Liebe Onrider
Drei Jahre sind nun vergangen seit meiner letzten grossen Coastertournee durch die USA. Gänzlich auf den USA-Fix und all seine beglückenden Begleiterscheinungen verzichten musste ich in dieser Zeitspanne zwar nicht, da ich dank der mittlerweile etablierten Edelweiss-Direktverbindung Zürich-Tampa immerhin zweimal mit der Familie in Florida war. Nur ist Florida eben doch ein ganzes Stück anders als der Rest der USA - sowohl landschaftlich als auch parktechnisch wie auch klimatisch und demografisch. Und von einer richtigen Tour kann man eh nicht sprechen, wenn man nicht wenigstens einmal eine Staatsgrenze überquert.
Daher wurde letzten Monat nach langer und sorgfältiger Planung wieder einmal ein Hirngespinst zur Realität gemacht, unter dem Projektnamen
Pacific Pilgrimage 2015, der in der nun folgenden Berichtserie anstelle des üblichen "USA" samt Jahreszahl auch in den Threadtiteln auftauchen wird. Das resultiert daraus, dass die Tour eben zweimal auch nach Kanada geführt hat und muss daher schon aus geografischer Korrektheit eine Prämisse sein.
Ein sehr wichtiger Unterschied im direkten Vergleich mit den anderen Touren besteht aber: Sie war eine reine Ego-Nummer. Denn die beiden Mitstreiter, die mich bislang begleitet haben oder die ich drüben besuchen gefahren bin... haben Streit. Ohne jetzt allzu sehr darauf eingehen zu wollen, musste ich hier trotz intensiver Vermittlungsarbeit irgendwann einfach einsehen, dass da nichts mehr zu retten ist und sich ein funktionierendes Dreamteam mit eingespielten Abläufen, gleichen Präferenzen und Ideologien schlicht in Luft aufgelöst hat. Und Ersatz kann für eine solche Reise halt nur schwer gefunden werden - USA-Coastertouren setzen halt schon eine gewisse Amiland-Affinität und irgendwie auch ein ganz eigenes Persönlichkeitsschema voraus. Und auf die Schnelle liessen sich in meinem Umfeld keine Menschen mit diesen Parametern finden. Nur dürfte ja bekannt sein, dass das für mich kein Hindernis darstellt, mir in den Kopf gesetzte Reisepläne dennoch durchzuziehen.
So wurde eben ein Jahr länger gespart - und die Reise letzten Monat von A bis Z alleine durchgezogen. Und bevor jemand die offensichtliche Frage nach der forumsinternen Reisepartnersuche aufbringt: Ich habe selbstverständlich auch darüber nachgedacht, hier bei Onride allfällige Interessenten zu gewinnen - nur ist die entscheidende Planungsphase voll mit derjenigen der momentan laufenden Eastcoast-Tour zusammengefallen, so dass ich das weder für gewinnbringend noch fruchtbar oder angebracht hielt. Und für mich gehörten auf der schlussendlich entstandenen Reiseroute unbedingt auch die Besuche von drei ganz grossen Weltklasse-Nationalparks fest zum Programm dazu - etwas, das in einem reinen Achterbahn-Forum vielleicht auch nicht auf begeisterte Resonanz gestossen wäre.
Lange Rede, kurzer Sinn: alles sprach für einen Ego-Trip. Und irgendwie wars im Nachhinein betrachtet einfach auch richtig so.
