und Poltern der nach wie vor imposante, knapp 55 Meter hohe Lifthill erklommen, der stolz auf der Klippe thront. Die Aussicht von da ist einfach atemberaubend - kein Wunder, hat man schon bei der Eröffnung des Parks 1992 das Potential dieser Lage erkannt. Ursprünglich führte der
First Drop auf recht abenteuerlich gekurvte Weise gute 50 Meter ins Tal und damit fast bis auf Bodenniveau vor der Klippe. Im Verlaufe der Jahre musste dieser aber auf knapp 38 Meter Höhenunterschied gekürzt werden - aber auch das reicht aus, um die Passagierschar total aus dem Häuschen zu bringen, während man für Woodie-Verhältnisse recht krasse 105 km/h erreicht und nunmehr für den gesamten Rest der Fahrt kräftig durchgeschüttelt wird. Jetzt folgt ein Anstieg und dann die elegante, um den Klippenverlauf geschwungene 270°-Abwärtsspirale, woraufhin dann eine längere Aufwärtsrampe an der Reihe ist, die ja vor allem durch
dieses Offride-Video (ab 1:00) Berühmtheit erlangt hat.
Selbstredend haben wir die betroffene Stelle während unseres Parkaufenthalts genau beobachtet und kommen zum Schluss: da wurde wohl etwas nachgebessert, diese Stelle hat praktisch nicht mehr geschwankt. Oben auf der Klippe angekommen absolviert man daraufhin eine grosse 900°-
Helix, die auf Onride-Videos meist etwas langsam und sinnlos gewirkt hat, bei unserer Fahrt aber recht rasant und spassig rüberkam. Die
Reduzierbremse zu Beginn hat wohl nicht voll gegriffen und durch die vielen kleinen Auf- und Abfahrten währenddessen wurde man immer schneller, darüber hinaus waren die Near-Misses mit dem Stützwerk nicht zu verachten. Nach der
Helix folgt eine kurze Bremse, woraufhin man dann eine schöne Abfahrt direkt in einen Felstunnel durch die Klippe hindurch unternimmt. Dort kehrt man dann aufwärtsführend in Richtung Station und wieder am Tageslicht absolviert man danach eine abwärtsführende 270°-Kurvenkombination, die dann direkt in die Schlussbremse mündet.
Der Rattler war bei unserer Fahrt zwar kurz davor, sich den Titel "Mean Streak des Südens" einzuheimsen, aber ganz so schlimm war er dann auch nicht. Die interessante und mit durchgehend überraschend flottem Tempo absolvierte Strecke hat einiges wettgemacht und mit etwas "Gegenarbeiten" und Oberkörper-Rumschieben konnte man die schlimmsten Stellen sogar recht erträglich gestalten.
Im Hüftbereich nützte das aber leider alles nichts, da polterte man derart übel zwischen den Sitzbankrändern und der Trennstange umher, dass es schon fast an Vergewaltigung grenzte. Nach der Fahrt waren wir uns einig: Wir sind zwar froh, den Rattler in seiner alten Form noch einmal miterlebt zu haben (wobei jedoch auch der damalige Zustand nur noch ein Flickwerk seiner selbst darstellte), aber rein vom Fahrkomfort und den seit Eröffnung getätigten Noteingriffen in die Strecke her betrachtet sei dieses Teil definitiv ein Makeover-Kandidat für
Rocky Mountain Construction. Prompt wurde dann einige Monate nach unserer Rückkehr ebendies bekannt gegeben und damit der
Umbau zum Iron Rattler. Ein weiser Entscheid - das schuldet man der Anlage alleine schon durch das wahrlich eindrückliche Setting an der Klippe! Dieses Potential einfach zu verschenken wäre eine kleine Tragödie für jeden Coasterfreak gewesen. Für uns also unterm Strich: eine nicht ganz schmerzfrei erlebte Coastergeschichtslektion und ein hautnah erlebtes Plädoyer für das Wiederaufwerten potentiell fantastischer, aber nicht mehr so gut fahrender Holzachterbahnen.
Now
this is artsy-fartsy!
