Vorspiel.
Manchmal stellt einen das Leben vor so Entscheidungen. Mittwochs beruflich in Forchheim, freitags abends beruflich im Hotel in München - und zwischendrin extra zurück ins Ruhrgebiet? Klingt nach keiner wirklich spannenden Idee. Also geht's ab auf Coaster-Count, Tourplanung. 14-17 Counts in 2 Tagen wären da drin - klingt nach einer guten Idee.
Zimmerchen gesucht, gebucht, 2 Unterhosen mehr in die Reisetasche, vollgetankt und den Handy-Akku frisch geladen; diesmal soll's Fotos geben. Richtig schön sind die nicht geworden, was auch dem durchgängig arg grauen Himmel geschuldet ist.
Ab ins Auto, ein letzter Blick zurück, tief durchgeatmet - die Odyssee kann beginnen...
Kapitel 1 - Kommste Rhön, kannste rausgucken!
Schauplatz:
Ski- und Rodelarena Wasserkuppe - Gersfeld
Die Wasserkuppe, der höchste Berg der Rhön, macht an diesem Dienstag Nachmittag ihrem Namen alle Ehre: feucht ist es. Geregnet hat's, immer mal wieder den ganzen Tag.
Ein paar Segelflieger und Paraglider haben sich nicht abhalten lassen; trotzdem ist es arg leer auf dem riesigen Gelände voller Hotels, Restaurants, Parkplätze und Freizeiteinrichtungen.
Im hinteren Teil hat die Firma Wiegand Quartier bezogen; nur 40 Kilometer von ihrem Firmensitz entfernt. Die allererste Edelstahl-Sommerrodelbahn steht hier, und der allererste Alpine-Coaster. Ehrwürdiges Schauern durchzog mich auf dem Weg durch den Wald zum etwas abgelegenen Gelände - und verflog dann auch ein Stück weit wieder, als ich ankam: von der typischen Wiegand-Hochglanz-Architektur ist hier noch nix zu sehen; die Anlage IST nicht nur alt, sie sieht auch so aus.
Drumherum diverse kleine Rutschen, Snowtubing-Bahn, ein recht ordentlich aussehender Kletterwald, mittendrin eine gerade neu gebaute Gastro im Rohbau; Wiegand baut seine Anlagen immer mehr zu kleinen Ausflugszielen für die ganze Familie aus.
Die Rodelbahn ist nass und geschlossen, die Mitarbeiterin vor Ort ist sichtlich überrascht, dass während der Öffnungszeit Kundschaft kommt; macht dann aber extra für mich den Hexenbesen noch mal auf, nett.
Rhönbob
Der allererste Alpine-Coaster. Der Urvater! Nächstes Jahr wird er volljährig. Ein bisschen merkt man ihm sein Alter an; an manchen Stellen schlägt er für eine Wiegand-Bahn doch ungewöhnlich stark. Von den verspielten Layouts neuerer Modelle ist hier noch nicht viel zu sehen; ohne große Kurven schlängelt er sich am Rande einer Wiese durch den Waldrand. Von der eigentlich sehr schönen Rhön bekommt man leider nicht viel zu sehen, dafür fährt er sich hübsch rasant und ist angenehm lang. Die Station ist hier zur Abwechslung oben auf dem Berg; auf die Abfahrt folgt also die Bergaufstrecke, parallel zum Lift der Sommerrodelbahnen, die auf der anderen Seite der Wiese den Berg herunterfahren.
Ordentlicher Alpine-Coaster. Und hey! Es war der allererste! Fahren!
Hexenbesen
Auch ein Prototyp. Eine Art Hängeachterbahnen mit recht stark ausschwenkenden Wagen, bei denen sich 2 Fahrgäste direkt gegenübersitzen, einer fährt dann rückwärts, der andere vorwärts. 3 kurze Lifte mit anschließender kurviger Abfahrt. Steht recht unspektakulär auf relativ freier Fläche. Rückwärst ganz nett, vorwärts langweiliger, insgesamt deutlich zu kurz. Man traut dem System ein gewisses Potenzial zu - das es hier allerdings nicht wirklich zeigt.
CC+1 - und abhaken.
Zwischenspiel: Ab in den Keller (Teil 1)
Schauplatz:
Greuther Keller - Vestenbergsgreuth
Vestenbergsgreuth ist ein kleiner, verschlafener Ort im Landkreis Erlangen. Geiselwind ist da in der Nähe. Berge hingegen nicht; eher unüblich für einen Alpine-Coaster...
