Gleich drei europäische Parks gaben am 01.Juli 2015 ihre Neuheiten für die Öffentlichkeit frei. So kann man sich ab sofort im pfälzischen Holiday Park vom Sky Fly durch die Luft wirbeln lassen oder sich im Hansa Park dem Schwur des Kärnan ausliefern. Oder man bewirbt sich als Kumpel bei der "Rijksmijn Baron 1898" um in Efteling nach Gold zu graben.
Bereits einen Tag zuvor hatten sowohl der Hansa Park als auch Efteling Vertreter der Presse eingeladen, um ihre Neuheiten offiziell zu eröffnen und erste Testfahrten zu gewähren. Während arpi sich
den Schwur des Kärnan ganz genau anschaute, waren DelLagos und ich in den Niederlanden, um den neuen Dive Coaster Baron 1898 für euch zu testen.
Um kurz nach 10 Uhr begaben wir uns zum Gästeservice, um nach unseren Eintrittskarten zu fragen. Von dort wurden wir einmal auf die andere Seite des großen Eingangsbereichs geschickt, wo an der "Eventkasse" die Anmeldung für die Presse stattfand. Dort wiederum sagte man uns, wir müssten uns an der kleinen Holzhütte auf dem Vorplatz melden. Leicht verwirrt ob der Tatsache, dass an dieser Hütte ein Zettel hing, der nur die Anmeldung für Gewinner von Testfahrten suggerierte, fragten wir noch einmal nach. Und mussten feststellen, dass wir gar nicht als Pressevertreter eingeladen waren, sondern "nur" als Testfahrer. Daher gab es für uns weder ein Interview, noch konnten wir an der eigentlichen Eröffnungszeremonie teilnehmen.
Wir nahmen also unsere Eintrittskarten samt Wristband für die Testfahrt entgegen und hatten nun knappe 4 Stunden Zeit, bis wir uns am Treffpunkt einfinden sollten. In dieser Zeit konnten wir noch einige andere Attraktionen genießen und erste Blicke auf den imposanten Förderturm werfen. Die Wege zum Baron selbst waren jedoch großzügig abgesperrt und selbst die Bootsfahrt Gondoletta nahm erst am späten Nachmittag den Betrieb auf.
Schon von weitem ist der imposante Lift zu erkennen - wenn die Bäume einmal freie Sicht bieten.
Zur offiziellen Eröffnung hatten wir leider keinen Zugang.
Die ersten Fahrten mussten wir also von außen zusehen.
Aber schon von hier wirkt die Fahrt äußerst dynamisch.
Die Verantwortlichen hatten offenbar alle geladenen Gäste in Gruppen eingeteilt, die nun über den ganzen Tag verteilt ihre Testfahrten absolvieren konnten. Nach der Presse waren um 14:30 Uhr nun also die "Freizeitparkblogger und Youtuber" an der Reihe. Wir trafen uns auf dem Platz vor Pirana und wurden kurz von offizieller Seite begrüßt. Es folgte eine kurze Einweisung in den Ablauf und die Vorgehensweise für die GoPro-Filmer, denn der Park stellte spezielle Klemmen für Fahrtaufnahmen bereit. Schließlich durften wir endlich den abgesperrten Bereich betreten.
Während DelLagos mit seiner GoPro den Eingang für Rollstuhlfahrer nutzen musste, stellte ich mich an der normalen Warteschlange an. Diese befindet sich links neben dem gewaltigen Stationsgebäude. Auch ein Zugang für Single Rider ist vorhanden. Die Warteschlange erstreckt sich über den gesamten Bereich zwischen Stationsgebäude und der Bahn selbst. Dabei gibt es leider keinerlei Möglichkeiten zur Verkürzung des Weges, man muss also immer den kompletten Weg ablaufen. Zudem gibt es keinerlei Schattenspender, was an sonnigen Tagen sicherlich nicht ganz angenehm sein wird. Ob die noch wachsende Vegetation dies in den nächsten Jahren ändern wird, bleibt abzuwarten. Relativ kurz vor dem Ende des Wartebereichs teilt sich dieser nochmals auf. Wer in der ersten Reihe sitzen möchte, stellt sich nach links, wer in die Reihen zwei und drei möchte, geht nach rechts. Bevor es dann in das Gebäude hinein geht, teilt ein Mitarbeiter den Besuchern ihre Reihe zu, indem er Wertmarken verteilt. Darauf ist die jeweilige Reihe vermerkt. So betreten in der Regel immer genau 18 Personen das Stationsgebäude, in dem zunächst eine Pre-Show auf die angehenden Kumpel wartet.
