Ein typischer Coastermorgen: Nach dem gestrigen Spaziergang durch London bei Nacht klingelt der Wecker erbarmungslos um 5 Uhr. Es nützt nichts, wir müssen raus. Eine knappe Stunde später schlurfen wir dann mit kleinen Augen durch die noch leeren Straßen Londons, steigen irgendeinen Berg nach oben und erreichen vorerst eine Bushaltestelle – es ist wirklich arschkalt. Dennoch meistern wir den Weg zum Bahnhof und finden letztendlich auch den Zug, der uns nach Uttoxeter bringen würde, wo wir unser Schicksal in die Hände eines Taxifahrers geben. Dieser ignoriert auf dem Weg zur „Chained Oaked Farm – close to Alton Towers“ sämtliche Wegweiser, die zu unserem eigentlichen Ziel geführt hätten, und verfährt sich bei gleichzeitiger Bedienung seines Navigationssystems gnadenlos. Dennoch kommen wir irgendwann an und stiefeln durch den knöchelhohen Schnee bis zur Türpforte von Liz, wo sich auch schon ein geeigneter Mülleimer für die Visitenkarte des Taxifahrers befindet. Die Tür öffnet sich und die Stimmung geht schlagartig nach oben.
Liz empfängt uns herzlich in der Chained Oak Farm, führt uns zu unserem Zimmer und bietet an, uns noch schnell zum Park zu fahren, woraufhin wir das Angebot ziemlich verblüfft annehmen. Schnell noch die Trollys in eine Ecke und die Rucksäcke mit Getränken und Fotoequipment gefüllt, gehen wir nach außen in den Hof, wo Liz mit ihrem knallroten Jeep vorfährt. Während der Fahrt merken wir erst, wie toll die schneebedeckte Gegend aussieht. Dabei erzählt Liz ein paar Sachen und zeigt dann plötzlich durch die Bäume hindurch: „Oh, there's Oblivion!“ Alton Towers, du hast uns. Wir halten an und lassen uns kurz den Weg bis zum Eingang erklären – da sind wir endlich und das ist gut.
TPCWOAATBPPB
Die ersten 1000 Schritte
Die Morgensonne ergießt sich in einen verboten blauen Winterhimmel. Vor uns liegt eine schier unendliche Weite aus edelweißem Schnee, dahinter die Umrisse von Oblivion und den Towers. Man kann schwer in Worte fassen, was so eine Landschaft mit einem anstellt, aber die Endorphine wollen einfach gar nicht mehr aufhören zu sprudeln. Eine friedliche Besinnlichkeit, unterbrochen von dem gelegentlichen „Boah, ist das geil!“ oder „Ich will hier glücklich sterben.“, macht sich unter uns breit, während wir losziehen, um den Park im Uhrzeigersinn zu erkundschaften.
Vorbei an geschlossenen Wasserattraktion stolpern wir über die erste kleine Ernüchterung: Runaway Mine Train wird heute voraussichtlich aufgrund von Schnee auf den Schienen nicht eröffnen und soll dies auch an unserem zweiten Besuchstag nicht tun. Das ist zwar counttechnisch schade, weil ein weiterer roter Punkt mit einer Eins zurückbleibt, jedoch tausche ich einen Powered Coaster jederzeit mit Freuden gegen das Winterwunderland ein, als das sich Alton Towers uns hier und jetzt präsentiert. Jan merkt im Vorbeigehen noch an, dass Duel eine tolle Attraktion sei, aber das interessiert Julia und mich vorerst nicht im geringsten: Wir wollen endlich Nemesis fahren!
Close-Up der Schiene am Parkeingang
Runaway Mine Train – lieber eine Augenweide als ein Count!
Aber es ist nicht so, als hätte die Bahn mich überhaupt nicht interessiert
Übrigens die zweite Bahn, die nicht fuhr: allerdings nicht wegen des Schnees sondern aufgrund eines Mangels an Schiene
Nemesis
„Wow, da steht sie.“, denke ich mir und bin von den Ausmaßen des
B&M Inverters fasziniert. Auf Fotos wirkt Nemesis immer wie ein dürres Schienchen, das sich seinen Weg zwischen Felsen hindurchschlägt, aber wenn man in Natura erst einmal zwei Meter vor der
Helix mit der mannshohen Schiene steht, betrachtet man diese Achterbahn auf einmal mit anderen Augen. Sofort zieht auch schon der erste Zug unter lautem Tosen vorbei, doch wir sind noch immer zu sehr damit beschäftigt, diese schneebedeckte Schönheit vor uns voll und ganz zu genießen. Gut 200 Fotos später reihen wir uns dann doch ein, um nach lächerlichen fünf Minuten Wartezeit in den verblüffend abgenutzten
Inverter-Sitzen Platz zu nehmen.
Nemesis gehört zu den Bahnen, bei denen der Abstand zwischen Schiene und Erdboben am Fuße des Liftes größer als an seinem Ende ist. Wo sonst der
First Drop platziert ist und die Insassen auf ihre Maximalgeschwindigkeit befördert werden, befindet sich eine Kehrtwende sowie eine kleine Abfahrt, die direkt in den ersten
Korkenzieher mündet – doch dieser Teil gehört meines Erachtens nur zum Vorspiel. Nemesis beginnt für mich erst so richtig mit der
Helix, deren Einfahrt man allerdings schon mit beachtlichem Tempo passiert. Die Schiene legt sich beinahe 90° quer und in einer Dreiviertel-Abwärtskurve drückt es uns gehörig in die Sitzschalen, während die Füße am umstehenden Zaun vorbeischrammen. Die Umgebung verwischt ein klein wenig, ehe wir schon wieder in die Luft gerissen werden, wo die Welt in der Zero-
G-Roll erneut auf den Kopf gestellt wird. Wie für einen
B&M-
Inverter typisch hat dieses Element nichts mit Schwerelosigkeit zu tun; vielmehr wird man einigermaßen zügig in eine volle Drehung um den Track geschleudert.
Eine weitere, recht harmlose Steilkurve folgt, die aber dank der Nähe zum Gelände noch immer sehr flott wirkt: Wir befinden uns nun parallel zur Warteschlange und es geht wieder nach unten in eine Schlucht, deren Felsenwände mit Schnee bedeckt sind. Die Pressung setzt ein und die Schiene biegt sich unaufhörlich nach oben weg, wir stehen kopf und fassen erst wenige Sekunden später wieder Boden unter den Füßen. Die dritte
Inversion, der
Looping, ist also geschafft – was für ein simples und zugleich prächtiges Fahrelement, das auf Nemesis einfach bestmöglich inszeniert worden ist.