Tatsächlich hat der Greuther Rutscher auch eine Gesamtlänge von sagenhaften 300 Metern. Üblicherweise ist allein der Lift länger. Aber höher ist das kleine Hügelchen halt nicht.
Der Greuther Keller bietet eine kleine Gastronomie, einen Minigolfplatz, eine Snowtubing-Bahn und halt den Greuther Rutscher. Die Anlage öffnet erst um 16 Uhr; die aktuellste Info auf der Internetseite besagt, dass die Saison 2013 beendet ist. Am Telefon wird mir am Vortag erkärt, es sei geöffnet - aber nicht bei Regen, damit die Kinder nicht nass werden. Ah ja.
Um 19:30 stehe ich bei strahlendem Sonnenschein vor der Bahn, alles ist geschlossen, niemand geht ans Telefon. Count erstmal verschoben...
Zwischenspiel: Ab in den Keller (Teil 2)
Schauplatz:
Greuther Keller - Vestenbergsgreuth
Nach einem arbeitsreichen Tag in Forchheim rufe ich nochmal an. Jaja, grundsätzlich wäre derzeit geöffnet. Heute allerdings nicht. Zu kühl. Ist ja am Nordhang. Am Wochenende würden sie auf jeden Fall öffnen.
Count erstmal verschoben...
Immerhin einen Umweg gespart; auf nach Pottenstein. Landschaftlich wunderschöner Ort!
Übernachtung in der
Pension Mariental (preiswert, sehr nett, top ausgestattet, blitzsauber, kostenloses WLAN; Frühstücksbufett ohne Highlights, aber brauchbar) und leckere Forelle im
Forellenhof (Einrichtung ein bisserl arg blau-gelb, aber Essen und Service sehr gut).
Kapitel 2: Schnell mal auf den Pott
Schauplatz:
Sommerrodelbahnen Pottenstein - Pottenstein
In der herrlichen felsigen Landschaft von Pottenstein fügt sich die Wiegand-Anlage wunderbar ins Bild. Von der modernen Talstation fahren Sommerrodelbahn und Alpine-Coaster parallel nach oben; die Rodelbahn biegt dann nach rechts ab, der Coaster nach links. Etwa die erste Hälfte der Strecke gehört den jeweiligen Bahnen ganz alleine, bevor sie dann in einer wilden Choereografie im unteren Teil kreuz und quer über- und untereinander herdüsen. Diese permanente Interaktion zwischen den beiden Bahnen (samt diversen Headchopper-Effekten!) ist wahnsinnig reizvoll und ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal; noch dazu fahren sich beide Bahnen ziemlich flott - was für eine richtig, richtig schöne Anlage!
Talstation und parallele Lifte.
Sieht aus wie ne Holzachterbahn? Die Vorfreude steigt - und wird nicht enttäuscht!
Kapitel 3: Die Rache der Kaolin-Mönche
Schauplatz:
Monte Kaolino - Hirschau
In Hirschau wird
Kaolin abgebaut. Und das im großen Stil.
Und mitten in den riesigen, weißen Löchern im Boden steht eine riesige, 120 Meter hohe Abraumhalde aus weißem Quarzsand - der Monte Kaolino. Auf dessen Rückseite haben sich ein Campingplatz, ein Freibad und diverse Freizeiteinrichtungen angesiedelt. Die gesamte Einrichtung ist modern, liebevoll angelegt und sehr gepflegt. Ski fahren kann man auf dem Sand - oder halt den Monte Coaster!
Allerdings öffnet die Bahn erst um 14 Uhr. Das ist schlecht - mein knapper Tourplan erfordert dringend eine Fahrt zwischen 11:30 und 12:00 Uhr...
Laut Homepage wird für angemeldete Gruppen aber auch schon mal außerhalb der regulären Öffnungszeiten geöffnet. Da wird nicht lange gefackelt: angerufen, mich als 15köpfige Gruppe angemeldet, die dann zwar alleine kommt, aber halt für 15 Personen den Gruppenpreis zahlt; das sind dann so runde 30 Euro.
Der sehr coole Geschäftsführer hält das für angemessen bekloppt, um den Quatsch mitzumachen, und so bin ich halt mal für eine halbe Stunde eine 15köpfige Gruppe.
