Es waren ihrer drei. Am Sonntag trafen wir uns um 5:45 am Hauptbahnhof Konstanz, nachdem sich ein jeder von uns seinen Weg durch den dichten Nebel gebahnt hatte. Als wir schließlich die schemenhaften Umrisse des Zuges nach Karlsruhe ausmachen konnten, begann unsere Reise auch schon und wir versetzten uns für heute erstmalig auf Schienen in Bewegung. Vor uns lag ein Tag, der in strahlendem Sonnenschein ertränkt werden sollte, jedoch konnten wir dies angesichts des vielen Grau vor unserem Zugabteil noch nicht wirklich glauben – die Stimmung war dennoch dem Anlass entsprechend jenseits von Gut und Böse und das zurecht, schließlich stellt ein solcher Freizeitparkbesuch eine stets willkommene Abwechslung zum alltäglichen Trott dar. Fügt man der Gleichung noch die Variable „Expedition GeForce“ zu, hat auch meine Wenigkeit allerhand Grund zur Vorfreude, schließlich kam ich erst im vergangenen September erstmalig in den Genuss dieser Achterbahn und das leider auch nur zwei Mal in Folge.
Zum Glück macht die deutsche Bahn es mir inzwischen denkbar einfach, Kommilitonen für den ein oder anderen
Airtime-Moment zu rekrutieren, bieten die Erlebnistickets innerhalb von Baden-Württemberg doch wirklich ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für gerade einmal 35¤ pro Nase hätten wir an diesem Tag wunschlos glücklich werden können: Anreise, Parkbesuch, Rückweg; alles ist drin und alles auf Basis öffentlicher Verkehrsmittel. So setzte uns dann auch der Schienenersatzverkehr um 10:28 planmäßig am Bahnhof Haßloch ab, von dem zwei Minuten später das Parkshuttle abfahren sollte. Wir warten. Ungeduldiges Umherlaufen. Blicke tasten die Umgebung ab: Nichts. „Haben wir das Shuttle verpasst?“ - „Das kann doch eigentlich nicht sein. Ich schau mal auf den Busfahrplan.“ Selbstredend war dort kein Parkshuttle angetragen, jedoch versteckte sich zwischen den Zeilen des Rätsels Lösung. Inzwischen ist es 10:31, als ich lese: „Bahnhof Haßloch, Südseite.“ Unser Versuch, schnellstmöglich das andere Ende des Bahnhofs zu erreichen schlägt gnadenlos fehl und wir können dem Bus leider nur noch von hinten beim Abfahren zusehen. Schwamm drüber: Mit dem Taxi erreichten wir letzten Endes sogar vor dem Parkshuttle den Holiday Park und schüttelten alsbald Tabaluga und Happy ausgiebig die Hände.
Blauer Himmel und Coasterschiene: Eine Runde Achterbahnfahren bitte
Für meine heutigen Mitstreiter war das gute Stück
Intamin zu diesem Zeitpunkt noch so etwas wie der Feind („Ach du Schande, ist das rote alles die GeForce?“), weshalb wir mit einer ruhigen Kugel beginnen sollten. Kein Problem, der Mega Coaster muss sich sowieso noch warm fahren und eine Runde auf Burg Falkenstein ist sicherlich kein Verlust. Obwohl ich die Geisterbahn vom Usertreffen im September deutlich schlechter in Erinnerung behalten hatte, konnte sie mich auch dieses Jahr nicht überzeugen: Die Gestaltung der einzelnen Szenen versetzt mich weder in Bewunderung noch in Schrecken, sodass wir alle drei ein klein wenig erleichtert waren, als wir endlich wieder aussteigen durften. Vielleicht war diese Erleichterung aber auch der Tatsache geschuldet, dass wir uns zu dritt in eine einzige Gondel gequetscht hatten. Unsere erste Achterbahnfahrt sollte dann im Anschluss die Maurer-Maus werden, welche keinen von uns dreien für eine Wiederholungsfahrt gewinnen konnte.
Der Super-Wirbel erfreute sich bei uns jedoch moderater Beliebtheit und das in meinen Augen vollkommen zurecht, war unsere erste Fahrt doch ein passables Gemisch aus verkorksten
Vekoma-Momenten, minimaler Schwerelosigkeit und zwei stilsicheren Korkenziehern. Dank der richtigen Kopfhaltung überstanden wir alle die überraschend lange Fahrt ohne einen einzigen Kratzer und leckten allmählich Blut. Inversionen hätten wir damit also auch abgedeckt, sodass wir uns im nächsten Schritt langsam in die Höhe empor tasten: Der Lighthouse Tower kostete uns allen zwar ein wenig Überwindung, belohnte im Gegenzug aber mit einem traumhaften Ausblick über den Holiday Park als Ganzes.