In einer weiteren Kehrtwende fliegen wir über den Fuß des Liftes hinweg und tauchen abermals in irgendeinen düsteren Bereich zwischen den Felsen ab, ehe wir uns mit beachtlicher Wucht nach oben rechts wegdrehen und elegant über einen Felsen hinwegpreschen. Es folgt die Schlusskurve, der sich mit lautem Reiben die Bremsen anschließen. Der Oberkörper sackt nach vorne in die Bügel und die ersten Blicke werden ausgetauscht. Julia und ich, die beiden Nemesis-Novizen, geben den Daumen nach oben und auch Jan steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Was für eine schöne Achterbahn!
Im weiteren Verlauf unserer Besuchstage gönnten wir uns selbstverständlich auch eine Fahrt in der ersten Reihe (sofern diese nicht gesperrt war), wo die Integration in die scharfkantige Landschaft erst so richtig zur Geltung kommt. Nemesis ist genau das, was ich mir von Black Mamba erhofft hatte – eine knallende Fahrt in wunderschönem Setting. Besonders durch das außergewöhnliche Layout mag es dem Alton-
Inverter zwar an einem wirklichen Highlight mangeln, jedoch verpulvert Nemesis eben nicht direkt nach dem Lift ihr gesamtes Potential, sondern schafft es, eine beständige Grundspannung während der Fahrt aufrechtzuerhalten. Sicherlich ist dies auch der Nähe zum Felsen geschuldet, wodurch die gesamte Anlage einen extrem rasanten Eindruck macht. Lediglich die
Helix und der abschließende Flatspin tun sich in Sachen Geschwindigkeit und Intensität hervor, wobei es zugleich keines der beiden Elemente in irgendeiner Hinsicht übertreibt.
Abschließend bleibt noch eines hervorzuheben: diese Bahn wurde 1994 eröffnet. Ich hatte es nicht zwingend erwartet, aber Nemesis ist zu butterweichen Fahrten imstande. Ab und zu – scheinbar komplett willkürlich und nie an gleichen Stellen – gab es mal einen kräftigen Schlag auf die kaltgefrorenen Ohren, der aber den Fahrspaß keineswegs milderte. Die guten Fahreigenschaften lernten wir dann wirklich zu schätzen, als wir zusammen mit Random Guy – einen Briten in Hoody und Shorts, der einen Plüschdonut auf dem Kopf trug – im Akkord als Single-Rider fuhren. Angesichts der lächerlichen Wartezeit und des Zweizugbetriebs hätten wir diesen Exzess auch auf herkömmlichen Wege praktizieren können, jedoch war uns der Weg durch die Queue auf Dauer wohl einfach zu lang. Bei so einem Leckerbissen wie Nemesis fällt das Warten allerdings auch wirklich schwer.
Verboten geile B&M- und Wetter-Awesomeness!
Doch wie immer alles schön der Reihe nach: die erste Inversion
Man bemerke die Fußstapfen im Schnee
Das Ende einer intensiven Helix
Danach eine Zero-G, die bei Invertern immer etwas besonderes ist (Anm.: auf dem Foto könnte auch der zweite Flatspin zu sehen sein)
Richtungswechsel in der Kurve
Und ein drittes Mal überkopf: Der Looping ist in einer kleinen Schlucht platziert
Das erlaubt Fotos auf Augenhöhe
Nach dem Looping kurz irgendwo unten durch, eine Kurve und dann …
… nochmal irgendwo unten durch!
Flatspin mit ordentlich Feuer!
shoulder restraints – suffering since '94
Air
„Whoo, nicht von schlechten Eltern, das Teil!“, verlassen wir Nemesis und wollen mehr
B&M. Die Schlusskurve des Inverters hat uns bereits am schwarzen Lifthill von Air vorbeigeführt, den wir nun ansteuern. Obwohl quasi absolut nichts los ist, läuft der
Flying Coaster im Dreizugbetrieb und nutzt dafür auch beide Beladestationen. Durch eine solche Betriebsphilosophie und noch viele andere Dinge gewinnt Alton Towers allmählich unsere Herzen und wir stellen uns angesichts der Umstände für die erste Reihe an, da Jan schon seit Beginn der Tour auf diesen Sitzplatz geschworen hat. So bleibt mir genug Zeit, die Sitzmechanik meines ersten Flying Coasters genauer unter die Lupe zu nehmen, womit meine Begeisterung stetig wächst. Ein besonders schönes Detail an Air ist die Beleuchtung im Bahnhof, die von tiefgefrorenem Eisblau stellenweise zu einem warmen Orange wechselt. Dennoch wirkt alles sehr technisch und fast schon steril wie in einem Operationssaal, was mir persönlich aber sehr gut gefällt.
Wir nehmen Platz und schließen die Bügel, die Oberkörper und Füße sicher verpacken. Paradoxerweise sitzen sie dabei so eng an, dass man sich nicht einmal in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlt. Alle Bügel werden überprüft und jetzt kommt der Moment, auf den ich am meisten gespannt war: Die Sitze klappen nach hinten gen „Decke“ und wir hängen in Bauchlage im Schulterbügel – auf allen Vieren, wenn man so will. Die Sitzposition ist extrem ungewohnt, aber keineswegs unangenehm, und bereitet definitiv auch schon vor Fahrtbeginn im gesamten Zug Freude. Sofort probiere ich den Superman aus, finde aber im Laufe der zwei Tage für mich heraus, dass sich dieser Coastertypus am angenehmsten fahren lässt, wenn man einfach gerade nach unten blickt. Das hat außerdem den Vorteil, dass man die Schiene aus den Augen verliert und man bei einigen Elementen mangels Fixationspunkten einigermaßen zügig die Orientierung verliert.
Aber alles der Reihe nach: Wir biegen nach rechts ab und gucken etwas verdutzt auf den kahlen Betonboden unterhalb der Schiene. Allerdings wartet auf uns schon ein Kettenlift, welcher uns aus dem tristen Grau herausziehen soll. Unter uns befinden sich auf einmal andere Parkbesucher, dann Landschaft, dann ist das Ende des Lifts erreicht und der Kopf kippt vornüber nach unten. Zum herstellertypischen Schnurren des Schienenkastens fahren wir ganz sachte einige Meter hinab und durch eine Kurve, der sich der wahre
First Drop anschließt. Dabei blicken wir stets dem unangetasteten Weiß unter uns entgegen, das eine ganz besinnliche Stimmung ausstrahlt.