Monte Coaster
Ab geht's noch oben! Auf ... Sand. Auf der ganzen Strecke liegen riesige Stahseile über den kompletten Berg und sichern die im losen Sand so gut wie möglich verankerten Schienen.
Nach einem 90°-Knick zieht einen der Lift die letzten Meter bis ganz nach oben auf den Gipfel. Die gigantische freie Aussicht über die Landschaft und die Kaolin-Gruben ist überwältigend.
Allerdings bleiben einem nur ein paar wenige Meter, sie zu genießen - denn reißt einen der Wagen völlig unvermittelt in den steilsten 180°-First-Drop, den Wiegand je gebaut hat. Hier ist nix mit seniorentauglicher Sommerrodelbahn-Idylle; hier darf ein Alpine-Coaster mal richtig Coaster sein!
Nach einem
Kreisel mit Tempo-Messung geht's am Berghang ab in den Wald. Mit dem ständigen Gefühl, eigentlich nur an den Dutzenden Sicherungs-Stahlseilen zu hängen, rast man auf der gewundenen Strecke durch die Bäume. Bis zur Station warten allerdings noch 3 weitere Steilkurven darauf, einen mit Vollgas aus der Bahn zu schleudern. Zumindest gefühlt.
Wow! Was für ein Ausnahme-Alpine-Coaster!
Gerade nachgezählt: Der Monte Coaster ist auch noch mein 150ster Count. Würdiger hätte das Jubiläum kaum ausfallen können!
Loser Sand. Lange Seile. Irgendwas ist hier anders als sonst...
Fantastische Weitsicht in alle Richtungen. Und sogar mal blauer Himmel!
Der First Drop. Was für ein First Drop!
Kapitel 4: Churze Chür in churiosem Churort
Schauplatz:
Churpfalzpark Loifling - Traitsching
So; zur Abwechslung mal ein richtiger Freizeitpark! Also - so irgendwie...
Auf den ersten Blick bietet der Park einmal das komplette Freizeitpark-Portfolio: Achterbahn, Wasserbahn, Rafting, Theater, Karussells, Themenfahrten, Gastronomie und ein paar Besonderheiten wie Minigolf-Bahn oder Upcharge-Quadstrecke. Das Ganze eingebettet in eine ganz hübsche Parklandschaft - vermutlich; bei meinem Besuch waren noch viele Beete leer und die Gärtner gerade damit beschäftigt, aus großen Wagen neue Blumen zu pflanzen.
Bei näherem Hinsehen macht sich ein bisschen Ernüchterung breit; die Attraktionen sind großenteils eher klein, meist uralt, gern ein bisschen klapprig. Die Gestaltung ist recht umfangreich und durchaus liebevoll, aber oftmals arg zusammengewürfelt, verschlissen und mit erkennbar wenig Budget zusammengeklöppelt.
Dafür ist das Personal überglücklich, dass an dem Tag überhaupt mal einer kommt, und schmeißt mir mit Freude diverse Attraktionen an.
Die Wildwasserbahn ist ein mir komplett unbekanntes Modell auf hohen Stützen und auf faszinierende Weise veraltet, das Rafting dagegen recht modern und wurde billig, aber dafür ganz hübsch als Burg gestaltet - ein bisschen kurz sind beide.
Das Spiegellabyrinth enttäuscht; die 5 Runden auf der Quadstrecke machen trotz der zwei Extra-Euro irgendwie Spaß.
Ach ja, und anderthalb Counts hat's auch:
Marienkäferachterbahn
Ein kleiner
Zierer-Tivoli. Über 30 Jahre alt; die Bedienung erfolgt hier noch mittig in den Station mit langen, aus dem Boden ragenden Hebeln.
Fährt sich nett, ist aber modellbedingt schon erkennbar unspektakulär und unthematisiert.
Immerhin war ich auf gutem Weg Richtung Guinness-Buch der Rekorde, als der Ride-OP irgendwie abgelenkt war, den Bremshebel ignoriert hat und mich, ihn irritiert beobachtend, etwas sinnfrei Runde um Runde hat zuckeln lassen.
Schmetterlings-Pendelbahn
So. Da war er also, mein erster Heege-
Butterfly. Irgendwie bin ich bisher immer um sowas drum herum gekommen.
Zugegeben: es fährt sich sogar ganz witzig. Dass in jedem Fall einer draußen stehen und die Maschine starten muss, ist aus Sicherheitsgründen sicherlich nachvollziehbar, aber doch irgendwie nervig.