Mein einziges Bild der Maus
Diese Tulpen sind erstaunlich groß
Träge hängend
Schwungvolles Gleiten durch die sommerliche Morgenluft
Vom Leuchtturm aus erblickten wir auch die Huss Schiffschaukel, die im hinteren Teil des Parks versteckt liegt und von uns kurzerhand gekapert wurde. Allmählich läute ich den Weg zum heutigen Highlight ein, jedoch nicht ohne einen kurzen Umweg über die berüchtigten Teufelsfässer und den wirklich staubtrockenen Donnerfluss zu machen. Ein kurzer Imbiss im Schatten der ersten Overbanked Turn des bevorstehenden Stahlkolosses und wir brechen ins Expeditionslager auf.
Wie im gesamten Park war auch bei der Expedition GeForce quasi kein Andrang, sodass wir mit zwei Zügen Wartezeit in die erste Reihe hätten steigen können. Meine Mitstreiter zogen allerdings mit respektvollem Blick gen
First Drop „jede andere Reihe“ vor und so gelang es mir immerhin, die letzte schmackhaft anzubieten. Die restliche Überzeugungskraft bringt die GeForce dann ganz von selbst auf: Während der Großteil des Zuges bereits mehrere Meter in der Tiefe hängt, wird der letzte Wagen gewaltsam über den höchsten Punkt der Achterbahn gezogen und schleudert alle Insassen mit knallharten Argumenten unwiederbringlich in die Höhe. Die darauffolgende Drehung um die Längsachse wird bereits so schnell durchfahren, dass man schon die ein oder andere Wiederholungsfahrt braucht, um das Erlebte einzuordnen.
Der erste
Camelback kann mit diesem Auftakt nicht ganz mithalten und auch die darauffolgende Kurve, unter welcher wir soeben noch gesnackt hatten, wirkte im direkten Vergleich viel zu zögerlich. Das grundlegende Problem der Expedition GeForce war zu unserem Besuch, dass sehr wahrscheinlich noch immer mit den gleichen Rollen unterwegs war wie im September – und mit denen hat sie damals schon vibriert! Was der Holiday Park uns an diesem Sonntag aufgetischt hat, ist für
Intamin-Verhältnisse einfach ein knallhartes Rappeln, das den Zug beständig ausgebremst hat. Da konnte auch die Abwesenheit von Reduzierbremsen nicht allzu viel dran rütteln, einige Elemente wurden einfach merklich zu langsam durchfahren. Natürlich meckere ich hier gerade auf (beinahe unverschämt) hohem Niveau, schließlich serviert bereits der zweite
Camelback ein Gedicht von
Airtime wie man es schöner kaum erleben kann. Auch der Rechts-Links-Umschwung sowie die finalen Bunny Hops konnten selbst unter den geschilderten Umständen für breite Euphorie im gesamten Zug sorgen, jedoch blieb in der Schlussbremse stets ein bitterer Beigeschmack. „Herr Stengel würde jetzt weinen.“, dachte ich mir nur im Stillen. Leider kann man sich mit einer Attraktion dieses Kalibers eben auch derart grobe Fehltritte erlauben. Summa summarum bleibt die Expedition GeForce trotz alldem für mich die beste Achterbahn Deutschlands.
Teufelsfässer - bei einer Wartezeit von 0 Minuten gut, bei erzwungener Sechserbeladung der absolute Wahnsinn!
Es ist physikalisch unmöglich, im Donnerfluss nass zu werden, richtig?
First Drop im Busch
Gedrückte Gesichter im Tal des ersten Camelbacks
Farbenspiel
Die zweite große Kurve im Blätterwald
Vermutlich auch die zweite Kurve
Einer der letzten Bunny Hops, an dem sich seit 2013 wieder Farbe erahnen lässt
Holy Moly!
Während der vergangenen Fahrt verbrachten wir sicherlich ebenso viel Zeit im Bügel wie auf dem Sitz, weshalb „wir“ erst einmal etwas Ruhiges brauchten und zielsicher das Maja-Land ansteuerten. Eine kurze Fahrt mit dem Free Fall Tower, der gerade auf dem Weg lag, ließen wir uns dennoch nicht entgehen, allerdings fand ich als einziger von uns Freude an dieser Attraktion. Unserer erste Entspannungsfahrt war dementsprechend der Grashüpfer Flip, auf dem wir nacheinander die Piste entlanghoppelten. Auch die Ride-Operatorin merkte, dass wir hier irgendwie fehl am Platz sind und hatte bestimmt ebenso viel Spaß wie wir, als vereinzelte „Hüah!“-Rufe von offener Strecke ertönten. Müsste ich einen Kritikpunkt am Grashüpfer Flip nennen, wäre es eindeutig das schmerzende Gesäß am Ende der Fahrt. Zum nächsten Besuch nehme ich einen Sattel mit.