Plötzlich gewinnen wir wieder an Höhenmetern und drehen uns um 180° um die eigene Längsachse – wir liegen nun allesamt auf dem Rücken und fallen nach unten in eine Kurve. Diese ist auch die einzige Stelle der Bahn, an der man wirklich
g-Kräfte spürt, welche obendrein unerwartet intensiv wirken, da sie über den gesamten Rücken verteilt sind. Sobald man aber wieder Boden unter dem Gesicht hat, ist Air einfach wie ein Bett auf Rollen. Ich bin gespannt, wie ich zu diesem Statement stehe, wenn ich erst einmal einen anderen
Flying Coaster gefahren bin, jedoch finde ich ebendieses beruhigende Fahrgefühl so toll an Air. Ständig schwillt das Laufgeräusch des Zuges an und nimmt wieder ab, während man einfach verträumt durch die weiße Schneelandschaft schwebt. Auch die Inline-Twist, die diese Routine kurz unterbricht, bietet keinerlei Intensität, sondern einfach nur dieses beschwingliche Gefühl der absoluten Freiheit. Man streckt die Arme von sich und wickelt sich dabei um eine Achse knapp unterhalb des Rückens – es fühlt sich an wie Fliegen im Traum.
Mir gefällt Air also, obgleich ich mir die Fahrt gänzlich anders vorgestellt hätte. Jans Vorliebe für die erste Reihe konnte ich zwar nicht ganz nachvollziehen, jedoch liegt das vielleicht daran, dass ich meinen Blick meistens von der Schiene abgewendet habe und deshalb niemals die Füße eines Vordermanns im Blickfeld hatte. Julia konnte sich ein „Tatsu ist besser.“ nach unserer ersten Fahrt doch nicht ganz verkneifen, woran ich einfach sehe, dass sich mein Urteil mit dem nächsten
Flying Coaster vielleicht komplett ändern könnte. Dennoch war es am Ende der zwei Tage ausgerechnet Julia, die zweifelsohne das schönste Erlebnis auf Air erleben durfte: Einige Fahrten vor ihr hat sich wohl jemand in der Schlussbremse übergeben. Begleitet von einem „That's disgusting!“, blieb ihr Zug eine ganze Weile über dem Resultat stehen, woraufhin es sich ein Insasse zur Aufgabe machte, lautstark das Aussehen der Überbleibsel in peinlichster Genauigkeit und unter anhaltendem Gelächter aller anderen zu beschreiben. Aufgrund der Sitzposition bleibt einem wohl auch kaum etwas anderes übrig, als sich intensiv mit einer solchen Besonderheit auseinanderzusetzen.
Das Aireal im Überblick
Dem First Drop folgt der Fly To Lie
Es lässt sich nicht besser beschreiben: ein luftiges Fahrgefühl
Nach dem Rückenabschnitt wird man erneut gewendet und passiert diese Kurve für das Publikum
Wie Schweben auf Watte
Es ist wirklich wie Achterbahnfahren mit einem Bett
In die Inline-Twist
Zweifelsohne meine Lieblingsstelle der Achterbahn
Und ab in den Schlussteil, den man vom Parkplatz aus fotografieren hätte können
Rita
Frisch ausgeruht stapfen wir von Air aus zu Skyride, der von uns meistgefahrenen Attraktion im Park, denn es sollte über die Gardens hinweg in den weißbedeckten Dark Forest gehen. Die Aussicht ins Tal hinab ist prächtig und auch die ersten Blicke, die wir von Rita erhaschen können, machen einfach Laune auf mehr, jedoch soll uns im Laufe der zwei Tage der ständige Skyride-“Soundtrack“ mit dem Towers Theme (einer Variation von In The Hall Of The Mountain King) und der Werbe-Ansage zum Smiler noch gehörig auf die Gonaden gehen. Schwamm drüber, wir stellen uns für Rita an und reihen uns alsbald für die First Row ein: Go! Go! Go!
Wer in meinen anderen Berichten schon einmal herumgeschmökert hat, erinnert sich vielleicht an meine mittelmäßige Meinung zu Desert Race im Heide Park. Das brachiale Herumreißen in den Umschwüngen und eine anhaltende Grundvibration machen diese Achterbahn – abgesehen vom Launch – für mich wirklich obsolet. Nach meiner Premierefahrt auf Stealth mag ich auch nicht mehr so wirklich glauben, dass ein
Intamin Launch Coaster ohne
Top Hat eine gute Idee sein kann, und doch war Rita für mich keine absolute Enttäuschung. Die Bahn reiht sich eindeutig hinter den drei
B&M-Anlagen im Park ein, jedoch ist sie zumindest ihrem deutschen Klon meines Erachtens in der ein oder anderen Disziplin deutlich überlegen.
Wir nehmen Platz und da ist sie wieder vor uns: diese verheißungsvolle Gerade, der sich nichts als eine Rechtskurve anschließt. Darin eine kleine Rinne, in der das
Catchcar den ganzen Tag lang nach vorne und nach hinten pendelt – eine der beiden Richtungen jedoch jeweils mit Gepäck. Mit den Bügeln am Körper wissen wir, dass auch wir bald verfrachtet werden sollen. Wir warten gespannt und dann setzt auch schon die Beschleunigung mit einem kräftigen Tritt in den Hintern ein. Wie von
Intamin gewohnt, wird hier nicht gefackelt und einfach knallhart durchgezogen, womit der Auftakt schon gesichert ist.
Das anschließende Layout ist für diesen Achterbahntypen ebenso wenig geeignet wie das der Kopie im Heide Park, jedoch fallen mir binnen der ersten Kurve zwei Dinge auf: Erstens fährt Rita wirklich butterweich, wodurch die Fahrt viel präziser und kalkulierter wirkt. Der zweite Vorzug der ehemaligen Queen of Speed mag ein subjektiver Erwartungseffekt sein, jedoch ist das Kräftewirken in den Umschwüngen deutlich besser berechnet als etwa im Heide Park. Vielleicht sind es die zwei Meter Höhenunterschied, vermutlich aber eher nicht: Was ich aber mitbekommen habe, ist, dass die Richtungswechsel auf Rita weniger reißen als die von Desert Race und man viel natürlicher vom einen
Banking in das andere „hineinflutscht“, wodurch ich auch die
Airtime etwas besser genießen konnte. Es werden drei dieser Umschwünge absolviert, das Tempo ist beständig hoch, doch schließlich greifen die Wirbelstrombremsen und bremsen den Zug ab, wobei sie ihren typischen Klang abgeben.