Die schon auf anderen von mir allein durchgeführten Reisen erprobten Vorteile der Tatsache, nur auf die Bedürfnisse einer einzigen Person Rücksicht nehmen zu müssen, erwiesen sich hier als absoluter Matchvorteil, die Reiseroute genau nach meiner Befindlichkeit und meinem Gusto auszurichten und ein absolutes Maximum an neuen Eindrücken und Erlebnissen rauszuholen. Diese mussten aber sorgfältiger als sonst im sowieso üblichen Tourtagebuch festgehalten werden, da hier ja jeweils ein Austausch nach getanem Tagesprogramm mit den Kollegen fehlte. Aber ich nehme mal an, ich werde die Berichtserie auch so im üblichen differenzierten Qualitätsstandard halten können und weise disclaimermässig darauf hin, dass die hier wiedergegebenen Meinungen und Erfahrungen halt wahrhaftig nur der Ansicht einer einzigen Person entsprechen, was sich halt insbesondere bei den Bahnenbewertungen bemerkbar machen dürfte. Nur gehe ich auch davon aus, dass dies das Interesse an der nun folgenden Berichtserie auch nicht schmälern wird, sonst bitte einfach überspringen und weiterlesen.
Bestehen wird sie wahrscheinlich aus etwa zehn Parkjournal-Berichten und einer noch nicht definierten Anzahl an solchen im Tagesschau-Forum, da muss ich dann je nach Schreiblust und Foto-Ausbeute entscheiden, wie ich es aufteilen werde.
Wohlan! Eines schönen Maitages findet sich der Autor in dieser amerikanischen Grossstadt wieder. Kenner dürften sie als die Mile High City - Denver, Colorado - erkennen. Für die zickzackartige und grenzüberquerende Tour nach Seattle war sie der ideale Ausgangspunkt. Auch Mietwagen-Preise, Flugverbindungen und natürlich auch ein paar hiesige Freizeiteinrichtungen sprachen dafür. Von Zürich aus führte die Reise mit Icelandair über Reykjavík dahin. Nach dem Hinflug war ich absolut begeistert und hätte diese doch nicht ganz alltägliche Airline und den auch nicht unbedingt üblichen Umsteigepunkt gerne der ganzen Welt weiterempfohlen. Nur zeichnete da die Rückweise in die Schweiz vor drei Tagen leider ein komplett anderes Bild, das die anfängliche Lobpreisungslust komplett zerstörte - mehr dazu dann im Abschlussbericht.
Dank der zumindest bei der Hinreise wirklich reibungslosen Verbindung war ich am Samstagabend des dortigen Memorial Day Weekends und hiesigen Pfingstwochenendes - Déjà-Vu 2012
- vor Ort. Und konnte nach absolut flüssiger Immigration durch neue und extrem toll bedienbare Selbstbedienungsmaschinen wunderbar rasch einreisen und mein Gepäck in Empfang nehmen. Vom Gate bis zur Entgegennahme des Mietwagens auf dem weit vom Flughafen entfernten und nur per Shuttlebus erreichbaren Rental Car Lot waren exakt 45 Minuten vergangen - das müssen andere US-Flughäfen erst einmal nachmachen!
Nur kurz später war ich auch schon im Country Inn angekommen und schlief nach erster Lebensmittelbeschaffung auch schon bald den Schlaf des Gerechten. Jetlagbedingt war ich tags darauf um 06.00 Uhr Ortszeit wach und konnte mich nach einem grandiosen Frühstück auch schon zu einer ersten Stadtbesichtigungs-Tour aufmachen, die ich noch vor dem ersten Parkbesuch reinquetschen wollte. Kurz vor 08.00 Uhr hatte mich das zwischenzeitlich privat erworbene und auch schon erprobte US-Navi zum Molly Brown House in der Pennsylvania Street geführt, dort parkierte ich den Wagen und startete von da aus zu einem etwa eineinhalbstündigen Spaziergang durch Downtown Denver, das an diesem strahlend schönen und kühlen Sonntagmorgen irgendwie einen ganz eigenen Charme in den noch menschenleeren Strassenschluchten versprühte. Ich schaute mir das State Capitol, den Civic Center Park, das Denver Art Museum, die als Fussgängerzone mit Strassenbahn ausgeführte 16th Street und einfach alle sich am Weg befindlichen Wolkenkratzer, Prachtbauten, Hotels, Museen, Denkmäler, Statuen, Springbrunnen und Verweilplazas an, wovon ihr ober- und unterhalb dieses Abschnitts einige Fotohighlights findet. Dies hat so richtig die Vorfreude auf die bevorstehende Tour eingeläutet und mich auch ganz zappelig auf das erste Hauptziel werden lassen.
