Eigentlich wollten mein Vater und ich die Südküste Englands, von Dover bis nach Land‘s End oder zumindest bis nach Plymouth, mit dem Fahrrad entlang fahren. Diesbezüglich stellten wir unseren Wagen in Calais ab und spielten folglich Autos um auf die Fähre zu kommen. In Dover dann erst einmal der roten Wegmarkierung gefolgt ging es zugleich in Richtung unseres ersten Etappenziels nach Hastings, bis dahin kamen wir dann auch am zweiten Tag, da das Wetter aber erst mitten in der nächsten Woche gut werden sollte stiegen wir dort jedoch in die Bahn, nahmen die Fähre zurück, fuhren (ohne jegliche Markierung) in Calais beinahe auf die Autobahn und fanden uns folglich auf einem kleinen Roadtrip wieder.
Da wir Bekannte in Aquitanien haben verbrachten wir dort zwei Nächte, feierten theoretisch in meinen Geburtstag hinein (auch wenn sich die Franzosen bereits um 22 Uhr verabschiedeten), besuchten das Château de Bridoire, ein frisch renoviertes und durchaus interessantes Schloss und kauften ein wenig Wein. Am Tag meines Geburtstags ging es dann auf eine etwa 1200 km lange Strecke, natürlich aber mit einem sehr besonderen Zwischenstopp.
Mitten in der Stadt San Sebastián liegt der Monte Igueldo auf dessen Gipfel sich ein Mercure Hotel und viel wichtiger der Parque de Atracciones Monte Igueldo befindet. Den mittlerweile 100 Jahre alten Freizeitpark kann man ohne Probleme via Auto erreichen und dort oben auch kostenfrei parken, die interessantere Variante inkludiert aber die Nutzung der alten Standseilbahn direkt zum Park.
Sollte man zuvor bereits den Parc d’atraccions Tibidabo in Barcelona besucht haben fallen einem natürlich gleich hunderte Ähnlichkeiten auf, auch wenn hier auf besorgniserregende und zugleich interessante Konstruktionen, größtenteils verzichtet wurde. Dennoch finden sich hier außerhalb der Montaña Suiza genügend originelle Attraktionen, wenngleich der größte Teil dieser auf Kinder zugeschnitten ist. Leider wirkt das unterste Niveau des Parks wenig originell und nur so mit Kinderfahrgeschäften voll geklatscht, dieses Bild sieht man zwar auch auf dem Tibidabo, nur nicht ganz so präsent.
Der wichtigste Grund überhaupt in das wunderschöne Baskenland zu fahren sind für den Achterbahnfan sicherlich nicht sattgrünen Berge, sondern die Schweizer Berge. Bei der Montaña Suiza handelt es sich vereinfacht ausgedrückt um die einzige Achterbahn weltweit aus Stein! Verrückte Leute würden diese Besonderheit natürlich runterreden und nur den Hybridanteil dessen bewerten und die Bahn dann als Stahlachterbahn einordnen, dieses würde dieser alten Scenic Railway aber kaum gerecht.
Die Fahrt beginnt nach einer kleinen Rechtskurve gleich mit einem Doubledown, bei dem man dank der fehlenden Bügel auch ein wenig abhebt. Es folgt ein beinahe so hoher
Camelback, woraufhin es ein wenig gemächlicher vorangeht. Während der nun folgenden Passage über den künstlichen See kann man auf den Atlantik hinabsehen, ein unbeschreiblich tolles Panorama. Kurz darauf geht es den einzigen Lifthügel empor, jedoch ist die Fahrt noch keineswegs zu Ende, denn nun nähert man sich dem größten Gefälle, welches in einem Tunnel mündet. Wieder am Tageslicht folgt die Passage entlang des Hotels, woraufhin man sich bereits wieder in der Station wiederfindet.
Die Montaña Suiza ist eine wirklich tolle Achterbahn, auch wenn sie im Gesamten gesehen nicht sonderlich lang ist oder viel bietet. Die Fahrt kann man perfekt mit dem Adjektiv nett beschreiben und das bereits seit dem Jahr 1928, wodurch sie zu den vier ältesten Achterbahnen des Kontinents zählt. Als traditionell betriebene Scenic Railway weist sie zudem noch einen Bremser auf, welcher hier aber zugleich noch der Kassierer ist.
Der Parque de Atracciones Monte Igueldo ist ein guter Freizeitpark, welcher bereits durch seine besondere Lage und die damit verbundene Sicht auf den Atlantik und hinunter auf die Stadt San Sebastián punktet. Die vorhandenen Attraktionen sind zwar allesamt älteren Baujahrs und können, abgesehen von einzelnen Kinderattraktionen, durch ihren altmodischen Charme punkten. Zwar bietet der Park zu wenig um länger als ein bis zwei Stunden auf dem Monte Igueldo zu verbringen, aber als Zwischenstopp auf der Route oder in Verbindung mit einer Übernachtung lohnt sich der Weg durchaus, nur leider liegt der Park nicht wirklich auf der klassischen Route durch Spanien.