Im Geiste 15 Jahre jünger eilten wir auch sofort zur nächsten Attraktion, nämlich dem Blumenturm, wo wir eine der längsten Wartezeiten des Tages in Kauf nahmen. Berechtigterweise, denn dieser kleine Kinderfreefall ist derart durchgeknallt, dass man fast meinen möchte, man hätte sich irgendwie in den Skyline Park verirrt. Natürlich spielt sich der Blumenturm auf einem merklich höheren Niveau ab als die Fehlkonstruktion „Sky Fall“ im Allgäu und macht so richtig Spaß! Allgemein zeigt Plopsa mit dem Maja-Land doch sehr deutlich, in welche Richtung man den Holiday Park lenken möchte. Das Appetithäppchen gefällt uns direkt so gut, dass wir noch eine Weile im Kinderbereich verblieben: Majas Blütensplash bescherte uns mit dem Soundtrack des Tages eine absolute Ekstase der guten Laune, während uns die Wassereffekte eiskalt und überraschend erwischten. Manchmal lohnt es sich eben doch, auf den Liedtext zu hören. Jetzt noch schnell eine Runde auf dem verrücktesten Baumstamm in der Pfalz, bevor wir zu den altersgerechten Attraktion zurückkehren.
Da hat der Baum noch einige Jahre zu wachsen...
Blütensplash-Free-Fall-Tower-Symbiose
Maja, fliege hoch, hoch, hoch!
Erwähnte ich schon, wieviel Spaß der Blumenturm macht?
Irgendwo zwischen Reihe vier und eins der GeForce und unseren Wiederholungsfahrten auf den Teufelsfässern und dem Super-Wirbel müssen wir noch über den Bounty Tower gestolpert sein. Da ich sehr gut auf Condor-Anlagen verzichten kann, nutzte ich die Fahrt der anderen beiden für das ausgiebige Schießen von Fotos, hauptsächlich von solchen des Bounty Towers. Der arme Typ, der diesen eintönigen Bilderwust ausmisten musste...
Allmählich mahnte dann leider auch schon die Uhr zur Vorsicht, schließlich wollten wir um keinen Preis ein weiteres Parkshuttle verpassen. Also schmiedeten wir unsere letzten Pläne: Tabalugas Abenteuer muss einfach noch sein und danach sind sicher noch ein, zwei Runden auf der Expedition GeForce drin. Bei der Themenfahrt rund um Tabaluga und seine Freunde sticht uns sofort die neu gestaltete Station ins Auge, die im Vergleich zum alten Holzschuppen eine deutliche Verbesserung darstellt. Die Fahrt selbst erzählt noch immer die gleiche Geschichte, welche wir abermals als Ehrenbürger Grünlands verlassen, schließlich haben wir Arktos ordentlich auf die Karotte gehauen. Sicherlich wären einige Szenen überzeugender, wenn man aus der Themenfahrt kurzerhand einen waschechten Darkride bauen würde, allerdings soll der Holiday Park sein Geld bitte zuerst in eine Bestellung frischer Rollen bei
Intamin fließen lassen. So bleibt der einzig fade Moment an Tabalugas Abenteuer das Einspielen von Peter Maffays Nessaja-Lied: Gerade der Zielgruppe dieser Attraktion scheint dieses wunderschöne (Kinder-)Lied absolut fremd. (Liebe Eltern, bitte ändert das.)
Wer mag diese Anlagen eigentlich? Ich habe bisher niemanden getroffen...
Schöne Details an den Gondeln
Zur Rechten findet man auch das Balloon Race
Ein neues Gewand für Tabluga: Die Boote müssen trotzdem teilweise noch von Hand aus der Station geschoben werden
Auf der Reise zur Vernunft...
Tabaluga sitzt da auch schon eine Weile: Der Fels färbt inzwischen auf seinen Hintern ab
Eingangsbereich in der Totalen
Da zücke ich wahrlich den Hut vor Plopsa: Top!
Somit bleibt uns noch eine halbe Stunde Zeit, um abschließend die Gewalt der GeForce zu würdigen. Erneut chauffiere ich uns in die letzte Reihe, um die atemberaubende Kombination aus Schwerelosigkeit und der
Schraube gen Boden in vollen Zügen zu genießen. Camelbacks, Umschwung, Bunny Hops – all diese Elemente werden mit beständigem Rappeln abgespult und fahren sich dabei so unverschämt gut, dass mir das Coaster-Herz dennoch bis in den Hals schlägt. Auf dem zweiten Bunny Hop erblicken wir plötzlich einen blauen Gegenstand, der wohl aus dem Zug katapultiert worden ist und jetzt wieder nach unten fällt. Was in dem Moment noch wie ein harmloser Haargummi aussah, sollte zwei Airtimemomente später noch seine volle Durschlagskraft entfalten.