Dieses befindet sich wahrhaftig am Rand der unmittelbaren Innentadt - recht einzigartig für einen Freizeitpark. Und natürlich ahnt ihr schon, dass es die Elitch Gardens sind, die sich bis 1994 in einem Randbezirk Denvers unweit vom Lakeside Amusement Park auf einem Grundstück ohne Expansionsmöglichkeiten befunden haben und auf die Saison 1995 hin in einem bis dato wohl ziemlich einmaligen Move an die jetzige und wirklich überaus zentrale Lage umgezogen sind, mit den grössten Bahnenhighlights im Gepäck. Nach wirklich bloss sechsminütiger Fahrt war ich also an den Eingangspforten des Parkplatzes angekommen, schnaubte kurz über die Unfähigkeit mir bei 15$ Parkgebühr auf 25$ eine runde 10$-Note als Wechselgeld anbieten zu können, stationierte meinen Fiat und marschierte in Richtung Eingang zwecks erster Begutachtung und Fotos.
Gemäss dem Leitspruch "Not to see Elitch's is not to see Denver" passierte ich die Tickethäuschen, da ich die Eintrittskarte schon vorab an der Rezeption meines Hotels vergünstigt erwerben konnte, und stand nach der üblichen Taschenkontrolle auch schon im überdachten Eingangsgebäude. Durch das zwangsweise Aussprechen meines Kaufwunsches in der Hotellobby und über die hier durchgegebenen Lautsprecherdurchsagen lernte ich dann auch die korrekte Aussprache: Iiilitsch Gardens, mit langem i. Das von dem her betrachtet eben nicht so eindeutige Englische bietet hier wieder mal eine 50:50-Chance, sich als Tourist zu outen, der das Wort bislang nur geschrieben gesehen hat.
Die schön anzusehende Eingangshalle stimmt mit ihren Düften nach Freizeitpark-Snacks und allerlei erwerbbarem Tand schon von Beginn an auf den bevorstehenden Parkbesuch ein.
In der adretten Mainstreet wurde man bis zur offiziellen Öffnungszeit des Parks, 10.00 Uhr, zurückgehalten. Wie immer stieg die Spannung, da durch die an diesem Punkt aufgestaute Menschenmenge der Eindruck nach einem vollen Tag entstand. Immerhin war es ja ein Sonntag. Aber wie fast immer bei Parkbesuchen in der Nebensaison verteilte sich die Masse rasch im grosszügigen Parkgelände, so dass diese Sorge wie so oft völlig unbegründet war - mit dem üblichen Schlachtplan, erst die Kapazitätsgurken abzuspulen, war man hier jedenfalls wieder einmal bestens bedient. Um 10.00 Uhr wurde mit dem standesgemässen Nationalhymnen-Singen begonnen - und zwar von einem hohen Tier der Parkleitung höchstpersönlich, das die zahlreichen Armeeangehörigen zum Military Appreciation Sunday begrüssen wollte. Leider wählte der Herr so eine hohe, soulig angehauchte Tonlage dafür, dass die meisten Soldaten beim zweiten Teil dann nicht mehr mitsingen konnten und nur noch mitsummten oder -pfiffen.
Bald wichen die Security-Leute zur Seite und natürlich ging es für mich schnurstracks erst einmal zur
Intamin Halfpipe ganz hinten im Park, die den kreativen Namen Half Pipe trägt. Zwei kräftig gebaute Jungs nahmen als erste Fahrgäste des Tages auf der gegenüberliegenden Seite meines Rondells Platz und ab ging die erste wilde Fahrt, mein Coastereinstieg zur Pacific Pilgrimage 2015!
