Den gestrigen Donnerstag im (insgesamt recht angenehm gefüllten) Phantasialand mal genutzt, um mir einen Überblick über die aktuellen Shows zu verschaffen. Chiapas lässt eh noch auf sich warten (obwohl sie auf der Baustelle wirklich stündlich sichtbare Fortschritte machen!), und ansonsten hat sich im Park nichts großartig geändert.
Hier also mal ein Bericht ausschließlich über's aktuelle Showprogramm. Natürlich fotolos; das sind meine Berichte ja erstens eh immer, und zweitens darf man in den meisten Shows ja eh nicht fotografieren.
Also auf; in chronologischer Reihenfolge:
Jump!
Jump läuft seit letztem Jahr im Silverado-Theater. Es wird, wie der Name nahelegt, gesprungen; mit Sprungstelzen, Trampolin, BMXen und ... naja, die 2 Breakdancer springen nicht so wirklich.
Das etwas spartanische Bühnenbild mit erkennbar recycelten Überresten der alten Western-Deko lässt erstmal nicht erwarten, dass das Phantasialand sonderlich viel Ressourcen in eine neue Premium-Show investiert haben könnte.
Hmja. So kann man sich irren!
Ab der ersten Sekunde legen die Darsteller mit einer derartigen Energie los, dass ich am Ende der Show sogar zur Musik mitgeklatscht habe. Mitgeklatscht! Ich!
Zusammengefasst: Musik: geil. Darsteller: geil. Choreografie: geil. Stunts: geil.
Hochkarätige Artistik, richtig schöne visuelle Ideen - tolle Show, tolle Umsetzung.
Kurzum: Eine der besten Freizeitpark-Shows, die ich je gesehen habe - daher volle
5 von 5 Punkten
Hack & Buddl
Das "alte" Kindertheater in der ehemaligen Monorail-Station musste ja Chiapas weichen, das neue Kindertheater befindet sich standesgemäß im Kinderland oben in Wuze Town. Die Ausgestaltung des neuen Theaters kann man noch wohlwollend als spartanisch, aber liebevoll bezeichnen. Die Show leider nicht so...
Wer die letzte Show in der Station nicht gesehen haben sollte: da ging es um ein paar Tiere, die in einer Art Höhle allerlei Dinge entdecken und damit am Ende gemeinsam eine Art Musikstück spielen. Klingt nicht sehr spektakulär, war aber einerseits sehr kindgerecht gemacht, durchaus unterhaltsam und auch noch lehrreich: wenn mehrere Individuen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam nutzen, kann dabei etwas Tolles entstehen.
In der neuen Show streiten sich nun die beiden namensgebenden Trolle Hack und Buddl um diverse "Schätze", die sie in ihrer Höhle finden, hauen sich dabei gegenseitig auf die Mütze und wackeln mit ihren überdimensionierten Ärschen vor den Kindern rum. Die lachen dann.
Tja - und das war's auch schon. Für Erwachsene: völlig unnötig.
Die Zielgruppe, Kinder von 3-6 Jahren, bekommen zumindest ein paar billige Lacher geboten. Da am Ende auch noch ein Kaninchen explodiert, ziehe ich mal für die Kinder einen halben Punkt ab und rechne den bei den Erwachsenen dazu, somit gibt's:
1,5 von 5 Punkten (für Kinder bis 6 Jahre), und
0,5 von 5 Punkten (für alle ab 10 Jahren)
Relight my fire
"Relight my fire" ist die aktuelle Eisshow in der Arena de Fiesta.
Jo, und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Alles wie immer.
...was durchaus als Kompliment gemeint ist!