Kurze Begrüßung durch Petra Schulze Göcking und Corine Konings von der Kommunikationsabteilung des Parks.
Vor dem Eingang steht der obligatorische Testsitz.
Mittels Stellenanzeige werden neue Kumpel gesucht.
Die Warteschlange verläuft komplett outdoor.
Schatten suchte man dort leider vergebens.
Dafür kann man Teile der Fahrt aus schönen Perspektiven bewundern.
Die 18 Personen sammeln sich zunächst im recht kleinen Vorraum des Stationsgebäudes. Schließlich öffnen sich die Türen und man betritt die Umkleide. Dort heißt der Baron Gustave Hooghmoed seine neuen Arbeiter willkommen und schwört sie darauf ein, so viel Gold wie möglich zu fördern. Damit auch die internationalen Gäste die Story verstehen, erscheint der Text zusätzlich in englischer Sprache auf einem Bildschirm. Dann jedoch erscheinen die mittels Videomapping projizierten "Weißen Frauen". Geisterähnliche Wesen, deren Aufgabe es ist, den kostbaren Boden zu schützen und die die neuen Kumpel eindringlich warnen. Doch dem habgierigen Baron ist das egal...
Schon im Vorraum werden ein paar Details "ausgestellt", die zum Teil aus echten Bergwerken stammen.
So wie dieses alte Telefon.
Jeder Kumpel hat seine Marke. So erkennt man direkt, wer in der Mine ist und wer nicht.
Hier geht es zur Umkleidekabine.
Der Pre-Show-Raum.
Auch hier finden sich diverse Details.
Die Arbeitskleidung ist an der Decke aufgehängt.
Die Warnung der "Weißen Frauen" findet bei Gustave Hooghmoed kein Gehör.
Der weitere Weg in die Mine führt am Büro des Barons vorbei und eine breite Treppe hinauf. Oben wartet Gustave Hooghmoed in Form eines wirklich überzeugenden Animatronics und gibt letzte Anweisungen. Mitarbeiter sammeln schließlich die Wertmarken ein und schicken die Besucher zur entsprechenden Tür. Etwas seltsam finde ich dabei, dass der Weg für die erste Reihe immer links der zweiten und dritten Reihe verläuft, zum Einstieg dann aber natürlich auf die andere Seite wechseln muss. Nach einem furchtlosen "Glück auf" durch den Baron öffnen sich schließlich die Türen und man betritt endlich die Station. Diese ist sehr großzügig gestaltet, dennoch dauert der Be- und Entladevorgang teilweise recht lange. Grund dafür sind die relativ knapp bemessenen Ablagefächer. Kleine Gegenstände wie Handys, Brillen und Co. können in drehbaren Ablagefächern direkt am Ausgang jeder Reihe untergebracht werden (Ähnlich dem Flug der Dämonen im Heide Park). Für größere Taschen und Rucksäcke steht zusätzlich ein Schrank auf der Ausstiegsseite. Dieser ist aber leider sehr schmal geraten, sodass es relativ lange dauert, bis alle Mitfahrer ihre Sachen herausgeholt und die nächsten ihre Sachen dort abgelegt haben. Noch dazu ist die Ausstiegsseite im Vergleich zur Einstiegsseite deutlich enger geraten, sodass sich die Besucherströme dort merklich stauen. Für eine schnelle Abfertigung alles andere als optimal.
