Da der letzte Bericht schon einige Zeit zurückliegt, soll dieses Mal das Vorwort kein Exkurs in den Prozess des morgendlichen Aufstehens werden. Nein, ich möchte noch nicht einmal darauf eingehen, wie schön uns die Sonne wachgekitzelt hat, oder eine ähnliche Sülze schreiben, denn vielleicht sind diese so Dinge gar nicht geschehen. Gestehen wir es uns ein: Wieviel weiß man noch von einem Parkbesuch, der beachtliche sechs Monate zurückliegt?
Nunja, es gibt da eine Sache, die wirklich sehr gut im Gedächtnis hängen geblieben ist: Das Programm für den 16. August war stramm. Nicht nur das Toverland hatten wir uns vorgenommen, sondern auch noch den gesamten Movie Park Germany, welchen zumindest ich noch nie zuvor von innen gesehen hatte. Möglich war dieses immense Programm dann doch irgendwie, aber eines ist dabei ganz klar auf der Strecke geblieben, nämlich der Spaß, zu dem das Toverland so herzlich einlädt. Der Spaß, sich als Kind zu fühlen und auf dem Wasserspielplatz herumzutollen, der Spaß, im Seilgarten herumzubaumeln, und der Spaß und der Spaß und der Spaß... Stattdessen betraten wir das Toverland in der Absicht, so viele Achterbahnfahrten mitzunehmen, wie es uns in den drei Stunden nur irgendwie möglich war. Die meisten Fotos entstanden mit wenig Geduld, viele davon erst beim Verlassen des Parks, denn wir hatten eine einzige Prioriät: Troy, Troy, Troy.
Guten Morgen, Sonnenschein!
Boomerang.
Doch lassen wir die Sache erst einmal etwas ruhiger angehen. Nach kurzer Wartezeit vor dem Eingang des Toverlands, welcher im Übrigen wie eine übliche Schiebetür aus Tante Emmas Supermarkt aussieht, sollte ein grünes Wesen auf der Innenseite gegen unsere Ungeduld in Aktion treten. Mit den Jüngsten von uns Menschen spielte sie und presste dabei immer wieder ihre Hände gegen das Glas – in verschiedenen Höhen, sodass die Kinder ihr manchmal auf die Finger klopfen konnten, manchmal aber auch am Versuch scheiterten. Pünktlich zur Eröffnung des Toverlands fuhr die gläserne Tür vor ihr geschwind zur Seite und die hineinströmenden Besucher setzten alles daran, dieser Frau ein letztes Mal an die Hände zu gehen.
Wir ließen uns nicht allzu viel Zeit, um die Halle in all ihrer Pracht zu bewundern und gingen schnurstracks auf den
Boomerang zu, welcher das Bild der gesamten ersten Halle prägt. Die gelbe Kinderachterbahn von
Vekoma schlängelt sich in der Tat an so ziemlich jedem Wegmeter und auch an jeder Attraktion in diesem Bereich vorbei und bietet somit eine gemächliche Fahrt, die mit dem gewissen Etwas durchaus auftrumpfen kann. Natürlich hielt sich unsere Euphorie in Grenzen, doch gegen
Boomerang bleibt uns kein Einwand, denn diese Bahn passt einfach ins Toverland wie keine andere Achterbahn vor Ort. Zusätzlich macht der eher weitläufige Streckenverlauf wirklich Spaß und lässt nie das Gefühl aufkommen, nur irgendeinen hingeklatschten Coaster in einer Halle zu fahren.
Der Vekoma Junior in der Gesamtansicht
Kinderachterbahn hautnah!
Kompromissloser Speed auf Boomerang
Booster Bike.
Im unmittelbaren Anschluss an den Tagesauftakt auf
Boomerang erforschten wir neugierig die umliegenden Hallen. Hier und da fielen uns schöne Gebäude auf, die unsere Aufmerksamkeit jedoch nur kurze Zeit auf sich ziehen konnten. Einzig und allein im Durchgang zu Halle 2 hielten wir einen Moment inne, um die mystisch-bezaubernde Stimmung des Tunnels auf uns wirken zu lassen. Ein guter Teil der darauffolgenden Gestaltungsobjekte hätte wohl ebensoviel Zuwendung verdient, jedoch schwebten uns gänzlich andere Ideen vor. Eine dieser Ideen drehte bereits seine ersten Runden: Wir ließen die Hallen hinter uns zurück – ein Hauch frischer Morgenluft wehte uns entgegen – und spazierten durch den Wartebereich der Booster Bikes. Walk-On.