Die Eisfläche ist wie immer irgendwie zu klein, die Musikauswahl gefällig, die Tänze nett. Die Anzahl der "wow"-Momente hält sich in Grenzen, wirklich langweilen tut man sich aber auch nie. Die Darsteller machen alle einen grundsoliden Job - die perfekte Show für Senioren und Regenwetter. Man kommt nach einer halben Stunde raus und fühlt sich einfach irgendwie ganz gut unterhalten - dafür gibt's fröhliche
3 von 5 Punkten
Sieben
OK, vorneweg: ich verdiene ja selbst seit vielen, vielen Jahren einen Teil meines Einkommens Jahren mit Zauberei. Dementsprechend viel habe ich schon gesehen, und dementsprechend erwartungsvoll sehe ich mir solche Shows auch an.
Ich habe hier glaube ich vor ein paar Jahren schon mal wenig Gutes über die damalige Version von "Sieben" gesagt - über die aktuelle Version wird das ähnlich...
Wie kann ein Park wie das Phantasialand mit so viel Aufwand und so viel Kohle nur so eine dermaßen schlechte Show durchwinken???
Zugegeben: ein paar der Illusionen sind ganz schick. Die Abschlussillusion, eine Art riesiger metallener Skorpion mit Sägeblatt statt Stachel, ist tricktechnisch zwar eher so mittel, aber eine der am tollsten designten Illusionen, die ich jemals gesehen habe.
Ansonsten hangeln sich Magier Christian Farla, ein Holländer mit Fistelstimme und etwa so viel Charisma wie ein junger Gouda, sein Assistent und ein paar Tänzerinnen unmotiviert von Illusion zu Illusion. Die traurigen Höhepunkte sind ein übel rappelnder schwebender Flügel und eine absolut lieblos weggerotzte "Entfesselung", bei der Christian Farla an der Decke hängend gelangweilt eine Zangsjacke auszieht und ... ja, das war's eigentlich.
Als reine Nummernrevue hätte das Ganze sogar noch irgendwie funktionieren können, alles in allem. Dummerweise will "Sieben" so viel mehr sein - und scheitert dabei einfach von vorne bis hinten. Das großartige Bühnenbild strahlt mystisches Feeling par Excellence aus, ein Einspielfilm stimmt die Besucher auf eine spannende Story mit großer Liebe, ewigem Leben, 7 magischen Relikten und einer geheimnisvollen schwarzen Rose ein. Dann geht die Show los, und von der gesamten Story bleibt: nix. Also - NIX! Ein paar Mal hat irgendwer beim Verschwinden oder Erscheinen die schwarze Rose in der Hand. Warum auch immer. Das war's so ziemlich.
Story nicht vorhanden, Dramaturgie für'n Arsch, Darbietung technisch weitgehend ok, aber schauspielerisch völlig daneben - sorry, aber die Show muss sich an dem messen lassen, was sie selbst sein will: eine Premium-Show. Und das ist sie einfach nicht.
Am Ende bleibt das Gefühl, noch nie eine Show gesehen zu haben, die mit so viel Aufwand so viel sein wollte - und SO wenig davon erreicht hat. Dank einer Handvoll ganz ordentlicher Maschinen gibt's gerade mal rein technische
1,5 von 5 Punkten
Drakar'ium
Kurz vor Feierabend gibt's auf dem Kaiserplatz weiterhin "Drakar'ium".
Da muss man jetzt bedenken, was Drakar'ium ist: letztlich ein Ersatz für eine Parade, da die aktuelle Wegesituation eine solche einfach nicht sinnvoll zulässt. Also gibt's statt dessen ein großes Spektakel auf dem Hauptplatz.
Und das macht Drakar'ium soweit ganz gut. Die Drachen-Maskottchen aus dem Park tauchen alle nochmal auf, ein riesiger Cast in schönen Kostümen läuft rum und tanzt und führt Kunststücke vor und animiert das Publikum, ziemlich schicke Wagen dienen als Kulisse und es ist eine knappe halbe Stunde nochmal was los.