Das Büro des Barons.
Glück auf!
Die Station von oben. Gut zu erkennen sind die Säulen auf der Ausstiegsseite für kleine Gegenstände und der schmale Schrank für große Taschen.
Haben endlich alle ihren Platz in den gewohnt bequemen
B&M-Sitzen eingenommen (die beiden mittleren Sitze jeder Reihe sind übrigens Big-Boy-Sitze) und sind die Bügel gecheckt, kann die Fahrt auch schon losgehen. Ein nettes Detail ist dabei der Hebel vorne rechts in der Station, den einer der Mitarbeiter während der Abfahrt des Zuges zieht. Allerdings kommt es hierbei auch auf den jeweiligen Mitarbeiter an. Ich habe jedenfalls auch einige gesehen, die diese Option nicht nutzten und einfach nur den Freigabeknopf auf dem Hebel drückten.
Nach der Freigabe klappt der Boden weg, das optisch perfekt eingebundene Tor öffnet sich und der Zug setzt sich in Bewegung und durchquert eine leichte Nebelwand. Weit kommt er allerdings nicht, denn bevor er den Lifthill erklimmt, bleibt er nochmals stehen und es folgt ein weiterer Show-Part. Dabei schweben erneut die "Weißen Frauen" durch den Raum und verleihen ihrer Warnung ein letztes Mal Nachdruck, bevor schließlich die eigentliche Fahrt beginnt.
Der Freigabeknopf befindet sich auf einem beweglichen Hebel.
Die sonst üblichen einfachen Metallstangen wurden beim Baron durch ein optisch passendes Tor ersetzt.
Der imposante Lifthill wird recht zügig erklommen. Dabei drehen sich die großen Räder des Förderturms passend mit (und nachdem der Zug ausgeklinkt wurde auch wieder zurück). Ohne Verschnaufpause rollt der Zug über den Abgrund, bis die Haltekette relativ abrupt zupackt. Nach wenigen Sekunden ertönt eine Klingel und im nächsten Moment stürzt der Zug den 37,5 Meter Tiefen Drop hinab in ein nebelgefülltes Loch. Dabei kann man besonders in der letzten Reihe schonmal den Kontakt zur Sitzfläche verlieren. Das ändert sich aber schnell wieder, wenn man mit sanftem Druck durch den Tunnel jagt und in den
Immelmann gespuckt wird. Dieser wird ebenso wie die folgende Zero-
G-Roll überraschend flott durchfahren, was die Fahrt weniger träge erscheinen lässt, als bei anderen Dive Coastern. Anschließend legt sich der Zug sanft auf die Seite und durchfährt mit ordentlichem Tempo die
Helix, wobei die Passagiere angenehm aber bestimmt in ihre Sitze gedrückt werden. Der abschließende
Airtime-Hügel sorgt ein letztes Mal für ein leichtes Kribbeln im Bauch, auch wenn es nicht ganz zum Abheben reicht. Und nach einer letzten Kurve greift auch schon die Schlussbremse zu und bringt den Zug sanft zum Stillstand. Die Abfertigung war an diesem Tag noch nicht wirklich gut. Trotz der Pre-Show vor dem Lift war der erste Zug meist schon in der Schlussbremse, ehe der nächste abfahren konnte. Man hätte sich also getrost einen der drei Züge sparen können, ohne die Kapazität zu beeinflussen. Bleibt zu hoffen, dass sich das im Laufe der Zeit bessert, wenn die Abläufe einmal eingespielt sind.
Der Förderturm ist schnell erklommen.
Dabei drehen sich die Räder immer passend zum Zug.
Kurzer Stopp mit Blick in die Tiefe.
"Ring, ring"
Und dann geht es abwärts.
Hinein in die vollständig mit Nebel gefüllte Mine.
Auf der anderen Seite des Tunnels schießt man wieder empor.
Direkt hinein in den Immelmann.