Die erste Reihe ist schon belegt, sodass wir uns gezwungenermaßen mit einem der übrigen Sitzplätze zufrieden geben. Für eine Achterbahn wirkt die halbliegende Sitzhaltung etwas ungewohnt und auch im ersten Moment vollkommen verkehrt, sodass wir uns noch mit der Situation anfreunden müssen, bäuchlings in der Sitzschale zu liegen. Eigentlich hätte zumindest ich meine Glieder noch liebend gerne sortiert, doch da kommen schon die Operatoren vorbei und drücken uns die Bügel auf den Rücken. Auf eine recht unangenehme Art und Weise hängen ein paar Knochen oberhalb der Sitzschale heraus und mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass sie dort nicht hingehören.
Gemächlich versetzen sich die 16 Motorräder paarweise in Bewegung und machen nach einer S-Kurve Halt. Der Mitnehmerschlitten hakt ein und peitscht die Bikergang auf ihre Höchstgeschwindigkeit und den ersten
Camelback nach oben.
Airtime sucht man an dieser Stelle jedoch vergebens, schließlich rollt der Wagenverbund recht gemütlich über die grünen Schienen hinweg. Es schließen sich unmittelbar eine Rechts- sowie eine Linkskurve an, die gleichzeitig auch den Wendepunkt des Layouts markieren. Besonders in diesem dynamischen Kurvenumschwung punktet das Wagenkonzept von
Vekoma deutlich und es macht richtig Spaß, sich mit seinem Motorrad in die Kurven zu legen.
Nicht ganz so gut geht die Rechnung leider in der anschließenden
Helix auf, die für meinen Geschmack einfach zu träge daherkommt. Mit einem kleinen Schwung nach links fährt man nun wieder parallel zum Launch und dem ersten
Camelback in Richtung Bahnhof zurück. Auf dieser Geraden erlebt man ein kurzes Wechselspiel aus Auf- und Abfahrten, das jedoch mangels
Airtime nicht wirklich begeistern kann. Sicher sitzt man an den Hügelkuppen schon deutlich aufrechter im Sitz als im Rest der Bahn, doch das liegt eben leider nicht daran, dass man nach oben gezogen wird. Vielmehr möchte man einfach nur reflexartig die Arme nach oben werfen und das geht aufrecht sitzend eben noch immer am besten. Nach einer letzten Auffahrt greifen die Schlussbremsen und schicken das Gefährt durch eine 180°-Kurve zurück in die Station.
Es brauchte noch einige Wiederholungsfahrten, um mein Urteil über die Booster Bikes zu festigen und nach einem halben Jahr steht für mich dann auch endgültig fest, was ich damals schon geahnt habe: Nein, die Fahrt auf den grünen Motorrädern belastet nicht und ja, sie macht besonders in den Umschwüngen – vor allem wegen der Sitzhaltung – wirklich Spaß. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass die Achterbahn ein klein wenig fad daherkommt und, obwohl wir einige schöne Runden in Quasi-ERT drehen durften, bleiben an Booster Bike keine sonderlich starken oder gar sehnsüchtigen Erinnerungen zurück.
Launch und der erste „Airtime“-Hügel von Booster Bike
Es folgt: die Strecke
Sie alle genießen die Fahrt
Kleiner Fotonerd-Schnappschuss
Troy.
Gänzlich anders verhält es sich dahingegen mit den Erinnerungen an Troy, den Besuchermagneten des Toverland. Da uns weder die Booster Bikes noch der
Boomerang vom Hocker gehauen haben, waren unsere Erwartungen an den Holzkoloss nicht gerade niedrig. Das gesamte Gebälk macht einen wirklich mächtigen Eindruck und vermittelt im Kontrast zu allem anderen im Toverland ein heroisches Flair. Auf dem Weg in Richtung Troy bricht man schließlich in vollkommen fremde Gewässer auf, die mit dem Indoor-Märchen „Toverland“ nicht allzu viel gemein haben. Urplötzlich wirkt alles sandig und der Schatten des hölzernen Ungetüms erstreckt sich weit über die angrenzenden Fußwege hinaus.
Trotz des imposanten Bauwerks, welches vor uns steht, fackeln wir natürlich nicht lange und reihen uns ungeduldig in den Wartebereich ein. Der Zug steht noch in der Station und wir nehmen alsbald in einer der vorderen Reihen Platz. Anfängerfehler, welche wir am Tag zuvor in Efteling noch gemacht haben, unterließen wir, sodass wir nicht versuchten, die Bügel des
GCI-Sofas an uns heranzuziehen und sie schließlich sanft auffingen, als sie uns entgegenkamen. Die Bremsen unter uns öffneten sich kaum hörbar und mit einem rhythmischen Klackern rollt der Zug aus der Station los – zum ersten Mal mit uns im Gepäck, allerdings bei Weitem nicht zum letzten Mal.