Wieder wird das blaue Etwas beinahe still stehend in die Luft gesetzt, während der Zug darunter ein letztes Mal in Richtung Schlussbremse beschleunigt. Als ich erkenne, dass gerade kein Haargummi, sondern ein ganzes Handy auf uns zufliegt, ducke ich mich reflexartig und beobachte noch aus den Augenwinkeln, wie das Gerät keine 10cm hinter der Rückenlehne meines Sitznachbarn auf die Chaise knallt und dort in vier Einzelteile zerspringt, die sich auf dem Catwalk neben der Schlussbremse verteilen. Der Schreck stand dem gesamten Zug ins Gesicht geschrieben, so gab es in der Kurve zur Station nur noch ein einziges Gesprächsthema unter den Insassen. Und doch schien niemand sein Handy zu vermissen. Eines muss man der ganzen Aktion jedoch lassen: Das Timing war perfekt und der Moment des „Oh scheiße, da kommt was auf uns zu!“ wurde samt Handy für ewig auf dem Actionfoto festgehalten.
Watch your pockets!
Die gesamte Handyaktion war zwar für uns alle zwar ein herausstehendes und atemberaubendes Erlebnis, kostete uns aber nicht nur den letzten Nerv, sondern vor allem auch eine Menge Zeit, sodass wir von einer Wiederholungsfahrt leider absehen mussten. Somit geht einmal mehr ein Besuch im Holiday Park zuende. Einmal mehr muss man festhalten, dass innerhalb der letzten sieben Stunden alles geboten worden ist, was das Herz begehrt: Eine interessante Themenfahrt, Spaßgarantie im Maja-Land, eine grandiose Wildwasserbahn und vor allem jede Menge schöner Achterbahnmomente auf der Expedition GeForce. Freilich darf man bei dieser Aufzählung den Eingangsbereich und die ein oder andere schöne Ecke nicht unerwähnt lassen.
Diese kontrastieren wiederum auf schmerzhafte Weise mit dem genauen Gegenteil, den eher verlassenen Stellen im Park. Ein Paradebeispiel hierfür ist sicherlich der gesamte Weg entlang des großen Sees oder auch der ein oder andere Pfad, der ziellos in den Wald zu führen scheint. Plopsa ist sichtlich darum bemüht die Unzulänglichkeiten des Holiday Park auszubügeln und kann an den entsprechenden Stellen mit überzeugenden Ergebnissen aufwarten, dennoch ist mir ein „verwahrlostes“ Eck ein ganz besonders großer Dorn im Auge: Wieso um alles in der Welt investiert man denn bitte nicht einmal ein begrenztes Budget in die Hauptattraktion und bringt diese auf Vordermann? Die Diskussion um das fehlende Stationsdach ist inzwischen derart ausgelutscht, dass ich damit gar nicht erst beginnen möchte; man präsentiert den
Intamin Mega Coaster aber auch sonst nahezu von seiner allerschlechtesten Seite. Wenn das Rappeln einer schweizgefertigten Achterbahn so viel Geschwindigkeit zieht, dass einige Elemente merklich zu langsam durchfahren werden, muss man sich einfach die ehrliche Frage stellen dürfen, was falsch gemacht wurde. Ich kenne die GeForce von 2001 nicht und kann nur auf 2012 zurückblicken, dennoch beneide ich jeden, der bereits damals in die Verlegenheit einer Fahrt gekommen ist, aufrichtig. Nochmals: Der Holiday Park hat eigentlich ein vielseitiges und gutes Angebot an Attraktionen, allerdings ist es bei Weitem nicht so gut, dass man ein Juwel wie die EGF derart vernachlässigen darf.
Nichtdestotrotz – und es ärgert mich beinahe, trotzdem voll und ganz hinter dem folgenden Satz zu stehen – steht im Holiday Park eine mordsgeile (wenn auch overhypete) Achterbahn, sodass ich in den kommenden Jahren wohl sicher wieder auf der Matte stehen werde, sobald die Parktore sich öffnen. In Zukunft jedoch wohl wissend, dass jeder ekstatische Moment auf der Expedition GeForce bisweilen auch seinen Wermutstropfen fordert, es sei denn man gibt sich bis dahin einen Ruck und gönnt der Dame etwas mehr als nur eine Dampfstrahlerbehandlung.