Die kalte Winterluft hat ordentlich Wasser ins Auge gebracht, sodass sich auch von Rita nichts wirklich Schlechtes sagen lässt. Die Dame macht ihren Job deutlich besser als ihre deutsche Schwester und lädt zu allerhand Wiederholungsfahrten in der ersten Reihe ein, obwohl für mich einfach feststeht, dass sie mit einem One-Trick-Pony wie etwa Stealth nicht mithalten kann – und zwar nicht nur hinsichtlich der Härte des Launches. Ein abschließendes, kleines Manko an der ehemaligen Königin in Rot hat sich erst an unserem zweiten Besuchstag entpuppt, als wir uns spontan dann doch einmal für einen anderen Sitzplatz entschieden, nämlich für eine der letzten Reihen. Hier fuhr Madame sich erschreckenderweise deutlich rauer, was ich in meinen Notizen auch als „Rappeln“ festgehalten habe. Ein Hoch auf die erste Reihe also!
Launch
Kurve
Umschwung
Kurve
Anstieg
Umschwung
Schlussbremse
Jan und ich auf Rita (Danke an Julia für das Foto!)
Th13teen
Die Bahn, mit dem Namen bei dem ich mich gerne vertippe, soll mein zweites First des heutigen Besuches sein und brockt uns damit auch die womöglich längste Wartezeit der gesamten Tour ein. Thematisch gesehen ist das Beste am Außenbereich der Queue leider nur das ständige Vorbeirauschen eines Zuges von Rita, denn abgesehen davon gibt es nur ein Tonband zu hören, auf dem eine Frau gelegentlich bis Dreizehn zählt. Schaurig!
Erst, wenn man das Bahnhofsgebäude betritt, kann die drückende Stimmung des Soundtracks voll zur Geltung kommen und er legt sich wie ein düsterer Fluch über uns alle. Details sucht man hier allerdings dennoch vergeblich, kann sich aber damit zufrieden geben, dass es recht zügig vorangeht und man schon bald in einem Zug Platz nehmen darf. Die Reibräder schieben uns beinahe mit der Intensität des blue-fire-Launches aus der Station, was mich dann doch erst einmal überrascht. Besonders auf dem Lift kommt der Durchzug deutlich zur Geltung, den ich so von Reibrädern einfach noch nicht kannte.
An den Outdoorbereich und seine Kurvenwechsel hatte ich eigentlich gemäßigte Erwartungen. Positiv aufgefallen ist mir die ganz leichte
Airtime, die hier und da aufkommt – eben wie ein Fluch, kaum greifbar, aber dennoch vorhanden. Trotz dem zwischenzeitlichen Kribbeln im Magen können die Umschwünge zwischen den Kurven jedoch nicht überzeugen: Es wirkt die gesamte Fahrt über, als würde die Herzlinie oberhalb der Köpfe verlaufen, sodass sich jeder Bankingwechsel einfach falsch anfühlt. Besonders deutlich merkt man das an der Einfahrt zum zweiten Lifthill, wo man förmlich gegen die linke Innenseite des Wagens kracht. Flott geht es wieder nach oben, hinein in einen verwüsteten Raum. Es wird dunkel …
So ziemlich jeder der Insassen im Zug weiß, was als nächstes passieren wird, und dennoch sorgt das Zusammenspiel aus Licht- und Soundeffekten wirklich für ein gelungen überraschendes und intensives Fallerlebnis, dem sich eine Rückwärtspassage in vollkommener Dunkelheit anschließt. Hier kann Th13een meines Erachtens ganz klar punkten, macht es doch schon irgendwie Spaß, orientierungslos in der Finsternis herumzueiern und anschließend wieder rückwärts ans Tageslicht hervorzustoßen. Zumindest mir zauberte dieser Abschnitt ein ehrliches Lachen aufs Gesicht.
Es folgt das nötige Übel: Irgendwie muss der Zug seine Fahrtrichtung ja wieder ändern. Wir parken also rückwärts im Dark Forest, während vor uns die Weichen gestellt werden. Eine kurze Ewigkeit verweilen wir noch an dieser Stelle und blicken auf die schnurgerade Strecke vor uns, wo wir nur darauf warten, dass der Zug vor uns den Bahnhof verlässt. Die düstere Stimmung ist an dieser Stelle definitiv hinüber, zumal der Dark Forest bei unserem Besuch von Natur aus eher weihnachtlich wirkt. Endlich ist es so weit und die Reibräder packen ein letztes Mal beherzt zu, ehe wir aussteigen dürfen.
Insgesamt ist Th13teen eine ziemliche Enttäuschung, obwohl der Drop und die Fahrt im Dunkeln zumindest mich überzeugen können. Diese beiden Bestandteile der Achterbahn sind es dann auch, durch die Th13teen in anderen Themenparks sicherlich das Zeug dazu hätte, ein wahres Highlight zu sein; in Alton Towers sackt die Bahn dagegen im Vergleich ab und siedelt sich irgendwo im unteren Mittelfeld an, weshalb sie wohl auch die einzige Bahn im Park ist, die wir nur ein einziges Mal gefahren sind. Meine Kamera mochte sie auch nicht sonderlich; deswegen habe ich leider keine Fotos von Th13teen parat.
Hex
Nach dieser wenig bereichernden Fahrt auf meinem ersten Drop-Coaster nehmen wir den langen Fußmarsch vom Dark Forest in Richtung X-Sector auf uns, wobei mir erstmals bewusst wird, wie weitläufig Alton Towers angelegt ist. Sofort springt mir der Vergleich mit Efteling in den Kopf, aber, obwohl zwischen den einzelnen Bereichen mit hoher Attraktionsdichte in Alton immer sehr viel Landschaft liegt, legt man im Schnitt wohl in Efteling dennoch deutlich längere Fußmärsche zurück. Beide Parks bergen jedoch auch in ihren ruhigeren Ecken die ein oder andere Schönheit, sodass ich nicht schlecht staune, als ich zum ersten Mal vor den Towers stehe. Spontan entschließen wir uns für eine Fahrt auf Hex, schließlich sind wir als so ziemlich die einzigen Besucher in diesem Bereich unterwegs.
Der Wartebereich dieses Madhouses bewegt sich gemäß der Erwartungen auf einem sehr hohen Niveau: Sofort tut sich eine Geschichte im Inneren der Towers auf, die wir mangels Wartezeit allerdings kaum zu hören bekommen. Es schließt sich unmittelbar die Preshow an, die mit so vielen Medien und Sinnen arbeitet, dass man eigentlich schon an dieser Stelle zufrieden das Fahrgeschäft verlassen könnte. Das Gebäude, das einen umgibt, ergibt zusammen mit der Geschichte ein wirklich stimmiges Gesamtbild, das vor allem vollkommen authentisch vermittelt werden kann. Die eigentliche Attraktion, nämlich ein Madhouse, ist entsprechend nur noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Etwas mehr Gestaltung im Mittelbereich der Schaukel wäre der Stimmung zwar bestimmt zuträglich gewesen, jedoch liefert Hex auch so ein wirklich rundes Fahrerlebnis, das zum Beispiel die Villa Volta oder den Fluch der Kassandra ziemlich alt aussehen lässt.