Aber witzige Fahrt hin oder oder: counten will ich sowas nicht. Für das immer gleiche Standardmodell extra in irgendwelche Mini-Parks in der Pampa reisen - nee, das brauche ich nicht. Dann doch lieber Alpine-Coaster - da streiten sich ja auch die Gelehrten, aber die haben wenigstens immer ein Custom-Layout.
A propos Alpine-Coaster: da sind ja noch welche auf der Liste!
Also raus aus dem Park; nicht ohne ein kurzes Fazit: Für Menschen aus der Region, im Idealfall mit kleinen und mittelgroßen Kindern, ist der Churpfalzpark bei gutem Wetter sicherlich ein schönes Ausflugsziel - auch wenn der Preis mit 16,50 Euro für Erwachsene nicht wirklich massiv übertrieben, aber doch schon etwas mutig ist.
Kapitel 5: Rutsch mir doch den Buckel runter!
Schauplatz:
Egidi-Buckel - St. Englmar
Sieht aus wie ein weiteres Wiegand-Kurzurlaubsziel - ist aber ganz keins! Oder naja: zumindest wird sie nicht von Wiegand betrieben - größtenteils ausgerüstet natürlich schon. Neben einer Vielzahl an Tubingbahnen, Rutschen jeglicher Größe und sonstiger Spielgelegenheiten mit großer Gastro in der Mitte schlängeln sich eine Sommerrodelbahn und ein Alpine-Coaster den Hang hinab. Die Streckenführung ist dabei eher unspektakulär - relativ parallel fahren die beiden Bahnen auf einer Wiese immer von rechts nach links und wieder zurück.
Die Sommerrodelbahn war aufgrund von Bauarbeiten am neuen Rutschenturm leider geschlossen, nicht jedoch der ...
Bayerwald-Coaster
Familientaugliche Wiegand-Standardware. Von der eigentlich sehr schönen Gegend bekommt man trotz freier Sicht ins Tal nicht viel mit, weil ausgerechnet dieses Tal einfach gerade mal nicht viel bietet.
Zumindest fährt sich die Bahn mit einem durchgehend annehmbaren Tempo, was sie ein bisschen vor der Belanglosigkeit rettet.
So macht es durchaus Spaß, sich da den Fahrtwind durchs Gesicht wehen zu lassen - trotzdem bleibt irgendwie die Erkenntnis: das kann Wiegand auch besser.
Übersicht über die Anlage. Sieht uninspiriert aus - und fährt sich auch so.
Blick von oben ins Tal. Spektakulär geht anders.
Kapitel 6: Bob, der Bärmeister
Schauplatz:
Bärenbob - Grafenau
Kurz vor der tschechischen Grenze steht diese Wiegand-Anlage mit bewegter Geschichte. Die geht in etwa so: Von Wiegand für einen Privatinvestor gebaut, pleite, 2 Jahre zu, dann von Wiegand ersteigert, untere Hälfte komplett neu gebaut - und wieder eröffnet.
Außer dem Alpin-Coaster und anderthalb Mini-Spielgeräten steht hier nix; das kennt man von Wiegand komplexer, ist aber den Platzverhältnissen mit direkt angrenzenden Nachbarn geschuldet.
Bei der Ankunft beeindruckt die Anlage mit einer gigantischen
Kreisel-Konstruktion in der unteren Hälfte; zumindest optisch.
Hochbefördert wird man hier mal nicht mit Kette, sondern per eingehaktem Skilift (die Anlage kann im Winter tatsächlich binnen kürzester Zeit durch Umkehr der Lift-Laufrichtung zu einem Skilift umgebaut werden).
Die Abfahrt enttäuscht dann etwas: die obere Hälfte begrüßt einen mit 3 langen und ebenso weiligen Gerade durch den Wald; nennenswerten Fahrspaß gibt's hier keinen, zu gucken auch nicht. Endlich geht's in die schicken
Kreisel - doch auch die enttäuschen ein wenig: viel Strecke bedeutet halt auch weniger Gefälle und damit weniger Geschwindigkeit. Insgesamt fährt sich die Bahn bis auf 2 kurze Jumps ein bisschen arg gemächlich.
Nette und visuell sehr ansprechende Bahn, die aber erkennbar hinter ihren Möglichkeiten zurück bleibt.