Wie schon aus dem Nickelodeon Universe bekannt, pendelt sich das Skateboard nach und nach ein, bis es nach ein paar kräftigen Launch-Schüben bald einmal das obere Ende der knapp 30 Meter hohen Senkrecht-Spikes erreicht - und die Sitzrondellen mit den Passagieren rotieren frei, was bei der guten Gewichtsverteilung selbstredend für dynamische Drehung sorgte. Ein unglaublicher Rush - eine
Intamin Halfpipe als Coastersaison-Auftakt ist durchaus mit einer gewissen Geilheit verbunden. Die eigenartigen Sichtperspektiven auf den Park, den Himmel und die Hochhäuser in Downtown Denver, der schöne Druck im Tal, die unglaublichen nach aussen wirkenden Kräfte und die Geräusche machen auch dieses Exemplar zu einem tollen Schmuckstück. Obgleich etwas höher als das Exemplar in Bloomington, fehlt hier natürlich der Thrill des fetzigen und optisch spektakulären Abtauchens in letzter Sekunde vor vermeintlicher Kollision mit dem Hallendach. Auch habe ich den Eindruck, dass die Senkrecht-Türme hier nicht ganz so "eingebogen", also knapp über einem 90°-Winkel ausgeführt sind. Und leider - das muss man einfach feststellen - ist dies im direkten Vergleich ein überraschend rappeliges Exemplar gewesen. Hier hätte ich die Sonnenbrille besser in den Cargo-Taschen verstauen sollen, die wäre mir vor lauter Vibration fast runtergefallen. Ganz abgesehen davon hat sich präzise während der Nationalhymne eine dicke Wolkenschicht über die Stadt und den Park gelegt, die den ganzen Tag nicht mehr gewichen ist, so dass die Brille eh nicht mehr nötig gewesen wäre.
Unterm Strich: obwohl dieses Outdoor-Exemplar natürlich ganz eigene und
Intamin-typisch selbstredend thrillige und grossartige Vorzüge bietet, hat mir das Exemplar in der Mall of America ein klein wenig besser gefallen, v.a. wegen den visuellen Eindrücken und vom Komforttechnischen her betrachtet. Aber zweifellos ist das Jammern auf hohem Niveau - eine
Intamin Halfpipe als Tourauftakt ohne Schlange vorzufinden ist toll. Und nur das zählt.
Gleich im Anschluss steuerte ich Kapazitätsgurke Nr. 2, den
Boomerang namens
Boomerang an, wo ich sofort im hintersten Wagen zusteigen konnte. Hier findet man einen originalen
Vekoma-Zug mit etwas engen Platzverhältnissen, aber auch eine überraschend sanfte und spassige Fahrt vor - wobei mir die Dinger eigentlich sowieso immer gefallen, wenn ich nicht dafür warten muss.
Nichts Weltbewegendes für mich, ein
Boomerang eben, aber auch nicht schlecht. Eine dauerfahrende Gruppe von jungen Kindern, die gerade so die Mindestgrösse erfüllten, konnte nicht genug von der Bahn kriegen und steckte mit ihrem Lachen und ihrer Begeisterung auch einen abgestumpften Coaster-Enthusiasten halbwegs an, so dass also tatsächlich noch eine Wiederholungsfahrt etwas weiter vorn dabei raussprang.
Nun galt es, die nächste Kapazitätsschleuder anzusteuern und sich auf Treppensteigen gefasst zu machen! Eine Coastertypus-Premiere für mich, ein Arrow Launched
Loop, der hier Sidewinder heisst, wartete schon! Die zur 17 Meter hohen Startplattform raufführenden Stufen waren für die meisten Parkgäste wohl ein wenig zu viel des Guten - auch am Nachmittag, als sich an anderen Bahnen schon respektable Schlangen gebildet hatten, war hier Durchgehen angesagt.