Schade: irgendwie soll es wohl um einen Wettbewerb zwischen dreien der Drachen gehen, deren jeweilige Untertanen sich mit den Kunststücken duellieren. Ob da jetzt am Ende einer gewonnen hat und falls ja, wer und warum eigentlich - das blieb zumindest mir und meiner Begleitung völlig unklar.
Wenn man's mit anderen "Street-Party"-Shows vergleicht, wie sie z.B. Disney in den Florida-Studios mit der Toy-Story-Parade bietet, muss man einfach auch feststellen, dass da Welten dazwischen liegen.
Und so ist Drakar'ium zwar mehr Rausschmeißer als Abschluss-Highlight, als gemütlicher Abschied aus dem Park ist es aber dennoch recht gelungen. Dafür gibt's
2,5 von 5 Punkten
Der Rest vom Fest
Nicht angeschaut habe ich mir diesmal die Artisten im China-Bereich, die aber traditionell eine saugute Akrobatik abliefern - in loser Folge, aber in toller Outdoor-Atmosphäre mitten im Asien-Bereich - für schnörkellose 3 von 5 Punkten; wenn man da gerade in der Nähe ist, sollte man sich das auf jeden Fall ansehen.
Die Miji African Dancers im afrikanischen Dorf habe ich mir ebenso gespart; die haben zwar feste Showzeiten, sind für mein Empfinden aber mehr Street-Entertainment als vollwertige Show.
Und unerwartet lief ich ins Ende von "Chaos am Kaiserplatz" oder so ähnlich; wohl eine Akrobatik-Slapstick-Show auf dem (man ahnt es schon) Kaiserplatz, die zwar im Programmheft nicht angekündigt war, aber dennoch eine ganze Menge Zuschauer versammelt hatte und ganz gut angekommen zu sein schien.
Street Entertainment
Gelungen. Am meisten in Berlin; da flanierten einem wirklich dauernd irgendwelche Mitarbeiter in Kostümen über den Weg. Insgesamt war das Personal großartig geschult - man konnte wirklich hinkommen, wo man wollte, und wurde überall mit einem Lächeln und einem "Hallo" begrüßt, als würden sich die Mitarbeiter wirklich freuen, einen jetzt gerade endlich mal persönlich zu treffen. Ich finde sowas zwar immer ein bisschen gruselig, aber für die Atmosphäre ist es natürlich super.
Es bleibt die Erkenntnis: das Phantasialand kann wundervolle, unglaublich stimmige Welten erschaffen (btw: Hotel Tartüff - wunderschön, groß und spaßig. 4,5 von 5!) - Geschichten erzählen können sie da nicht.
Ach so: und der nervige Typ, der mit seiner quäkenden Besserwisser-Stimme seit Ewigkeiten ALLE Lautsprecher-Durchsagen im Park einspricht (und dabei so grauenhaft überbetont) ... das mag ja vielleicht der Onkel vom Chef sein oder so und das halt einfach total gerne machen, aber - können die dafür nicht mal einen Profi engagieren? BITTE!
An der Stelle mal wieder Grüße an alle, die tatsächlich bis hierhin durchgehalten haben sollten - und nochmal eine schnelle Zusammenfassung:
"
Sieben": ärgerlich. Die reinen Illusionen bieten Potenzial, das aber einfach nicht genutzt wird. Einfach ärgerlich.
"
Relight my Fire": nett. Für Fans und Regentage.
"
Hack und Buddl": für Kinder. für KLEINE Kinder. NUR für kleine Kinder.
"
Jump!": reingehen! Sofort! Ist alleine schon fast den Eintritt für den Park wert.
"
Drakar'ium": wenn man in der Nähe ist und schon alles gefahren - ok. Sonst lieber die zu dieser Zeit ziemlich leeren Warteschlangen nutzen, um noch 2 andere Attraktionen zu fahren.
"Jeder Tag, an dem Du nicht hechelst, ist ein verlorener Tag!" (Bonzaii! Inc. 2004)