Entlang einiger abwärtsführender Kurven nehmen wir Schwung auf, finden uns plötzlich inmitten von unzähligen Holzbalken wieder und haken geräuschvoll in die Kette ein. Es ratscht und klackert überall, der Geruch von Holz steigt uns in die Nase und durch die Balken hindurch erwidert der strahlend blaue Morgenhimmel unsere Vorfreude auf die herannahende Fahrt. Der Lifthill scheint nicht enden zu wollen, da neigt sich endlich die vorderste Reihe gen Abgrund und reißt uns alle unerbitterlich mit. Auf den hinteren Sitzplätzen besticht der
First Drop durch einen Happen
Airtime, während die vorderen Reihen mit optischem Overflow bedient werden. Die langgezogene Linkskurve flacht immer weiter aus, bevor der Wagenverbund wieder kurz nach oben geschleudert und dabei um gefühlt 90° in die Schräglage gekippt wird. Was für ein genialer Auftakt!
Unter nicht enden wollendem Tosen erklimmt der Zug schließlich den zweithöchsten Punkt der Bahn, wo er in mäßiger Höhe durch eine Rechtskurve rollt. Dieser Abschnitt stellt in etwa die einzige Verschnaufpause dar, die Troy seinen Mitfahrern bis zur Schlussbremse noch gewähren wird und selbst hier bockt das Biest teilweise ziemlich wild und versucht scheinbar, uns abzuwerfen. Über flache Hügel hinweg brettert der Zug unter dem Lifthill hindurch und gelangt somit zu einer
Helix auf der parkabgewandten Seite des Layouts. Hier kämpfen Mensch und Material Hand in Hand, um die irrsinnige Wucht des rollenden Gefährts irgendwie zu bändigen, schließlich wird man nicht nur einmal nach links, rechts oder schlagartig in die Tiefe gerissen. Ein weiterer
Speedbump und wir quälen uns einen klassischen
Camelback hinauf, auf dem man ein leichtes Kribbeln verspürt. Inzwischen sind die Insassen von Troy wieder auf dem Präsentierteller der wartenden Besucher und durchqueren eine weite Rechtskurve, die schließlich in der Station mündet. Man fährt nur knapp unter dem Stationsdach hindurch und bekommt damit die volle Lautstärke der eigenen Achterbahnfahrt zu Gehör.
Kaum gelärmt wird man wieder nach unten gerissen und befindet sich nun im vordersten Teil des Layouts, wo sich auch sofort das beste Element der gesamten Fahrt anschließt: Mit einer genialen Rechts-hoch-oben-links-rechts-runter-Kombination aus Höhen- und Richtungswechsel wird man wie ein Spielzeug in seinem Sitz umhergeworfen und kann dabei noch nicht einmal auf den versichernden Kontakt mit der Sitzfläche hoffen. Es folgt wieder ein wenig kurvenreiches Geplänkel auf der Rückseite des Lifts, welches aber effektvoll durch einen Riss nach unten gekrönt wird. Zum Abschluss greift die Schlussbremse und zwei Rechtskurven lenken uns gen Bahnhof zurück.
Troy war für mich wie ein Weckruf, was Holz und insbesondere
GCI wirklich zu bieten haben. An kaum einer Stelle der Bahn gibt es Längen, denn fast jedes Element zielt darauf ab, die Mitfahrer scheinbar willkürlich in alle erdenklichen Richtungen abzuwerfen. Diesen Hochgenuss nutzten wir bis zur Ekstase, sodass sich bald eine Wiederholungsfahrt der nächsten anschloss. Wenn man auf Troy jedoch ohne nennenswerte Zwischenhalte Marathon fährt, muss man schnell einsehen, dass das Holz eindeutig am längeren Hebel sitzt. So ist es wenig verwunderlich, dass wir uns zwischenzeitlich ein klein wenig Troy-Entzug gönnten und im Rest des Toverlands den festen Boden unter den Füßen genossen. Dennoch oder vielmehr genau deswegen ist Troy einfach ein ganz besonderes Stück Holz.
Das Troyanische Pferd
Troy vom Parkplatz aus
Das Ziel vor Augen
Es riecht nach Holz...
Der Höhenunterschied lässt Gutes verheißen
Die Rede ist von dieser Steilkurve
Auf dem kleinen Rundweg kommt man der Bahn sehr nah
Schöne Kurve für das Auge
Aber vor allem für die Mitfahrer!