Die Abfertigung erforderte ein wenig Geduld, da der Mechanismus für die Bügel Arrow-typisch an jedem Viererwaggon manuell ent- und verriegelt werden musste. Ausserdem mussten hier zwingend die Ride-OPs jeden einzelnen Bügel von Hand öffnen und schliessen, den Fahrgästen wurde das nicht zugetraut.
Aber seis drum! Bald sass dann auch ich korrekt gesichert in der Backrow und der Zug setzte sich mit einem überraschend starken Vorwärtspush in Bewegung. Die darauf folgende Kuppe Richtung Boden schickt die Fahrgäste mit unfassbar guter Wucht in die Schulterbügel, im letzten Waggon natürlich ganz besonders stark. Nun wird mit reichlich Druck der
Looping abgespult - gefühlt fährt er sich deutlich intensiver als der beim
Boomerang. Bald steigt man in die Höhe und die Fahrgäste werden auf der Kuppe in die Kehrgerade wieder grandios aus den Sitzen gehoben. Auf der anderen Seite der Konstruktion beim dortigen Attendant angekommen, verweilt man ein ganzes Weilchen in der Horizontalen und kann beobachten, wie der Zug wirklich bis fast ganz nach vorn ans Streckenende rollt, sich einklinkt und bald darauf rückwärts wieder in die vorangehende Strecke entsandt wird - wiederum mit herrlicher
Airtime auf beiden Kuppen und rückwärts natürlich noch intensiverem Loopingerlebnis. Und endlich erreicht man wieder die Station, wo man auf die Ride-OPs warten muss, die dann die Bügel aufmachen.
Sidewinder hat extrem viel Spass bereitet, ist sich für so eine alte Bahn überraschend sanft und intensiv gefahren und war für mich aufgrund des Neuheitenwerts natürlich zusätzlich lecker - bis nach Blackpool und auf die dortige Schwesterbahn Revolution habe ich es bislang leider immer noch nicht geschafft. Dank der den ganzen Tag über kurzen Schlange habe ich noch zwei Wiederholungsfahrten getätigt, da mir das Treppenbewältigen für so ein schickes Fahrerlebnis im Gegensatz zu den meisten anderen Besuchern natürlich nichts ausmachte.
Die erste Fahrt in der letzten Reihe hat mir airtimemässig von allen am besten gefallen - nach Möglichkeit also unbedingt dort Platz nehmen!
Das hier ist übrigens die Aussicht auf die Innenstadt von der Startplattform aus.
Nun hatte ich Lust auf etwas Holz und steuerte den sich in einer ziemlich abgelegenen Sackgassen-Lage befindlichen Woodie Twister II an. Hierbei handelt es sich um einen Nachbau des 1964 am originalen Standort von Elitch Gardens eröffneten Mister Twister, seines Zeichens auch Vorbild für Twister in Knoebels. Leider hat dieser vielgeliebte Coasterschatz den Umzug an die neue Location nicht geschafft, so dass 1995 eben ein Neubau am aktuellen Standort vorgenommen wurde. Der originale Mister Twister verblieb laut RCDB noch bis im Januar 1999 in den alten Elitch Gardens, bis diese schliesslich dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Obgleich das Motto des Neubaus über dem Queue-Eingang "Built wilder the second time around!" lautet, herrscht bei ziemlich allen Fahrern, die beide Versionen vergleichen konnten, mehr oder weniger Konsens darüber, dass der Neubau nicht ans Original herankommt. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Strecke von Twister II ein stolzes Stück länger als der originale Mister Twister ist: Während man in der Originalversion nach dem zweiten Sturz einen Hügel absolviert hat, der direkt in die berühmte Wickelhelix überging, verläuft die Fahrt auf dem Neubau zunächst durch eine Art Double Up, eine weite Kehre, noch einen Sturz und erst nach dem dann folgenden Hügel durch die
Helix. Will heissen: Mister Twister war wohl schlicht etwas kompakter und hat die Streckenelemente demgemäss wohl etwas zackiger abgespult.