Das Kreiselmonster von Grafenau. Sieht geil aus, fährt sich etwas schluffig.
Immerhin gibt's anfangs ein paar kurze, aber schöne Eindrücke von der Gegend.
Übernachtung im
Sonnenhof Lehermeier; relativ günstig und (bis auf den verkalkten Duschkopf) sehr sauber und mit WLAN, aber im kargen Kasernenstil eingerichtet und schon eher ungemütlich. Für eine schnelle Übernachtung reicht's, Urlaub würd ich hier nicht machen.
Der hauseigene ganz hübsche Landgasthof bietet seltsame Ruhetage, aber ordentliches und preiswertes Essen. Der Wirt spricht glasklares Niederbayrisch, was die Kommunikation ... interessant gestaltet.
Kapitel 7: Jetzt rappelt's im Kanon!
Schauplatz:
Bayern-Park - Reisbach
So; nach all den Alpine-Coastern wird's mal wieder Zeit für einen Park!
Der Bayern-Park liegt, wie der Prospekt erläutert, "zwischen München und Passau". Das ist eine schöne Angabe! Von München bis Passau sind's etwa 200 Kilometer; da ist also genügend Platz für einen Park!
Platz hat er auch tatsächlich reichlich, und gut gefüllt ist der Platz auch noch. Durch eine wunderschöne, gepflegte Parkanlage geht's von Attraktion zu Attraktion; und da ist für jede Altersklasse was dabei.
Etwas versteckt geht's in den großen hinteren Parkteil mit Raddampfer, Wildpark, Waldlehrpfad und Greifvogelschau. Der Shop ist gut sortiert (und wird extra für mich geöffnet; nix los an dem Tag) - nur gastronomisch hätte ich ein bisschen mehr Bayern erhofft. Weißwürste? Wurstsalat? Zumindest in der großen Gastronomie am Eingang Fehlanzeige.
Und natürlich ein genauerer Blick auf die Hauptattraktionen:
Thaolon
Eine der Neuheiten dieses Jahr, ein Indoor-Mini-Freifallturm von
Zierer. In einem Turm geht's ein bisschen auf und ab und um die eigene Achse, dabei erhascht man viele Blicke auf die dort lebenden und arbeitenden Einwohner von Thalonien (der Turm ist wohl erster Teil eines gleichnamigen neuen Themenbereichs; weitere Attraktionen sollen teilweise noch dieses Jahr öffnen).
Nettes Fahrprogramm, hübsche Gestaltung mit ein paar Lichteffekten - leider läuft akustisch nur Hintergrundmusik in Dauerschleife, dafür entschädigt der sehr liebevolle Wartebereich. Alles erkennbar selbstgemacht, aber sehr ordentlich - charmant!
Wildwasserbahn
Alte, für Bayern-Park-Verhältnisse erkennbar gebrauchte Baumstammrutsche mit 2 Abfahrten. Sieht nach altem Kirmesmodell aus; die oberen Kurven laufen über trockene Rinne. Nässefaktor ok, im Sommer sicherlich eine willkomene Abkühlung, insgesamt aber unterdurchschnittlich.
Wildwasser-Rafting
Tolle Custom-Anlage! Aus der Station geht's erstmal hübsch lang und gemütlich durch ein schön gestaltetes Zechen-Thema (Hä? Wieso Zechen im Bayern-Park??), dann geht's die hohe Auffahrt hoch und dann angenehm rasant durch viele Kurven wieder nach unten, wobei man wohl auch, je nach Beladung, ordentlich nass werden kann.
Absolutes Highlight im Park, das sich auch im Vergleich mit größeren Parks in keiner Weise zu verstecken braucht!
Sommerrodelbahnen
Davon gibt's gleich 2, beide von Wiegand, beide eher so mittellang, beide nicht sehr spektakulär, beide kosten je 1,50¤ pro Fahrt extra.
Bei der neueren Anlage geht der Aufpreis auch gerade noch so in Ordnung; die alte hat nur die uralten Wiegand-Schlitten (die sind mehr so ein dünnes Plastik-Brettchen und hochgradig unbequem) und ist die Kohle nicht wert.
Butterflys
Davon gibt's auch gleich 2, und die stehen auch noch in der selben Parkecke. Der eine outdoor, der andere in einem etwas seltsamen bayrischen Schloss, das in seiner einen Hälfte mit Mittelalter-Thematisierung ein paar Spielgelegenheiten für die ganz Kleinen bietet - und in seiner anderen Hälfte ein Space(!)-Thema mit ein paar größeren Heege-Schaukeln.