Und ohne Pause direkt in die Zero-G-Rolle.
Die Helix bringt Fahrer und Sitz noch näher zusammen.
Erst bei der Ausfahrt lässt der Druck langsam nach.
Der Airtime-Hügel lässt den Bauch ein letztes Mal kribbeln.
Nach der Schlusskurve ist die Fahrt auch schon wieder vorbei.
Wieder zurück in der Station heißt es aussteigen und die Taschen aus dem Schrank nehmen - wenn man denn mal dran kommt. Über eine lange Treppe geht es nach oben, wo man quasi einmal um die Station herumläuft und auf diese hinabschauen kann. Ein schmaler Gang führt schließlich nach draußen und in einer Treppe zwischen den Gebäudeteilen wieder nach unten. So landet man in dem kleinen Schuppen unter dem tatsächlich rauchenden Schornstein, in dem man künftig seine Fahrtfotos kaufen kann. Für uns gab es dort eine CD mit dem Soundtrack von Baron 1898. Allerdings nicht die Original-Version, sondern den Remix von DJ Hardwell. Außerdem wurde dort unser Wristband abgeschnitten, denn jeder Testfahrer sollte genau eine einzige Fahrt absolvieren dürfen. Da Markus allerdings die Pre-Shows nicht sehen konnte, weil er ja durch den Rollstuhlfahrer-Eingang rein musste, stellten wir uns einfach ein zweites Mal an. Es schien niemanden zu interessieren, dass wir gar kein Bändchen mehr hatten, nur die Frau am Ausgang schaute leicht verwirrt, als sie nichts abschneiden konnte.
Der Ausgang führt direkt in den Schuppen unter dem Schornstein.
Dieser raucht übrigens wirklich.
Im Schuppen ist der Foto-Verkauf untergebracht.
Während bereits die nächste Gruppe (ich meine, es waren ausgewählte Jahreskartenbesitzer) den Bereich stürmte, wanderten wir noch ein wenig umher, machten Fotos beziehungsweise Videos und genossen die stimmige Atmosphäre. Im "Fundament" des Förderturms ist zudem noch ein kleiner Imbiss untergebracht. Neben Milchshakes und anderen Getränken gibt es im 't Melkhuysje (das Milchhäuschen) auch kleine Pizzen, die durchaus zu überzeugen wissen.
Fazit: Der Baron 1898 ist eine rundum gelungene Attraktion. Der imposante als Förderturm gestaltete Lifthill mit drehenden Rädern und Klingel, das gewaltige und authentische Stationsgebäude mit den Pre-Shows und vielen Utensilien aus echten Bergwerken, und natürlich die Fahrt selbst. All das macht diesen Dive Coaster weltweit einmalig. Zwar ist die Fahrt relativ kurz, der Spaß bleibt aber definitiv nicht auf der Strecke. Bis auf 2-3 kleine Hakler in der
Helix (die aber auch nicht weiter stören) ist die Fahrt außerdem wie gewohnt butterweich. Zudem darf man diesen Dive Coaster nicht alleine auf die Fahrt reduzieren, denn es zählt das Gesamterlebnis. Und das stimmt von vorne bis hinten. Einzig der unüberdachte Wartebereich und der zu klein geratene Ablageschrank - ein Hauptgrund für die zu langsame Abfertigung - bieten Grund zur Kritik. Aber das sind Dinge, die sich durchaus beheben lassen und dem Erlebnis keinen Abbruch tun.
Auch wenn wir uns das Ganze ein wenig anders vorgestellt hatten, möchten wir uns recht herzlich bei Efteling bedanken, dass wir die Chance hatten, den Baron 1898 einen Tag vor den normalen Besuchern testen durften. Es war ein gelungener Tag und ein einmaliges Erlebnis.
Eine Alternative für eine schnellere Abfertigung?
Ein Überbleibsel der Eröffnungs-Zeremonie?
Fehlen da etwa ein paar Schrauben?