Der Eingang zu Hex
Die Towers in Laufrichtung vom Dark Forest aus
Und so sehen sie aus, wenn man aus dem X-Sector kommt
Damit ja keiner behaupten kann, ich würde nur Achterbahnen fotografieren …
Dieses Gebäude fand ich schon den ganzen ersten Tag lang schön; am zweiten habe ich es endlich fotografiert
BigBurger gibt es nur in Blackpool
Oblivion
Wir verlassen Hex und es fühlt sich für einen kurzen Moment so an, als würde man ein gutes Buch weglegen, dessen Geschichte einen komplett in seinen Bann gezogen hat. Wir orientieren uns: Wo wollten wir doch gleich hin? Die nächste Achterbahn auf der Agenda stammt erneut aus dem Hause
B&M, trägt den unglaublich passenden Namen „Oblivion“ und wurde in so mancher Tube-Station bereits intensiv umworben. (Zumindest sieht der gemeine Coasterfan auf UK-Tour das so.) Letztlich habe ich nicht viel erwartet, doch als wir erst einmal im X-Sector angekommen waren und ein Zug nach dem anderen von diesem riesigen Loch im Boden verschluckt wurde, änderten sich meine Erwartungen schlagartig. Im Sturz hört man sie noch kreischen, doch auf einmal herrscht Totenstille im gesamten Bereich …
Auch wir reihen uns in die Warteschlange ein, welche sich als die wohl nervigste im gesamten Park entpuppen sollte. Obwohl absolut nichts los ist, brauchen wir gefühlt zwei Minuten, um vom Eingang bis zum Einstiegsbereich zu gelangen, weil die Queue wie eine Spirale entlang eines kleines Berges nach oben führt. Die einzige Chance abzukürzen, ist die Singleriderline, welche zwar rund 360° kürzer ausfällt, aber genauso in freier Platzwahl mündet wie die normale Queue – es soll schließlich Fahrten geben, bei denen wir uns zu dritt als einzige im gesamten Zug verteilen. Extrem positiv hervorzuheben ist an dieser Stelle der kontinuierliche Sechszugbetrieb (!) der Anlage während der beiden Tage.
Wir nehmen in der zweiten Reihe Platz und haben dort freie Platzwahl. Die Schulterbügel sind von unten noch mit einem Gurt gesichert, sodass das Personal durchaus auch mal ein paar Zentimeter Spiel mit einem Augenzwinkern durchgehen lässt, worüber wir uns natürlich sehr freuen. Sehr gemütlich erklimmen wir den steilen Lift, dem sich auch schon eine Linkskurve zu „world's first vertical [87 degrees] drop“ anschließt. Gemütlich lasse ich die Beine aus der Sitzschale baumeln und freue mich auf das, was unausweichlich kommen wird. Der zweireihige Zug legt sich nach vorne ins Gefälle und hält für einen kurzen Moment inne. Die Lettern „Don't Look Down“ am Boden treffen in diesem Augenblick genau meinen Sinn für Humor, während die Beine einfach schlaff nach unten hängen … in Richtung Abgrund. Plötzlich geht ein Ruck durch den gesamten Zug und wie durch einen Schock löst sich der Hintern aus der Sitzschale. Wir schweben! Unglaublich, wie der Oberkörper sich in den Bügel hineinlegt und einfach die gesamte Welt für einen Moment unendlich leicht wirkt. Eins … Der Fahrtwind peitscht ins Gesicht und wir passieren die Öffnung im Boden. Zwei … Es wird kalt an den Ohren, die Winterjacke raschelt unter tosendem Lärm. Die Schwerkraft ist förmlich ausgehebelt, doch dann hat uns die Erde wieder.
Die Schiene biegt sich unter Tage wieder in die Horizontale und obwohl es sich nur wie ein 30-Meter-Drop anfühlt, röhren die Laufrollen nur so vor Geschwindigkeit, wobei der Zug sich wieder dem Tageslicht zuwendet. Vor uns tut sich ein schnurgerader Tunnel mit einer Steigung nach oben auf, während der man kontinuierlich an Geschwindigkeit verliert. Urplötzlich spuckt der Erdboden uns wieder aus und wir legen uns in eine Steilkurve, der sich nur noch eine Auffahrt in die Schlussbremse anschließt. Unter mechanischem Schleifen und lautem Klacken kommt der Zug auf wenigen Metern zum Stillstand und reiht sich unter die anderen, welche in der Schlussbremse nur darauf warten, in die Station einzufahren. Zurück im Bahnhof ertönt wieder der monotone Drum'n'Bass-Track und das gelegentliche „Welcome to eternal darkness. Welcome to oblivion.“, ehe sich die Bügel öffnen.
Die Fahrt ist sicherlich extrem kurz und deshalb reihen wir uns direkt noch einmal an, um unser Pensum zu erfüllen. Also, zurück durch das Labyrinth einer Spielhalle, durch die der Ausgang von Oblivion führt, zurück in die spiralförmige Queue und am liebsten den ganzen Tag lang diese Spaßmaschine fahren. Uns fallen einige Eiszapfen auf, die von den Catwalks der Schlussbremse herabhängen; dieses Mal erobern wir die erste Reihe. Entgegen meiner Erwartungen kann die Anlage in der ersten Reihe absolut gar nichts: Während man am
First Drop hängt, blickt man zwar deutlich steiler gen Abgrund, jedoch kann im darauffolgenden Sturz die
Airtime nicht im Geringsten mit der auf den hinteren Plätzen mithalten. Ist man ganz ehrlich, hat Oblivion auch nicht wirklich mehr als diese
Airtime zu bieten, aber diese serviert sie eben par excellence! Ich möchte definitiv nicht länger als 20 Minuten für dieses kurze Erlebnis anstehen, aber bei Dauer-Walk-On hat sich Oblivion einfach zu meiner Lieblingsachterbahn in Alton Towers gemausert und in der Gruppe zumindest als eine waschechte Stimmungskanone entpuppt, haben wir doch eine gesamte Fahrt lang „Everybody loves Oblivion“ gesungen – mit dem ein oder anderen verfehlten Ton während des Sturzes ins Reich der Vergessenen.