Beide Butterflys sind aber halt Butterflys. Nett zu fahrender Einheitsbrei.
Froschbahn
Kleiner
Zierer-Tivoli; baugleich mit der Anlage vom Vortag im Churpfalzpark, hier allerdings schon mit einem echten Bedienpult. Und im Innenbereich ein bisschen hübscher angelegt. Für Kinder lustig, für Erwachsene CC+1.
Achterbahn
Ein netter großer
Zierer-Tivoli. Für eine Familienachterbahn beeindruckend hoch und mit genügend Fahrstrecke - der Zug ist allerdings dermaßen lang, dass er sich immer irgendwo selbst bremst, wodurch die Fahrt insgesamt lahmer ist, als der erste Blick auf die Bahn vermuten lässt.
Freischütz
Tja. Sollte ja achterbahntechnisch das Highlight der Fahrt werden. Hmm...
Der Weg zur Station besticht noch durch einen sehr witzigen Wartebereich. Die Kanonengestaltung der Station geht aber ein bisschen unter, da man sie einfach kaum mal von irgendwo vernünftig sieht.
Der Abschuss ist dann noch ganz spaßig (obgleich es da auch spannendere gibt) - tja, und dann verließen sie ihn.
"Extremster Launch-Coaster Deutschlands" kündigt der Prospekt an. Man möchte das unterschreiben: so extrem rappelig fährt kaum irgendwo eine zweite Achterbahn... Mit Müh und Wehe rüttelt einen der Zug die 500 Meter zurück in die Station. Die Beckenbügel von Maurers X-Car verhindern mit ihrer Kopffreiheit das Allerschlimmste; trotzdem bin ich trotz des leeren Tages nach 3 Fahrten wieder ausgestiegen. Sowas muss man seinem Körper nicht dauerhaft antun.
Der ursprünglich geplante Durchschuss durch die Station wurde irgendwann aufgrund technischer Probleme nicht für den Dauereinsatz freigegeben - eine gute Entscheidung. Schade, ihr Maurer-Söhne - viel Schönes dabei, aber das war so nix.
Laut Freizeitpark-Tester-Team soll das "eine der deutschen Top-5-Achterbahnen" sein. Gerade noch mal nachgezählt: Nö.
Achterbahn: Cool! So sahen damals meine Wege in Rollercoaster Tycoon auch immer aus!
Freischütz: Hübsch ist sie ja, die Rappelkiste!
Kapitel 8: Unter allen Wipfeln ist Ruh...
Schauplatz:
Freizeitpark Ruhpolding - Ruhpolding
War's im Bayern-Park zwar noch verhangen, aber wenigstens ordentlich trocken, bevölkerte auf dem Weg gen Süden immer mehr Wasser meine Windschutzscheibe.
Um 15 Uhr kam ich am Freizeitpark Ruhpolding an; bis 18 Uhr hatte der geöffnet. Vom winzigen Parkplatz geht es zum Eingang erstmal zu Fuß 200 Meter einen steilen Hang hoch. Dort war die Dame an der Kasse sichtlich erschrocken, dass da bei dem feuchten Wetter überhaupt noch jemand kam - die einzigen Besucher an dem Tag wären schon wieder weg, und das Personal hätte bereits Feierabend gemacht. Ich durfte aber mal kostenlos rein und schauen, ob ich vielleicht irgendwo bei der Achterbahn jemanden finde, der mir die nochmal auf machen würde. Sehr nett!
Es war dann natürlich niemand da. Klar: ausgerechnet der entfernteste Count Deutschlands entfällt erstmal, weil das Personal mal eher Feierabend gemacht hat. ARGL!
Immerhin gab's ein paar erste Eindrücke vom Park: Kleiner kann ein Park kaum sein - aber schöner auch kaum! Was für ein Kleinod! Wahnsinnig liebevolle, detaillierte Gestaltung, alles vom Allerfeinsten - der perfekte Park ... für Familien mit Kindern. Mit KLEINEN Kindern. Mit ZIEMLICH kleinen Kindern; bis auf den Gipfelstürmer sind die Attraktionen nicht wirklich erwachsenentauglich.
Kapitel 9: Geschliert wird nicht!