Hier findet man ein altes Onride-Video zum Vergleich. Selbstredend kann ich natürlich nur den Nachbau Twister II beurteilen.
Zu meiner Überraschung war hier Zweizugbetrieb angesagt, so dass gleich drei Fahrten am Stück ohne Wartezeit möglich waren! Top! Die im USA-Flaggen-Design gehaltenen Züge sind aus vier Sechserwaggons zusammengesetzt, so dass ich instinktiv in der Mittelreihe des hintersten Wagens Platz genommen habe.
Nach der Kehre aus der Station heraus nimmt man direkt den etwa 30 Meter hohen Lifthill in Angriff. Wie schon auf Knoebels Twister folgt oben angekommen eine extrem lateral-
g-lastige Kehrtwende und daraufhin die erste Schussfahrt. Nun steigt man in die Höhe und absolviert eine weite 180°-Wende, aus der man wiederum halsbrecherisch zu Boden stürzt. Jetzt folgt eine ziemlich flache aufsteigende Rampe parallel zum Lifthill, die im letzten Abschnitt nochmals kurz steiler wird, bevor sich die Strecke für die dortige Kehre wieder ebnet - wie schon gesagt wirkt das Ganze wie ein Double Up, aber irgendwie eben doch nicht ganz.
Nach erfolgter Kurve donnert man wieder ins Tal, hernach aufwärts und dann brettert man durch die berühmte, mit extremen seitlichen Gs glänzende Wickelhelix. Wie schon in Pennsylvania ist diese auch hier ein grandioses Druckerlebnis, das im Gegensatz zur Kehre nach dem Lifthill jetzt die links im Zug Sitzenden zu Quetschopfern macht.
Daraufhin folgt schwer rekapitulierbares Rumgekurve im Stützwerk bei nettem Tempo, einmal führt die Strecke auch durch einen dunklen Tunnel. Dieser wird mir vor allem aufgrund der Tatsache im Gedächtnis bleiben, dass hier bei der zweiten Fahrt ein typischer Amiland-Jugendlicher mit wüster Rattenschwanz-Lockenfrise, Schlabber-Unterhemd, Adiletten und Tube Socks wie eine Frau geschrien hat, nachdem er in der Queue ernsthaft behauptet hat, der originale Mister Twister sei noch zu erleben - und zwar in Lakeside.
In solchen Momenten sehnt man sich jeweils den MP3-Player samt Ohrenstöpseln herbei anstatt den Drang zu bekämpfen, sich als Tourist mit dem korrekteren Bahnenwissen hervorzutun.
Wie auch immer: Nach einigen letzten abschliessenden Kurven und Schussfahrten folgt ein letzter Dip in die Schlussbremse, der einen in den hinteren Reihen definitiv überraschen wird. Ein unglaublich katapultartiger
Airtime-Moment mit anschliessender Eurosat-artiger Bremsung, die den Bügel volle Kanone auf den Magen drücken lässt. Beim ersten Mal etwas abrupt, dann natürlich nur noch geil.
Was soll ich jetzt abschliessend hier sagen? Klar fehlt mir der Vergleich zum alten Mister Twister, aber auch der Neubau ist ein solider, wenngleich vielleicht nicht ganz so wilder Woodie, der aber auch so viel Vergnügen bereitet, genau das richtige Mass an Holzachterbahn-Fahrfeeling bietet und selbstredend mit aussergewöhnlich guten seitlichen Gs brilliert. Die interessanteste und spannendste Bahn im Park ist sie so natürlich auf jeden Fall - ich habe meine drei Fahrten hier jedenfalls ausgesprochen spassig und schmackhaft im Gedächtnis. In meinen Woodie-Charts nimmt sie jetzt im Nachhinein betrachtet wohl schon keinen besonderen Spitzenrang ein, aber als Holz-Auftakt in die Coaster-Saison 2015 ging Twister II absolut in Ordnung. Prima Teil!