Approaching Oblivion …
Don't scroll down!
Looking up
Eine gute Queue beginnt mit einer Lüge, 87° sind also vertikal …
Upping the ante …
20m über dem Erdboben beginnt der 55m-Drop
“Haltebremse vor dem Sturz“
must … not … look … down …
Going down …
Down where my breath is the only sound
Die Vergessenen sind zurück!
Und ja, es war wirklich so leer. Ride, queue, repeat.
X-Sector und Smiler
Unserer Begeisterung für Oblivion entsprechend haben wir an unserem ersten Besuchstag die eine oder andere Attraktion im X-Sector vielleicht etwas vernachlässigt, die es dann aber am zweiten Tag nachzuholen galt. Frisch gestärkt von Liz' English Breakfast, das als „splendidly delicious“ in unsere Autobiografien und Postkarten eingehen würde, müssen wir leider feststellen, dass Oblivion vorab nur Testrunden dreht. Also reihen wir uns unverzüglich bei Submission ein, einer der Attraktionen, die man wohl einfach mal ausprobiert haben muss. Ich finde es zwar etwas schade, dass die Rotationen der beiden Achsen immer gleich aufeinander abgestimmt sind, sodass man wirklich immer nur am höchsten Punkt kopfsteht, jedoch bereitet die Fahrt auch so jede Menge Spaß und geht gehörig aufs Zwerchfell. Submission ist vom Fahrgefühl her vielleicht am ehesten mit einem Top Spin mit sehr einseitigem Fahrprogramm und einer Menge Hangtime vergleichbar, aber irgendwie trifft es dieser Vergleich dann doch nicht so recht. Am Ende der Fahrt entfuhr mir jedenfalls nur noch ein zufriedenes „Holy moly!“ - eine Mitfahrerin bestätigte: „Holy moly indeed!“
Neben dem Enterprise befindet sich im X-Sector noch eine andere Kleinigkeit. nämlich der halbfertige Smiler. Zu Beginn von 2013, als noch Mitte März als Eröffnungstermin angestrebt war, hypete ich mich immer mehr auf diese Achterbahn und las in der Gerüchteküche mit wie bei kaum einer anderen Neuheit. Als mir dann irgendwann ein YouTube-Kommentar zu Augen kam, der in etwa lautete „opening has been delayed“ und ich diese Behauptung leider bestätigt sehen musste, brach für einen kurzen Moment eine kleine Welt zusammen. Bis zur Tour war aber noch viel Zeit, also besann ich mich darauf zurück, dass TPCWOAATBPPB geplant wurde, bevor ich überhaupt ein einziges Wort vom Smiler gelesen hatte.
Vor Ort ist es aber dann doch nochmal etwas ganz anderes, wenn man sieht, was für eine absurde Konstruktion die Merlingruppe da zusammen mit
Gerstlauer aus dem Boden stampft. Das aufdringliche Marketing im gesamten Park macht es da nicht viel einfacher; schließlich kommt man einfach nicht drum herum, festzustellen, dass man hier gerade einen unfertigen Weltrekord vor der Nase stehen hat. Ja, sogar in Chessington lief uns doch schon jemand mit Smiler-Hoody über den Weg. Im Zuge meines Coaster-Delirs erhob ich eines Moments den Finger, zeigte auf die lückenhafte Schiene und rief überzeugt: „Sie fährt!“ Daran erinnern mich Julia und Jan auch jetzt, im August, noch mit Freuden. Schlussendlich hat selbst der geschlossene Smiler doch irgendwie zu unserer Unterhaltung beigetragen und es war alles halb so wild – immerhin hat niemand deswegen unter der Dusche geweint.
Enterprise – absolut nichts besonders, aber man vergisst schnell, wie die sehr Dinger drücken
Fliegen!
Get corrected, dude!
Ziemlich abgedreht
Da fährt ganz bestimmt nichts
Sah im März schon nicht sehr viel anders aus als im Juli …
Ich hätte ja beim Aufbau geholfen, aber das war einfach aussichtslos
Das sieht schon fertig aus
Loop im Loop mit Loop dahinter
Squirrel Ride und die Farm
Im Anschluss an unseren kurzen Oblivion-Exzess verlassen wir den X-Sector wieder und begeben uns auf zur letzten Achterbahn, die Alton Towers zu bieten hat, dem Sonic Spinball. Da die Anlage allerdings vorübergehende Probleme beim Ausrichten der Chaise in der Schlussbremse hat (wie es bereits am Vortag bei Dragon's Fury der Fall war), vertrödeln wir unsere Zeit zuerst ein wenig im umliegenden Bereich und zwar auf dem Squirrel Ride. Hier ist so wenig los, dass die Ride-Op-Dame in der Station mich direkt fragt, ob sie ein Gruppenfoto von uns machen solle, und mir die Kamera quasi vom Hals nimmt. Es bedeutet schon viel, wenn man selbst in einem großen Park wie Alton Towers noch so individuell an einzelne Besucher herantritt und genau so etwas hinterlässt einfach einen guten Eindruck. Eine aufregende Fahrt auf dem Eichhörnchen mit Airtimebumps später verlassen wir die Attraktion dann allerdings auch schon wieder, jedoch nicht ohne unser deutsches Ungeschick abschließend unter Beweis zu stellen: „Mind your head.“, werde ich beim Aussteigen noch zuvorkommend gewarnt. Was hat die gerade gesagt? Aua! Ah, okay, ich verstehe …
Am Folgetag haben wir das Gebiet rund um den Squirrel Ride etwas intensiver ausgekundschaftet und sind dabei außerdem auf den Tractor Ride gestoßen, den wir uns einfach nicht entgehen lassen konnten – wir sind ja schließlich nicht nur zum Achterbahnfahren hier, hat zumindest Julia hin und wieder behauptet … Also sind wir schnell aufgesprungen und haben eine Runde lang „Old MacDonald had a farm“ gesungen, bis uns wirklich absolut jedes Kind mit den dazugehörigen Eltern für bescheuert (oder beim entsprechenden Tier auch für coo-coo) gehalten hat. Einige andere Attraktionen in diesem Bereich hätten uns prinzipiell auch noch interessiert, jedoch waren wir für diese aber zu groß geraten. Zudem war die Bootsfahrt temporär außer Gefecht gesetzt, aber damit hatten wir selbstredend nichts zu tun.
Look, a squirrel!
Wieso haben wir das eigentlich ausgelassen?
Ee-I-Ee-I-Oh!