Nach unserer Fahrt mit Rattler gönnten wir uns zwei Runden Road Runner Express ohne Wartezeit zum Ausgleich, danach fuhren wir trotz 35 Minuten Wartezeit und elendig langwieriger Beladungsweise noch mit dem Riesen-Kettenflieger Sky Screamer, der im Vergleich zu St. Louis mit spektakulärerer Rundsicht und Near-Misses mit der Felswand punktete.
Den fabelhaft an die Felswand gebauten Spillwater Power Surge sind wir zwar nicht gefahren, aber das Zusehen machte auch schon beträchtlichen Spass.
Nach ein paar weiteren Runden Superman ohne grossartige Wartezeit und einer Etappenfahrt mit der Parkeisenbahn gingen wir langsam wieder in Richtung Parkausgang, wo das spiegelverkehrte, ursprünglich aus Japan herstammende Batman-Exemplar aus dem ehemaligen Six Flags New Orleans noch auf uns wartete - und zwar für Six Flags recht exotisch unter der Bezeichnung Goliath.
Den ganzen Tag über war hier Einzugbetrieb angesagt - aufgrund der Nähe zum Parkeingang herrschte daher eine konstant recht hohe Wartezeit vor, weil viele Parkbesucher gleich als erstes damit fahren wollten. Jetzt am Nachmittag war die Warteschlange jedoch auf ein annehmbares Mass zurück geschrumpft.
Schon bald konnten wir also Platz nehmen und uns in einem Affenzahn durch das hier ebenfalls ungeheuer intensive Standardlayout mit den brutalen Druckpassagen und sensationellen seitlichen Überkopffahrften schleudern lassen. Man merkt zwar insbesondere bei den schnellen Richtungswechseln, dass die Bahn schon ein paarmal umgezogen ist und wieder zusammengebaut wurde, aber dennoch erwartete uns auch auf meinem Batman Nr. 8 ein smoothes, schnell abgespultes und einfach nur grenzwertig einfahrendes Bahnenerlebnis allererster
B&M-Güte.
Und irgendwie nicht bei den anderen Textpassagen zuordnungsbar, aber dennoch erwähnenswert: die Schlange für die erste Reihe zweigt hier schon bei
Beginn der Hauptwarteschlange ab.
Nach ungefähr fünfeinhalb Stunden verliessen wir Six Flags Fiesta Texas dann wieder, um noch ein wenig auf Souvenirjagd in der angrenzenden La Cantera Mall zu gehen und um unser nächstes Hotel nahe Sea World zu suchen. Das Urteil über diesen Park fällt sehr durchmischt aus. Einerseits bietet er mit der wahrlich eindrucksvollen Lage an der Klippe, einem ausgesprochen netten Assortiment an leckeren Bahnen und auch einigen für Six Flags recht hervorstechend schönen Thematisierungsansätzen beste Voraussetzungen für einen tollen Tag. Andererseits hat man bei unserem Besuch dann auch wieder die typischen "Sux Flags"-Aspekte zu ertragen gehabt: Abzocke beim Parkieren, unverschämte Preise für Verpflegung, stellenweise unfassbar doofe und sehr kundenunfreundliche Operations oder auch den Umstand, dass bei Betriebsbeginn noch nicht alle Bahnen gelaufen sind und man dann die ursprünglich geplante Erkundungsroute wieder übern Haufen werfen kann, so dass man am Schluss dann doch in mühsamen, sich nur langsam fortbewegenden Schlangen verrottet. Mag sein, dass wir durch den Rest der Reise einfach zu sehr mit Glück verwöhnt waren diesbezüglich, aber gerade dieser letzte Aspekt hat uns hier abschnittweise ziemlich den Tag verdorben. Handumkehrt hat man dann aber auch wieder genügend Gegenbeispiele, wie z.B. den durchgehenden Zweizugbetrieb auf dem Schmuckstück Superman Krypton Coaster angetroffen. Doof ausgedrückt: da, wo es abfertigungstechnisch in dieser Weise ablief, hatten wir enormen Spass, und da wo nicht, eben überhaupt keinen. Zusammenfassend bleibt also ein irgendwo knapp über dem Mittelfeld anzusiedelnder Gesamteindruck - Pluspunkte gibts im Nachhinein dafür, was der Park bald aus dem ikonischen Rattler machen wird.
Dankeschön fürs Lesen - der nächste und letzte Bericht dieser Serie folgt dann aus Sea World San Antonio.
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."