Schauplatz:
Schliersbergalm - Schliersee
"Schlieren" ist ja ein anderes Wort für "rutschen" - und auf dem Schliersberg am Schliersee kann man tatsächlich rutschen! Das passt ja!
Oben auf dem Berg mit Schienen, das kann man sogar counten - und den Berg runter ohne Schienen.
Nur nicht, wenn's geregnet hat und die Bahnen noch feucht sind. Sicherheit und so.
Zweiter Count in Folge ins Wasser gefallen? Das darf so aber nicht weitergehen heute...
Kapitel 10: Mund halten - Gmund halten!
Schauplatz:
Ödberglift - Gmund/Ostin
Ich geb's ja zu: ich mag diese Brandauer-Bahnen nicht. Der Fahrkomfort und die Streckenführungs-Möglichkeiten der einschienigen Bahnen können mit den Wiegand-Alpine-Coastern einfach nicht mithalten - und während die Wiegand-Schlitten sich zart an mein Übergewicht schmiegen, tut mir bei Brandauer schon vom Hingucken die Hüfte weh.
Wenn wie hier ein Berg samt Lift im Winter auch zum Skifahren genutzt werden soll, haben sie natürlich einen unschätzbaren Vorteil für den Betreiber: sie lassen sich relativ problemlos auf- und abbauen; das geht bei Wiegand nicht.
Auch hier war das Wetter an dem Tag etwas durchwachsen, kein weiterer Kunde in Sicht und die Bahn eigentlich zu. Der nette Betreiber kam dann aber kurz aus der Gastro und hat den Lift für mich angeschmissen.
Die Fahrt ist angenehm lang und ganz ok; die durchgängig hübsche Aussicht auf viel grünes Voralpenland (bei guter Sicht bis nach München) entschädigt für die Abzüge beim Fahrkomfort. So viel gebremst wie noch nie, da die Bremsen auf der restfeuchten Strecke aber halt auch kaum griffen wurd's trotzdem ganz schön flott.
Große Wiese. Eine Seite hoch, andere Seite runter - klassischer Brandauer.
Schön! Und man kann sogar bis zu den Wolken über München gucken!
Kapitel 11: Finale
Schauplatz:
Jaudenhangflitzer - Lenggries
War eigentlich gar nicht eingeplant - aber ich brauchte unbedingt noch etwas, um die 2 verpassten Counts des Nachmittags zu kompensieren!
Hmja, hier sind jetzt aber erkennbar schon Alpen. Das ist schön!
Die Bahn ist auch von Brandauer - und auch zu. Auf Nachfrage im angeschlossenen "Jaudenstadl" wurde der Betreiber per Handy kontaktiert und kam extra für mich ein paar Minuten später angefahren. Was für ein Service!
Während der Wartezeit kann man hier live vor einer Webcam herumwinken, während einem die Lieben zuhause dabei zugucken - toll.
Der obere Teil der Bahn wurde kürzlich mal neu gemacht. Hier nerven die moderneren Kurven ein ganzes Stück weniger als sonst bei Brandauer, und ein paar ordentliche Jumps machen sogar richtig Spaß. Dazu gibt's Alpenpanorama satt - ein schöner Abschluss der Tour!
Im Jaudenstadl noch sehr gut und sehr bayrisch gegessen, dann ab nach München ins Hotel; das Arbeitsleben hat mich erstmal wieder...
Warum haben die die Bahn wohl eigentlich nach dem Jaudenhang benannt - und nicht werbewirklsam nach der darüber liegenden Kot-Alm?
Trotz tief liegender Wolkendecke: Landschaft! Yeah!
Epilog: Ab in den Keller (Teil 3)
Schauplatz:
Greuther Keller - Vestenbergsgreuth
Auf der Rückfahrt von München am Samstag Abend geht's ja nochmal an Vestenbergsgreuth vorbei. Schnell nochmal anrufen, der Count wartet.
Ja, klar, sagt mir die Stimme, klar hätten die heute Abend geöffnet. Also - bis vor einer halben Stunde.
Count erstmal verschoben...
Aber ich werde ihn mir holen, diesen Count. Irgendwann. Ich weiß es. Und ich werde stolz auf mich sein, dass ich DAS geschafft habe. SEHR stolz.
Ich freu mich schon!
"Jeder Tag, an dem Du nicht hechelst, ist ein verlorener Tag!" (Bonzaii! Inc. 2004)