Sonic Spinball
Inzwischen läuft auch der Maurer Spinning wieder, der gefühlt die höchste Achterbahn in Alton Towers darstellt. Im Gesamtbild wirkt die ganze Anlage dann allerdings etwas karg, schließlich mangelt es ihr an jeglicher Gestaltung. Auch vom Streckenverlauf setzen sich bestenfalls die beiden Turns ab, welche ineinander greifen. Dennoch vergehen die zehn Minuten Wartezeit wie im Flug, wimmeln die Chaisen doch wie Ameisen über die dicht gepackte Strecke, sodass es tausende Fotos gibt, die geschossen werden wollen.
Ein kleiner Drop und schon befindet man sich auf dem Weg zum Lift, den man in einer Schräglage emporklimmt. Es folgt eine Achterbahnfahrt, die – wie bei Spinning Coastern so oft – nicht wirklich gut zu beschreiben ist, da sich die Fahrten teilweise extrem voneinander unterscheiden. Gemeinsam hatten diese Fahrten aber auf jeden Fall, dass wir uns trotz 2:1-Beladung nicht nennenswert in Drehung versetzten. Wenn überhaupt, dann kam erst auf den letzten Streckenmetern ordentlich Spin auf, sodass Sonic Spinball im direkten Vergleich zu Dragon's Fury am Vortag ganz klar den kürzeren zieht. Die Anlage sieht außerdem wie ein Coaster aus, der in letzter Minute ohne Konzept errichtet worden ist; noch dazu an einer Stelle, an der sich eigentlich absolut nichts anderes befindet. Zwar fährt sich die Achterbahn toll und die Abfahrt nach der zweiten
Blockbremse konnte uns sogar gehörig überraschen, jedoch hat Sonic Spinball einfach keine Besonderheit zu bieten und beschränkt sich leider nur auf das Nötigste – und das ist ganz klar zu wenig.
Da ist was im Busch
Ziemlich schöner First Drop, aber nichts gegen den Auftakt von Dragon's Fury
Scheint trotzdem Spaß zu machen
Ja, definitiv …
Schönes Spinner-Element
Diese Abfahrt hat uns etwas überrascht
Und gleich nochmal
Wie in jeder Spinner-Helix, die ich kenne, passiert auch hier nicht viel
Schlusskurve, Bremsen und erstmal wieder alles ausrichten
Duel und Nemesis Subterra
Das absolute Gegenteil zur Minimalanschaffung Sonic Spinball stellt wohl der interaktive Darkride Duel dar, welcher sich auf der entgegensetzten Seite des Parks befindet. Nach der ersten Runde, während der wir alle um Punkte wetteifern, die man durch das Abschießen von Lichtpunkten mit einer Laserkanone gewinnt, massieren wir uns alle die schmerzenden Handgelenke und treten sofort eine Wiederholungsfahrt an. Dieses Mal lassen wir allerdings zum Besseren die Waffen in den Halterungen stecken und genießen den Darkride als eine der aufwändigsten Geisterbahnen/Themenfahrten, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Ohne das lästige Rumgeballer kann man Duel eindeutig besser wertschätzen, kommen doch erst hier die schöne Gestaltung sowie der ein oder andere Schreckmoment voll zur Geltung. Außerdem hält die Bahn ihr Themingniveau konstant hoch und das über eine Fahrtdauer hinweg, die ihresgleichen sucht – einzelne Szenen fließen dabei stimmig ineinander über und ergeben ein zusammengehöriges Gesamtbild. Auch die einzelnen Effekte sind teilweise einfach raffiniert und strotzen von Ideenreichtum. So zählen zum Beispiel die fliegenden Köpfe, die im blitzenden Stroboskoplicht unter der Decke kreisen, zu meiner Lieblingsstelle der gesamten Attraktion. Duel ist ein Wahnsinnssteil!
Wie schon erwähnt, bietet besagte Gruselattraktion durchaus den ein oder anderen Moment, in dem ich meine schreckhafte Natur zur Belustigung der anderen hervorragend unter Beweis stellen konnte. Da war es kein Wunder, dass ich einen ganzen Tag lang zugeredet wurde, dass wir doch unbedingt noch das Maze Nemesis Subterra ausprobieren müssten. Am zweiten Tag habe ich mich dann doch klein kriegen lassen und bin über meinen eigenen Schatten gesprungen. Mit einem mulmigen Gefühl gebe ich meinen Rucksack ab, betrete das Gebäude und werde plötzlich von einem Sergeant angebrüllt, dass wir uns mit dem Gesicht zur Wand in vier Reihen aufzustellen haben. Wow, irgendwie packt einen die Story einer Attraktion viel schneller, wenn man selbst etwas tun muss – ich lasse mich darauf ein und gehorche den Kommandos. Ein Videoclip erklärt uns unseren Auftrag, ehe wir in zwei Aufzüge geschickt werden, die uns zum eigentlichen Kernelement von Nemesis Subterra befördern. Dabei geht dieses Gefühl des Mittendrin-Seins aber schon wieder verloren und die Spannung sackt buchstäblich in den Keller. Dort angekommen steigen wir in Sitzreihen, die an den Wänden hängen, woraufhin allerhand Effekte eingesetzt werden, damit man sich als Fahrgast richtig unwohl fühlt; diese Stelle hat mir, obgleich gnadenlos offensichtlich war, was passieren würde, wirklich Spaß gemacht. Schließlich bellt der Sergeant uns wieder an, sofort raus hier! In der dunklen Umgebung zeichnet sich schemenhaft Chaos und Hektik ab, alles ist in Bewegung und man geht einfach mit dem Strom, um dem Schrecken zu entrinnen. Ein weiterer Aufzug und ein kleiner Fußmarsch unter ohrenbetäubendem Lärm und wir sind wieder in Sicherheit. Ich lasse mir meinen Rucksack wieder geben und überlege kurz, was ich gerade erlebt habe: Stellenweise hat mir mein erstes Maze durchaus gefallen, jedoch fand ich insbesondere den Schlussteil enttäuschend – Lautstärke und Dunkelheit verursachen eben keine Panik, sondern einfach nur Pfeifen in den Ohren. So wirklich warm werde ich mit dieser Art Attraktion wohl nie …
Charlie and the Chocolate Factory und The Flume.