Es musste sein: als coastermässiger Abschluss wartete noch Weh-Koma SLC Mind Eraser. Da dies die nächstgelegene grössere Achterbahn vom Parkeingang her ist, bildete sich hier schon frühmorgens eine beachtliche Schlange. Allerdings wurde dann irgendwann offenbar doch noch der zweite Zug auf die Strecke geholt, so dass die Wartezeit als einzig nennenswerte überhaupt bei meinem Parkbesuch hier etwa 20 Minuten betrug.
Abfertigungstechnisch leidet auch dieses Exemplar unter demselben Problem wie die anderen SLCs, die ich bislang im Zweizugbetrieb erlebt habe: die Schlussbremse ist zu weit hinten und der zweite Zug rollt unfassbar gemächlich in die Station. Bis die Plattform hochgefahren ist und sich die Bügel bei diesem öffnen, donnert der erste Zug bereits durch die letzten Dips und dann in die Schlussbremse. Eher suboptimal. Ebenfalls am Nervenkostüm geknabbert hat ein kleiner Rotzlöffel mit langen blonden Haaren auf - pardon my French - kackdämlichen Heelies vor mir in der Queue. Ständig ist er bei mir und anderen Parkgästen angestossen, ist hyperaktiv rumgeturnt, zwischendurch wieder auf seinen unsagbar blöden Schuhen rumgerollt. Und die Eltern sind in Laissez-faire-Manier daneben gestanden, während sich alle anderen über diesen furchtbaren Balg genervt haben.
Dem hab ichs richtig gegönnt, als er seine Schuhe in der Station abgeben musste und durch die vom Regenwasser der Vornacht bepfützte Senkplattform die Socken runiniert bekam.
Die Warteschlange verläuft grossteils hinter dem Rollover, wo durch die wahrscheinlich mit Sand gefüllten Stützen und das daraus resultierende sanfte Schnurren der Bahn fast der Eindruck entstehen könnte, dass es sich hierbei um eine besonders smoothe SLC-Ausgabe handeln könnte. Je näher man aber dem Sidewinder und der Station kommt, desto schütteliger klingen die Schreie der Mitfahrenden. Und umso vertrauter kommt einem das Ganze dann auch wieder vor.
Die Schulterbügel haben auch hier wieder diese saudämlichen seitlichen Kappen, die für mich persönlich eigentlich der Hauptgrund für jegliches SLC-Ruinieren sind - Headbanging kann man mit
Vekoma-Position ja immerhin gekonnt vermeiden.
Der Lifthill bringt einen auf die Starthöhe, ab geht es über den
First Drop und in den Rollover. Bis zur Vollstreckung des ersten Halbloopings fährt sich dieses Exemplar tatsächlich geschmeidig sanft. Ich war überrascht - das habe ich anderswo selbstredend schon ganz anders erlebt. In der ersten Rolle ist dann aber Jackhammer-Time angesagt. Und im Tal vorm Sidewinder. Und in der Kurve nach dem Sidewinder. Sowie in den beiden Inline-Twists. Und besonders viel Strecke bleibt... Naja, you know the drill.
Abschliessend bleibt zu sagen, dass es nicht unbedingt ein hervorstechend schlimmes Exemplar ist - angenehmer als der Namensvetter bei Washington ist er in jedem Falle. Aber auch dieser SLC leidet halt unter den gängigen Problemen dieser Coastergattung. Von dem her: einmal fahren und abhaken.
Nun folgen noch ein paar allgemeine Parkfotos:
Das wäre der Kiddie-Count gewesen.