Nach der Steilkurve geht es unter dem Track hindurch
Und hinauf in eine sehr gemütliche Kurve
Die Kurve ist wirklich sehr gemütlich...
Naja, vielleicht doch nicht soo gemütlich...
Durch den schlecht einsehbaren Teil der Bahn geht es dann in diesen Camelback mit ein wenig Kribbeln inklusive
Und dann volles Rohr durch die Station
Natürlich auch ohne Zug ein absoluter Hingucker
Und wieder aus der Station hinaus
Gerne auch ohne Zug
In den verdammt spaßigen Umschwung
Hin- und hergerissen...
...und einfach der beste Teil der gesamten Bahn
Backstroke.
Weg von der Schlacht um Troja führten uns unsere Schritte zielsicher zur letzten außenvorstehenden Bahn im Toverland, der Wildwasserbahn Backstroke. Beginnend in der zweiten Halle dümpeln die Boote gemächlich den Wasserkanal entlang, ehe sie nach oben gezogen werden und die erste Abfahrt rückwärts absolvieren. Die kleine Besonderheit von Backstroke offenbart sich dann auf dem Weg zur großen Schussfahrt, während dem man in der Schräge des Lifts um 180° gedreht wird. Folglich darf man den Rest der Wildwasserbahn wieder vorwärts erleben, obgleich man daran kurz zweifelt, sobald sich im Inneren eines riesigen Baumstammes, der den Außenbereich des Toverlands schmückt, eine Drehplattform zu erkennen gibt. Aus diesem Baum stürzt man hinab ins tosende Nass, von dem wir allerdings nicht nennenswert viel zu spüren bekamen. Durch einige Kurven rudert man zurück in die Halle und damit auch unmittelbar zum Ausstieg. Sicherlich ist Backstroke nur eine unter vielen Wildwasserbahnen und hebt sich durch keine Eigenschaft nennenswert von der grauen Masse ab. Da sie aber durchgehend nett gestaltet ist und einfach ein wenig vom Charme des umliegenden Toverlands profitiert, ist sie durchaus eine Fahrt wert.
Backstroke aka Yoda Mountain
Drop aus dem Baumstamm
Betovert.
So, da wären wir nun durch mit dem Toverland – zumindest auf dem Papier. Der Blick auf die Uhr, welche bereits 13:00 anzeigte, schmerzte ein klein wenig, sodass wir uns noch schnell zu einer Fahrt auf Booster Bike hinreißen ließen und abschließend ein paar weitere Runden auf Troy drehten; Die standen jedoch allesamt etwas im Zeichen des Abschieds. Unser Weg sollte uns noch heute zurück nach Deutschland führen und so fielen zumindest mir die letzten Schritte aus dem Tor des Toverlands heraus doch erstaunlich schwer. Wirklich gehen wollten wir noch nicht, aber wir hatten uns die Hände quasi selbst gebunden.
Die Dame vom Empfang begrüßte zur Eröffnung jeden einzelnen Besucher durch Abklatschen
Im Außenbereich befindet sich ein Wasserspielplatz
Lädt zum Spielen und Plantschen ein
Lädt zum Klettern ein
Rickety Bridge mit doppeltem Boden
Die Schiffschaukel Scorpios mit Wassereffekten
Scorpios mit Pferd am Spieß
Es wird Zeit für die Heimreise: schnell noch das Theming fotografieren
Der Durchgang zwischen den beiden Hallen
Einfach magisch!
Zurück am Eingang: Das Kettenkarussell ist von schönen Gebäuden umkreist
In ein paar Jahren gerne nochmal mit Stativ
Dennoch einfach ein unabstreitbarer Blickfang
d'wervelwind sollte bekanntlich erst in einem Monat seine Tore öffnen
Aber wir hatten ja Troy – ein letzter Blick zurück auf dem Weg zum Auto
Toverland, wir waren dort. Wir kennen dich noch nicht wirklich, aber wir waren dort. Die Erinnerungen an diesen Tag sind noch immer mit die schönsten der gesamten DeNeFra-Tour und wenn man sich die ambitionierten Vorhaben des Toverlands zu Gemüte führt und zusätzlich noch betrachtet, was sich dort in dem halben Jahr seit unserem Besuch bereits geändert hat, dann steht eines fest: Wir kommen sicher wieder! Das Toverland ist wahrlich ein Schatz, der von Mal zu Mal mehr zu werden scheint. Bei der nächstbesten Gelegenheit schauen wir einmal wieder vorbei und bringen auch ganz bestimmt einen ganzen Tag Zeit mit. Versprochen!