Deutlich ruhiger geht es hingegen auf Charlie and the Chocolate Factory zu, einem Darkride bestehend aus drei Komponenten, die zunehmend nervtötend werden. Der ruhigen Themenfahrt im Boot konnten wir noch etwas abgewinnen, immerhin reihen sich zwischen ein paar wirklich billig gestalteten Szenen immer wieder solche ein, die doch irgendwie niedlich sind. Zwar ist das Ganze im Vergleich zum Badeenten-Ride in Chessington nichts Herausragendes, jedoch kann man es sich zumindest angucken, ohne seine Zeit zu vergeuden. Der unangenehme Teil beginnt am Ausgang der Bootsstation, wo wir dann feststellen müssen, dass man uns gegen unseren Willen festhält. In einem kleinen Raum mit einer großen Leinwand wird immer und immer wieder die gleiche Preshow abgespielt. Wir stehen dort zu dritt ein wenig verloren und fragen uns, ob wir hier jemals wieder heraus kommen oder unseren Zug nach Blackpool verpassen müssen. Dann läuft der Film ein letztes Mal ab und als wir kurz davor sind, wie Irre gegen die Wände zu hämmern, gesellen sich endlich eine Handvoll anderer Fahrer zu uns und die Tür zum letzten Teil von Charlie schwingt auf. Was uns dort erwartet, ist ein ca. 16m² großer Vibrator mit einem actiongeladenen Film an jeder der sechs Flächen, die uns umgeben. Ich möchte gar nicht darüber reden: Charlie war einfach
die Enttäuschung in Alton Towers und schlichtweg eine Viertelstunde, die man besser investieren hätte können – so lautete unser einstimmiges Urteil.
Da gibt es nur noch eine Möglichkeit, das Niveau wieder auf Vordermann zu bringen: Bei beißender Kälte stehen wir vor der Seeanlage von The Flume und warten sehnsüchtig auf die Eröffnung dieser Wildwasserbahn. An unserem zweiten Besuchstag soll es dann endlich so weit sein, sodass Jan und ich in den ansehnlich gestalteten Booten, die knöchelhoch mit einem Gemisch aus Wasser und Eisplatten (!) gefüllt sind, Platz nehmen und uns gemeinsam den Tod holen, während Julia das Schauspiel schadenfroh vom sicheren Ufer aus beobachtet. Flume hebt sich von der durchschnittlichen Wildwasserbahn durch den extrem langen Mittelteil ab, bei dem man sinnlos durch den Wald kurvt und dabei wahrlich überhaupt nichts zu Gesicht bekommt. Schließlich fahren wir in ein kleines Gebäude ein, in dem wir wegen der defekten Beleuchtung leider nur die Umrisse des Theminghighlights – einer überdimensionierten Quietscheente – ausmachen können. Irgendwie hebt auch Trash die Stimmung und so treten wir guter Dinge den Lift zur großen Schussfahrt an. Das Eiswasser schwappt im Boot zuerst nach hinten und anschließend laut glucksend wieder nach vorn, sodass sich die Schuhe richtig schön damit vollsaugen können. Vom eigentlichen Splash bekommen wir allerdings so gut wie keinen Tropfen ab. Dennoch brauchen wir jetzt etwas Warmes an den Füßen und im Magen, sodass wir uns in unmittelbarer Nähe je einen Teller Thai-Food gönnen. Auf dem Weg dorthin laufen wir abermals am geschlossenen Mine Train vorbei, wo die vier eingeteilten Mitarbeiter auf all unsere Fragen noch immer die Köpfe schütteln. Auch das Angebot, den Schnee von der Schiene zu kehren, damit die Bahn wieder fahren könne, schlagen sie uns leider ab …
Es ist total bescheuert, aber wir konnten einfach nicht widerstehen!
This might've been a mistake … (Foto von Julia)
Auch das Rafting drehte am zweiten Tag seine Runden
Das mussten wir aber nicht auch noch mitmachen
Es sind so unfassbar viele schöne Erinnerungen an Alton Towers hängen geblieben und die meisten haben noch nicht einmal mit Achterbahnen, Counts oder Fahrgeschäften zu tun. Wie eingangs schon betont, herrschte durch das Wetter eine beeindruckende Atmosphäre im gesamten Park, sodass das Grinsen nie von unseren Gesichtern wich. An unseren zwei Tagen haben wir wahrlich nur eine einzige Enttäuschung erlebt (namentlich: Charlie) und konnten uns wirklich glücklich schätzen, dass es ansonsten bei Kleinigkeiten blieb, die hin und wieder an den Nerven gezehrt haben. So fühlten wir uns als Single Rider bei den drei
B&M-Bahnen stets etwas parasitär und mussten teilweise aktiv auf uns und freie Sitzplätze aufmerksam machen. Bei Air half noch nicht einmal das Rufen von „We are two single riders!“ kurz bevor der Ride-Op die Bügel von zwei freien First-Row-Plätzen schloss. Vermutlich sind Situationen wie diese aber darauf zurückzuführen, dass sich – aufgrund des geringen Andrangs – nur sehr wenige Gruppen überhaupt aufteilten und das Personal gar nicht mit Einzelfahrgästen gerechnet hätte.
Diesen Kleinigkeiten steht jedoch ein ganz großes Pro entgegen: Wie bereits bei allen Abschnitten zu den Major Rides angemerkt, lief wirklich jede Attraktion auf leicht reduzierter bis Maximalkapazität, was durchaus zum ein oder anderen Coaster-Exzess einlud. Besonders bei Oblivion war ich überaus dankbar, das Schauspiel mitzuerleben, wie sich sechs Züge diese wenigen Schienenmeter teilen und im 30-Sekundentakt die Station verlassen, um kurz darauf im Nichts zu verschwinden. Ja, viele tolle Erinnerungen an einen tollen Park eben – ich war heilfroh, dass Jan bei der Tourplanung auf zwei Besuchstage bestanden hatte, gingen doch schon diese viel zu schnell vorbei. Wir deckten uns abschließend noch etwas mit Merch ein, gönnten uns einen Kaffee und liefen zu Fuß zur Chained Oak Farm zurück, um unsere Trollys abzuholen. Die anschließende Wartezeit auf unser Taxi versüßten wir uns mit einer kleinen Schneeballschlacht am Straßenrand.
Außen ist es inzwischen stockfinster und das laute Klackern rumpelt im stetigen Takt monoton durch das gesamte Zugabteil. In der Ferne erkenne ich ein hell erleuchtetes Blau mit roten Schienen: „Guckt mal, da hinten steht Big One.“, flüstere ich aufgeregt. Doch Jan und Julia sind schon längst in einen Zustand das Halbschlafs weggedriftet, sodass ich einfach nur das unendliche Schwarz der Nacht genieße. Eine Dreiviertelstunde später erreichen wir die Station Blackpool und schlurfen erschöpft aus unserem Wagon in die Nacht hinaus. Dann, plötzlich …