Soweit ich das beurteilen kann, handelt es sich hierbei um die exakt gleiche Riesen-Spielstruktur wie im Kinderland in Worlds of Fun.
Nach ein paar Flatride-Fahrten, u.a. mit dem Breaker, dem Tilt-A-Whirl, dem Kettenkarussell und der Troika, habe ich noch einen Ritt auf der Neuheit von letzter Saison gewagt, einem Larson
Loop mit dem genialen Namen Brain Drain. Fährt sich dank angenehmen Bügeln und interessanten Vibrationen in den Beinen doch ein Stück anders als eine Überkopf-Schiffschaukel. Ich hatte trotz der langen Kopfüber-Verweilzeiten, die sonst nicht so meins sind, grossen Spass hier drauf - erst recht bei nicht existenter Schlange.
Zum Abschluss begab ich mich langsam wieder in die Nähe des Eingangs und sprang noch rasch in den Aufzug auf den markanten Aussichtsturm, der aus 76 Metern Höhe eine schöne Rundsicht auf den Park und die Umgebung bietet. Durch dieselben zankenden Kinder im Lift bei der Hoch- und der Runterfahrt wars zwar leicht mühsam, aber die Aussicht entschädigt auch bei miesem Wetter wie bei meinem Besuch so ziemlich für alles!
Downtown Denver
Parkplatzzufahrt, Pepsi Center und gemeinsame ÖV-Station.
Das Downtown Aquarium jenseits des am Park vorbeiführenden South Platte Rivers.
Centennial Park, Speer Boulevard und Blick nach Nordosten.
Weiters habe ich noch ein paar Panorama- und auch ein paar normale Bilder des Wasserparkbereichs Island Kingdom, der an diesem Tag zum ersten Mal in der Saison öffnete. Trotz doch eher frischer Temperaturen haben sich einige Besucher da rein und auch auf die Rutschen gewagt.
Auf der grau zubetonierten Fläche hat sich früher eine leckere Halfpipe-Rutsche befunden, diese wurde auf diese Saison hin entfernt.
Krass fand ich bei diesen Reifenrutschen die Intensität des an den Startpunkten eingeleiteten Fliesswassers. Bis in 76 Meter Höhe hat man hier deutlich die Gischt gesehen und auch das Rauschen wahrgenommen.
Die Elitch Gardens waren zwar ein ausgesprochen schöner Tourauftakt und man kann hier durchaus viel Spass haben. Allerdings erinnert der Park so rein konzeptmässig einfach ein wenig zu sehr an Magic Springs. Man absolviert alle Coaster, tätigt ein paar Flatride-Fahrten, fotografiert ausgiebig, wiederholt die Highlights noch ein paar Mal - und dann ist es 13.30 Uhr.
Es fehlen irgendwie einfach so richtig markante Highlights, um hier als Coasterfreak einen vollen Tag verbringen zu können. Nur in Kombination mit dem Wasserpark - bei den Temperaturen an meinem Besuchstag und angesichts des Folgetagprogramms aber eh kein Thema - könnte man von so etwas wie einer Tagesdestination sprechen. Aber irgendwie war mir das aufgrund der Vorrecherche eh schon halbwegs bewusst und ich hab dank des vergünstigten Eintritts trotzdem eine ganze Menge Fun und tolle Fahrten auf ein paar beachtlichen Bahnen rausholen können. Als erster Park auf der Tour hat er sich jedenfalls als gut und auch geeignet erwiesen - und so werde ich ihn auch in Erinnerung behalten.
Nach dem Parkbesuch hier übermannte mich dann der Jetlag, so dass ich für ein kurzes Nickerchen und um die Kamera aufzuladen kurz ins Country Inn beim Flughafen zurück gekehrt bin. Danach bin ich am frühen Abend dann noch in den Lakeside Amusement Park aufgebrochen - hiervon wird dann der nächste Bericht handeln. Bis dahin: vielen Dank fürs Lesen!
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."